Mann nur noch Fokus auf Vaterrolle

Seit der Geburt unseres Sohnes (2 Jahre her) ist mein Mann wie ausgewechselt. Vorher: Wir stritten früher so gut wie nie, kommunizierten gut. Wir gehen grundsätzlich selten aus, reisen dafür aber oft. Gemeinsame explizite Hobbies hatten wir noch nie. Ich bin eher schweigsam, was er regelmäßig versuchte "aufzubrechen". Er ist sehr gefühlvoll und rücksichtsvoll. Seit nun der Kleine da ist, steht er natürlich im Mittelpunkt - aber für meinen Mann heißt das ausschließlich. Er wäre am liebsten Hausmann und würde sogar stillen wenn er dazu in der Lage wäre. Erstmal ein lustiger Rollentausch.

Wir reden kaum noch, meist reagiert er nicht mal auf meine Gesprächseinstiege - also wenn mir schon das Reden zu wenig ist... Er hat einen extrem hohen Anspruch an sich als Vater - und auch an mich, ich werde häufig kritisiert. Er ist allerdings sehr nachgiebig mit dem Kind, was ich langfristig für gefährlich halte, meine Strenge wird mir als Kälte ausgelegt. Er macht viel im Haushalt, aber meckert trotzdem, wenn ich nicht zum Aufräumen komme, obwohl er mir Schuldgefühle macht, wenn ich das Kind alleine spielen lasse, um zu haushalten. Wir arbeiten beide 30h, ich weiß, dass er überlastet und übermüdet ist, aber das bin ich doch auch.

Das Schlimmste ist eigentlich, dass ich prinzipiell nichts mehr sagen kann, ohne dass er es völlig paranoid als Kritik oder Wut auffasst. Ich kann meine Gefühle nicht äußern - für ihn ist das sofort ein Streit. Wenn ich zu sinnlos angegangen werde, platzt mir zugegeben manchmal der Kragen und ich werde laut (kein aggressives Brüllen, nur halt lautstark unter Tränen). Ich dachte bisher, dass Menschen sich durchaus auch mal anschreien können und danach wieder zivilisiert sein können - ist das nicht so? Für ihn ist Schreien quasi gleichgestellt mit physischer Gewalt. Er stellt mich dann als aggressiv/psychisch krank dar - ich bin einfach nur erschöpft und leide unter dem Umgang mir gegenüber.

Wenn wir "gestritten" haben (also quasi aller paar Tage), braucht er eine Weile, um wieder klarzukommen, Distanz, kein Sex, keine empfindlichen Themen wie die Schwiegereltern oder Arbeit. Für mich ist das Folter, obwohl ich sein Rückzugsbedürfnis verstehe, aber ich laufe dann auf einem Minenfeld. Zwischendurch ist er wieder total liebevoll, aber sobald es um das Kind geht, kommt Mr. Hyde raus.

Für das Kind gibt er alles, Nachtschichten bei Krankheit ohne zu Murren, für mich ist nicht mal ein Tee drin, wenn ich krank im Bett liege.

Wir kennen uns 8 Jahre, nichts davon hat sich vorher abgezeichnet. Viel wird sicher am chronischen Schlafmangel liegen, der hohe Anspruch vielleicht daran, dass er Scheidungskind ist (Vater war einige Jahre lang Alkoholiker.) Ich verstehe das alles nicht, was ist mit meinem Mann passiert?

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Hey,

Schlafmangel ist eine Folter, da kann man schon mal ein wenig „entarten“. Dennoch solltet ihr euch gegenseitig respektieren und dein Mann sollte verstehen, dass „es anders machen“ nicht heißt, dass es besser oder schlechter ist.
Natürlich sollte man kritikfähig sein, aber nicht jede von ihm geäußerte Kritik wird notwendig sein.
Des Weiteren sollte einfach jeder mal seine Meinung sagen dürfen.
Ich habe nach 15 Jahren des Zusammenseins letztlich mit Kind meinen Mann auch noch einmal neu kennengelernt. Da gibt es eine Seite, die ich vorher noch nicht kannte. Ebenso hat er eine neue Seite von mir kennengelernt.
Wir haben festgestellt, dass wir einfach total müde und angespannt sind, wir haben keine Familie oä da, die uns ein paar Stunden Betreuung im Monat abnehmen könnte und so fehlt einfach mal wieder entspannte Zeit zu Zweit.
Zeit, sich mal wirklich dem Partner zuwenden zu können, Fragen zu können: „Wie geht es dir eigentlich grade? Wo geht die Reise hin? Wie wollen wir unsere verschiedenen Vorstellungen von Erziehung auf einen „goldenen Mittelweg“ bekommen?“
Ich bin meist auch etwas strenger alles mein Mann, aber ich zeige natürlich ebenso sehr, dass ich unsere Kinder liebe. Dennoch brauchen sie Grenzen.
Wenn er so ein „perfekter“ Vater ist, sollte er sich bzgl Grenzensetzen etc nochmal belesen.

Ich wünsche euch alles gute.
Redet miteinander.

LG

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Hast du mal versucht mit ihm außerhalb einer Streitsituation ganz nüchtern auf der Metaebene über die Problematik zu kommunizieren?

Wir können das auch, also uns chronisch missverstehen. Insbesondere ich bin sehr gerne auf der Beziehungebene unterwegs und kriege dann gerne sachlich Gemeintes in den falschen Hals. Mein Mann kann das aber auch.

Es ist dann hilfreich, ganz einfach mit dem Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun auseinanderzuklamüsern, wie eine Nachricht gemeint und wie sie angekommen ist.
Im zweiten Schritt guckt man dann, warum Missverständnisse entstanden sind, also z.B. welche unausgesprochenen Konflikte oder Schieflagen dazu führen, dass die Partner auf unterschiedlichen Ebenen unterwegs sind.

Was man auch üben und lernen kann, ist, einen Streit nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Wir geben uns eigentlich immer abends einen Kuss und sagen und, dass man sich trotz aller Uneinigkeit lieb hat... das fällt meinem Mann schwerer als mir, weswegen ich diesen Part für ihn meist mit übernehme, auch wenn er aus meiner Perspektive falsch liegt.

Tagelanges Bestrafen des Partners durch Liebesentzug ist echt fies. Da sehe ich Optimierungsbedarf bei deinem Partner. Müsste er eigentlich einsehen, denn wohl fühlt er sich sicher auch nicht in der Haltung des verletzten Opfers.

Was auch hilft: Analysieren, wo die Knackpunkte liegen. Häufig beruhen ganz unterschiedliche Konflikte auf einer Ursache (mangelnde Wertschätzung, divergierendes Ruhebedürfnis etc.).

Solltet ihr das allein nicht hinbekommen, helfen Seminare über Kommunikation in Beziehung oder eine Paartherapie.

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Dein Mann hört sich an, als hätte er entbunden und Harmonenbedingte Stimmung.

Ihr müsst auf jeden Fall immer reden und so, dass ihr euch anseht. Wenn das Kind schläft oder einfach, wenn ihr eine ruhige Minute habt. Reden, über alles. Sich selbst analysieren, die eigene Schuld zugeben und reflektieren und versuchen dies zu ändern. Den Partner fragen, was ihn genau an dir stört und ihn darum bitten, dass er das immer direkt anspricht und du versuchst dies zu ändern. Auch SEINE Macken ansprechen und erklären wie es dir dabei geht und wie du dich fühlst.
Das ganze aber bitte ohne Vorwürfe sondern mit Gefühlen.

Alles Gute

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ist bei uns ähnlich dem, was du beschreibst.

allerdings sehe ich es positiv.

ich hab lieber einen mann, der sich nachts für die zwerge aufopfert und mich , wenn ich im bett kränkele ignoriert, als umgekehrt

#winke

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Also ein bisschen kenn ich das auch von meinem Mann. Definitiv hab ich bei meinem Mann auch den Platz 1 eingebüßt seit die Kinder auf der Welt sind. Er liebt sie mehr als mich, da mach ich mir nix vor 🤷‍♀️ Wie hier auch schon gesagt wurde, kann ich das aber positiv sehen. Ich hatte auch so einen tollen Vater, der mich so vergöttert hat und ich freue mich für meine Kinder, dass sie das auch haben 💕

6

Ich denke ihr müsst es schaffen wieder mit einander zu reden. Bestünde die Möglichkeit dass ihr eure Wünsche und Erwartungen ans Familienleben (zu den Punkten Kind/Erziehung/Leben als Paar/Aufgaben im Haushalt/Arbeiten/...) schriftlich formuliert? Und dann den anderen lesen lasst? Da sind die Formulierungen oft nicht so emotional. Und wenn du merkst dass ihr alleine nicht weiter kommt, kann und darf man sich auch Beratung dazu holen. Wichtig ist dass ihr wieder kommuniziert und nicht nur Vorwürfe macht.