Schwiegermutter und ihre Psychische Erkrankung

Ich lese schon länger mit, heute muss ich auch Mal fragen. Schwiegermutter hat eine psychische Erkrankung, sie ist bipolar. Sie nimmt Medikamente und geht zum Neurologen. Leider dreht sich alles bei ihr um die Erkrankung. Jetzt ist es wieder besonders schlimm. Sie sagt, dass es ihr wieder sehr schlecht geht. Man merkt es nur nicht, daher haben wir ihr auch keine Hilfe angeboten. Sie sagt sie sei antriebslos und kann nichts entscheiden.. auf der anderen Seite fährt sie ständig auf Urlaub, ist jeden Tag unterwegs. Feiert mit ihren Freundinnen, oder ist auf diversen Geburtstagen und Co. eingeladen. Da hat sie den Antrieb.. wenn man sie anruft ist sie immer unterwegs, ...z.B in der Wohnung etwas zu machen( putzen wollte sie noch nie ist für sie Zeitverschwendung) oder im Garten da fehlt dann plötzlich der Antrieb...
Wir können das nicht einordnen.... Sie überträgt auch immer ihre Gemütslage auf unseren Sohn 4 Jahre... Du musst nicht traurig sein, wenn die Oma heim fahren muss... Ist er eh nicht...
Da wir weiter von einander weg wohnen, können wir auch nicht so oft kommen, das missfällt ihr auch, sagt sie nicht direkt sondern halt durch die Krankheit.. Wenn ihr da seid geht es mir gut. Leider ist Schwiegervater schon länger gestorben, da war es noch nicht so. Sein Tod hat sie aus der Bahn geworfen.. Ihr würde leider immer alles abgenommen, zuerst von ihren Eltern dann vom Mann.. sie musste nie selbst etwas entscheiden oder die Initiative ergreifen. Alles haben andere für sie gemacht.. dann war alles anders... war dann natürlich für sie eine Umstellung.. aber das dass so schwer ist das Mann eine psychische Erkrankung bekommt??
Wie sollen wir mit ihr umgehend... Es ist schwer für uns ihren Zustand richtig einzuordnen.. Wir haben oft das Gefühl sie übertreibt absichtlich damit sie im Mittelpunkt steht... Wie geht man damit um?

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Hallo

Hast du mal drüber nachgedacht, dass sie zu Hause keinen Antrieb hat, weil sie dort alleine ist und sich einsam fühlt? Das würde den Antrieb erklären, warum sie ständig unterwegs ist, warum sie Antrieb hat, wenn ihr zu Besuch kommt.

Versuch mal, dich in ihre Lage zu versetzen und zeige Verständnis, anstatt sie zu verurteilen. Und ja, so ein Erlebnis kann eine psychische Erkrankung auslösen und psychische Erkrankungen sind genauso schlimm und ernstzunehmen wie körperliche Erkrankungen. Sie kann nichts dafür und übertreibt bestimmt auch nicht. Es ist ein Hilferuf von der Psyche und es ist gut, dass sie es so äußern kann. Viele psychisch Kranke können dies nicht.

Vielleicht reichen die Medikamente alleine nicht aus und sie braucht zusätzlich einen Psychologen, wo sie regelmäßig hingeht und eine Therapie macht. Habt ihr das mal angesprochen?

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Hallo, Danke für die Antwort. Natürlich ist sie auch einsam. Sie hat aber auch Vor Ort viele Verwandte. Schwager wohnt 100 m entfernt, er ist auch jede Woche bei ihr. Ihr Bruder wohnt gleich um die Ecke, der ist Rentner und hat auch Zeit. Wir sagen ihr immer sie soll in Einzeltherapie gehen. Macht sie leider nicht, da müsste sie vorfinanzieren und da sagt sie das Geld gibt sie lieber für andere Dinge aus..( sie würde eh eine Großteil zurückbekommen) sie geht lieber zur Kirche, da gibt es eine gratis Gesprächsrunde..( kein Psychologe sondern Pfarrmitglieder leiten die Runde)...
Leider habe ich immer als Beispiel meine Oma vor Augen, mit 40 Mann verloren, hat eine Landwirtschaft alleine geleitet und ist nebenbei noch bei anderen Landwirten arbeiten gegangen.
Mit 50 hat sie mich dann aufgezogen..
Die war komplett anders.. sie hätte auch Depressionen kriegen können, ständige Geldsorgen, ständige Sorge um die Teenager Töchter... Ich soll nicht vergleichen ich weiß..
Schwiegermutter hat keine Geldsorgen, Schwiegervater hat gut verdient... Sie hat eine Wohnung einen Garten viele Freunde..

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Jeder Mensch ist anders und jeder Mensch geht anders mit schweren Situationen um und jeder hat auch andere Ressourcen.

Meine Tante zB hat zweimal ihren Partner auf tragische Weise verloren. Trotzdem lebt sie ihr Leben und genießt jeden Augenblick. Nach außen hin wirkt sie glücklich, zufrieden. Kümmert sich ums Eigenheim, Kinder und Enkelkinder. Aber wer weiß, ob es in ihr auch so aussieht.
Weißt du, wie es in deiner Oma ausgesehen hat, wenn sie alleine war? Man guckt den Menschen nur vor den Kopf. Es gibt sehr viele, die solche Dinge nicht nach außen zeigen, weil es leider immer noch nicht ernst genommen wird und man schnell als Psycho abgestempelt wird.

Nur, weil viele Verwandte vor Ort sind, heißt das doch auch noch lange nicht, dass deine Schwiegermutter nicht einsam ist. Man kann auch in Gesellschaft einsam sein.
Geld, Freunde und Familie sind keine Garantie, dass man sich wohlfühlt und psychisch stabil ist und kein Heilmittel für Depressionen oder eine bipolare Störung.

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"Wie geht man damit um? "

Ja, wie geht man damit um?...Verständnisvoll natürlich.
Deine Schwiegermutter ist in Behandlung, nimmt Medikamente. Dass ihr die Krankheit nicht immer voll ausgeprägt wahrnehmt, liegt ja wahrscheinlich genau daran und auch daran, dass sie unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann und verschiedene Phasen ineinander übergehen.
Bipolar ist mMn noch weniger zu verstehen als normale Depression, schon gar nicht, wenn man die Person nur hin und wieder erlebt.
Sich da als Laie ein Urteil zu erlauben, finde ich schon fast frech.

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Ich habe eine etwas andere Meinung als die Vorschreiber. Deine SM muss lernen mit der Krankheit klarzukommen und sich ihre Kräfte einteilen. Das müssen alle Menschen lernen, die erkranken. Wenn sie einen guten Tag hat, kann sie den Haushalt erledigen und nicht den Tag in der Stadt verbringen. Genauso ist es mit dem allein sein, wenn der Partner verstirbt. Man muss seinen Alltag neu regeln und gerade unselbstständigen Menschen fällt dies schwer, aber dennoch ist es ihre Aufgabe. Sie scheint ein soziales Netzwerk zu haben, das ist schon mal super. Wenn ihr ihr Haus zu viel ist, könnt ihr sie beim Umzug unterstützen oder eine Haushaltshilfe organisieren. Regelmäßige Treffen und Telefonate sind in meinen Augen selbstverständlich, aber ihr seid weder ihr Betreuer, noch ihr Animateur. Sollte sie nicht mehr alleine leben können, ist es natürlich was anderes. Dann muss man andere Lösungen finden, aber soweit scheint es nicht zu sein bei Euch.

Ich erlebe es gerade selbst, dass meine Mutter von meiner Oma völlig vereinnahmt wird. Es wird immer mehr verlangt und nie ist es genug. Meine Mutter hat quasi gar kein eigenes Leben mehr und das kam auch alles schleichend, also Obacht. Je länger Menschen alleine leben, desto egoistischer werden sie. Das hätte ich auch nicht so gedacht.

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1. konkret zur Erkrankung informieren
2. Hilfe für Angehörige in Anspruch nehmen. Selbsthilfegruppe usw.

Zu dem genannten
bipolar ist ja das: der Wechsel zwischen übersteigertem Enthusiasmus und Antriebslosigkeit.

Wenn sie sagt, dass er ihr schlechter geht und sie diesen Wechsel auslebt, würde ich genauer hinsehen und zusehen, dass sie zum Arzt kommt. Ggf. sollten die Medikamente neu eingestellt werden.

Verschuldet sich jemand haus hoch, fährt ständig in den Urlaub, verliert den Bezug zur Realität - dann ist es oft schon zu spät; die Symptome weit fortgeschritten.

Sie merkt es selbst? Das tun nicht viele. Bei den meisten ist es ein schleichender Übergang von mal Feiern -> zu ständig auf der Piste sein und Nächte lang durchfeiern, nicht mehr schlafen, sich verschulden
und dann völlig erschöpft zusammen brechen.

"Alles haben andere für sie gemacht.. dann war alles anders... war dann natürlich für sie eine Umstellung.. aber das dass so schwer ist das Mann eine psychische Erkrankung bekommt??"

Wurde alles für sie gemacht, weil sie da schon Anzeichen hatte? Weil es für die anderen einracher war? Sie beim Lernen unterstützen war vielleicht anstrengend oder gar nicht erst möglich. Es könnte gut sein, dass die Krankheit schon lange da war, Symptome da waren... aber durch den Halt der anderen, nicht so extrem zum Ausbruch kamen.... gedeckelt wurde, irgendwie in Bahn gehalten wurde.....

Ja, Tod nahestehender kann extrem viel auslösen. Auch bei gesunden.
Es kann aber auch gut sein, dass vorher schon da war, nur nicht aufgefallen ist, weil es durch Angehörige aufgefangen und in Bahn gehalten wurde.


Sprich mit ihr: sie sagt selbst, dass es ihr schlechter geht.
Möchte sie Begleitung, um zum Arzt zu gehen? Sehr gut !!! Das können die wenigsten noch selbst einschätzen. Zum Arzt begleiten würde ich sofort tun, das ist HIlfe zur Selbsthilfe.

Will sie nicht zum Arzt, merkt aber selbst, dass sie sich verändert, dass es schlechter wird?
Dann informier dich zur Krankheit und wann du handeln kannst, musst, sollst, wann du es leider hinnehmen musst.

Kontakt zum Kind erst mal sein lassen. Es ist schon schwer für die Erwachsenen mit einer Krankheit umzugehen, die sie selbst nicht verstehen. Das einem Kind zu erklären ist schwierig.
Wenn ihr Erwachsenen mal gelernt habt, was die Erkrankung bedeutet, selbst Unterstützung für ANGEHÖRIGE habt. Dann könnt ihr euch auch Beistand für's Kind holen. Jemanden, der sich mit Kindern (Angehörige von) auskennt, wie ihr das eurem Kind sinnvoll erklärt. Buch? Direkt? usw.
Bei engem Kontakt Knd mit Oma, braucht es mehr Aufklärung. Bei die beiden sehen sich so gut wie nie, kann ein "Oma ist krank" reichen.


Damit befassen würde ich mich auf jeden Fall und Hilfe für Angehörige suchen.
Baut ein gutes Netzwerk auf und wappnet euch für Eventualitäten. Schübe usw.
Kann sie in guten Zeiten, in denen sie gut eingestellt ist, geistig fit ist, selbst Vorkehrungen treffen?
In akuten Schüben kann es passieren, dass niemand an sie heran kommt.

Viel Feiern, viele Urlaube und Antriebslosigkeit würde ich auf jeden Fall ernst nehmen.
Noch kann es ein Leben genießen und alles noch im Rahmen sein.
Bei dieser Erkrankung kann das schnell zu extremen kommen - und dann ist guter Rat teuer.

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Sie hat immer andere entscheiden lassen und sich alles abnehmen lassen. Das ist eine klassische und eigentlich sehr kluge Strategie, ein einigermaßen normales Leben zu bekommen, wenn man bipolar ist. Und nun ist der Korken (ihr Mann) weggebrochen und damit ist es eskaliert. Auch das ist ein eher klassischer Verlauf.

Auch die Tatsache das sie Zuhause nicht in die Puschen kommt, dafür ständig unterwegs ist, ist eigentlich typisch für bipolar. Das eskaliert dann erst wieder und sie bleibt nur Zuhause im Bett, wenn die Depression komplett ins schwere abgleitet. Oder wenn sie eine Hochphase kriegt und dort dann komplett ins manische kippt. Ihr Zustand ist also ein zwischen beiden Polen gerade. Und sie merkt wie Zahnweh schreibt das es am kippen ist. Was richtig richtig gut ist, dass heißt sie hat genug Krankheitseinsicht und ist aufmerksam.

Das Vergleichen mit deiner Oma. Eine bipolare Störung ist eine sehr schwere Erkrankung und sie mit einer gesunden von Genen und Co sogar begünstigen (Ressilenz, Power, etc.) Frau zu vergleichen ist unfair. Aber das zeigt auch einfach das ihr noch am Anfang des Weges als Angehörige seit. Da ist noch keine Beratung, keine Angehörigengruppe, kein im Internet Blogs zum Thema lesen passiert. Von daher möchte ich schreiben, dass es toll ist das du hier den ersten Schritt gehst und dich austauschen möchtest.

Und ich bin da bei Zahnweh. Angehörigengruppe suchen, der Sozial psychiatrische Dienst kann da die Erstberatung übernehmen. Sich über die Erkrankung informieren. Sie verstehen lernen. Etc. Und dann mit neuem Wissen/Verständnis der Situation nochmal neu dran gehen.

Was bei deinen Zeilen mitschwingt ist eine der Schwierigkeiten, die Angehörige jeder schweren Erkrankung haben. Nämlich was und wie muss ich helfen, muss ich das überhaupt und ich will aber nicht das sie krank ist. Alles verständlich und total normal. Darauf folgt jetzt einlesen, informieren, es für sich be-greifbar machen. Die Situation akzeptieren, wie sie ist. Und dann folgt alles weitere.

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sie ist bipolar, das ist das ganz normal, sie scheint aber nicht gut eingestellt zu sein, sonst hätte sie es im Griff
und dein Mann könnte genetisch vorbelastet sein.
leider sind Psysische Krankheiten vererbbar

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Sich zu verabreden, Urlaube zu machen, unterwegs sein sind gute Methoden um sich abzulenken. Ich finde es gut wie es deine Schwiegermutter macht. Zu Hause, alleine, wird sie wahrscheinlich von ihren Gefühlen erdrückt.
Wenn sie sich in der Kirchengemeinde wohl fühlt und dort über ihre Probleme spricht, ist das gut. Sie muss sich wohl fühlen und sonst niemand.