Mein Vater der Hypochonder oder Narzisst? - wie weiter damit umgehen

Hallo zusammen,

Es geht um meinen Vater, der gelinde gesagt mal wieder den Vogel abgeschossen hat gestern und mir einfach nur noch auf die Nerven damit geht.

Zu meinem Vater: er ist 50, berufstätig, saniert/renoviert gerade ein haus. Also soweit steht er gut im Leben. Wir hatten eine schwere Zeit in meiner Kindheit/Jugend, weil ich als Kind viel mitbekommen habe, dass er meine Mutter schlägt und fertig macht. Wenn sie über Nacht oder das Wochenende weg war, dass ich die blauen Flecken usw nicht sehe hieß es so Sachen wie " deine mama ist feiern/bei Freunden, weil sie dich nicht mehr liebt". Diese Manipulation ging soweit dass er meine Mutter und mich 4 mal vor Gericht geschliffen hat, bis er das Sorgerecht bekommen hat, auch weil ich dann gesagt habe ich kann nicht mehr, ich bleib dann halt bei ihm, dass ruhe ist. Das Jugendamt hat sein übriges getan, indem es von der Gewalt wusste aber meinte, er verdient besser und hat ein haus, meine mutter kann mir nichts bieten und ich muss bei ihm bleiben, er sei ja FRAUENfeindlich, und ich noch ein Kind, das passt schon.
Ich durfte keine Freunde haben, durfte nicht zur Familie meiner Mutter, auf dem Schulweg ist er mir hinterhergefahren mit den Rad, mein Zimmer wurde wöchentlich durchsucht, handy usw durfte ich nie haben (ich könnte sonst ja Kontakt zu meiner mutter haben), Telefonate durfte ich nur direkt vor Ihm führen dass ich nichts erzähle von zu Hause, oder mit meiner Mutter zu viel rede. Hatten wir Besuch der nicht die Oma war, musste ich in meinem Zimmer bleiben, lauter so Sachen. Ich wäre zu fett (mit 12 Jahren, 1,76m und 50 kilo), die Woche drauf wäre ich zu dünn. Das einzige, was ich ihm zu Gute halten muss ist, dass er mich nicht geprügelt oder angefasst hat.

Es kamen auch so sätze: "ich habe das Haus nur FÜR DICH gekauft, weil Du mir jetzt nicht hilfst überlege ich, an welchem Balken ich mich zuerst aufhänge" zudem wurde mir so krass von ihm eingeredet, dass ich mir alles einbilden, dass ich es teilweise wirklich dachte er hat recht. Außerdem wurde mir schon sehr früh eingebläut, dass ich das Abi machen MUSS, dass es wenigstens was wert war meine Mutter nicht zur Abtreibung zu zwingen, aber ich eben dran denken muss, dass ich halt nur eine Frau bin und nur zu kochen und die Beine breit zu machen habe, mehr wäre ich eh nicht wert.

Jedenfalls hat es sich immer mehr zugespitzt und mit 16 bin ich dann abgehauen, habe eine Therapie gemacht, war auch 2x in einer stationären Therapie, komme nun (10 Jahre später) einigermaßen mit ihm klar und stecke für mich klare Grenzen ab. So weit so gut. Er "benimmt" sich jetzt, ich habe 3 Kinder zu denen er UNTER AUFSICHT Kontakt haben darf, weil die 2 großen Jungs sind hat er auch Interesse dran.
Haltet mich für dumm, aber ich wollte es versucht haben, bevor er irgendwann auf die Kinder geht und erzählt ICH hätte immer den Kontakt verboten und er hat ja nichts falsch gemacht. So kann ich den Umgang kontrollieren, er traut sich nichtmal mich oder die Kinder schief anzuschauen, weil er weiß, dass er nur diese eine Chance hat. Man sieht sich zu den Anlässen (Weihnachten, Geburtstage) aber mehr auch nicht.

Nun zur hypochonder Geschichte, die mich so nervt.
Sein Bruder hat was am Knie, auf einmal er auch. Alle Ärzte die das verneinen lügen natürlich, er weiß es besser.
Das gleiche Spiel als sein Onkel an einer hirnblutung gestorben ist, sein Vater es an der hüfte hatte oder der Arbeitskollege darmkrebs.
Als ich in der Psychiatrie war wurde ADHS, Borderline, und eine Depression diagnostiziert. Auf einmal geht es wieder nur um ihn : "er hat ja auch adhs, er hat nämlich manchmal so Tage da strotzt er vor Energie und manchmal kann er sich nicht konzentrieren" als die Psychologin meinte ganz so einfach ist es nicht, hieß es ich hätte die Psychologin manipuliert und die hätte eh keine ahnung.

Zu der Sache, die den Vogel gestern abgeschossen hat: Mein sohn ist autist+adhs und ertägt z.B. bestimmte Kleidung nicht aufgrund des Stoffes oder des Schnitts. Auch sandalen gehen nicht. Also gestern haben wir telefoniert und er klatscht mir allen ernstes vor die Nase, er ist 100% auch autist, weil er KEINE SANDALEN MAG!!!!

Jetzt meine Frage an euch: Wie gehe ich weiter mit diesem Menschen um?
Gar nicht mehr über irgendwelche Krankheiten reden? Oder soll ich ihm jedes mal deutlich machen, dass er grade am Rad dreht?

Ich weiß halt nicht ob es narzissmus ist und er einfach wieder will dass sich alles um ihn dreht oder ob er echt so einen Film schiebt und fest davon überzeugt ist die Krankheiten zu haben. Psychologische Hilfe Usw lehnt er natürlich konsequent ab, die haben eh keine ahnung 🙄


Den Kontakt will ich ungern abbrechen, nur weil ich genervt bin, meine Jungs lieben ihn und er stellt sich als Opa von Jungs echt gut an, hat seitdem nie wieder einen dummen Kommentar in meine Richtung gemacht und wie gesagt solange er begleiteten Umgang hat und nicht in alte Muster fällt hat er noch eine Chance.

Bearbeitet von Wie umgehen
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Ich habe auch einen sehr anstrengenden Vater, ganz so krass wie deiner ist er aber nicht. Bei meinem Vater ging es die Diagnose Asperger Autismus, und es stand mal ein Verdacht auf Narzissmus im Raum. Ehrlich gesagt glaube ich aber nicht an Narzissmus, mein Vater ist halt aufgrund seines spät diagnostizieren und nicht wirklich therapierten Asperger Autismus egozentrisch und anstrengend. Alles dreht sich um ihn, er ist immer im Focus seiner Welt und Wahrnehmung.

Er ist null emphatisch. Als ich mit meiner Mutter über meine Fehlgeburt gesprochen habe hat er sich dazu gesetzt und in small Talk Laune erzählt das meine Mutter ja auch mal eine hatte und seine Schwester Probleme mit dem schwanger werden hatte usw..usw..Wusste ich beides schon. Hat aber mit mir nichts zu tun, ist auch nicht aufbauend. Er kann es nicht ab nicht mitsprechen zu können. Er muss in allem der Experte sein. Andere Menschen interessieren ihn im Grunde gar nicht. Aber er ist nicht bösartig, er will niemanden bewusst schaden. Er ist nur einfach krankhaft egozentrisch.

Ich habe ebenfalls einen Sohn mit Asperger Autismus. Das hat ja leider auch eine genetische Komponente. Ich will deinen Vater weiß Gott nicht verteidigen- aber die Wahrscheinlichkeit das er einfach auch eine Störung hat und auf der Suche nach einem Grund ist warum er sich manchmal anders fühlt- die ist ziemlich hoch. Ob nun Autismus, ADHS, Depressionen oder eine Persönlichkeitsstörung- würde er sich mal bei einem Psychiater vorstellen hätte er vermutlich auch irgendeine Diagnose.

Mein Vater ist noch mit meiner Mutter zusammen. Ich habe also Kontakt wenn ich dort bin, und versuche dann möglichst nicht zu viel mit ihm alleine zu reden und ihn eher zu ignorieren. Damit geht es mir besser. Ich habe akzeptiert das er krank ist, und nichts dafür kann das er andere laufend vor den Kopf stößt. Aber ich suche dort auch nicht mehr nach Anerkennung, Liebe, oder einer positiven Bindung. Die kann es nicht geben, dafür hat er mich als Kind zu oft verletzt.

Mit deinem Hintergrund würde ich dir sehr raten dich etwas mehr von deinem Vater abzugrenzen. Zwischen Kontakt Abbruch und ständig telefonieren gibt es noch einen zwischen Wege. Vermeide Themen wie Krankheiten, bespreche nichts persönliches mit ihm wo dich seine Reaktion wahrscheinlich triggert. Halte es oberflächlich.

Gute Nerven #tasse

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Hey!

Uff. Hut ab vor dir, dass du aus diesem Umfeld geflohen bist und dein Leben aufgebaut hast.
Hast du noch Kontakt zu deiner Mutter?

Dein Vater klingt ziemlich gestört; ich dachte, die Diagnose wäre bestätigt.
In der Tat ist die Dynamik bei mir bekannten Hypochondern dieselbe. Glaubt er denn wirklich, dass er krank wäre oder geht es nur um die Aufmerksamkeit?
Ich rede nicht über Krankheiten gegenüber Hypochondern.

Liebe Grüße
Schoko

Bearbeitet von schokofrosch
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Ja meine Mutter und ich haben sehr engen Kontakt, aber auf "gesunder" Basis, also nicht so, dass ich da so ein Auge drauf habe. Ich durfte als Kind auch in den Ferien dann immer je eine Woche zu ihr, also wir hatten die ganze zeit kontakt.

Ich weiß bei ihm nicht, ob er sich dann wirklich sicher ist die entsprechenden Krankheiten zu haben, oder ob er es für die Aufmerksamkeit macht im Sinne von er ist der ärmsten, ihm geht es am schlechtesten usw.

Aber danke für die schnelle Antwort, ich werde dann Krankheiten gar nicht mehr thematisieren bei ihm.

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Rennt er wegen der Erkrankung dann auch wirklich zum Arzt oder spricht er nur mit dir darüber?

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Andere Theorie: dein Vater spürt deine (berechtigte) Abgrenzung und emotionale Distanzierung. Weil er sieht, dass den Menschen mit entsprechenden Diagnosen viel liebevolle Aufmerksamkeit zuteil wird, versucht er diese über dieselbe Schiene ebenfalls zu erhalten. In Manipulation scheint er ja groß zu sein. Du wirst das nicht mehr ändern, Konfrontation hin oder her. Du kannst nur deine daraus folgenden eigenen Entscheidungen beeinflussen.

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Hallo, da musste ich erstmal schlucken. Da hast du ja ganz schön was mitgemacht. Und liest dich jetzt richtig stark, sortiert und aufgeräumt. Toll.

Mit der Sache was die Krankheiten angeht, die er dann auch immer hat… ich weiß nicht was dir mehr zusagt. Du kannst entweder in den „Kampf“ gehen und jedesmal diskutieren und ihn quasi belehren wollen oder du nickst es einfach ab. Vielleicht kannst du es einfach übergehen und wieder auf dein Thema zurück kommen?

Definitiv hat dein Vater eine Störung. Ich weiß nicht wie man die nennt oder was da genau los ist, aber er will sich ja eh nicht behandeln lassen.

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Also ganz ehrlich ich tu mich schwer dir hier was zu raten. Denn du schreibst ja mehr als deutlich wie er mit dir früher umgegangen ist. Da hätte ich gar keinen Kontakt mehr gesucht und auch nicht meinen Kindern zuliebe. Da hörts bei mir auf. Du bist letztendlich diesen SChritt gegangen und wenn deine Jungs ihn lieben und er sich als Opa nicht mal so do...anstellt freut es mich für dich. Dennoch wirst du wohl nie einen richtigen Schnitt machen können durch diesen Kontakt und dich mit einigen Dingen weiterhin auseinandersetzen müssen.

Wenn er Hilfe ablehnt ist ihm letztendlich auch nicht zu helfen. Dafür ist er selbst verantwortlich. Allerdings wird es hier auch für dich schwierig. Würde er denn hören wenn du laut und deutlich sagst das du davon nichts hören willst, wenn er wieder mit solchen Krankheitspielchen anfängt? Denn sonst denke ich kommst du nicht umhin dir weiterhin solche Dinge anhören zu müssen.

Ela

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Klingt vielleicht gemein, aber von außen betrachtet ist das Thema alle Krankheiten der anderen zu übernehmen etwas witzig.

Ich würde mir überlegen ein paar Krankheiten zu erfinden, die er übernehmen soll.
Z.B. Die Krankheit "übermäßige Hilfsbereitschaft" oder "Kochsucht", "Putzzwang" (auch in anderen Wohnungen)

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Ich verstehe, dass du ihn als Opa für deine Kids behalten willst. Und wahrscheinlich würde ich da genauso handeln wie du. Mein Kind hatte für 3 Jahre nur eine Oma, weil alle anderen schon tot waren. Und meine Schwiegermutter war echt speziell. Aber so lange sie sich dem Kind gegenüber vernünftig verhalten hätte, hätte ich auch über diverse Macken hinweggesehen.
Das aktuelle Krankheitsgetue deines Vaters würde ich versuchen komplett zu ignorieren. Sprich mit ihm nicht mehr über Krankheiten und schränke auch die Telefonierei ein. Dann gibts ja gar nicht mehr so viele Gelegenheiten, wo er dich damit nerven kann.

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Bei der Geschichte wäre er für mich gestorben.
Der tolle Opa ist nämlich absolut kein guter Mensch.
So jemanden setze ich meinen Kindern nicht vor.
Du schreibst ihr seht euch an Geburtstagen und Weihnachten und sonst nicht. Wie kann er ein guter Opa sein, wenn ihr euch so gut wie nicht seht?
Verstehe ich nicht. Da ist doch gar keine Bindung zwischen ihm und den Kindern.

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Er spielt viel mit den Kindern wenn er da ist, will für sie da sein, ihnen alles ermöglichen, er redet unfassbar lieb mit den Kindern, ist geduldig, hilft denen wo er kann wenn er da ist.

Er war kein guter Mensch zu mir, das stimmt. Aber ich brauche es für mich, dass ich Menschen noch eine Chance gebe, um abschließen zu können. Jeder bekommt bei mir noch eine Chance, und wenn derjenige die nicht zu schätzen weiß oder die Chance verkackt ist Schicht im Schacht und dann kann ich für mich auch damit abschließen

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Wow, das ist echt sehr großzügig von dir.

Bezüglich Krankheiten würde ich gar nicht mehr mit ihm darüber sprechen.
Bei Hypochondern kann man schwer differenzieren was ernst ist und was nicht.
Fakt ist, er ist für sich und seine Gesundheit selbst verantwortlich.
Meine Schwiegermutter hat sich auch alles Mögliche eingeredet. Sich zum Teil mit Tabletten selbst geschadet. Ärzte haben keine Ahnung.
Jeglicher Rat wurde abgeschmettert.
Irgendwann hab ich aufgegeben sowie alle anderen auch. Sie muss selbst wissen was sie macht oder nicht.

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Hut ab! Du rockst das Haus!!!

Ich persönlich würde Gesundheitsthemen ausklammern. Also selber gar nichts mehr davon erzählen und ihn abwürgen wenn er damit anfängt. Soll er mit wem anders ausdiskutieren.

Du bist nicht für seinen Zustand verantwortlich. Weder fürs Knie. Noch für die Psyche. Binde dir das bitte nicht ans Bein.