Supervision im Team und Leitung möchte beim 1. Gespräch dabei sein...

Hallo!
Ich arbeite in der Pflege in einer WG für mehrfach schwer behinderte Menschen und mein Arbeitgeber hat Supervision für unser Team (=10Mitarbeiter) organisiert.
Was ich übrigens super finde!
Der erste Termin soll Mitte November sein.
Wir haben mehrere Leitungsebenen im Haus und unser direkter Vorgesetzter - Pflege- u Betreuungsmanager ( wie Stationsleitung auf einer Station im Krankenhaus, nur arbeitet dieser nicht mit im Team) hat uns jetzt allen ein Email geschrieben, dass er "als Mitglied unseres Teams" gerne bei der ersten Supervision anwesend sein möchte, weil ihn unsere Themen interessieren. Wir wollten die erste Sitzung allgemein halten und darüber sprechen, was jeden von uns beschäftigt.
Im Vorfeld wollte er sowieso schon eine Liste von uns, welche Themen wir gerne besprochen haben möchten. Er sagt, der Supervisor bräuchte vorab eine Info, damit dieser weiß, worum es ungefähr geht. Auf dieser Liste erscheint mehrfach sein Name, im Zusammenhang mit der Zusammenarbeit und seinem Umgang mit uns. Bei Konkret diesen Themen sollte er dann natürlich auch anwesend sein.
Vor einem halben Jahr noch, hätte ich wahrscheinlich nichts dagegen gehabt, weil er eigentlich wirklich ein Netter - erst seit kurzem seine Ausbildung im mittleren Management fertig hat, und sehr engagiert und motiviert - ist. Aber in den letzten drei Monaten hat er sich unheimlich verändert, zieht sein Ding durch, ohne Rücksicht auf Verluste und gegen der Meinung des gesamten Teams, und diese Dinge sind dann jeweils uns gewaltig auf den Kopf gefallen.
Meine eigentliche Frage an euch ist: Wie sieht es bei Supervisionen im Arbeitsbereich bei euch aus? Werden die Themen der Leitung offen gelegt, bzw. ist jemand von der Leitung dabei (obwohl es als Teamsupervision deklariert ist), obwohl sie nicht eigens dazu eingeladen ist?
Ich habe noch nie an so etwas teilgenommen und persönlich finde ich nicht, dass in einer Teamsupervision - auch nicht im ersten Gespräch - die Leitung dabei sein sollte. Ich denke, jeder ist in so einer Situation gehemmter, als wenn man wirklich "unter sich" ist.
Vielleicht könnt ihr mir von euren Erfahrungen berichten.
Vielen lieben Dank
minitouch



Dazu kommt noch, dass wir diese Woche als Team über den Betriebsrat einen offenen Brief an die gesamte Leitungsebene im Haus geschrieben haben. Der Inhalt war allgemein gehalten, aber eine Art Hilferuf, dass wir so wie es momentan läuft, nicht auf Dauer weitermachen können (Mehrarbeit von allen Seite, keine Entlastung - dafür Druck von oben; Dauerkrankenstände, Zusatzdienste...) und wir ein Gespräch Team mit der Leitung suchen.

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Ich hatte erst 2 supervisionen. Die Sitzungen waren ohne Leitung. Erst zum Schluss war diese dabei. Der Moderator hatte aber Stichpunkte von der Leitung was ihr auffällt und wieso es manche Entscheidungen gab etc

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Hallo,

Mhm... bei uns ist die Abteilungsleitung (das bin in dem Falle ich) auch mit dabei. Ich hätte zwar nichts dagegen, wenn die Supervision auch mal ohne mich stattfindet, allerdings bringt es doch nichts, wenn das Team sich nur über mich auskotzt und nichts mit dem „Ergebnis“ passiert?
Kritik kann vernünftig geäußert werden, das ist bei uns auch so.

Ganz oft ist die Kritik an Führungskräfte berechtigt, aber es ist auch kein leichter Job schwierige Entscheidungen zu fällen.
Meine Erfahrung ist auch: hat sich ein Team erstmal verschworen und macht negative Stimmung, dann verliert es auch oft den Blick für Fakten, bei uns zB.: Team meint sie arbeiten so viel und haben mega viele Überstunden - auf die Abteilung gesehen waren es aber grade mal 6 Überstunden pro MA. Also haben wahrscheinlich die, die eh immer einspringen und den geringsten Widerstand leisten mehr Stunden als diejenigen, die häufig nur das nötigste machen usw (kann sein, muss nicht sein).
Manches an Arbeitsbelastung ist für den Beruf normal, wird aber plötzlich vom Team als mega Herausforderung hochgespielt ....

Man muss halt immer zu einem Perspektivwechsel bereit sein und sichtlich selbst an die Nase fassen.

Kritik ist gut, aber negative Stimmungmache und alle runterziehen nicht.
Supervisoren haben sowas gut im Blick und da wäre es doch super den Chef dabei zu haben. Der hat dann nicht Stundenlang oder Tage Zeit auf Problemstellungen zu reagieren, sondern sollte bestenfalls sofort etwas dazu sagen können aus seiner Sicht.

Manchmal fehlt dem Team auch der Blick über den Tellerrand und weiteren Interessen, die zu bedienen sind.
Vor eurem offenen Brief - habt ihr da mal mit ihm gesprochen; dass er sich verändert hat? Das kann man ja in angemessene Worte verpacken.
Ich bin mir sicher es gibt einen Grund.

Ich zB bin immer sehr kooperativ und lasse dem Team viel Freiheit solang es läuft. Aber: ich bemerkte mal große Unsicherheiten in der Abarbeitung mancher Dinge, was dann gefährlich werden kann und dann ändert sich auch mein „Ton“.
Dann gibts auch mal direkte Anweisungen etc.

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vielen Dank für deine Antwort:-)
ich hab dir eine PN geschrieben...

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Ich kenne jetzt eine Supervision nicht, stelle es mit aber wie ein JourFix vor?! Also eine regelmäßige Besprechung, in der Vertreter des Teams mit dem Vorgesetzten über einzelne Punkte debattieren. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege.

Ich finde, dass der Sinn solcher Sitzungen ist, dass man auf direktem Wege und in festen Terminen Probleme ansprechen und lösen kann. Dementsprechend sollte der Vorgesetzte dabei sein. Ich denke aber auch, dass gerade die erste Sitzung „intern“ stattfinden sollte, damit ihr euch untereinander erst mal sortieren und aufteilen könnt, welche Themen aktuell sind und welche angesprochen werden müssen.
Nach dieser internen Sitzung könnt ihr dann ja eine stichpunktartige Liste der anzusprechenden Themen vorlegen, damit der Vorgesetzte sich ebenfalls vorbereiten kann. Macht noch einen Punkt mit „sonstiges“, das lässt dann Platz für weitere Themen.

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Nee, es kommt jemand von außen, der sozusagen als Moderator fungiert und dem Team möglichst objektiv zu Lösungen verhilft.

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Hallo,

als Teamleitung nehme ich nicht an den Supervisionen des Teams teil.

Der Schwerpunkt liegt bei uns im Fallbezug, Team-Themen haben jedoch immer Vorrang. Sollten meine MA wünschen, dass ich teilnehme, würde ich das natürlich tun. Vor allem, wenn es ein kollegiales oder auf meine Funktion/Person bezogenes Anliegen gäbe.

Ich bin immer informiert, um welche Fälle es geht, jedoch nicht über Einzelheiten bzw. nicht über konkrete Aussagen einzelner MA. Wenn es Jemandem im Team nicht gut geht, aus welchem Grund auch immer, erfahre ich das von Demjenigen selbst, weil er/sie das Gespräch mit mir sucht oder umgekehrt. Auch, wenn die MA etwas stört oder z.B. die Arbeitsbelastung zu hoch erscheint, können wir außerhalb der SV darüber sprechen und gemeinsam nach Lösungen/Veränderungsmöglichkeiten schauen. Darüber hinaus "dürfen" diese Belange aber auch in der SV thematisiert werden und ich habe nicht den Anspruch, immer alles mithören/wissen zu müssen.

Im Gegenteil, ich betrachte die regelmäßige SV der MA auch ein Stück weit als entlastend für mich!

In Eurem Fall fände ich es auch kontra-produktiv, wenn die Leitung gleich bei der ersten Sitzung anwesend wäre. Alle Themen gehen diesen Menschen gar nichts an und er scheint ja gewisse, mit seiner Person verknüpfte Befürchtungen zu haben, wenn er darauf besteht, dabei zu sein. Vielleicht könnt Ihr ihn als Team freundlich bitten, zunächst nicht teilzunehmen, um ihn dann in einer der folgenden Sitzungen (sobald Ihr Euch inhaltlich und emotional "sortiert" habt ;-)) einzuladen?

Ich hoffe, das hilft Dir ein wenig weiter?

Viele Grüße,

Kathrin