Welche Berufsgruppen werden bei Trinkgeld oft übersehen?

Hallo zusammen,

Kennt ihr Jobs, in denen man als "Ottonormalbürger" meist nicht an Trinkgeld denkt obwohl es gern gesehen wäre oder arbeitet ihr gar in einer solchen Sparte? Als ich als Nebenjob während der Schule an der Kasse und beim Bäcker gejobbt habe, durften wir kein Trinkgeld annehmen, diese Berufsgruppe bekommt von mir meist kein Trinkgeld. Hat sich das geändert oder ist das bei manchen Arbeitgebern anders? Ist jemand bspw Paketbot*in und kann berichten, ob man sich da neben Trinkgeld auch noch über Dinge wie im Sommer eine gekühlte Flasche Wasser freut oder so (die Frage gilt auch für andere Sparten)?

Gibt es andere Berufsgruppen, die gerne übersehen werden bei sowas? Mir würde spontan Personal einfallen, das Krankenwagen (nicht Rettungswagen) fährt. Meist sind das FSJler, die 400 Euro pro Monat bekommen für 45 Stunden Wochen im Schichtdienst und im Endeffekt planbare "Taxifahrten" machen. Was fällt euch noch so ein?

Vielleicht können wir ja sammeln und bald im Alltag mehr Leuten eine Mini Freude machen.

LG :)

PS: Da mir zurzeit der immer rauer werdende Ton im Forum auffällt, möchte ich darum bitten, dass konstruktiv geantwortet wird und mich im Voraus bei allen entschuldigen, die Anstoß an meiner Frage nehmen könnten.

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Hallo,

haben letztendlich nicht fast alle fleißigen Arbeitnehmer, die ihren Job gut machen, ein Trinkgeld verdient?

Das ist ähnlich, wie mit dem Applaus im Flugzeug. Warum klatscht niemand für den Busfahrer, wenn er die Fahrgäste unfallfrei ans Ziel gebracht hat? Er hat genauso viel Verantwortung, für die Sicherhait der Gäste.

Oder beim Friseur. Ich fühle mich immer irgendwie "genötigt", Geld in eines der 12 Sparschweine zu schmeißen, die demonstrativ an der Kasse stehen. Da würde ich lieber offiziell 5 € mehr für meinen Friseurbesuch bezahlen (die dann in den Lohn der Mitarbeiter einfließen), als dass ich an der Kasse indirekt noch um Geld angebettelt werde.
Ja, ich finde das im Grunde sogar richig frech, die Kunden mit dieser Erwartungshaltung zu belästigen, zusätzlich noch etwas mehr Geld dazulassen, als auf der Rechnung steht.

In Hotels kommt mir Trinkgeld oft vor wie ein "Deal unter der Hand". Zitat meiner Schwiegermutter: Wenn du in ein Hotel kommst, musst du gleich am ersten Tag jedem (Reinigungskräfte, Kellner usw.) ein Trinkgeld geben, damit sie dich im Urlaub besonders gut behandeln. Und was soll ich sagen...So ist es auch!
Aber sollten nicht ALLE Gäste zuvorkommend behandelt werden, ohne dass dieser "Bonus" vorher mit Trinkgeld erkauft wurde?

Ich finde Trinkgelder nicht mehr zeitgemäß. Wenn ein Arbeitnehmer auf das Trinkgeld angewiesen ist, wird er nicht richtig bezahlt. Da liegt der Fehler!

Und versteht mich nicht falsch, ich zeige meine Dankbarkeit und Wertschätzung sehr gerne. Da ist mir die Berufsgruppe ziemlich egal.

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Hey, dein letzter Satz ist das, was ich zum Beispiel wichtig am Trinkgeld finde.

Mir geht es nicht um bessere Bezahlung, ich finde, ich verdiene ganz gut. Mir persönlich geht es um Anerkennung und Dankbarkeit. Das ist leider schwierig umzusetzen, wenn jemand irgendwo in der Fertigung arbeitet, aber in allen Berufen, in denen Menschen auf andere treffen, finde ich, kann man Dankbarkeit zeigen.
Ob das nun in Form von Trinkgeld, kleinen Aufmerksamkeiten oder einer netten Karte ist, ist ja jedem selber überlassen.

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Hallo,

Ich bin da vollkommen bei dir. Die Löhne müssten angemessen sein - es handelt sich definitiv um ein strukturelles Problem. Wie ich weiter oben jedoch schon einmal geschrieben habe, gebe ich jedoch dennoch gerne Trinkgeld, solange das nicht der Fall ist. Die Angestellten können ja am wenigsten etwas dafür, dass sie schlecht bezahlt werden.

Und ja, selbstverständlich hat jeder ein Trinkgeld verdient, ich gebe nur bspw an der Kasse beim Supermarkt nichts, da man es zu meinen Zeiten nicht annehmen durfte und auch genug unter Beobachtung stand um ernsthaft Ärger zu bekommen falls man es doch getan hätte. Jemand, der sehr gut verdient (Ärzte etc) brauchen es auch nicht so sehr aber es gibt sicher Berufsgruppen, die sich freuen würden aber aus unterschiedlichen Gründen im Alltag oft leer ausgehen. Deshalb interessiere ich mich ja auch dafür, welche Berufsgruppe oft "übersehen" wird.

LG :)

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Physiotherapeuten
Ergotherapeuten
Logopäden
Arzthelferinnen
Hebammen

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Meine Hebamme bekommt von mir immer ein Gutscheingeschenk, wenn unsere Zeit "vorbei" ist. Ich denke auch, wenn die Hebi toll ist, machen das viele Frauen.

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Hi,
keine Ahnung, welche Sparten übersehen werden bei der Trinkgeldvergabe. Ich kann nur für mich sprechen...
Von mir bekommen, abgesehen von Servicekräften in den Lokalen, folgende Leute mal etwas zugesteckt:
- Paketboten (meist mach ich es so, daß ich im November oder Dezember, jedem Paketmann/frau, der zu mir kommt, etwas zustecke
- unser Zeitungsbote bekommt eine Weihnachtskarte und einen "kleinen Schein" dazu
- Müllabfuhr ähnlich

Ich weiß schon, daß manche dies ja gar nicht annehmen dürften, aber von mir erfährt niemand was und sie selber werden es für sich behalten.

Ich hab mal eine Zeit lang, für eine Apotheke den Ausfahrdienst übernommen, da gab es auch Leute, die Trinkgeld gaben... das hat mich damals zum "umdenken" gebracht, seither bin ich großzügiger mit Trinkgeld, nicht was den Betrag angeht, sondern die Häufigkeit...

LG

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Also davon abgesehen, dass ich nichts von Trinkgeld halte und besseren Lohn stattdessen befürworte... Ich hab keine Ahnung, woher du die Aussage nimmst, dass im Krankentransport Menschen 45 h die Woche für 400 Euro arbeiten. Dafür ist schon eine gewisse medizinische Ausbildung von Nöten. Auch sind die angeblich planbaren Taxifahrten, wie du es nennst, eher ein Bruchteil, beispielsweise Dialysepatienten. Der Großteil ist und bleibt spontan und somit nicht ewig im Voraus planbar. Trinkgeld ist hier übrigens auch üblich. Aber am Hungertuch nagt bei uns keiner, wir zahlen über Mindestlohn, stellen nur ausgebildetes Personal ein.

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Das ist pauschal völlig falsch, das im Krankebtransport
Leute arbeiten, die eine medizinische Ausbildung haben müssen.
Das gilt für den Rtw.
Für den normalen Krankentransport ist das nicht notwendig.

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Hallo,

Ich nehme diese Info aus eigener Erfahrung. Ich habe als Rettungsassistentin in der Notfallrettung gearbeitet bevor ich mein Medizinstudium begonnen habe und bei uns auf der Wache haben die FSJler die KTWs besetzt (also standardmäßig). Sie hatten eine "Ausbildung" zum Rettungssanitäter, also einen 3 monatigen Kurs mit Prüfung hinter sich und bekamen 400 Euro pro Monat bei einer 45-Stunden-Woche. Das fand ich ziemlich happig.

LG :)

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Definitiv Rettungsdienst, Feuerwehr, Polizei, Lehrer, Erzieher, Altenpflege und sicher noch mehr. Wir in der Pflege im KH bekommen schon Trinkgeld, aber das wird ja nicht an uns ausbezahlt.

Ich denke es liegt daran, dass es eigentlich nicht erlaubt ist und solche Berufe als selbstverständlich angesehen werden.

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Wenn Lehrer Trinkgeld annehmen, haben sie ein Problem, würde ich behaupten.

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Sag ich ja, sie dürfen nicht. Wir in der Pflege dürfen auch nicht theoretisch, aber wir sammeln es ja für alle und kaufen Kaffee für Station oder so.

Aber ich würde es tatsächlich nicht als Bestechung sehen, wenn man Lehrern zum Abschluss zum Beispiel "Trinkgeld" statt einem Geschenk überreicht. Bei Erziehern ähnlich. NACH dem Abschluss hat das dann auch nichts mit Bestechung zu tun, finde ich.

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Friseure.

Ich weiß nicht, wie oft andere daran denken, an sich steht da ja meist auch ein Sparschweinchen. Ich habe aber gerade erst wieder gelernt, daß Friseure wohl echt sehr wenig verdienen, und ähnlich wie Servicekräfte auf Trinkgeld angewiesen sind. Dessen war ich mir so gar nicht bewusst.

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Es gibt viele die beim Friseur Trinkgeld geben. Eigentlich jeden, den ich kenne tut das. Gerade weil sie wissen, wie schlecht diese Berufsgruppe verdient. Also ich glaube nicht, dass die wirklich übersehen werden.

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Hallo,
ich denke, dass die allermeisten Berufsgruppen absolut nie ein Trinkgeld bekommen. Das ist in 99% aller Berufsgruppen einfach nicht üblich.

Üblich ist es bei Taxi/Lieferdienste, Körpernahe Dienstleistungen und in der Gastronomie. Die Liste ist also etwas länger, als es im ersten Blick scheint. Der Möbellieferant gehört hier genauso rein, wie der Kofferträger im Urlaub. Der Friseur, die Hebamme, der Podologe sind hier ebenfalls alle mit drin. ;-)

Wer wird oft vergessen?
Mmh...ich habe früher gern unseren Hausmeister im Winter etwas gegeben. Ebenso bekam die Putzfee etwas, die das Haus reinigte. Beide allerdings nie Geld.
Auch meine Putzfee bekommt in regelmäßig unregelmäßigen Abständen mal Sachgeschenke, „Trinkgeld“ eher nicht. Da freut sie sich eher über Lohnerhöhungen - das ist sinnvoller.
Ich finde es toll, dass die Eltern der Klasse meines Ältesten grundsätzlich allen 3 Klassenlehrern und den beiden Schulbegleitern aus der Klassenkasse ein kleines Geschenk zu Weihnachten kauft. Legt man das auf den einzelnen Schüler um, merkt man schnell, dass es kaum etwas kostet. Schließlich dürfen Lehrer wegen der Bestechlichkeit keine wertvollen Geschenke annehmen.
Den Schulbegleitern meiner Kinder (aktuell ein ausgebildeter Gymnasiallehrer und eine FSJlerin) gebe ich grundsätzlich erst ein Geschenk am Ende ihrer Zeit. Auch hier ist Bestechlichkeit der Hintergrund. Sie dürfen keine Geschenke annehmen.
Ansonsten geben wir immer spontan dann Trinkgeld, wenn jemand seine Arbeit besonders gut, schnell und sauber erledigt hat. Der polnische Bautrupp, der unser Haus gebaut hat, hat so ein ziemliches Trinkgeld bekommen.

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Ich werde an dieser Stelle jetzt mal sehr speziell werden. Ich weiß, das folgende ist definitiv keine alltägliche Situation.

Ich arbeite in der Herzchirurgie und erlebe häufig, wie den Chirurgen (absolut verständlich) sehr großer Dank entgegen gebracht wird. Das ist natürlich sehr löblich, dennoch vergessen die meisten Patienten, bzw viele wissen es gar nicht, dass da ein Riesenteam dahinter steht. Nur der Chirurg allein, kann keine OP durchführen. Bei uns in der Herzchirurgie sind das noch dazu Anästhesisten, Anästhesiepfleger, OP Pfleger, kardiotechniker und einige mehr. Ohne dieses gesamte Team würde nichts funktionieren, allerdings erfahren diese Leute meist keinen Dank, da sie im Schatten der Chirurgen arbeiten.

Ich vermute, dass das in sehr vielen Bereichen genauso läuft.
Aber wie einige Vorredner plädiere auch ich auf dankende Worte statt Trinkgeld und dafür eine angemessene Bezahlung.

Lg

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Das ist wie mit dem Koch im Restaurant.. der Dank für das gute Essen und Trinkgeld gehen an die Kellner, nicht an die Köche

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Im Prinzip jeder der mehr macht als er eigentlich müsste. Sei es der Busfahrer der Koffer mitschleppt oder oder oder.

Ich arbeite in einem Landhandel, eigentlich nur als Kassiererin und Beraterin, und "lustigerweise" lassen es die Männer hier oft "aufgehen" während gerade die Damen die sich vor mich hinstellen und wie selbstverständlich verlangen "2 Sack Graberde und einen Sack Hundefutter, das Auto ist offen" noch nichtmal nen Cent aufgehen lassen. Ich merk mir inzwischen die Gesichter denn nein, ich trage nicht mehr freiwillig umsonst Damen die 10 Jahre jünger sind als ich ihr Hundefutter nach. Dafür werde ich auch nicht bezahlt.

Bei älteren Herrschaften oder Menschen mit Handycap helfe ich gerne mit und will dafür auch gar nix, aber wenn junge fitte Leute einach nur zu fein oder zu faul sind sollen sie bitte einen Lieferdienst beauftragen und den Service auch bezahlen.