Was mich glücklich macht, ist kaum was Wert

Hallo,

ich möchte hier einmal meine Gedanken teilen und eure einfangen.
Ich bin mitte 30, habe 3 ältere Kinder (15 - 6), arbeite im Büro und bin für unseren Haushalt allein verantwortlich (250 Quadratmeter).
Und ich liebe genau diese Tätigkeit. Ich habe Abitur, habe studiert usw., und trotzdem gehe ich auf in der hauswirtschaftlichen Versorgung.
Ich mag Wäschepflege, ich mag es dreckige Dinge zum Strahlen zu bringen, ich habe Freude daran mit viel Liebe ein Essen zu zaubern oder für eine große Meute zu kochen , aufräumen hat für mich was schönes (vorher nachher Effekt :). Ich mag es Räume schön zu gestalten, einfach eine richtige Atmosphäre zu schaffen.
Wenn ich das jemandem erzähle wird mir oft ein Vogel gezeigt oder Dummheit unterstellt🙄
Ich mag diese typischen Haushaltstätigkeiten und kann das tatsächlich auch ganz gut.
Ich würde das gerne auch beruflich machen, als Hauswirtschafterin arbeiten (Externenprüfung) - Kämpfe aber mit dem schlechten Ruf, dem niedrigen Lohn.... Vielleicht sind hier hauswirtschafterinnen die mir ein wenig was erzählen können oder generell eure Meinungen dazu.

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Meine Tochter hat Hauswirtschafterin gelernt und würde es nie wieder tun. Diese Bereiche sind bei uns in allen Krankenhäusern, Kantinen usw. "outgesourct" und besetzt mit ausländischen Billigkräften. Küchenhilfe, Putzfrau, fertig, mehr bist Du nicht. Als sie es vor 25 Jahren lernte, träumte sie auch von "mehr", von Jahr zu Jahr wurde es schlechter. Ihre Schwiegermutter hat es auch gelernt und arbeitete privat in einem Fabrikantenhaushalt. Ein Tag frei die Woche, aber sonst rund um die Uhr auch verfügbar sein war selbstverständlich. Verdienst dem keinesfalls entsprechend, ihre Rente ist tatsächlich dürftig, sie muss auf 450 Euro Basis weiterarbeiten.
Keine Ahnung, wo Du in diesem Bereich einen erfüllenden und gut bezahlten Job finden kannst.
LG Moni

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Nachtrag: Sogar unser großes Kinderdorf, welches sich lange eine Leitende Hauswirtschafterin leistete, hat nun outgesourct; es wurde nichts besser, aber offenbar billiger. :-(

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eine Freundin von mir hat nach dem Abi Hauswirtschaft als Ausbildung absolviert, dann weil Abi sofort ihren Meisterbrief gemacht, während ihre Kinder klein waren, war sie Ausbilde, sie hatte Praktikanten zu Hause, heute ist sie im Gesundheitsamt . Ihre Tochter ist den gleichen Weg gegangen und die Hausdame in einem 5 Sterne-Hotel

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Ich habe schon öfter Stellenanzeigen gesehen, wo eine Haushälterin für einen Privathaushalt gesucht wurde. Ich denke, deine Qualitäten werden bei so einer Stelle eher gewürdigt als in einer großen Kantine o. ä.. Vielleicht ist das ja auch eine Option für dich.

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Hi,
kenne ich.

Ich packe sehr gerne Geschenke ein. Da bekomme ich jedesmal Komplimente ohne ende.

Oder die Adventskalender, jeder anders. Viele Stunden arbeit.

Für die Tombola der Stadt, spendete auch mein damaliger AG was. Die Kollegin und ich hatten so ein Spaß, die Sachen einzupacken. Was hat der Chef geschaut, wie man mit ein bisschen Gefühl, auch Haushaltswaren, so verpacken kann, daß man vorher schon Freude dran hat.

Tja, hier auf dem Land, ein Geschenkelädchen, das rentiert sich nicht. Gerade macht mal wieder ein neues auf. Mal gespannt, wann wieder Ausverkauf ist.

Das was Dir Spaß macht, ist nur möglich im gut situierten Privathaushalt. Und ob die es zu schätzen wissen?

Gruß

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Für mich sind das aber zwei paar Schuhe, dein eigener Haushalt ist nicht mit dem Job vergleichbar.
Es geht um Effizienz, Arbeitsabläufe, Vorgaben, im Job zählt halt nicht, ob du liebevoll die duftende Bettwäsche zusammen legst und dir dabei das Herz aufgeht, sondern das du eine Masse an Bettwäsche in kürzester Zeit auf eine vorgebene Art akkurat in den Schrank bekommst. Du mußt klar im Kopf haben, welchen Ablauf du machen mußt, damit dein "Soll" für den Tag erfüllt werden kann.
Du bekommst mitgeteilt, was erledigt werden muß in deiner Arbeitszeit, wie du das auf die Kette bekommst, das ist dein Bier.
Ich habe zuletzt den Alltagshelfer in einer Kita gemacht, das hat wirklich mal Spaß gemacht...einfach wegen den Kindern. Aber genau diese Kinder torpedieren dein Pensum gerne mal unabsichtlich. Kurz angerissen: Ich hatte 4 Stunden täglich zu arbeiten, täglich lag der Fokus auf etwas anderem (ein Tag zB die Betten der Zwerge) und täglich hatte ich dafür zu sorgen, das 50 KInder pünktlich und zeitversetzt eine warme Mahlzeit auf dem Tisch hatten. Nicht kochen, das Essen wurde angeliefert. Das hat nichts mit meinem Haushalt zu tun, das ist knallhart bis ins Detail geplante Arbeit. Und dann steht ein Kind in der Küche und sagt es hat Bauchschmerzen....und genau in dem Moment erbricht es sich auf den Essenswagen...super, wenn die anderen Kinder schon zum Essen gerufen werden. Dann heißt es einen klaren Kopf behalten, innerhalb kürzester Zeit umplanen und sich dabei noch mit den Gegebenheiten vor Ort arrangieren (es stehen halt nicht noch 20 saubere Teller im Schrank). Ohne meine eingetrichterten Basics aus der Hauswirtschaftsschule (wo ich damals dachte, das man den Scheiß nie wieder im Leben braucht, weil es mir nur um den Schulabschluß ging) wäre ich Schwimmen gegangen, ganz einfach.

Wenn du nicht den Rest deines Lebens im Mindestlohnbereich hängen bleiben willst, dann rettet dich wirlich nur sowas wie Hausdame im Nobelhotel...aber das kannst du erst werden, wenn du genug Erfahrung gesammelt hast und eine entsprechende Ausbildung hast. Die Externenprüfung reicht da meiner Meinung nach nicht aus, um schnell nach oben zu kommen. Auch wenn sie anerkannt wird.

Und dann kommt noch ein aktuelles Thema, selbst mit dem wenigen Lohn wirst du wohl zu teuer sein, denn es geht ja noch billiger wenn man outsourct.

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Ich bin gelernte Erzieherin und kenne solche Situationen. Wir hatten auch immer hauswirtschafter mit bei uns und ich fand ihren Job immer viel attraktiver 🙈
Und habe dort auch oft geholfen wenn es meine zeit zuließ.
Ein essen für 30 kids habe ich dort schon mehrfach allein gekocht wenn sie ausfiel und Improvisation ist dort die Regel nicht die Ausnahme.

Ich verstehe was du mir sagen willst, deine Beispiele wirken auf mich aber gar nicht abschreckend sondern ehr bekannt.
Man muss es eben mögen.

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Ja, die Zeit im Kindergarten war im Grunde echt tiefenentspannt, die Erzieher waren Kummer gwohnt (von ihrer Gelassenheit in vielen Situationen habe ich mir ne dicke Scheibe für das eigene Leben abgeschnitten;-)) und schlußendlich waren auch die Kinder (wenn es mal um die Improvisation beim Essen ging) echt dankbare "Kundschaft". Mach das mal im Nobelhotel: "Och tut mir leid, das geplante Essen auf der Karte gibt es heut nicht....dafür aber Nudeln mit Tomatensoße." #rofl....zumindest im Kindergarten gab es dafür einen Jubelausbruch. Oder ich habe einen großen Stapel Handtücher sortiert, nach "nutzbar" und "reparaturbedürftig", dann holt mich später das Kind mit den autistischen Zügen und erklärt mir hocherfreut, das es die Handtücher farblich neu sortiert hat#huepf. Oder 5 Kinder helfen beim Handtücher zusammenlegen, und in mir rattert es, wie ich die wohl verräumen könnte#schwitz.
Und das kleine Kinder einen nachahmen, das hat dort noch einmal eine ganz andere Bedeutung bekommen#zitter. Ich, ganz neu angefangen, noch auf maximale Leistung getrimmt, tausche die Handtücher aus. In einem Arm schon die sauberen, die schmutzigen landeten im hohen Bogen erstmal im Waschbecken. Ich wurde beobachtet. Ne halbe Stunde später große Aufregung im Waschraum....ein Kind hat es nachgemacht, ein anderes den Wasserhahn aufgedreht (warum auch immer), Waschraum unter Wasser. Wir drei haben dann ganz schuldbewußt alles wieder sauber gemacht. Die Erzieher haben nur gelacht, ich meine Lektion gelernt und für die U3 Zwerge war es ne Riesengaudi.

Es war dort so entspannt, klar Leistung musste kommen, aber er war überhaupt nicht mit anderen Jobs in der Sparte vergleichbar. War ne schöne Zeit.

Probier es aus, ist doch egal, was andere davon halten.

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Ich verstehe dich total. Ich gehe in meiner Hausfrauentätigkeit auch total auf. Habe 15 Jahre einen tollen, gut bezahlten Job gehabt und gutes Geld verdient. Aber dieser hat mich nicht so glücklich gemacht wie mein Leben als Hausfrau aktuell. Ich liebe es, mich um den Haushalt und die Familie zu kümmern. Laut sagen kann man das fast nicht, denn man wird für verrückt erklärt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, damit Geld zu verdienen. Dafür werde ich wohl wieder in meinen alten Job zurück, aber nur TZ, sodass ich einen Mittelweg zwischen dem, was mich eigentlich glücklich macht und dem, was ich eben tue, um Geld zu verdienen, finde. Hör auf dein Herz. Wenn man kann, sollte man tun, was einen glücklich macht.

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Hey, könntest du nicht Innenarchitektur studieren? Das würde sicherlich mehr Geld einbringen und trotzdem deinen Interessen nachkommen… und wenn ihr nicht aufs Geld angewiesen seid, dann sei doch einfach eine selbstbewusste Vollzeitmami und Haushälterin.

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Als ich angefangen habe zu lesen, dachte ich als erstes "ja, dann mach doch eine Pension auf". Finde es überhaupt nicht verwerflich, dass du mehr in Hausarbeit aufgehst als im Büro.

Meine Schwägerin hat auch studiert und hat ihre Vollzeitstelle im öffentlichen Dienst an einer Uni gerade auf 25 Stunden reduziert, um mehr der Kunst nachgehen zu können, ihre eigentliche Passion.

Ich wünsch dir, dass du vielleicht eine Tätigkeit finden kannst, die eher deinen Neigungen entspricht.

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Welches Fach hast Du denn studiert (und abgeschlossen)?
Vielleicht gibt es eine Nische aus der Kombi von Studiengang und Hauswirtschaft/Organisation?