Umgangsrecht kommt er damit durch?

Hallo,
Kurz zur Vorgeschichte: ich wurde 2 Jahre lang von meinem EM mit einer Freundin betrogen, das hat er nicht gestanden, es kam zufällig raus…

Wir haben ein Haus und 2 Kinder 8 und 11 Jahre.

Er will nicht ausziehen, wobei ich denke es wäre das mindeste.

Jetzt zu den Kindern, er war am Tag 14std außer Haus , arbeitet in einer anderen Stadt. Ich habe mich immer um alles gekümmert, er war ja nie da.
Jetzt plötzlich möchte er das wechselmodell (wahrscheinlich um Unterhalt zu sparen)
Ist das so leicht machbar für ihn? Für mich kommt das überhaupt nicht in frage.
Ich möchte auch nicht das er die Kinder nur jedes 2. Wochenende sieht, aber wechselmodell sehe ich absolut nicht realistisch.
Wir reden seitdem alles rausgekommen ist, kein Wort miteinander, er gibt mir an allem die Schuld und ich könnte doch ausziehen…

Ich möchte gerne wissen ob jemand das umgangsrecht gerichtlich klären lassen hat und ob er damit durchkommen würde? Ich hab richtig Angst davor.

Liebe Grüße

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Schon mal die erste Frage: wenn er 14h am Tag außer Haus ist und in einer anderen Stadt arbeitet - wie will er die Betreuung machen? Sowas muss er dann erklären können.

Such Dir in jedem Fall einen Familienanwalt und gehe vor Gericht. Mehr als verlieren kannst Du nicht.

Wenn die Kinder sagen, dass sie das WM wollen, und wenn er die Betreuung (selbst) leisten kann, dann hat er Chancen.

Unterhalt spart er nur, wenn Ihr annähernd gleich verdient. Sonst zahlt er auch im WM.

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Vielen Dank für deine Antwort, er will in den Wochen wo er die Kinder hat weniger arbeiten und in den anderen Wochen mehr.
Es geht einfach darum, das ich mich immer um alles gekümmert hab und jetzt kommt er plötzlich so um die Ecke. Er macht jetzt an den Wochenenden extrem viel mit seinem Sohn, was ihm natürlich gefällt.

Ich möchte einfach die Kinder nicht verlieren

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Such Dir einen guten Familienanwalt.

Leider ist es oft so, dass Väter im Fall der Trennung plötzlich feststellen, dass sie ganz viel Zeit mit den Kindern verbringen wollen, die sie vorher nicht verbracht haben.
Da die Kinder schon relativ groß sind, kann man auch nicht sagen, dass sie unter dem Verlust der Hauptbezugsperson leiden werden.

Ich muß also leider sagen, dass er durchaus Chancen hat, wenn er das mit der Betreuung auch noch so hinbekommen kann. Sollte er dann aber erstmal tun, denn reden kann man viel.
Will das jüngere Kind auch WM? Geschwister trennt man nicht so gerne, ist aber nicht unmöglich.

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Wenn er das will und die Kinder das wollen, hast du schlechte Karten. Du müsstest eine gute Argumentation haben, warum das nicht dem Kindswohl entspricht. Ein einfaches „Ich will das aber nicht“ lassen die wenigsten Richter heute gelten. Ist ja auch richtig so. Voraussetzung ist allerdings gute Kommunikation zwischen den Eltern.

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Ich denke nicht das er so einfach mit dem Wechselmodell durch kommt. Wenn Ihr keine gute Basis und Komunikation habt wird er es nicht gegen deinen Willen druch bekommen. Außerdem sind die Richter auch nicht blöd und wissen wann es nur ums Geld geht oder dem anderen eins auszuwischen.

Ich würde an deiner Stelle erstmal einen Termin beim Jugendamt machen. Ihnen die Lage schildern auch sagen, dass du alles drumherum alleine organisierst und er bisher noch keinen Arztermin vereinbart/wahrgenommen hat oder den Alltag geregelt. Denn auch diese Dinge gehören zum Wechselmodell. Ich hoffe, dass dich die Bearbeiterin beruhigen wird und dir sagen kann wie die Tendenz bei den Richtern in eurer Gegend ist. Denn das ist leider sehr unterschiedlich.

Der Sohn meines Mannes hat 1,5 Jahre im Wechselmodell gelebt und ich muss dir sagen so rasarot wie es viele hier darstellen ist es nicht. Am Anfang war ich auch dem ganzen positiv gegenüber und hab immer nur von den Vorteilen für alle Parteien gesprochen und wie gut Väter das alles auch können.

Inzwischen kann ich aber sagen, ich würde das für meine Kinder NIEMALS wollen. Es ist für alle eine schwierige Situation, dazu die Konflikte weil man sich fast jeden Tag mit dem Ex auseinandersetzen muss, weil eben so viel besorochen werden muss. Die Geschwister die unter der Trennung auch leiden, keine ruhe im Alltag.Für das betroffene Kind ein ständig wechselnder Alltag mit anderen Personen verschiedenen Abholzeiten usw. Es gab immerwieder Probleme und ich bin unendlich froh, dass der Sohn inzwischen seit 3 Jahren komplett bei uns lebt und sich somit alles Stück für Stück beruhigt hat.

Ich drücke dir die Daumen für die nächste Zeit.

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Ich kann Dir nur raten, nicht zum Jugendamt zu gehen. Das Jugendamt ist per se für das WM. Du wirst dort keine Unterstützung bekommen.

Generell ist das WM keineswegs für Kinder so toll, da muß ich der Vorschreiberin zustimmen. Es wird in Deutschland massiv durch Väterrechtler als das non-plus-Ultra für Kinder dargestellt. 50% der Zeit mit dem Vater = Wohl des Kindes. Das ist so aber nicht korrekt. Bindung lebt durch Qualität, nicht durch Quantität.

Ich muß Dir das nicht sagen, erwähne es aber trotzdem nochmal deutlich. Es mag Kinder geben, für die das WM gut ist. Aber es gibt auch viele, für die es schlecht ist. Wöchentliches umziehen ist etwas, was die meisten Erwachsenen nicht bereit wären zu leisten (Stichwort Nestmodell: Kinder bleiben im Haus, Eltern ziehen wöchentlich um). Aber von Kindern erwartet man es.
Kinder brauchen ein Heim, Sicherheit, Geborgenheit. Ständiges Pendeln kann dem entgegenstehen und sie langfristig bindungsunfähig machen.

Ich empfehle Familienanwalt und Gericht. Allerdings wird es schwer, wenn die Kinder manipuliert worden sind. Trotzdem hast Du ja nichts zu verlieren.

Hier noch zu Info mal ein Link zu einer aktuellen Studie bzgl. Mütter und Familiengericht / Jugendamt.

https://www.frauenhauskoordinierung.de/fileadmin/redakteure/Publikationen/Stellungnahmen/2022-04-12_Hammer_studieUmgang_Faktenblatt_.pdf

"Vier Narrative werden als Regelfall breit gestreut:
(1) Mütter würden Kinder entfremden;
(2) nur eine 50:50- Aufteilung der Betreuungszeit würde Kinder gesund aufwachsen lassen;
(3) Mütter wollten Kinder und Geld sowie
(4) Mütter erfänden Gewalt und Missbrauch.
Die Auswertungen in dem vorliegenden Bericht zeigen, dass diese Narrative weder wissenschaftlich
noch fachlich haltbar sind, jedoch regelmäßig zur Begründung von Entscheidungen in
familienrechtlichen Verfahren und in der Kinder- und Jugendhilfe herangezogen werden."

-> siehe Punkt 2. Es wird behauptet, dass nur das WM für Kinder gut ist. Das ist weder wissenschaftlich noch fachlich haltbar. Aber hauptsache behaupten.

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Und ich finde es falsch die TE in ihren Sorgen auch noch zu bestärken.
Es hilft den Kindern auch nicht, wenn das ganze vor Gericht ausartet.

Man muss abwägen und es gibt Experten in alle Richtung: Experten für das WM und welche dagegen.
Es gibt gar kein richtig oder falsch.

Mich regt es auch auf, dass hier immer wieder geschrieben wird: die armen Kinder, warum machen die Eltern nicht das Nestmodell. Das machen die meisten nicht, weil es finanziell oder mit ggf. neuen Familien/Partnern schlicht nicht möglich ist und nicht weil sie nicht wöchentlich pendeln würden. Würde ich sofort.

Die Kinder der TE sind 8 und 11, sie erleben gerade Eltern die sich trennen und dicke Luft wegen des Streites wo sie leben sollen. DAS ist ein Problem für die Kinder.
Es ist durchaus möglich einen Kompromiss zu schließen, der besagt, dass die Kinder erstmal wöchentlich wechseln und dann geschaut wird, ob es läuft oder nicht. Das kann man auch mit Hilfe einer Mediation, man kann es schriftlich festhalten man kann soviel. Aber bewegen müssen sich beide Seiten.
Und ich verstehe die TE wirklich. Ich kann dieses WM auch nicht ab, was wir leben. Mir fehlt mein Kind und natürlich bin ich der Meinung, dass ich das alles viel besser mache als der Vater. Aber das ist ganz allein mein Problem.
Man hat grundsätzlich die Kinder im Blick zu haben.

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Die Frage ist aber, was den Kindern tatsächlich am meisten hilft. Ein Gerichtsprozess ist doof, ja. Aber ist das WM besser? Für manche Kinder überhaupt nicht.

Und ein WM "auf Probe" gibt es quasi nicht. Sobald das WM einmal gestartet wurde, gibt es ohne Erlaubnis des Vaters keine Änderung mehr. Einmal begonnene Umgangsmodelle sind sehr schwer zu ändern, speziell wenn es zu Lasten des Vaters geht. Das klappt nur, wenn nachweislich, durch Ärzte attestierte, psychische Schäden beim Kind entstanden sind. Und selbst das ist nicht so einfach. Also niemals ein WM auf Probe starten.

Darum ist der Kompromiss, erstmal WM zu starten, kein Kompromiss, sondern bereits eine Entscheidung.

Eine Mediation finde ich auch prinzipiell gut. Habe aber in meinem persönlichen Umfeld die Erfahrung gemacht, dass die Mediatorin so extrem für das WM war, dass die Kinder am Ende im WM (bzw Nestmodell) waren, obwohl ALLE Beteiligten der Familie eigentlich dagegen waren. Es wurde ihnen aber als das einzig korrekte eingetrichtert und dann wollte sich auch keiner verschließen.

Dass Dich das wegen Nestmodell aufregt, tut mir leid. Es hat wohl jeder seine speziellen Triggerpunkte. Für mich ist ein Triggerpunkt, wenn immer so mit absoluter Überzeugung behauptet wird, dass das WM das einzig Richtige ist, und wenn die Mutter dagegen ist, ist es ihr persönlicher Egoismus. Und es geht ihr sowieso nur um Unterhalt.
Dass es dem Vater nur um Unterhalt geht, hört man dagegen nie, egal wie offensichtlich es einen anspringt.

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"Wir reden seitdem alles rausgekommen ist, kein Wort miteinander, er gibt mir an allem die Schuld und ich könnte doch ausziehen…"

Und hier ist das generelle Problem: verletzte Gefühle und Vertrauensbruch. Arbeitet erst Mal daran, beovr ihr die großen Fragen Wechselmodell und Haus klärt!

Wenn du deine Kinder liebst, dann tu ihnen den Gefallen und geh mit deinem Ex zur Mediation, arbeite deine Gefühle und die Trennung auf.
Es leiden mehr Kinder unter einer miesen Elternebene als unter einem Wechselmodell!

Übrigens ist das Jugendamt ein guter Ansprechpartner, wenn du sagst "hey, wir wollen als Eltern mich funktionieren, helft uns dabei". Aber nicht, wenn du sagst "ich will nicht, dass....", da bist du dann schnell in ner Schublade.

Nutzt vielleicht Erziehungs- und Lebensberatungsstellen, die sind super in sowas.

Und ja, ich weiß wovon ich spreche. Bei uns läuft alles über Gericht - mein sechsjähriger Sohn zahlt einen verdammt hohen Preis für die nicht stattfindende Elternebene und hat jetzt schon Verhaltensstörungen.

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Oh jeh ich kann deine Situation durchaus nachvollziehen.
Ich bin gerade mittendrin den Umgang gerichtlich klären zu lassen. Wie es ausgeht weiß ich auch noch nicht.

Auch hier möchte der Papa das Wechselmodell. Natürlich möchte ich mein Kind so viel es geht bei mir haben. Jedoch sehe ich durchaus ein dass es ihm genauso geht. Von der Seite her habe ich nicht prinzipiell ein Problem mit dem Wechselmodell.

In unserem Fall sehe ich das Wechselmodell aber als schlichtweg nicht umsetzbar. Würden wir den Umgang mit der Tochter genau auf 50/50 setzen müsste sie diesen Monat 14 Mal ! zwischen mir und dem Papa wechseln da er 24 Stunden Schichten arbeitet und maximal 3 Tage am Stück frei hat. Diese Belastung finde ich für kein Kind auf Dauer untragbar.

Da es abgesehen davon auch noch weitere Gründe gegen das Wechselmodell gibt, hoffe ich, dass im Sinne unserer Tochter gegen das Wechselmodell entschieden wird. Beim Umgang sollte nämlich immer das Wohl des Kindes im Vordergrund stehen. Leider will mein Ex mehr das es in seinen Augen "Fair für speziell Ihn und Mich" ist als gut für die Tochter.

Demnach würde ich dir raten dich erst mal zu fragen was wäre das Beste für die Kinder. Und wenn dann rauskommt das du der Meinung bist das Wechselmodell wäre für die Kinder nicht gut, dann hole dir Hilfe und lass dich beraten. Ich war schon recht früh nach der Trennung beim Jugendamt und habe da bis jetzt nichts negatives erlebt. Wenn du dort Zustimmung erhältst und er dann trotzdem auf das Wechselmodell besteht bleibt dir nur noch der Weg zum Anwalt.

Ich wünsche dir alles Liebe und Gut.