Tochter möchte am liebsten ausziehen

Hallo,
wir hatten vorhin ein weniger angenehmes Gespräch. Meine Tochter, die im Juli 16 wird, möchte am liebsten gar nicht mehr mit mir wohnen. Ich hatte/habe ab und an depressive Phasen wo ich mich am liebsten verkrieche und nichts machen will. Ich schaue dann Filme, höre Musik usw. Für Hsushalt hab ich wenig Energie. Ich arbeite Vollzeit, verdiene ganz gut, aber mit Fahrzeit bin ich den ganzen Tag außer Haus. Das wirft mir die Tochter auch vor und dass früher sich die Großeltern kümmern mussten weil ich weg war.

Überhaupt ist alles blöd bei uns und sie würde am liebsten in eine WG zu ihrer Freundin ziehen, die schon volljährig ist.

Meine Tochter hat auch einen Freund, der im Herbst 19 wird, sie fühlt sich schon ganz „erwachsen“.

Irgendwie haben mich ihre Argumente verletzt. Sie hat einen speziellen Kleidungsstil und ich kritisiere sie ab und an, das ist natürlich auch ein Grund auszuziehen

Den Kontakt zu ihrem Vater hat sie abgebrochen, da sind Dinge vorgefallen, ich kann es ihr nicht verübeln. Vielleicht versöhnen sie sich irgendwann, jetzt ist aber Funkstille.

Meint ihr es ist so eine Phase oder soll ich mir Sorgen machen, dass sie es ernst meint? Ich sagte ihr, es gibt keine perfekten Eltern. Ich weiß, es ist das Schicksal des Kindes einer AE Mutter, die alles alleine wuppt, auch die Erziehung. Leider läuft alles nicht so glatt wie man es gern hätte. Die großen Kinder halten einem den Spiegel noch vor. Bin recht verzweifelt gerade

LG

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Aus der Sicht eines Kindes, die ebenfalls eine kranke Mutter hattte: Was meinst du mit "depressiven Phasen"? Hast du Depressionen?
Wenn ja, was tust du dagegen?

Für ein Kind ist es eine immense Belastung, wenn ein Elternteil (psychisch) krank ist. Da ihr nur zu 2. seid, intensiviert das ja alles.
Du sagst, du kritisierst sie für ihren Stil. Warum? Was bringt dir das? Wenn du dich in sie hinein versetzen müsstest, was glaubst du, wie sich diese Kritik für sie anfühlt?

Wie ist denn sonst eure Beziehung? Muss sie viel die Rolle der Erwachsenen übernehmen, weil du nicht kannst?

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Ja, mich belastet Vieles. Auch meine Tochter hat vermutlich Borderline. Sie hat Stimmungsschwankungen, verletzt sich manchmal selbst. Das hat wiederum Verzweiflung bei mir ausgelöst und depressive Verstimmungen.

Die totale Depression wird es noch nicht sein, aber mir fehlt die Energie was für mich zu tun. Sie sieht das auch und das ist ein Teufelskreis für uns beide. Dazu kommt noch das schlechte Verhältnis zu ihrem Vater, das die ganze Misere schon früher ausgelöst hat. Er hat massive Essstörungen, die er auf unsere Tochter übertragen hat. Bei ihm hat sie die Rolle der Erwachsenen übernommen und immer nachgefragt was er gegessen hat und wieviel. Als sie im Urlaub waren, hat er ihr wenig zu essen gekauft und nur Nüsse, Käse, kein Brot weil das alles nicht gesund ist. Da war sie gerade 10. ich habe das alles erfahren als sie älter war. Nur so als Beispiel. Nach und nach hat sie sich von ihm distanziert.

Wie man sieht, ist bei uns Vieles nicht in Ordnung

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"Wie man sieht, ist bei uns Vieles nicht in Ordnung "

Und was tust du dagegen?
Davon schreibst du nichts.

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sie ist 16, sie kann rechtlichncht ausziehen, sie bekommt keinen Vertrag, sie muss es wohl bis zum 18 mit dir aushalten
und wovon möchte sie das ganze finanzieren?

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Bin auch mir 17 Jahren bei meiner Mutter ausgezogen. Sie hat ähnlich reagiert wie du, verletzt, kein Verständnis, alle Schuld bei mir gesucht.
Es ist schrecklich in einem Umfeld zu wohnen, das nicht auf die eigenen Bedürfnisse eingeht.
Ich bin meiner Mutter dankbar, dass sie es erlaubt hat und war definitiv reif genug dafür. Es war die beste Entscheidung.

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Deine Tochter ist 16. Ich sage mal so: ich habe einen Sohn im gleichen Alter … Entweder sie sagt, was sie meint, oder das ist ein ganz lauter Schrei nach Hilfe.
Ohne gravierende Änderungen in eurem Zusammenleben, wirst du deine Tochter nicht dazu bewegen können, bei dir zu bleiben. Deine Tochter will nichts schlimmes: Sie will nur ein zu Hause, in dem sie sich geborgen fühlen kann und in dem sie auch versorgt wird.
Ohne professionelle Hilfe werdet ihr Beide das nicht schaffen…in gar keiner Richtung. Weder kann deine Tochter bei dir wohnen bleiben, noch kann sie (ohne Unterstützung) ausziehen. Ich weiß nicht, ob ein Freund oder die Freundin geeignet dafür sind, ihr all das beizubringen, was sie bisher nicht gelernt hat. Ich weiß auch nicht, ob die Beiden überhaupt auf dein Kind aufpassen können, dass sie nicht in eine Richtung rutscht, die gefährlich ist.
Ich würde zusammen mit Kind, Jugendamt und KJP nach Lösungen suchen und nicht den Wunsch nach dem Auszug einfach Abschmettern und das Kind am Ende zu etwas zwingen, was man nicht mehr kontrollieren kann.

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Da es krankheitsbedingt ist, würde ich es mich nicht verletzen, sondern könnte es verstehen.

Als ich krank war, war mir wichtig, dass sie Bezugspersonen hat, die sich kümmern können.
Jetzt geht es mir wieder besser.

Allerdings: wäre es jetzt so, wie es schon war, dann würde ich sie gehen lassen. Nicht um von mir weg zu kommen, sondern um von der Krankheit weg zu kommen.

Frühere Freunde sind in betreute Gruppen für Jugendliche gezogen. Weil sie die Depression zu Hause nicht ausgehalten haben. Auch für Partner ist es oft sehr schwierig. Nur dass diese erwachsen sind und gehen können.

Ok, ich würde sie nicht zu einer Freundin ziehen lassen, nur weil diese volljährig ist. Aber mit dem Jugendamt sprechen und ihr ermöglichen woanders zu wohnen: das durchaus.
Mutter nicht da, ist sehr anstrengend. Ob nun krankheitsbedingt mental oder arbeitend. Ja, das Geld muss woher kommen, aber wenn sie sich dadurch alleine gelassen fühlt, würde ich das ernst nehmen.

Alternativ oder zusätzlich können Ansprechpersonen helfen. Gruppe für Jugendliche mit psychisch krankem Elternteil. Freizeiten, Austausch, Therapie.
Offensichtlich ist, dass es sie belastet. Das heißt, sie braucht Hilfe. Das würde ich auf jeden Fall machen.

Im Gespräch ergibt sich dann, was gut ist für sie. Ob entsprechende Gruppen, Austuach und co. ausreicht oder ob ein Ausziehen durchaus sinnvoll sein kann. Gehen lassen würde ich sie. Bedingung wäre aber, dass sie gut versorgt ist. Nicht einfach nur zur Freundin, sondern Ansprechperson, die nach dem rechten sieht, Taschengeld und co. hilft, bei Rechnungen und rechtlichen Fragen unterstützt, Ämter, Schule, Entschuldigung, Arzttermine ein Auge drauf hat.

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Danke sehr an euch für das konstruktive Feedback. Natürlich möchte ich nicht, dass meine Tochter so früh irgendwo wegzieht. Ich war so auf die psychische Gesundheit meiner Tochter fokussiert, dass ich mich selbst vergessen habe. Ich wollte meine Freunde nicht mit unseren Problemen belasten, auch noch während der Coronazeit. Ich muss auch mit allem alleine klarkommen, ihr Vater war da nie hilfreich, im Gegenteil. An sich haben wir ein gutes Verhältnis, sie erzählt mir viel über sich. Darauf möchte ich aufbauen und dass sie wenigstens bis zum Abi hier bleibt. Wir lachen eigentlich viel zusammen, gehen einkaufen, schauen Filme, gehen essen. Heute ist sie wieder gut drauf, erzählt lachend von der Schule und spricht das Thema Auszug nicht an. Gestern hat sie erfahren, dass eine Mitbewohnerin aus dieser WG auszieht und sie kam gleich auf die Idee mit besagten Begründungen.
Denn vorher hat sie nicht davon gesprochen.

Trotzdem weiß ich, dass ich mich wieder auf die Spur bringen muss und mich stabilisieren um für sie stark zu sein und die Lücke Vater zu kompensieren