Verbittert und neidisch

Gleich vorweg, ich habe keine finanziellen Sorgen und materiell bin ich wunschlos glücklich.
Ich bin alleinerziehend im Wechselmodell, also halb alleinerziehend.

Ich bin extrem enttäuscht und verletzt von meinem Ex-Mann, nehme mich aber für das Wechselmodell total zusammen.

Er hat mir mit seinen Lügen und Betrügereien alles genommen, woran ich, was Liebe, Ehe und Familie angeht, geglaubt habe. Allen Illusionen beraubt.

Ich habe auch einen ganz ganz lieben, neuen Partner, den ich lieb habe und bei dem ich mich geborgen fühle. Wir sprechen auch ganz offen, über alles, was wir fühlen.

Ich spüre nur ganz wenig. Jedenfalls keine Liebe. Weder für mich, noch für meinen Partner, nicht für Freizeitaktivitäten, noch sonst etwas. Ich kann mich fast nicht für andere freuen, sondern die Freude anderer macht mich eher traurig oder sogar neidisch.

Wenn ich Urlaubsfotos vermeintlich intakter Familien sehe, werde ich wieder traurig und neidisch, statt mich zu freuen, dass wenigstens andere eine tolle Zeit haben.

Liebe empfinde ich nur für meine Kinder und zwei unserer vier Tiere.

Am besten geht es mir, wenn ich schöne Zeit mit den Kindern oder Tieren verbringe. Mich nervt fast alles und fast jeder andere.

Zufriedenheit, das wünsche ich mir, denn, EIGENTLICH, habe ich nichts zu jammern.

Ging es einer von euch auch schon so?
Und wie habt ihr das gemeistert?

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Ich habe mal gelesen, dass eine Trennung oder insbesondere ein Betrug traumatisieren kann und zwar so sehr, dass man ähnliche Merkmale aufweist wie bei einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Ich denke, durch die Trennung wurdest du bis ins Mark erschüttert, sodass in deinem Inneren ein ziemlicher Scherbenhaufen entstanden ist, mit dem du immer noch zu kämpfen hast. Da kann es außenrum noch so schön oder eigentlich zufriedenstellend sein - in dir drin ist einfach noch etwas kaputt, was noch heilen muss.

Das, worauf du nun neidisch bist, ist genau das, was dir genommen wurde. Es ist deine Vorstellung von einem schönen und wünschenswerten Leben, von der du eigentlich dachtest, sie (die Vorstellung oder auch Sehnsucht) wäre in Erfüllung gegangen, doch dann ist alles auf für dich emotional ganz schreckliche Weise zusammengefallen.

Nicht jeder verkraftet das gut, weswegen ich deine Gefühle gar nicht so unerklärlich oder abnormal finde, wie sie dir vorkommen. Es ist noch etwas kaputt und dass äußert sich auch dadurch, dass du einfach noch nicht loslassen kannst und vielleicht auch Angst davor hast, wieder zu lieben und dieses Gefühl zuzulassen.

Hast du mal darüber nachgedacht, deine Erfahrung therapeutisch aufzuarbeiten? Manchmal schafft man es nicht ganz für sich allein und braucht etwas Hilfe von außen, damit es einem wieder besser gehen kann.

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Oh, so liebe, verständnisvolle Worte. Ja, habe ich. Ich nehme Medikamente (vom Psychiater, leicht dosiert) und bin in Psychotherapie. Die Ansätze verstehe ich, aber das war es dann auch...

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Kann es sein, dass die Antwort für deine Enttäuschung in deiner Kindheit zu suchen ist und du evtl daher so empfindest?

Nur so als Gedanke.

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Nein, inneres Kind, Familie, etc ist alles schon durchleuchtet. Danke für den Tipp.

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Auf mich wirkst du eher depressiv oder traumatisiert. Du brauchst Hilfe. Such dir eine Therapeutin, der du vertrauen kannst.

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Ich hab Psychiater und Therapie. Ich verstehe sie, aber sie mich nicht.

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Was genau versteht sie nicht? Dass diese Gefühle bzw. nichts empfinden können echt sind? Was bekommst Du denn gesagt, welche Tipps oder Hausaufgaben gibt es, kannst Du damit überhaupt irgendetwas anfangen?

Wenn Du Dich nicht ernst genommen und verstanden fühlst, kann das zwei Gründe haben: Du hast den falschen Gesprächspartner und solltest wechseln. Oder Du bist noch nicht so weit fortgeschritten, hast Dich noch nicht geöffnet, so dass es Klick machen kann.
Dein Gefühlsleben ist durchaus nachvollziehbar, wenn man davon ausgeht, dass Du ein festes und für Dich absolut unzerstörbares Bild vom Familienleben hattest.

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Wie lange ist die Trennung denn her?
Vielleicht war es zu früh für eine neue Beziehung. Ein "Hauptsache nicht allein"?

Ich finde die eine Anmerkung sehr wichtig. Du muss bei der Therapie auch mitmachen. Deine Therapeutin wird dich schon verstehen, aber dich darauf zu versteifen, dass dein Exmann dich aller Träume beraubt hat, hilft dir nicht.
Ich bin auch neidisch auf die Familien. Im Urlaub ist es ganz schlimm, wenn ich allein mit dem Kind bin und all die Familien sehe. Aber dann denke ich: unter jedem Dach ein Ach. Wer weiß schon, ob die alle so super happy sind.
Ich hatte auch mega zu knabbern, als mein Ex geheiratet hat und nun alles hat, was ich mir gewünscht habe, dabei war er doch der "Arsch". Allerdings gebe ich ihm nicht die Schuld, sondern mir, dass ich diesen Mann überhaupt gewählt habe, um eine Familie zu gründen und nicht auf die kleinen Alarmzeichen geachtet habe. Aber ohne diesen Mann hätte ich mein großartiges Kind nicht und das wiederum hilft mir, mich in den Gedanken nicht zu verlieren.

Ja, ich denke es ist wichtig mir immer wieder zu verdeutlichen wie gut es mir doch aber geht. Gesund, keine großen finanziellen Sorgen. Alles andere wird sich schon finden.

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Die Trennung ist vier Jahr her und war vorher schon lange von mir gewünscht. Ich wusste nur nicht, wie es es angehen und umsetzen sollte. Bis ich einfach den Schritt wagte. Der auch richtig war!

Meinen neuen Partner habe ich seit zwei Jahren.

Ich mache mit bei der Therapie und sehe auch mini-Fortschritte. Aber irgendwie denke ich, dass man sich nur selbst an den Haaren aus dem Dreck ziehen kann. Und es ist ja nicht mal Dreck.

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Es kann nun mal nicht jeder selbst und es muss auch nicht jeder selbst machen.

Hab Geduld mit dir!

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Hallo,

ja, mir ging es eine ganz lange Zeit nach meiner Trennung von meinem Ex-Mann auch so. Ich war auch auf dem Wege der Verbitterung, dachte mein Leben sei zu Ende.

Ehrlich gesagt habe ich es erst in diesem Jahr geschafft da rauszukommen, mit ganz viel Arbeit an und in mir selbst. Immer wieder habe ich mir das positive in meinem Leben vor Augen geführt. Ich vergleiche mich nicht mehr, sondern akzeptiere wie ich bin und auch meine Situation. Zuvor habe ich ständig mit meinem Schicksal gehadert, hatte Depressionen und Suizidgedanken.
Ich habe einige Freunde verloren und musste mir fast komplett ein neues Netzwerk aufbauen, nach fast 20 Jahren.

Mittlerweile kann ich ohne Missgunst auf die familiäre Situation meines Ex schauen, weil ich weiß, dass es meinen Kindern auch damit gut geht.

Kennst du den Spruch, "Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der andere stirbt"? Das habe ich mir zur Lebensphilosophie gemacht. Ich gucke nicht mehr auf andere bzw. nehme deren vermeintliche Vorteile im Leben nicht mehr als Gefahr für mich wahr.

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Danke, für deine Worte. Es tut gut zu wissen, dass auch andere ähnliche Gefühle hatten.
Da fühlte ich mich nicht mehr ganz so allein.

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Es ist auf jeden Fall gut, dass du in therapeutischer Behandlung bist, das hat mir auch sehr geholfen.

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Tatsächlich richtig, dass du deinem neuen Partner gesagt hast, dass du ihn nicht liebst?

Was sagt er denn dazu?

Ist das für ihn in Ordnung dazu da sein für materielle Sicherheit und damit du dich geborgen fühlst?

Den meisten Menschen wäre das ja nicht ausreichend für eine Beziehung.