Montessori Erziehung

Hallo zusammen,
mein Sohn ist jetzt 12 Wochen alt und ich lese mich aktuell in die Erziehung ein.

Dass wir keine Spielzeugberge möchten, sind mein Mann und ich uns einig.

Nun bin ich auf das Montessori Konzept gestoßen und finde das sehr ansprechend, die Kleinen zu selbstständigen Persönlichkeiten zu erziehen und sie viele Sachen selbstständig zu erarbeiten bzw. Kreativität zu fördern.

Da wir sehr ländlich wohnen, gibt es keine entsprechenden Einrichtungen.
Ich denke aber, wenn wir das Konzept zuhause umsetzen, kann das eine gute Lösung sein.

Zum Beispiel finde ich auch die Einrichtung des Kinderzimmers mit Bodenbett, etc. eine super Idee und kann mir gut vorstellen das Kinderzimmer danach einzurichten.

Ich würde es auch gerne eher flexibler machen, wenn sich unser Sohn zum Beispiel zu Weihnachten irgendein Spielzeug sehr wünscht soll er das auch bekommen.

Hat das jemand ähnlich bei seinen Kindern umgesetzt und welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Haben eure Kinder das gut angenommen oder seit ihr zum Schluss dann doch wieder bei den herkömmlichen Spielsachen gelandet?

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Also der Leitsatz: "Hilf mir, es selbst zu tun!", der hat mich schon lange vor der Geburt eines eigenen Kindes begleitet und berührt.
Was ich aber nie geglaubt habe und bis heute nicht glaube, das ich mich da großartig einlesen muß, Kinder nur in entsprechenden Einrichtungen dahingehend gefördert werden oder man da bestimmtes Spielzeug für braucht. Genauso wenig brauchen Kinder ein Pikler Dreieck um ihre Grobmotorik zu entwickeln.

Alleine mit dem Leitsatz im Hinterkopf wird man seinem Kind eine tolle Kindheit ermöglichen. Wir müssen sie gar nicht zu "selbstständigen Persönlichkeiten" erziehen....sie kommen schon mit einer eigenen Persönlichkeit auf die Welt und die Selbstständigkeit entwickelt sich ganz von alleine, wenn man die Kinder nur lässt.

Und schlußendlich zählt eigentlich nur eins, der Erziehungsstil muß zur Persönlichkeit des Kindes passen. Ich kann mir nicht einfach was aussuchen und das Kind ausblenden. Meine Tochter hat zwar sehr gerne die "Hilfsmittel" genutzt (Lernturm, eigenes kleines Waschbecken m. Spiegel DIY, die passende Zimmereinrichtung), aber ihre Persönlichkeit braucht nun mal einen strukturierten Rahmen und strukturierte Anreize. Sie liebt knallharten Frontalunterricht und würde an einer Schule nach Montessori eingehen wie eine Primel. Sie liebt Zensuren, auch schlechte. All das war sehr früh erkennbar, noch vor dem Kindergartenstart. Und spätestens da habe ich schon auf sämtliche Erziehungskonzepte gepfiffen und nur auf das geachtet, was zu meiner Tochter passt.

Lern doch dein Kind erstmal ganz entspannt kennen, Erziehung kommt später automatisch dazu.

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Gerade das finde ich auch so wichtig, das Kind nicht starr in ein Konzept zu pressen. Mir geht es eher darum, mir zu überlegen, wie ich mit ihm umgehen möchte. Wie eben den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen oder mich an diesem Leitsatz zu orientieren.

Da gehts ja schon los, nicht alles auf blau auszurichten und "Jungsspielsachen" zu kaufen. Wenn er später selbst entscheidet und das mag soll er es bekommen :)

Außerdem kenne ich es aus unserem Umfeld, dass die Kinder mit Spielsachen überhäuft werden und bestimmte Dinge gemacht werden, weil man das eben so macht. Sowas hinterfrage ich gerne. Ich höre auch jetzt schon regelmäßig die ganzen Standard "Ratschläge" der älteren Generation und bin froh mich da selbst informiert und mir eine Meinung gebildet zu haben.

Zum Thema Spielzeug haben wir eh genügend zur Geburt bekommen, sodass wir versuchen möchten das ganze 1. Jahr gar nichts mehr zu kaufen. Mich sprechen auch eher die Ansätze an, dass Kinder viel in der Natur lernen oder mit Gegenständen aus dem Haushalt und selber kreativ werden.

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Wichtiger Beitrag! Ich war ähnlich wie deine Tochter. Unter Montessori-Pädagogik hätte ich echt gelitten. Unbedingt die Persönlichkeit des Kindes berücksichtigen.

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Hallo!

Ich habe mich auch mit Montessori beschäftigt, als meine Zwillinge geboren wurden. Vieles spricht mich auch an, und zum Teil setze ich das auch im Alltag um. Wie du wohne ich ländlich, und es gibt hier weder einen Montessori-Kindergarten noch eine Montessori-Schule.

Alles setze ich nicht um. Ich habe mir die Sachen herausgesucht, die zu uns passen, zum Beispiel, wie das Spielzeug angeboten wird, die Kinder selber machen lassen und ihnen auch etwas zutrauen. Damit kommen wir ganz gut zurecht.

Wir haben nicht nur Montessori-Spielzeug. Von den älteren Geschwistern haben wir auch andere Sachen, die verschiedene Spielweisen erlauben. Ich versuche, eine gute Mischung zu bekommen.

Und ja, ich lobe meine Kinder auch. Genauso schimpfe ich auch. Aber ich versuche mein Verhalten zu reflektieren und im besten Fall vorher darüber zu entscheiden, und nicht erst hinterher.

Ich finde es schwer, wenn man alleine die Grundsätze nach Montessori umsetzt, da doch immer wieder Fragen auftreten.

Liebe Grüße

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Und spielen sie gerne mit dem Montessori Spielzeug?
Ich denke so in etwa wird es bei uns auch werden. Spätestens wenn er so alt ist, dass er bestimmte Spielsachen wo anders sieht und auch haben möchte, würd ich es wohl nicht verbieten. Ich finde den Ansatz gut und möchte das was für uns und unseren Sohn passt umsetzen.

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Ich denke schon, dass ich teilweise Grundsätze von Montessori umsetze: Kinder sollen in einem gewissen Rahmen selbst entscheiden, ihnen mit Respekt begegnen, möglichst viel Selbstständigkeit fördern …

Aber von der Montessori-Einrichtung habe ich mich verabschiedet. Wir hatten ein offenes Regal mit Körben und Aktions/Themen-Tabletts, so dass sie sich alles selbst nehmen konnten. Folge: CHAOS. Ständig wurde alles ausgeräumt. Das war mir zu viel Stress. Vielleicht versuche ich es noch mal, wenn sie älter sind.

Wir haben schon immer in einem Bett geschlafen, aus dem sie selbst raus können, seit sie mobil sind. Das klappt gut. Die Umgebung muss natürlich Baby/Kleinkind-sicher sein.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ja, genau das finde ich gut. Habe ich zum Beispiel in der Kindheit anders erlebt und daher ist mir das sehr wichtig.

ein offenes Regal denke ich kann ich mir auch erst vorstellen, wenn er älter ist oder eben gar nicht so viel Spielzeug vorhanden ist. Genau das möchte ich eben vermeiden diese Reizüberflutung 😁

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Montessori hat ein Bildungskonzept entwickelt, das im Grundsatz „Lernen in Freiheit“ umspannt. Also freie Wahl des Materials, freie Art der Bildung (damit meine ich im Baby- und Kleinkindalter die Selbstbildungsprozesse) etc.
Montessori ist kein Raumkonzept. Man kann auch nicht Bach Montessori erziehen weil es eben in der Hauptsache um die Begleitung von Selbstbildungsprozessen geht.

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Könnte mir mal jemand einen Link reinstellen wo diese Pädagogik genauer beschrieben ist?
Und sagt mal, gibts hier auch Kritiker von dem Konzept???
Also ganz kapier ich das mit der Notwendigkeit eines Bodenbettes nicht (viel zu kurze Nutzungsdauer bis die Kinder eh ohne Probleme in ein normales Bett klettern können).
Und das mit der selbstständigigen Persönlichkeit scheint mir einfach ein schön gewählter Begriff?!
Naja weniger Spielzeug ist heut nie schlecht, da stimmt :)
Aber ich lass mich gerne aufklären :)

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Einen bestimmten Link habe ich nicht. Aber Google spuckt Tonnenweise Seiten aus, oder Videos, welche das Konzept erklären.

Auch ein Erwachsener kann noch in einem Bodenbett schlafen, die Nutzungsdauer ist also keineswegs stark begrenzt.

Notwendig ist es nicht, aber wenn man sein Zuhause nach Montessori Ansätzen einrichtet schaut man, wie eine größt mögliche Selbständigkeit des Kindes erreicht wird. Egal in welchem Alter.

Der Gedanke dahinter ist der, dass auch ein 1 jähriges Kind nach dem Aufwachen selber entscheiden kann aufzustehen und sich zu beschäftigen. Anstatt im Gitterbett so lange zu brüllen bis es raus gelassen wird.

Wenn man es anders handhabt und trotzdem eine ähnlich hohe Selbständigkeit im selben Alter will, (z.B. durch Schlupfsprossen, Familienbett, ... ) ist das ja auch sinnvoll und ein Bodenbett macht dann weniger Sinn.

Es geht in der Montessori Pädagogik nicht zwangsläufig um bestimmte Möbel, Materialien oder Spielsachen.

Es geht um eine vorbereitete Umgebung. In welcher das Kind ein hohes Maß an Mitbestimmung und Eigenständigkeit haben kann. Nicht erst mit 5 oder 7.

Schon zwei jährige können sich alleine trinken eingießen wenn die Kanne nicht zu schwer ist.
Ein Zwei ein halb jähriger kann sich selber neue Kleidung raussuchen nach einem Pippiunfall, muss nicht drauf warten vom Erwachsenen aufgefordert zu werden, wenn die Kinderkleidung nicht irgendwo auf Erwachsenen Höhe liegt.
Usw.

Natürlich geht das nicht von heut auf morgen. Es ist ein langer Prozess der geduldig vom Erwachsenen begleitet werden muss.


Ich habe noch nie von einer Kritik an dem Konzept gehört, wüsste auch nicht was es da zu kritisieren gäbe.

Es ist aber auch nicht der einzig gute Weg.
Nicht nur durch das Handeln nach dem Montessori Konzept werden aus Kindern ausgeglichene, selbstbewusste, starke Persönlichkeiten - da gibt es noch mehr Wege. 😉

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"Ich habe noch nie von einer Kritik an dem Konzept gehört, wüsste auch nicht was es da zu kritisieren gäbe."

Siehe doch die Beiträge oben - das Konzept entspricht nicht der Persönlichkeit jedes Kindes. In der Schule bedeutet das z.B. die Abkehr vom Frontalunterricht, eigenständiges Arbeiten, usw. Für Kinder, die viel Struktur von außen benötigen, eignet sich dieses Konzept weniger. Wenn man googelt, findet man noch mehr Kritikpunkte. Wie gesagt - es muss zum Kind passen, es ist nicht das Allheilmittel. Ich würde mein Kind nicht auf eine Montessori-Schule schicken (wenn es eine ähnliche Persönlichkeit wie ich hätte).

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Ausser Montessori gibt es noch zB Pikler ;) Auch toll. Dass 1-Jährige keinen Berg Spielsachen benötigen ist selbsterklärend. Unser Kinderzimmer damals war halbleer aber gemütlich. Jetzt mit 4 sieht es schon anders aus (die Kinder brauchen auch bestimmte Materialien).

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Hallo 🤗

Wir haben es ähnlich. Und trotzdem endlos viel Spielzeug. Denn in der Familie gibt es mehr als genug, die ihm Mal hier und mal dort etwas mitbringen wollen.

Ich habe es so versucht einzuführen:

Jeder sagt, in welchem Wert etwas zum jeweiligen Feiertag geschenkt werden soll.
Ich suche dann etwas, dass ihm gefällt und verpacke es sogar extra. Auf Wunsch, kann es natürlich selbst übergeben werden. Aber so ist es sehr viel entspannter für alle und es lässt sich gut koordinieren. Zu Weihnachten bekam er sowohl etwas für seine Holzeisenbahn, wie auch Holzspielzeug, Tut tut Flitzer, Bücher. Nur eine einzige Person ist aus der Reihe getanzt, aber das ist auch absolut ok.
Zu Ostern bekommt er etwas zum Mandala legen. Er liebt Puzzle, also denke ich, dass ihm das gefallen wird.

Sein Bett ist so ein Bodenbett und seine Spielsachen so verräumt, dass er sie selbstständig nehmen kann. Also ohne unsere Hilfe. Er soll ja selbstständig sein.

Ganz strikt wirst du es wohl kaum durchziehen können. Spätestens wenn er zur Schule geht, wird ihm auffallen, was es noch alles Tolles gibt.
Wir versuchen immer einen Mittelweg zu finden.

Liebe Grüße ❤️

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Hallo ich finde das Konzept toll und habe einiges für mich in den Alltag übernommen. Ein Bodenbett habe ich Z.B nicht aber Kleidung ist
für alle Kinder immer in Höhe es gibt überall Hocker. Jeder darf hier alles ausprobieren solange es der Realität entspricht also kein 1 jähriger mit Messer.
Aber eine Schere oder ein Messer kann man mit 2 schon bedienen.
Meine Kinder dürfen und sollen selbstständig werden. Das fördert auch das Selbstbewußtsein. Ich unterstützte und leite an wo Bedarf besteht. Spielzeug soll möglichst vielseitig sein, für die kl. Gibt es hier ausser Duplo eigentlich nur Holz.
Ich habe kein besonderes Montessori Spielzeug. Aber viel
Material um sinnvoll zu arbeiten.
Meine großen konnten beide z.B. mit 5 lesen. Das geschah aus Eigenbetrieb indem die Sachen zur Verfügung standen und wir mitgemacht haben wenn Interesse da war. Aber trotzdem gibt es hier klare Regeln und Strukturen die mit den Kindern besprochen werden. Wir beschließen wenn möglich Dinge zusammen, aber ich halte eine gewisse Linie, sonst gibt es nurnoch Pizza, Pommes uns Lasagne.
Versuch dich aber nicht zusehen zu versteifen dein Bauchgefühl wird dir sagen was richtig ist. Was ich mit der Zeit gelernt habe und immernoch lerne Locker bleiben auch wenn die Großeltern sich nicht an alles halten was wir gerne hätten.
Lg

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Ich bin bei meinem ersten Kind ähnlich idealistisch, wenn auch nicht mit Montessori aber ähnlich, an die Erziehung gegangen. Es hätte vielleicht fiúnktioniert, wenn das Umfeld mitgezogen hätte....
die Oma brachte singende Plastikhasen (nein, man kann nicht mit ihr reden, das Zeugs nur entsorgen) und bunte Discounterkleidung. Nur als Beispiel. Nachbarn etc- so ähnlich.
Im Kindergarten, evangelischer Kindergarten, war Ninjago angesagt, Lego etc.....Süßkram
an jedem 2. Tag. War übrigens ein zuckerfreier Kindergarten:-))))
Was ich damit sagen will- ich habe aufgegeben. Dein ganzes Umfeld und auch die Freunde deines
Kindes müssen so sein, sonst klappt es nicht. Bis zum Kiga vielleicht, wenn du alleine betreust.
Bei Kind 2 habe ich es direkt gelassen. Sind übrigens beide völlig gesund und normal entwickelt.

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Aber es geht doch bei den Erziehungsstilen nicht (hauptsächlich) um das Material. Viel wichtiger ist der Umgang miteinander, wie das Kind die Welt kennenlernt, ob auf Bedürfnisse eingegangen wird, eigene Erfahrungen ermöglicht oder Impulse eher gehemmt werden.
Das geht auch mit Ninjago und blinkenden Hasen, sieht nur (fürs erwachsene Auge) schöner aus mit neutralen Figuren und Holzhase. 😊