Geschwister-Eifersucht und chronische Krankheit

Hallo ihr Lieben,

meine beiden Mädchen sind 4,5 und knapp 6 Jahre alt. Sie verstehen sich prima und sind sich sehr nahe. Die Große ist eher sensibel und nervös, während die Kleine meistens ausgeglichen und fröhlich ist. Eifersüchteleien gehen meistens von der Großen aus, hielten sich bisher aber immer im Rahmen des (für mich) Normalen.

Nun hat sich in den letzten Monaten herausgestellt, dass die Kleine Epileptikerin ist. Wir haben einige Krankenhausaufenthalte hinter uns und zurzeit wird sie auf ein Medikament eingestellt. Wir Eltern versuchen, so gelassen wie möglich damit umzugehen. Und die Kleine selbst nimmt es auch sehr gelassen und ist sehr tapfer bei den Untersuchungen usw.

Allerdings hat die Große offensichtlich Schwierigkeiten mit der Situation. Eine Zeitlang war sie besorgt und ängstlich, wir haben versucht ihr alles zu erklären. Mittlerweile ist sie aber auch sehr eifersüchtig geworden und fühlt sich ganz oft ungerecht behandelt. Die konkreten Situationen sind dabei so, dass ich sie nicht wirklich nachvollziehen kann. Beispiel: Ich habe kürzlich beiden ein Kleid gekauft, jede durfte sich eines aussuchen. Als wir zu Hause waren, fing die Große an zu schreien, weil sie angeblich lieber das Kleid von der Kleinen gehabt hätte. Ähnliche Szenen gibt es jeden Tag, meist geht es dabei um Kleinigkeiten wie: Wer was zu essen bekommt, wer welchen Löffel benutzen darf usw. Ich weiß, dass es solche Streitigkeiten bei Geschwistern oft gibt, aber meine Große regt sich dabei unglaublich auf und behauptet Dinge, die nicht so abgelaufen sind, und dass wir sie absichtlich benachteiligen würden.

Ich habe einfach den Eindruck, dass sie sich vernachlässigt fühlt, weil die Kleine durch die Krankheit mehr Aufmerksamkeit als vorher bekommt. Aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Wir vernachlässigen die Große nicht und zeigen ihr immer wieder, wie lieb wir sie haben. Aber mittlerweile ärgern mich diese Szenen auch, weil ich Angst habe, darüber meine Kleine zu vernachlässigen, die bei ihrer Krankheit ja auch jede Unterstützung braucht.

Falls ihr Erfahrungen mit einer solchen Situation oder sonstige Tipps (auch Buchtipps o.ä.) habt, würde ich mich sehr freuen.

#danke und liebe Grüße
Meggie

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Hallo!

Es ist wirklich sehr schwer für ein Kind, wenn ein Geschwisterkind wegen einer Krankheit eben nochmal mehr Aufmerksamkeit bekommt. Immer wieder ist Mama bei der Kleinen im Krankenhaus, da fühlt sich die Große schon verlassen...

Versuch die Große ganz exklusiv auch öfter in den Mittelpunkt zu rücken. Fahr mal für ein Wochenende nur mit ihr weg, während die Kleine beim Papa bleibt. Nimm Dir ab und zu am Nachmittag mal eine oder zwei Stunden Zeit für die Große und geh mit ihr ein Eis essen, als ausgleich für die vielen Arzttermine mit der Kleinen.

Sie fühlt sich wirklich zurück gesetzt, und damit hat sie durchaus recht. Auch wenn die Kleine viel Aufmerksamkeit braucht - wenn die Einstellung mit den Medikamenten stimmt solltest Du mal beobachten, ob du sie dann nicht überbehütest. es ist eben immer noch ein wenig mehr Sorge, ein wenig mehr kümmern für die Kleine da, und das tut der Großen durchaus zurecht sehr weh.

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Hallo,

danke für deine Antwort! Ich hatte auch den Eindruck, dass sie sich verlassen gefühlt hat, als ich mit der Kleinen im Krankenhaus war (wobei ich sonst auch ab und zu mal ein WE wegfahre, ohne dass es sie stört - aber das hier scheint sie anders wahrzunehmen).

Ich fahre in zwei Wochen mit der Großen allein zur Oma, darauf freut sie sich schon.

Werde versuchen mich selbst zu beobachten, wegen möglicher Überbehütung.

LG Meggie

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Hallo Meggie!

Ältere Geschwister haben sowieso schon oft Sorgen, dass Mama sie nicht mehr so richtig lieb hat, wenn ein Geschwisterchen kommt. Sie müssen ab dann eben zeit und Liebe der Mutter mit jemand teilen. Bei kleinen Geschwistern ist das anders, die kennen es ja von Anfang an nur so, und sind deswegen insgesamt nicht so eifersüchtig, wo eben bei großen geschwistern eben von Anfang an ein Trauma da ist - auch wenn sie da noch so jung waren, dass sie es gar nicht in Worte fassen können, es ist eher so ein gefühl.

Und dann fährst Du mit der Kleinen ins Krankenhaus, da bricht einfach das Trauma wieder auf, gerade weil Du MIT DER KLEINEN im Krankenhaus warst. Das ist einfach Die Angst eines Kleinkinds.

die Zeit bei Oma tut ihr sicher sehr gut, hab da einfach ein wenig Verständnis für sie. Lass es zu, dass sie auch mal eifersüchtig ist, ohne es zu unterstützen, und bevorzuge sie einfach ab und zu auch mal. Die Kleine kann das eher verkraften als die Große.

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Melde dich mal bei www.rehakids.de an. Dort gibt es auch eine Seite für Geschwisterkinder. Vielleicht kannst du dort mal deine Frage stellen.
Ansonsten denke ich mal, dass ihr von eurer Großen wirklich das Benehmen einer Erwachsenen verlangt - aber sie ist 6! Das kann sie nicht. Meine Söhne haben mal mitbekommen, wie ich einen Grand mal hatte. Danach brauchte mein Großer (damals 5 Jahre) psychologische Hilfe. Das ist nicht einfach zu verdauen für so ein kleines Kind. Mein Großer hatte Angst, dass ich sterbe.
Alle anderen Punkte, die du hier genannt hast, zeigen mir eher das normale Verhalten einer 6-jährigen. Genau so verhalten sich 6-jährige. Erwarte nicht das Verhalten von Erwachsenen! Eine 6-jährige kann Lüge/Traum/Wahrheit/Wunsch garnicht so richtig unterscheiden. Das ist nicht absicht, Und ja, Streit gibt es zwischen Geschwistern - sogar manchmal sehr schlimmen. Ob du denkst, dass du die Große materiell nicht vernachlässigst, ist eigentlich egal. Ich glaube, dass will deine Große nicht. Es geht ihr mehr um deine Zeit. Sie ist ein kleines Kind - völlig unschuldig und sehr egoistisch. Und sie kann nichts dafür, dass ihre Schwester krank ist, trotzdem wird sie bestraft (in ihren Augen) dafür mit Mama/Papa - Entzug.

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Hallo,

danke für deine Antwort! Eigentlich denke ich nicht, dass ich von der Großen das Verhalten einer Erwachsenen verlange. Ich versuche sehr auf sie einzugehen, und sie bekommt viel Aufmerksamkeit und Zeit (sie hat schon immer mehr davon beansprucht als die Kleine, die eher "pflegeleicht" ist). Ich bin halt nur unsicher, wie ich mit ihrer Eifersucht umgehen soll und möchte nicht, dass die Kleine sich zurückgesetzt fühlt, nur weil sie sich in der Situation "vernünftiger" verhält als die Große.

Ich werde aber auch nochmal versuchen mit der Großen zu reden und zu gucken, inwieweit noch Ängste zurückgeblieben sind davon, dass sie den letzten Grand Mal der Kleinen miterlebt hat. Vielleicht spielt das ja auch eine Rolle.

Der Tipp mit rehakids ist gut - ich habe mich da noch nicht hingetraut, weil ich meine Tochter nicht wirklich als behindert wahrnehme. Habe aber jetzt gesehen, dass dort auch andere Eltern von Epilepsie-Kindern unterwegs sind.

LG Meggie

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"weil ich meine Tochter nicht wirklich als behindert wahrnehme."

Das ist ein schwerer Schritt. Das klingt auch einfacher, als es ist. Schließlich bedeutet das oft eben auch, dass man sich eingesteht, dass dieses Kind nicht den gewünschten Lebensweg so einfach gehen wird. Meine Eltern konnten sich das nie eingestehen (und haben mich damit fast umgebracht - lange Geschichte), mein Noch-Mann hat über 3 Jahre gebraucht, um die Schwerbehinderung seiner Kinder als "leichte Entwicklungsverzögerung" zu akzeptieren - zu mehr ist er nicht bereit. Er rechnet ganz fest damit, dass die Entwicklungsverzögerung sich verwächst - meine Kinder haben beide Frühkindlichen Autismus, mehrere Fehlbildungen (teilweise operiert), einige Wahrnehmungsstörungen, Sprachentwicklungsstörung und der Kleine noch eine schwere geistige Behinderung.

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Hallo Meggie,

ich verstehe genau, was du meinst. Wir haben Sohn, 7, und Tochter, 5. Unsere Tochter laboriert seit über 3 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalles. Sie ist in ihrer Entwicklung aktuell ca. 19 Monate zurück. Soviel zur Vorgeschichte.

Unser Sohn ist genau wie deine große Tochter, aber wirklich genau so.

Was ich tue, naja oder versuche:

Ich versuche immer, ihn zuerst abzuholen, dass er mir von der Schule etc. erzählen kann.
Ich lege Termine mit der Schwester, z.B. Psychologe etc (alles was halt speziell mit dem Kopf zu tun hat) immer extra so, dass er es nicht so mitbekommt und demzufolge auch nicht mit muss. Über diese Termine spreche ich mit meinem Mann dann auch erst abends, wenn die Kids im Bett sind.

Logo/Ergo etc. macht Madame im Kiga; früher musste unser Sohn immer mit und jedesmal 45 min. im Wartezimmer warten, bis so eine Stunde vorbei war.

Wenn sie ins KH muss (aktuell wieder wegen erneutem MRT vom Kopf) schicke ich meinen Mann mit #schein bzw. wir teilen uns die Zeit. Der andere unternimmt dann extra was mit dem Großen.

Wir kuscheln abends, wenn die kleine schläft, noch ausgiebig getrennt mit ihm, und dann redet er sich vieles von der Seele -ich glaube, das braucht er auch.

LG Babsi

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Hallo Babsi,

danke für deine Antwort! Es beruhigt mich irgendwie, dass es bei euch ähnlich ist. Und danke für deine Tipps! Bei den Krankenhaus- und Arztbesuchen ist es zurzeit bei uns eher so, dass die Große eifersüchtig ist, wenn sie nicht mit darf. Ich überlege mal, wie wir das in Zukunft vielleicht besser handhaben können. Bisher haben mein Mann und ich auch immer in Gegenwart der Kinder über Untersuchungsergebnisse etc. gesprochen, weil wir möglichst offen mit der Krankheit umgehen wollen. Aber es kann schon sein, dass die Große sich dadurch zurückgesetzt fühlt, weil es halt nicht um sie geht.

LG und alles Gute!
Meggie