Unterschiedliche Einstellung zum Thema Kinderwunsch - kann so eine Freundschaft funktionieren?

Hi zusammen,

es geht um meine beste Freundin, mit der ich seit zehn Jahren befreundet bin. Wir sind wirklich immer durch dick und dünn gegangen. Sie war die Freundin, die man auch Nachts um 3 Uhr anruft. Mein Mann ist mittlerweile auch sehr gut mit ihrem Mann befreundet. Die beiden unternehmen auch viel zu zweit oder dann wir zu viert.

Unterschieden haben wir uns schon immer was das Thema Kinderwunsch angeht. Sie hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie keine Kinder mag und es war auch immer klar, dass ich mir ein Kind wünsche. Es war aber nie ein Problem zwischen uns.
Seit 1,5 Jahren sind mein Mann und ich nun in Kinderwunschbehandlung. Meiner Freundin habe ich damals davon erzählt. Ab da ging es dann schon los mit blöden Kommentaren zum Thema Kinder. Wenn wir z. B. in der Stadt eine Familie mit Kindern gesehen haben, hat sie Bemerkungen wie "ich verstehe nicht, wie man sich Gören ans Bein binden kann" losgelassen. Sie wurde bei dem Thema auch zunehmend derbe und süffisant in ihren Aussagen, obwohl das sonst nicht ihre Art ist.
Im Herbst hatte ich dann endlich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand, die Schwangerschaft endete aber in der 10. SSW in einer Fehlgeburt. Von da an wurde es total schlimm. Von ihr kam nicht ein tröstendes Wort sondern wirklich abfällige Bemerkungen wie "ich war auch traurig als meine Katze gestorben ist". Ich dachte wirklich, ich spinne.
Ich habe daraufhin angefangen mit zurückzuziehen und habe den Kontakt extrem heruntergefahren. Silvester haben wir dann zusammen gefeiert. Auch da hat sie wieder blöde Kommentare rausgehauen (z. B. ich verstehe nicht, wie man Schwanger werden will und sich "da unten" alles zerfetzen lassen will). Ich hab ihr dann klar gesagt, dass sie mich mit solchen Sprüchen verletzt. Wir hatten dann ein längeres Gespräch, ich hab ihr klar gemacht, wie wichtig sie mir als Freundin ist, aber dass mich ihre Sprüche sehr verletzen.
Letztendlich hat sie sich entschuldigt und den Vorschlag gemacht, dass wir das Thema Kinder in unserer Freundschaft ausklammern.

Ich frage mich nun, ob das auf Dauer funktionieren kann? Das Thema ist nun mal momentan Teil unseres Lebens und sollte es noch mit einer Schwangerschaft klappen, dass ist es Teil des Rest unseres Lebens. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass eine so enge Freundschaft funktioniert, wenn man solche Themen ausklammern soll. Ich kann dann ja auch nicht mit ihr darüber reden, wenn es mir schlecht deswegen geht.
Habt ihr Erfahrungen damit? Wie geht ihr mit solchen Freundschaften um?

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Ich möchte hier mal Stellung zu der toten Katze und der frühen Fehlgeburt beziehen. Ja, Tiere sind für manche vollwertige Familienmitglieder und der Verlust wird entsprechend betrauert. Das hat auch so seine Richtigkeit.
Aber wenn mir jemand erzählt, zB sein Opa ist gestorben, dann antworte ich doch nicht mit "Ja, mein Opa ist auch schon tot und ich war sehr traurig", sondern ich drücke mein Beleid aus und frage, ob ich der anderen Person helfen kann, möchte sie von ihrem Opa erzählen oder lieber Abwechslung.
Die Freundin hat mit ihrer Aussage über die tote Katze das Thema auf sich gelenkt und der TE keinen Ort/Platz für ihre Trauer gelassen. Das finde ich schade.

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Ich habe auch Freunde die wollen keine Kinder und manchmal rutscht ihnen ein „iiiih“ raus wenn sie eines sehen 😅, so wie mir wenn ich sage „oh wie niedlich“.

Ich bin schwanger und sie freuen sich trotzdem für mich WEIL sie meine Freunde sind! und fragen mich auch zwischendurch wie es mir geht. Das Kind vorbei bringen zum aufpassen, ihnen den ganzen Tag von meiner Schwangerschaft erzählen, usw würde niemals funktionieren.
Unsere Freundschaft hat andere Inhalte, aber jeder ist tolerant dem anderen gegenüber. Sie wissen, dass wir gerade am Anfang auch das Kind mitnehmen werden und bei Ausflügen zukünftig zu 3. auftauchen und ja es muss kinderfreundlich sein.
So wie ich akzeptieren muss, dass deren Hund das größte auf der Welt ist, erwarte ich, dass sie mein Kind akzeptieren. Bisher wurden Ausflüge und Urlaube auch um ihren Hund rum geplant.

Mach das deiner Freundin klar. Du bist noch die gleiche aber trotzdem verändert sich dein Leben und sie muss mit der Veränderung ebenfalls klar kommen. Ihr müsst parallel dazu auch Rücksicht nehmen. Ansonsten sehe ich da keine Zukunft.

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""ich war auch traurig als meine Katze gestorben ist". Ich dachte wirklich, ich spinne."

Und warum? Viele Menschen sehen ihre Haustiere als Familienmitglieder und sie sind ihnen sehr wichtig, also trauern sie auch sehr, wenn sie sterben.

Mit deiner Reaktion hast du m. M. n. den Fehler gemacht, den du ihr aber vorwirfst. Du nimmst ihre Gefühle nicht ernst bzgl. ihrer Katze, dabei meinte sie das wahrscheinlich total ernst. Ob eine frühe Fehlgeburt schlimmer ist als der Tod einer Katze, die sehr lange bei einem gelebt hat, das mag niemand zu beurteilen, auch du nicht.

Ob eine Freundschaft funktionieren kann, bei der man nicht offen und ehrlich sagen kann, was man denkt? Ich denke nicht. Aber damit meine ich nicht nur dich und deine Gefühle bzgl. eures Kinderwunsches sondern auch deine Freundin, die eben keine Kinder will, Kinderwunsch nicht nachvollziehen kann und das eben auch zum Ausdruck bringt.

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Das mit der Katze habe ich anders verstanden. Die Antwort der Freundin verstehe ich als rhetorischen Trick. Die TE erzählt von ihrer Freundin von ihrem Leid, diese kommt mit "aber was ist mit meiner Katze"? Man sagt es nicht, weil man jetzt gerade Trost und Beistand braucht, sondern um eine Diskussion zu beenden. Der Klassiker ist "Denk doch mal an die armen Kinder in Afrika."

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Ich weiß natürlich, wie wichtig ihr ihre Katzen sind und als die Katze vor ein paar Jahren gestorben ist, habe ich ihr damals auch eine Kleinigkeit zum Trost gebastelt. Trotzdem fand ich es irritierend, dass sie auf meine Fehlgeburt hin nur mit dem Spruch mit der Katze reagiert. Kein "tut mir leid", kein in den Arm nehmen.
Es ist für mich auch vollkommen ok, dass sie keine Kinder will. Nur die Sprüche von ihr sind oftmals eben auch unter der Gürtellinie und das hat erst angefangen, als sie von unserer Kinderwunschbehandlung erfahren hat. Manchmal habe ich das Gefühl, sie möchte bewusst provozieren.

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Dürfte im konkreten Fall nicht funktionieren. Das Thema Kinder kann man nicht mehr ausklammern, wenn sie mal da sind. Dafür wird sich dein Leben viel zu sehr ändern und das Thema für dich viel zu präsent sein. Mir ging es so, dass ich die Freundschaft zu meiner damaligen besten Freundin beendet habe, weil ihre Sprüche für mich nicht mehr länger erträglich waren.

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Oh je. Ich weiß natürlich nicht, was euch sonst miteinander verbindet, aber bei den von dir beispielhaft genannten Bemerkungen würde ich ernsthaft überdenken, ob ich die Freundschaft aufrecht erhalten möchte. Man muss ja nicht immer einer Meinung sein und auch nicht denselben Lebensweg gehen, aber sollte zumindest den Weg des anderen respektieren und sich nicht darüber lustig machen. Ich glaube, bei mir wäre an dieser Stelle der Ofen aus.

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Perfekt formuliert, danke dafür

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Ich habe Freunde, die in bestimmten Themen eine grundsätzlich andere Meinung haben als ich. Das kann funktionieren.

Für mich gibt es folgende Grundregeln:
- sachliche Diskussionen sind okay, sofern beide Seiten sie führen wollen und sofern es nicht persönlich wird. Solange klar ist, dass jeder die Meinung des anderen respektiert und es um ein gegenseitiges Verstehen - nicht Überzeugen - geht
- Themen, die mir wichtig sind, möchte ich mit meinen Freunden bereden können. Auch dann, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Ich könnte niemanden als Freund bezeichnen, wenn ich nicht offen sagen könnte: "Ich hatte eine Fehlgeburt" oder "Ich wünsche mir noch ein Kind" (oder jedes andere Thema). Es muss nicht ständig Thema sein, natürlich nicht. Aber wenn ich über Dinge, die mich aktuell beschäftigen, schweigen müsste, könnte diese Person höchstens ein Bekannter sein. Ich habe zum Beispiel eine Freundin, die nicht gläubig ist. Trotzdem konnte ich ihr sagen, wie scheiße sauer ich auf Gott war, als unser Sohn gestorben ist, ohne dass sie blöde Kommentare abgegeben hat.

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aber die TE hat doch beim thema FG genauso falsch reagiert. wer weiß wie sehr die freundin an ihrer katze gehangen hat. für mich würde eine welt zusammen brechen wenn mein hund stirbt. eine frühe FG hätte ich besser verkraftet.
sie hat damit impliziert: kinder sind besser als haustiere. das muss aber nicht jeder so sehen. da fehlt sensibilität und verständnis auf beiden seiten

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Wo hab ich denn behauptet, dass Kinder besser als Haustiere sind? Das ist nur deine Interpretation. Aber die Aussage mit der Katze war die einzige Reaktion auf meine Fehlgeburt. Kein in den Arm nehmen, keine netten Worte zum Trost.

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man muss sich nicht in allem einig sein. stell dir vor du würdest keine kinder mögen (was jedem sein gutes recht ist) und für deine freundin gibt es kaum was wichtigeres als den kinderwunsch ( überspitzt formuliert). das würde dich vielleicht genauso nerven. deshalb eine so gute freundschaft zu beenden finde ich sehr absurd. das zeigt ja das der kinderwunsch bei dir eigentlich über alles geht. ich liebe mein baby aber war nie so kinderbessen. eigentlich mag ich nur mein kind und andere meistens nicht :) mich hat es auch immer genervt wenn ständig nur darüber gelabert wurde (jetzt mache ich es selbst 😄)

letztendlich müsst ihr wissen ob ihr das thema ausklammern könnt.

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Wir reden aber über das Thema Kinder ansonsten gar nicht. Sie weiß, dass wir in einer Kinderwunschklinik sind und ich habe ihr von der Fehlgeburt erzählt. Dazwischen gab es nichts. Dass wir z. B. kurz vor der künstlichen Befruchtung standen weiß sie auch nicht. Ich lasse das Thema schon außen vor, aber komplett ausklammern ist eben auch schwierig, wenn man so eng befreundet ist.
Und gerade weil ich das Thema schon so klein wie möglich halte, verletzen mich ihre Sprüche umso mehr. Das hat auch erst angefangen, als ich ihr damals erzählt habe, dass wir in eine Kinderwunschklinik gehen.

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dann kann es aber auch sein dass sie sich in dem moment in dem sie solche sprüche loslässt einfach gar nichts denkt.
wenn sie nicht weiß wie groß euer kinderwunsch ist und wie schwierig das thema ist, kann sie gar nicht wissen wie sensibel das thema ist. vor allem wenn man keine kinder mag, kann man das schwer nachvollziehen. ja, es gab ein gespräch. EIN GESPRÄCH.
ich finde es fehlt senisibilität auf beiden seiten. ich habe weiter oben geschrieben was ich vom thema haustiere halte. da hast du ganz genauso falsch reagiert wie du es ihr vorwirfst (bzw denkst so darüber)

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Ich habe auch Freundinnen, die keine Kinder wollen und mit Kindern auch nichts anfangen können. Befreundet sind wir aber trotzdem noch, weil jeder den Lebensstil des anderen akzeptiert. Ich weiß, dass ich der Freundin, die Kinder nicht mag, unsere Tochter nicht zum Babysitten geben kann, aber dafür kann ich hervorragend mit ihr feiern gehen wenn ich mal raus muss :-) Und ich darf ihr auch die Ohren volljammern, wenn das Kind die Nacht zum Tag macht, dafür höre ich mir auch ihre Dating-Storys an.
Allerdings habe ich auch niemanden im Freundeskreis, der so derbe Sprüche raushaut. Das klingt für mich ehrlich gesagt schon sehr provokant, vor allem da sie scheinbar auch nach der Fehlgeburt nicht damit aufhört.
Unter diesen Umständen kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass diese Freundschaft eine Zukunft hat.

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Das wird nicht funktionieren. Spätestens dann nicht mehr, wenn die Kinder da sind. Wir haben Kinder und schon nach dem ersten hat sich unser Leben sehr verändert. Das Thema Kinderwunsch und Schwangerschaft kann man noch irgendwie ausklammern. Aber Kinder sind da. Sie atmen, essen, schreien, sprechen und haben Bedürfnisse. Wenn ihr euch regelmäßig treffen wollt, ist das ggf grade am Anfang schwierig ohne Kind. Ich wollte mein Baby zb niemandem geben und unsere Familie wohnt zwei Stunden weg, also auch keine Betreuung möglich. Zudem habe ich vollgestillt und beide Kinder lehnen die Flasche ab. Ich kann schlicht und ergreifend (jetzt bei meiner Tochter) seit acht Monaten nirgends länger als zwei Stunden ohne sie sein, weil sie Beikost nicht isst und keine Flasche nimmt. Wenn meine Freunde mich dann nur ohne Bsby wollen... tjs, das geht nicht.
Früher oder später werdet ihr euch also zwangsläufig wenig bis gar nicht sehen. Eventuell willst du ja dann such mit einer Freundin über Familie/Kinder, eben dein Leben sprechen. Wenn du die Kinder da immer weglassen musst, ist das echt anstrengend. Versuche es, aber es kann durchaus schiefgehen..