Gute Freundin hat Endometriose

Hallo ihr Lieben

Aktuell leide ich sehr mit einer guten Freundin mit, die wegen Endometriose trotz Behandlungen wahrschleinlich nie schwanger werden kann.

Seit ich mich erinnern kann, klagte sie über ausserordentliche Periodenschmerzen. Da ich bereits viel über Endometriose gelesen habe, schlug ich ihr vor, eine Abklärung machen zu lassen. Sie beteuerte stets, ihre Ärztin würde nichts auf dem Ultraschall sehen. (Ich hatte zwar gelesen, dass oft dafür eine OP notwendig ist, aber ich bin auch kein Arzt). Viele Jahre gingen seither ins Land.

Noch vor wenigen Jahren hat sie sich ein wenig über eine andere Freundin von mir lustig gemacht, die in Kinderwunschbehandlung war und ihr Sexleben akribisch planen musste. Sie erklärte mir, sowas würde sie sich niemals antun, eher eine neue Ausbildung beginnen oder eine Weltreise machen. Ok, man kann seine Meinung ändern.

Jetzt, Jahre später, hat sie sich nach mehreren erfolglosen Versuchen dennoch in Kinderwunschbehandlung begeben. Die Endometriose wurde inzwischen auch bestätigt.

Seither gibt es fast kein Gespräch mehr, das sich nicht ausschliesslich um ihre Beschwerden dreht. Seit der Diagnose ist es nicht einmal mehr möglich, einen Kaffee trinken zu gehen, da sie solche Beschwerden hat. Auch vor der Diagnose hatte sie oft Beschwerden, die sie mit starken Schmerzmitteln aber einigermassen im Griff hatte. Aber seit sie in dieser Klinik ist, bestimmt ihre Krankheit ihr Leben - noch viel viel mehr als zuvor! Unsere Freundschaft leidet enorm darunter, da ich ihr nicht helfen kann. Ich habe gelesen, dass diese Krankheit von vielen nicht Ernst genommen wird, auch nicht von Ärzten und Ärztinnen. Ich möchte, dass sie sich Ernst genommen fühlt, aber manchmal komme ich an meine Grenzen.

Früher, zumindest bis vor Corona war sie der grösste Partymensch, den ich gekannt habe. Dass sie die Partys nicht mehr so verträgt wie mit Anfang 30 kann ich sehr wohl verstehen. Aber für einen Film-, Brettspiel oder Bastelsbend kann ich sie einfach nicht begeistern. Sie hat mir auch gesagt, sie will ein Kind, weil sie nicht weiss, was sie mit sich anfangen soll. Sie habe schliesslich keine Hobbys.

Was kann man in einem solchen Fall noch tun??

1

Wie lange ist die Endometriose diagnostiziert und wie lange ist sie schon in der Kinderwunschbehandlung?

Wenn das erst ein paar wenige Wochen so ist, würde noch mal ein bisschen abwarten. Ich habe mal eine Diagnose bekommen, die mir auf einmal viel erklärt hat und ich endlich nicht mehr denken musste "ich stelle mich an, ich bilde mir das ein" und war damit auch eine Weile beschäftigt.

Wenn es schon mehrere Monate so ist und ihr eng befreundet seid, würde ich wohl raten, sich psychologische Unterstützung zu suchen. Endometriose, vor allem wenn man viele Schmerzen hat und eine ungewollte Kinderlosigkeit davon kommt, ist schon eine heftige Diagnose. Und auch ganz offen sagen: "Ich mache mir Sorgen um dich, ich habe das Gefühl, dass du da Unterstützung brauchst, die ich nicht leisten kann."
Bedenklich finde ich auch, dass sie ein Kind will, weil sie keine Hobbys hat - empfinde ich als merkwürdigen Grund für ein Kind. Sie sollte mit sich selbst klar kommen bevor sie ein Kind bekommt. Da werden Erwartungen an ein Baby gestellt, die es nicht erfüllen kann und soll.

Alles Gute!

3

Die Diagnose hat sie letzten Frühling erhalten, seither ist sie in Behandlung. Problematisch ist eher, dass sie bereits 37 ist und die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft gem. Klinik 10 - 25 % beträgt.

Ich kenne sie bereits seit 15 Jahren und habe stark das Gefühl, dass Corona einen grossen Einfluss auf ihren Kinderwunsch hatte. Bis zum ersten Lockdown war sie ein ausgesprochen gesselliger und kontaktfreudiger Mensch und an Wochenenden nie zu Hause. In vielen Bars war sie Stammgast und gerne gesehen. Ich hatte das Gefühl, sie war glücklich und offen für die Zukunft - mit oder ohne Kind/er. Durch die Pandemie sind die meisten solcher Bekanntschaften schlagartig weggebrochen. Viele haben inzwischen selber Familie, sind weggezogen, haben mit der Jugend abgeschlossen oder wurden zu Couch-Potatoes. Auf jedenfall ist nichts mehr wie es war.

Da ich selber lange nicht wusste, ob es bei mir klappt mit Kindern, hatte ich mir damals einen Plan B zurecht gelegt: Unbezahlte Urlaube, eigenes Café, Mikro-Brauerei etc.

Wenn ich ihr davon erzähle, dass mir solche Perspektiven sehr geholfen haben, meint sie dass dies wegen der Endometriose nicht möglich sei… Ich habe mich dann gefragt, wie sie sich ein Leben mit Kind UND Endometriose vorstellt. Aber ich sehe mich nicht in der Position um solche Sachen mit ihr zu hinterfragen.

Ich denke auch langsam, dass eine psychologische Therapie für sie der einzige Ausweg für sie ist. Vielen Dank für den Tipp!

Auch dir alles Gute!

2

Erstaunlich.. meiner Freundin geht es ähnlich.
Das Ganze ging leider so weit, dass es mittlerweile keine Freundschaft mehr zwischen uns gibt. Sie ist nur mehr mit der Krankheit beschäftigt und hat sich immer mehr zurückgezogen. Jetzt will sie gar keine Treffen mehr…

😢😢

Ist deine Freundin noch eine Freundin für DICH..?

4

Hey!

Nun, ich wollte auch nie sehnlichst Kinder, auch wenn ich immer dachte, irgendwann mal welche zu haben.
Wir haben ja noch so viel Zeit.

Dann kam eine Diagnose nach der anderen und es schien nicht mehr eine Selbstverständlichkeit zu sein Kinder zu haben. Ab da hatte sich alles geändert und hätte mir jemand gesagt, ich solle einen Plan B, eine Brauerei, für mich schmieden, hätte ich ihn mit dem Popo nicht mehr angeguckt. Das würde ich wohl lassen.

Du könntest ihr einfach zuhören, ohne Tipps und Ratschläge.

Liebe Grüße
Schoko

5

Hey

Danke für deine Antwort! Nun ja, das mit dem Zuhören habe ich auf jeden Fall versucht. Ich schätze einfach, ich bin aktuell an einem Punkt angelangt, an dem ich nicht mehr zuhören mag/kann. Wöchentlich bis täglich erhalte ich seit Jahren Statusberichte über Beschwerden, selbst wenn diese nichts mit dieser Krankheit am Hut haben. Das darf und soll eine gute Freundschaft auch aushalten. Ich bin ja auch froh, wenn ich mich mal ausheulen kann.

Aber wenn die Treffen immer weniger Freude bereiten, weil ich mich immer mehr hilflos und auch nutzlos fühle, möchte ich reagieren.

Das mit der Brauerei war ursprünglich ihre Idee, da sie eine grosse Bierliebhaberin ist. :) Und ich habe ihr das natürlich auch nicht vorgeschlagen, sondern wollte ihr zeigen, wie ich damals mit dem Thema umgegangen bin.

6

Ich bringe mal einen anderen Blickwinkel in die Sache hinein.
Du schreibst von täglichen/ wöchentlichen updates, die du bekommst - eventuell ist das ganze einfach etwas "zu nah" zwischen euch? Das kann vermutlich gerade bei langjährigen Freundschaften passieren, ich kenne das selbst in der Form, dass diese Freundschaften, die man schon sehr lange hat, einem so nahe sind, dass man über alles sprechen kann, was an uns für sich erstmal gut klingt. Es führt aber halt auch leicht dazu, dass man sich hinreissen lässt, immer wieder dieselben Problemgespräche zu führen, einfach aus der Gewohnheit heraus. Man kann sich aber auch ganz bewusst für etwas Abstand entscheiden, wenn einem die Situation nicht gut tut. Du wirst ihr Problem, dass sie unglücklich ist in der Situation gerade nicht lösen, auch ein Zurückdenken, was dir damals geholfen hat, hilft einer anderen Person nicht unbedingt. Es ist zudem ja auch keine Situation exakt vergleichbar. Selbst wenn sie früher sehr lebenslustig war und nicht über Kinder nachgedacht hat, nun wünscht sie sich ein Kind und leidet drunter, dass es vielleicht nicht klappen wird. Sie wird dann, wenn sie sich bereit dazu fühlt, über Alternativen nachdenken, nicht wenn jemand anderes vorsichtig andere Möglichkeiten anführt. Das ist der Selbstbestimmung geschuldet. Ich kann verstehen, dass man sich als Freundin viele Gedanken macht und dass es belastend sein muss, wenn alles immer überschattet ist von der Endometriose und Kinderwunsch-Sache, aber auch die Schilderung "ich habe es ihr schon sehr viel früher empfohlen, sie hat nicht reagiert" etc zeigt einfach, dass ihr euch irgendwo zu nahesteht. Weil was ist das andres als eine Art Ressentiment? "Hätte sie sich mal damals drum gekümmert, wäre sie jetzt nicht in der Situation" etc. Ich empfehle daher, etwas mehr Abstand einzubauen, um das ganze nicht zu nah an sich ranzulassen. Ich bin im Übrigen selbst Endometriose- und Kinderwunschpatientin und wenn sich eine meiner Freundinnen darüber Gedanken machen würde, dass es besser wäre, wenn ich mir nen anderen Fokus setze, dann fände ich es leider sehr unpassend, auch wenn der Gedanken mit den besten und liebevollsten, fürsorglichsten Absichten aufgetaucht ist, da bin ich sicher. Daher empfehle ich Abstand und Grenzen einhalten - beidseitig, aber es kann durchaus von einer Seite, die ohnehin schon darüber reflektiert, bewusster gestaltet sein. Alles Gute!

Bearbeitet von apfelsaftnaturtrueb