Außenseiterin in Schulzeit - Wiedersehen als Erwachsene

Hallo zusammen,

Ich muss mir das jetzt mal von der Seele schreiben, weil mich etwas gestern nachdenklich gestimmt hat. Vielleicht kann sich jemand in mich reinversetzen, die früher in der Schule auch eher der Außenseiterin war.
Bin jetzt 34 Jahre alt.

Meine Schulzeit war nicht die beste. Ich war in der Grundschule noch sehr gut, eine Streberin, aber normal integriert und kam mit allen aus.
Als ich aufs Gymnasium kam, wurde es unanangehm. Ich hab so mit 12-13 ziemlich zugenommen, war dann das pummelige Mädchen mit den eher uncoolen Klamotten, hatte damals noch so einen schlechten Punk-Stil #zitter, wie das halt 2002 so war. Ende vom Lied, ich gehörte nicht zu den Mädchencliquen, ich war immer eine von den „komischen“ (Nerds, Übergewichtige, usw), die nie im Sport gewählt wurden, nirgendwo zu einer Party eingeladen wurden, es wurde über mich offen gekichert und was weiß ich. Hab sehr viele Träume gehabt, die belächelt wurden (nach der Schule in die USA ziehen - jaja klar, kicher, hänsel). Ich war ein sehr sensibles, naiv ehrliches und verträumtes Mädchen und mir hat das so zugesetzt, dass meine Noten absackten, ich wiederholt hab, weil ich nicht mehr gern zur Schule ging, irgendwann auf die Realschule abging und da wurde es besser. Hab mich immer für die noch Schwächeren eingesetzt und mich mit ihnen zusammengetan, kann es nicht sehen, wenn Leute ausgegrenzt werden. Ich hab aber nie vergessen, wie ich behandelt wurde.

Mit 16 hab ich mich dann ziemlich entwickelt, viel abgenommen, viel aus mir gemacht. Oh Wunder, ich war plötzlich attraktiv für genau die Kerle, die mich damals gemieden hatten (die mir dann natürlich am Hintern vorbeigingen #cool ), man wollte Dates mit mir. Mein Selbstbewusstsein kam da nie so ganz mit, plötzlich die Hübsche zu sein, ich hab Jahre und eine, die es mir direkt mal gesagt hat, gebraucht, um zu merken, dass Frauen auf der Straße mich offenbar nicht mehr anglotzten, weil ich irgendwie komisch aussah, sondern aus Bewunderung. #kratz Nun gut. Irgendwann hab ich sogar meinen Schwarm von damals zu einem Date getroffen, zu dem er mich einlud. Ich dachte, das gibts nicht. Der Alpha, der dich immer verarscht hat in der Schule und mit dem tollsten Mädel zusammen war. Und mit ihm über damals gesprochen. Von ihm kam eine ehrliche Entschuldigung. Dass ich heute eine wunderschöne Frau sei. Tja. Ich konnte alles leider nicht mehr vergessen und so blieb es bei einem Date. #gruebel

Was geblieben ist, ist mein verschobenes Selbstbild im Spiegel. Ich bin bis heute nicht zufrieden mit mir, ich bin immer noch geschädigt, habe Angst vor Gruppen und ein ungesundes Verhalten zum Essen hab ich bis heute. Das sind einfach die Spuren von damals und ich habe so eine Wut im Bauch, dass mich das so sehr geprägt hat.

Ich bin mit 19 dann nach ewigem Geld sparen sobald ich konnte ins Ausland, bin fünf Jahre weggeblieben. Erst drei Jahre nach Schweden, dann zwei Jahre nach Kalifornien, hab meine Träume verwirklicht, hab in Los Angeles gearbeitet. Mit 27 kam ich wieder, hab dann in der Schweiz gearbeitet und bin jetzt wieder in der Heimatstadt. Bis heute reise ich viel, habe einen kreativen Job, kann von überall aus auf der Welt arbeiten und mache das auch. Habe vor allem als ich noch in den Zwanzigern war, noch mehr auf Facebook geteilt, heute eher weniger, aber der Buschfunk funktioniert in unserer Kleinstadt natürlich von allein.
Es gab auch einige, die offen sagten, dass sie das, was ich aus meinem Leben mache, toll finden. Mir ist auch klar, dass ich irgendwo polarisieren mag, weil viele vielleicht nicht damit identifizieren können. Ist mir aber wurscht. Ich bin immer freundlich zu allen und hab meine eigenen Freunde, Partner, Familie, gute Wohnung, Auto, hab alles was ich brauche und bin zufrieden.

Gestern Abend war ich an Fasching mit einer von mir sehr guten Freundin aus der damaligen Gym-Klasse unterwegs. Wir saßen damals in der Schule schon nebeneinander. Sie ist so eine Art Universalfreundin, die mit allen gut kann und immer noch überall in Kontakt ist. Und das, was dann passierte, war sehr interessant.

1. Erst haben wir uns zum Vorglühen bei ihr getroffen, da war auch eine Klassenkameradin dabei, mit der ich, bis ich ins Ausland ging, locker befreundet war, danach verlor sich der Kontakt. Sie war ebenfalls so ein Teil der Clique damals. Hat mich nett begrüßt, stand mir aber anfangs sehr skeptisch gegenüber, schaute mich nicht an, sprach eher zu meiner Freundin. Es war super unangenehm, ich hab aber Fragen gestellt, war interessiert und ihr Glas aufgefüllt. Nach einer Stunde war sie aufgetaut und wir haben uns gut unterhalten und hatten Spaß.

2. Wir sind später auf die Straße gegangen und haben dort auf zwei dieser Alpha-Mädels aus besagter Klassenclique getroffen. Eine Lehrerin, die andere Ärztin, beide mit 2-3 Kindern daheim, leben nach wie vor noch hier. Früher wollte ich sein wie sie, gestern dachte ich mir, so schön sind die gar nicht. Hallo in die Runde. Und ich - wurde komplett ignoriert. #schock Wir standen zu fünft da, es wurde mit den beiden anderen gesprochen, mit mir nicht. Keine Frage, wie es mir geht, wo ich wohne, was ich so mache. Nach 20 Jahren. Einfach komplett Luft. Es war sooo komisch, weil ich einfach dastand und Löcher in die Luft glotzte, weil keiner mich anschaute oder mit mir redete. #huepf Mein Gesichtsausdruck lag dann irgendwann irgendwo zwischen #cool und #gaehn und ich hab mich mit anderen unterhalten, die gerade vorbeikamen und sich freuten, mich zu sehen.

Was erkenne ich daraus? Natürlich bin ich null auf diese Damen angewiesen, ich will sie auch gar nicht in meinem Leben haben, nach alldem, was sie mir damals angetan haben. Aber es hat mich doch verwundert, wie sehr diese Dynamiken auch noch im Erwachsenenleben funktionieren und wie sehr ich mich in die Rolle von damals zurückversetzt gefühlt habe. Ich hab niemandem damals was getan, ich war auch damals schon freundlich, ich war halt einfach nur nicht cool. Ich hab es aber bis zu einem gewissen Punkt auch nicht zugelassen, mich klein zu fühlen gestern, warum auch. Hab selber was erreicht, worauf ich stolz bin. Ich frage mich aber dennoch, wo das Problem bei solchen erwachsenen und Menschen, die in sozialen Berufen arbeiten, heute (!) liegt, auf einer psychologischen Ebene.

Demnächst steht wohl ein Klassentreffen an und ich weiß jetzt schon, dass ich da definitiv nicht hingehen werde. #schock Ich bin einfach nur froh, dass die Zeit von damals vorbei ist, wenn auch nicht ohne tiefe Narben auf der Seele. Ich weiß, dass ich ich meinen Kindern, wenn ich mal welche habe, beibringen will, dass man andere nicht durch Oberflächlichkeiten beurteilen oder gar ausgrenzen darf. Sowas vergisst man einfach nicht mehr.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder kann was berichten?

Bearbeitet von Inaktiv

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Hey du, ich bin in deinem Alter und finde mich in vielen Teilen deines Beitrags wieder. ☺️

Deine Gefühle kann ich zu 1000% nachempfinden. Ich finde es beschämend, wenn heute erwachsene Menschen nicht die Courage besitzen, zu ihrem Verhalten von damals zu stehen und dir stattdessen auch nach 20 Jahren noch mit Abneigung begegnen.

Ich wurde in meiner Schulzeit massiv gemobbt, aber meine Peiniger habe ich glücklicherweise nie wieder getroffen. Ich wüsste nicht, wie ich ihnen heute gegenüberstehen sollte. Vor Jahren wurde ich bei Facebook in eine Gruppe eingeladen, in der ein Klassentreffen geplant war. Für mich war sofort klar, dass ich auf keinen Fall zu dem Klassentreffen gehen werde, aber ich hatte eine unglaubliche Wut im Bauch. Ich habe es von meinen ehemaligen Klassenkameraden als respektlos empfunden, mir diese Einladung zukommen zu lassen - nach allem, was passiert ist. Für mich war die Einladung keine nette Geste, sondern ein Schlag ins Gesicht. Ich habe viele Jahre gebraucht das Mobbing zu verarbeiten und ganz damit abschließen kann ich bis heute nicht.

Du hast dein verschobenes Selbstbild beschrieben und scheinbar fällt es dir schwer, Komplimente über dein Äußeres anzunehmen. Du fühlst dich unwohl dabei und genau diese Gefühle kenne ich zu gut. Auch bei mir schwenkte es irgendwann komplett um von Beleidigungen hin zu Komplimenten, die mir immer häufiger gemacht wurden.

Ich wurde in meiner Jugend über einen Zeitraum von 3-4 Jahren tagtäglich beleidigt, im Schulbus bedrängt und bedroht. Sogar Lehrer und der Schulleiter haben sich dem Mobbing angeschlossen und Schüler zum Mobben animiert. Bis heute bereue ich es, dass ich nie gegen diese Schule vorgegangen bin und das Mobbing einfach ertragen habe. Heute lasse ich mir nichts mehr gefallen und sollte mein Kind eines Tages Mobbing erfahren, dann werde ich nicht tatenlos zusehen. Bei mir ist niemand eingeschritten - dies wird bei meinem Kind anders laufen.

Ähnlich wie du konnte irgendwann nur schwer damit umgehen, immer häufiger Komplimente zu bekommen. Noch heute fällt es mir schwer, mich über ein Kompliment zu freuen, weil es im Widerspruch dazu steht, was ich früher erleben musste.

Leider habe ich auch keine Antwort darauf, warum dir diese Leute so seltsam auf der Faschingsparty begegnet sind. Kann mir aber vorstellen, dass sie insgeheim wissen, dass ihr Verhalten damals nicht in Ordnung war und sie sich dafür schämen. Sich das heute einzugestehen, erfordert Mut und Auftrichtigkeit und das haben die wenigsten... Solche Menschen gehen den bequemen Weg, in dem sie dich nach 20 Jahren ignorieren anstatt sich ihren Fehlern von damals zu stellen.

Ich frage mich manchmal, wie meine Mobber von damals wohl heute auf mich reagieren würden. Wahrscheinlich würde es dem einen oder anderen die Sprache verschlagen, was ich aus meinem Leben trotz aller Widrigkeiten gemacht habe. Die Lehrer, die sich damals dem Mobbing angeschlossen haben, wollten mich auf die Hauptschule versetzen lassen. Jedenfalls habe ich mein Abitur geschafft und studiert und einen guten Einstieg ins Berufsleben gefunden. Damit hätte zu meiner Schulzeit wohl niemand gerechnet. Außer ich selbst - ich wusste nämlich damals schon, dass ich dem Bild, das andere von mir haben, nicht entsprechen möchte und dass ich mein Leben in sinnvolle Bahnen lenken werde. Und ich habe es ganz allein geschafft.

Ich verstehe all deine Gedanken und Gefühle und bin mir sicher, dass du eines Tages eine ganz wundervolle Mama sein wirst, die ihrem Kind die richtigen Werte mitgeben wird.

Alles Liebe 💕

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Auch ich habe Ähnliches erlebt! Sogar das mit dem zuerst pummelig und "uncool", dann dünn und auf einmal begehrt. Auch ich habe die Typen dann abblitzen lassen:-).

Ich glaube mittlerweile, das war damals auch so die Zeit (ich bin 2 Jahre älter als du). Size Zero war einfach mega in und jeder, der dicker war, war das perfekte Opfer. Ich war im Sport immer ganz gut, auch zu dicken Zeiten. Im Schwimmen besonders, "Fett schwimmt ja bekanntlich auf Wasser!", waren die noch weniger krassen Beleidigungen. Das hat alles mega auf mein Selbstvertrauen abgefärbt, ich hatte quasi keins. Bei mir haben meine Eltern zusätzlich Öl ins Feuer gegossen, ich wurde richtig runter geputzt als Kind. Wurde als "faul, fett und gefräßig" bezeichnet. "Die perfekte Mischung, die keiner mag!". Jedenfalls bin ich in die Magersucht abgerutscht. Hat sich zum Glück wieder eingerenkt, ich hab Abi gemacht, im Ausland gearbeitet und Sport studiert:-). Heute bin ich sehr glücklich mit meinem Leben, habe aber kein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. NIE im Leben würde ich auf ein Klassentreffen gehen.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich gefühlt haben musst! Aber ich vermute ehrlich gesagt, die Damen haben sich ziemlich geschämt, dich zu sehen und waren überfordert mit der Situation. Übel, dass solche Leute mit Menschen arbeiten! An deren Stelle hätte ich mich bei dir entschuldigt! Wenigstens das nach all der Zeit, wenn ich als Kind schon so gemein gewesen wäre!

Alles Gute für dich!:-)

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Hey, ich kann das was du schreibst in einigen Punkten gut selbst nachvollziehen und es tut mir leid, dass du so blöde Erfahrungen gemacht hast. Ich kenne es wenn bestimmte Erfahrungen aus der Vergangenheit so tief sitzen, dass sie selbst so viele Jahre später noch so ein Unbehagen auslösen können. Das ist wirklich nicht schön.

Ich war im Gymnasium anfangs eine "Spätzünderin" und in dieser Zeit wurde ich von den "coolen" Mädchen total ausgegrenzt. Zum Glück hatte ich liebe Freundinnen und so war es gut auszuhalten und ich wurde auch nicht richtig gemobbt. Später habe ich dann auch nicht richtig dazugehört, aber inzwischen gab es immer irgendwelche von den beliebten Kerlen die mich hübsch fanden und mit denen ich dann teilweise auch zusammen war. Das hat mich rückblickend immer sehr geschützt, da hat sich niemand getraut mich richtig anzugreifen. Aber dazugehört habe ich nicht und das wollte ich eigentlich auch nicht weil mir das Gelästere usw. Schon immer gegen den Strich ging.
Dann hat sich mein damaliger (und absolut beliebter Freund) von mir getrennt. Im Nachhinein habe ich dann erfahren, dass er sehr viel über mich getratscht hat. Er hat allen erzählt ich sei quasi eine verrückte Ny*mph*om*anin und ich weiß nicht genau was er da alles erzählt hat. Dass das sehr weite Kreise gezogen hat habe ich erst sehr viel später erfahren. Aber zb. Wurde meine kleine Schwester in einer ganz anderen Schule von Leuten darauf angesprochen, die weder sie noch ich kenne.
Ich bin dann zum Studium weit weg gezogen und bis jetzt auch geblieben. Eigentlich würde ich gerne irgendwann wieder in die Region wo ich aufgewachsen bin zurück, aber es stresst mich jetzt schon total wenn ich dort nur zu Besuch bin. Einfach weil ich ich so Angst habe dort jemand zu treffen und ich auch nie einschätzen kann wer nun was über mich gehört hat und wie über mich denkt. Ich arbeite in einer Kita und ich weiß auch nicht ob ich dort arbeiten könnte ohne dass es mich belasten würde.

Ich kann dir also nicht helfen und habe auch keine klugen Tipps. Aber ich denke in irgendeiner Weise macht einen sowas auch stark und irgendwie auch selbstbewusst. Auch wenn es in bestimmten Situationen immer noch einschränkt. Dafür habe ich für mich zb. Ganz klar mit welchen Verhaltensweisen anderen gegenüber ich nicht einverstanden bin und kann dann auch einschreiten oder jemandem zur Seite stehen. Ich weiß nicht ob ich das sonst entwickelt hätte.

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Es ist schon fast witzig, aber Dein Text könnte 1:1 von mir sein. Außer, dass ich Untergewicht hatte und musste halt in dieser Richtung einstecken (BMW - Brett mit Warzen). Und bei mir waren es hässliche Skater-Klamotten - aber ich bin auch ein paar Jahre älter wie Du.

Mich hat es so nachhaltig geprägt, dass ich bis heute nur schwer Freundschaften zu Frauen pflegen kann. Auch hatte es mich in meiner Berufswahl stark beeinflusst - was jetzt im Nachhinein in finanzieller Hinsicht nicht zu meinem Nachteil war aber mich in meiner Entfaltung definitiv gehemmt hat.
Eine komische Freundschaft hat sich aber entwickelt und ist geblieben: ein Mädchen aus der damals coolen Clique hatte mich in der Schule fertig gemacht und kam nachmittags vorbei zum Spielen. Total skurril. Aber wir sind bis heute befreundet. Sie hat sporadisch Kontakt zu den anderen Mobbern von damals. Und sie hatte das Thema irgendwann mal bei den Damen angesprochen als das Gespräch auf die Schulzeit kam.
Manche hatten irgendwie total verdrängt/vergessen, was sie mir (und einem anderen Mädchen) damals angetan haben. Ein paar schämten sich dann, ein paar andere meinten das wäre so ja gar nicht gewesen. Mich direkt darauf angesprochen oder gar entschuldigt hat sich bis heute keine.

Ich denke, Mobbing ist ein sehr schwieriges Thema. Die meisten mobben aus einer Gruppendynamik heraus um dazu zu gehören. Andere wollen von sich ablenken und machen lieber andere zum Opfer, als selbst eines zu sein. Aber egal welche Motive - meist ist den Mobbern gar nicht klar, was sie da im Detail anrichten und wie nachhaltig diese Verletzung ihre Opfer beeinflussen. Aber was am Schluss bleibt: es ist IHR Fehler, und nicht Deiner. Die eigene Unsicherheit an vermeindlich Schwächeren auszulassen ist armselig und dumm. Es ist IHRE Charakter-Schwäche und nicht Deine. Und das wird ihnen vielleicht auch irgendwann bewusst - wenn es ihnen in Deinem Fall nicht schon längst Bewusst ist.

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Ich habe in meiner Kindheit/Jugend ähnliche Erfahrungen gemacht.
In der Grundschule war ich total integriert, beliebt, kam gut mit allen aus. Gerade zum Wechsel aufs Gym sind wir mit meiner Mama, alleinerziehend, umgezogen. Alles war neu, meine Mama alleinerziehend und hatte noch ganz andere Probleme. Ich kam nie richtig auf dieser Schule an, gehörte nie dazu obwohl ich meine gesamte Schulzeit dort verbrachte. Ich hatte Schulkameraden, die mal mit mir quatschten, zeitweise ergaben sich lose Freundschaften mit anderen „Uncoolen“ aber dauerhaft gehörte ich nie einer Clique an. Glücklicherweise entwickelte ich 1–2 tiefe Freundschaften anderweitig, sodass ich nicht ständig gänzlich einsam war. Aber ich kenne das Gefühl, nicht dazu zu gehören, schon gar nicht zu den „coolen Kids“.
Die Zeit von der 5–9 klasse war echt hart, Kinder können so grausam sein. Ich wurde ganz offensichtlich ausgeschlossen, man hat dafür gesorgt dass ich das immer zu spüren bekomme. Es wurde getratscht, gelästert und über mich gelacht. Als ich dann mit 16/17 endlich langsam selbstbewusster wurde, wusste was ich kann und was ich wert bin, hat das zwar meinen „Status“ unter den Mitschülern nicht besonders verbessert, aber es wurde erträglicher für mich weil ich es mir nicht mehr so zu Herzen nahm. Und als sie merkten, gingen sie von offener Ablehnung zu Gleichgültigkeit über.
Warum ausgerechnet ich zur Zielscheibe wurde, keine Ahnung. Ich war zwar als Kind und Teenie pummelig, aber weder richtig Übergewichtig noch ungepflegt oder so. Ja, ich war schüchtern und zurückhaltend und das bin ich heute noch, ich mag größere Gruppen nicht und stehe vor allem Frauen bzw Frauengruppen immer skeptisch gegenüber und fürchte immer, dass sie lästern und jeder schiefe Blick verunsichert mich noch heute. Aber ich habe einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit entwickelt und verabscheue heute jegliches Lästern, Tratschen, Schubladendenken und das Reduzieren von anderen und bewerten anhand weniger Merkmale. Ich hasse es, zu verurteilen oder verurteilt zu werden und bin in dieser Hinsicht heute sehr empfindlich und kann da auch echt eklig werden.

Heute bin ich Anfang 30, verheiratet, 2 Kinder, Eigenheim, guter Job und wenige, dafür gute Freunde. Ich habe mein Gewicht seit Jahren im Griff und bin heute schlank und zierlich, nachdem man Schilddrüsenprobleme bei mir mit 18 endlich erkannt und behandelt hat. Trotzdem kann ich Komplimente über mein Aussehen heute nur sehr schwer annehmen. Wenn mich jemand Mustert, denke ich immer dass ich doch irgendwas komisches oder hässliches an mir haben muss. So richtig bewusst wurde mir das aber erst vor ein paar Wochen. Irgendwie kamen mein Physio und ich auf das Alter zu sprechen. Ich sehe ziemlich jung aus, dazu zierlich…ich hab dann erzählt, dass so mancher mich nicht richtig ernst nimmt und zum Teil aks naive Teenie–Mom wahrnimmt obwohl ich das ja gar nicht bin. Im Gespräch sagte mir dann der Physio, dass mich andere Frauen womöglich nicht mit Skepsis betrachten sondern mit Neid weil man mir eben nicht ansieht dass ich Ü30 bin und 2 Kinder geboren habe und ich wirklich attraktiv sei. Klar, mag einfach nur ein Flirtversuch gewesen sein oder er schmiert allen Patientinnen Honig um’s Maul….aber egal. Das hat mich zum nachdenken gebracht und i habe in dem Moment beschlossen, mich nicht mehr von schiefen Blicken oder Getraschte oder anderen Frauen (insbesondere in Gruppen) verunsichern zu lassen. Ich weiß, wer ich bin, was ich kann und welchen Wert ich habe und diesen Narben aus See Schulzeit möchte ich keine Beachtung mehr schenken.
Ich habe bisher nie wieder einen meinen „Peiniger“ getroffen und wüsste auch ehrlich nicht, wie ich reagieren würde. Das käme ganz auf die Situation an. Zu einem Klassentreffen würde ich aber wohl auch niemals gehen. Es interessiert mich nicht, was auf ihnen wurde.

Ich finde die Situation, die du an Fasching erlebt hast, auch echt skurril. Wenn man sich schon zufällig in so einer locker–lustigen Runde trifft, kann man doch höflichkeitshalber 2–3 Worte wechseln. Sich als gestandene, gebildete Frauen immer noch wie 16 zu verhalten und nicht aus seiner Haut zu können finde ich wirklich traurig.

6

wieso bist du wieder dorthin gezogen, wenn dich da nichts hält?

7

Huhu,
Mir ging’s ähnlich.
Ich habe dann die Schule gewechselt und dann wurde es viel besser. Ich wurde dann trotzdem nach 10 Jahren an der alten Schule zum Klassentreffen eingeladen und hab tatsächlich überlegt hinzugehen(weil ich mir gedacht habe ich hab etwas aus mit gemacht, wir sind jtz alle erwachsen, wird schon gut gehen)
Eingeladen wurde ich über einen Facebookchat und als ich zusagte kamen plötzlich Nachrichten wie: ooooh na dann muss ich doch kommen! Das muss ich sehen!
Mit lachenden Smileys etc.
Und da ist mir die ganze Lust vergangen und ich habe gemerkt, dass sie sich null verändert haben.
Bin heute noch froh dass ich nicht gegangen bin 🙄