Frage zu "Schreikind" in der Nachbarschaft

Hallo, ich wende mich an dieses Forum hier, weil ich selbst keine Kinder hab und mich mich Kindern auch nicht auskenne.

Ich wohne in einer Doppelhaushälfte und hab in diesem Haus auch ein kleines Büro. Ich bin Freiberufler und arbeite 90% der Zeit in diesem.

Mir ist es wichtig, dass es mir explizit nicht um die Lärmbelästigung geht. Kinderlärm gehört dazu, und es stört mich selten mal und dann ist das mein Problem.

Nur schreit der Zweijährige der Nachbarn ständig. Morgens, mittags, abends, nachts, eine Mischung aus zornigem Schreien und verzweifeltem Weinen. Immer schon, seit er geboren ist, schreit er so viel.

Was ich von euch als Experten wissen mag: Kann es dafür normale Gründe geben? Gibt es so etwas einfach? Oder müsste ich da als Nachbar irgendwie "hellhörig" werden in Sachen Überforderung der Eltern oder noch was Schlimmerem?

Ich bin sehr unsicher, kann gar nicht einschätzen, was da normal ist und was nicht...

Das Letzte, was ich will, ist jemanden zu unrecht beschuldigen. Und ebensowenig will ich weggesehen haben, wenn etwas passiert. Ich trau mich auch nicht, die Nachbarn mal anzusprechen, sind stille, zurückgezogene Menschen, da gibt es keinen Smalltalk, und irgendwie will ich nicht so klingen, als wäre ich einfach nur genervt.

#gruebel

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Huhu,

ich gehe gerne mal vom Guten im Menschen aus. Daher würde ich weinende Babys und Kleinkinder erstmal als etwas normales betrachten.

Manche Kinder sind halt temperamentvoll. Manche Kinder sprechen spät und können sich nicht anders mitteilen. Es gibt schon Gründe, warum ein Kleinkind weint. Zornig, verzweifelt oder wie auch immer. Sogar weinen in Not kommt in ganz normalen Familien von, wenn sich (herumtollende) Kinder anstoßen oder ähnliches.
Und viele Arten von Weinen sind gar nicht so besorgniserregend. Mauligkeit aus Langeweile oder Übermüdung... Das haben viele Eltern dann gut im Griff.

Ich denke auch, dass es Dir als Kinderlosem vielleicht häufiger vorkommt, als es wirklich ist??? Schon mal Protokoll geführt? Wie oft und wie lange ist es tatsächlich?

Und solange dem Kind keine Gewalt angetan wird, hat leider jede Familie das Recht auf ihre eigenen Streitereien.

LG Jelinchen

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Das mit dem Protokoll klingt gut, allerdings fühl ich mich dann ein bisschen wie bei der StaSi...

Gefühlt schreit er immer. Er schreit, wenn wir morgens aufstehen und frühstücken. Er schreit, wenn ich arbeite. Er schreit, wenn ich Mittagspause habe. Er schreit, wenn ich Feierabend habe. Er schreit, wenn wir im Bett liegen. Er schreit, wenn ich nachts mal aufwache. Ich wache nicht davon auf, so hellhörig ist es nicht. Aber wenn ich einfach so mal aufwache, schreit er auch.

Aber ich geh auch erstmal nur davon aus, dass die Eltern gerade ganz arm dran sind...

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Du sollst das Protokoll ja nicht dem Jugendamt übergeben. ;-) Aber vielleicht hilft es Dir zu erkennen, dass es eben doch nicht sooo oft ist oder eben immer nur kurz (1-2 min) und die Eltern das Kind gut beruhigen können.

Aber selbst wenn nicht, wüsste ich nicht was ich tun würde. Manche Kinder sind halt so. Arme Eltern, aber auch arme Kinder. Und natürlich arme Nachbarn. Als ich noch kinderlos war hatten wir auch mal ein Schreibaby Wand-an-Wand wohnen. Da macht man nix. Ich hatte aber auch nicht eine Sekunde den Eindruck, dass da was schief laufen könnte.

Heute könnte ich als Mutter vielleicht auch einfacher ein Gespräch über schreiende Kinder führen. Wenn mir ein Kinderloser mit Ratschlägen zur Erziehung kommen würde (ausser es ist ein Erzieher o.ä.), wäre ich wohl auch eher distanziert bis gereizt. 😬

LG Jelinchen

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Ich an deiner Stelle würde den Kontakt zu den Nachbarn suchen. Wenn du dich mit ihnen unterhältst, wirst du ja eine Begründung für das Schreien des Kindes erhalten. Eigentlich sollte man unter Nachbarn doch einigermaßen ein Verhältnis haben, sodass man nachfragt, wie es dem anderen geht und für mich würde auch das Gespräch über das schreiende Kind dazu gehören.

Ich kenne Fälle von Schreikindern, die bis zu 5 Jahre geschrien haben.

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Wirklich ? Bis zu 5 Jahren ?? Das ist echt heftig. Mein Sohn war das komplette erste Jahr ein Schreibaby und es wurde erst besser als er selbst mobil wurde... und ich dachte immer er sei schon ein Extremfall mit einem Jahr...Aber 5 Jahre :O die armen Familien.

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Puh, das ist schwierig.
Also ich dachte mir schon oft bei den Zornanfällen meiner Tochter, wenn das die Nachbarn hören denken sie das Kind wird geprügelt. Weil es manchmal echt so klingt. Und auch oft ist, und auch lange anhält.

Ich finde es toll, dass du dir Gedanken machst.
Kannst du denn beobachten was für einen Umgang die Eltern ansonsten mit dem Kind haben? Ist es ein fröhliches Kind? Hörst du sie auch mal lachen? Bzw hörst du auch die Eltern brüllen?

Um das in Kontakt treten wirst du wahrscheinlich nicht drum rum kommen. Aber vielleicht mit einer unverfänglichen Frage wie... ist auch nicht immer leicht mit Kind, oder?...

Sowas in den Art. Wenn das dann mit einem Lächeln und nicht mit einem anklagenden Blick verbunden ist fassen es die Eltern sicher auch nicht falsch auf und vielleicht kommt ihr sogar ins Gespräch.

LG

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Was wir mitbekommen: Die schreien das Kind nicht an, nie. Die sprechen mit ruhigem Tonfall, wenn das Kind schreit. Manchmal, nachts, hört man ihre ruhigen Stimmen beim Versuch, das Kind irgendwie "runterzubekommen". Über Tag hört man meist nur das Kind - da sind wahrscheinlich einfach zu viele Nebengeräusche, um die Stimme der Mutter zu hören. Außerdem grenz halt mein Büro an deren Haus, unser Schlafzimmer nicht. Lachen hört man nicht, aber vielleicht erreicht das auch nicht diese Lautstärke?

Ich denke, die Idee, mal ganz unverfänglich und auf jeden Fall lächelnd irgendeine nette Anmerkung zu machen, ist ganz gut. Wir haben zu denen kein schlechtes Verhältnis, "gar keins" trifft es eher.

Der Gedanke, dass denen es vielleicht selbst uns gegenüber unangenehm ist, ist gar nicht so von der Hand zu weisen...

Es wird uns schon gelingen, da den richtigen Tonfall zu treffen.

Ich kann ja vielleicht auch sagen, dass sie sich unseretwegen keine Gedanken machen müssen, weil es uns tatsächlich kaum stört, da stört uns jedes mit 60 durch die 30er-Zone fahrende Auto deutlich mehr, und dass ich für die Arbeit ein Headset habe ;-)

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Also erstmal muss ich sagen, dass ich es gut finde, das du dir Gedanken machst. Auch kann ich deine Zweifel bezüglich des einmischens sehr gut verstehen. Ich finde es sehr ehrlich das zu schreiben und es kommt mir nicht so vor als ob du einfach davon genervt bist.
Ich würde vielleicht auch versuchen etwas Smalltalk mit der Nachbarin anzufangen um mir ein besseres Bild zu machen. Vielleicht ist sie wirklich überfordert und es ist ihr selber unangenehm und ist eventuell froh darüber wenn du den ersten Schritt machst. Falls du es doch nochmal überprüfen willst, finde ich die Protokoll Geschichte auch nicht schlecht. So kannst du eine Woche oder auch zwei mal schauen ob es dir nur so verkommt weil man irgendwann einfach auch viel hellhöriger wird wenn es einem erstmal aufgefallen ist oder ob es wirklich so ist. Da du schreibst, wenn wir beim frühstücken sind, gehe ich davon aus das du einen Partner hast. Empfindet er es auch so? Lg

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Er ist eine Sie, weil ich ein Er bin #rofl

Ja, meine Frau empfindet das genauso, sie ist über Tag auswärts arbeiten und fragt mich gerne mal, ob das echt den ganzen Tag lang so geht. Ja, tut es.

Mit dem Protokoll hab ich angefangen. Stand jetzt: Schreit seit zehn Minuten durch, unterbrochen von Weinen. Mensch, fühlt sich mies an, die Nachbarn quasi auszuhorchen. Aber ich werd denen das ja nicht auf den Tisch legen, ich tu es ja nur, um mir selbst mal über die ungeordneten Eindrücke Klarheit zu verschaffen.

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😂 hätte ich anhand des Namens auch selber drauf kommen können 🤦🏻‍♀️
Den Satz zum ausprobieren finde ich klasse. Das ist eine gute Sache um ins Gespräch zu kommen. Ich bin gespannt wie es ausgeht. Lg

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Ich find's wirklich klasse, sehr empathisch und menschlich, dass du dich sorgst und hier um Rat fragst!

Sowas gibt's sicher nicht oft, vor allem gerade dann wenn man sich in der Nachbarschaft kaum kennt. Ich als Mama wäre Dir total dankbar, wenn du mir diese Gedanken zu meinem Kind so erzählen würdest in dieser Situation, um ehrlich zu sein.

Vielleicht hilft es den beiden auch eher, wenn du von der anderen Seite herangehst, also einfach mal sowas sagst wie “Ich höre sie immer nachts so vollkommen ruhig mit ihrem schreienden Kind sprechen, bewundernswert wie stark ihre Nerven sind“ oder so ähnlich. Und vielleicht könnt ihr so ja ein Gespräch aufbauen und du erfährst den Grund für das viele Schreien.

Für mich klingt es schon wirklich nach einem einfach anstrengenden Kleinkind.

Wenn ich darüber nachdenke, wie oft meine Tochter schreit (und als Schreibaby geschrien hat), wütet und tobt... hm... dann kommt das zuhause auch SEHR oft vor. Aber wir sind viel unterwegs, deswegen relativiert sich das. Wäre ich den ganzen Tag mit ihr daheim, dann wäre mein Protokoll an manchen Tagen sicher auch recht gut gefüllt. :-D

Liebe Grüße!

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Der Satz, den du mir da empfiehlst, ist klasse, danke!

So werd ich es machen und dann werd ich auch hier berichten, was dabei "rausgekommen" ist.

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Hut ab! Find euch richtig gut das Du sie solche Gedanken machst und nun versuchen möchtest die Nachbarn mal anzusprechen. Aber wenn die Eltern immer auch sprechen denke ich ist da alles ok.

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Hängt von der Gesamtsituation ab. Wenn das Kinder tatsächlich misshandelt würden - sind die Eltern meist nicht minderwenig leiser unterwegs. Und selbst normal überforderte Eltern können dann selbst auch mal laut werden. Dann wäre Interessant was die Eltern tuen (insofern man es hören/sehen) kann.

Allerdings kann ich dich durchaus beruhigen. Es ist nicht sehr selten das Kinder in dem Alter und jünger vermehrt herumschreien. Meiner ist selbst zart beseitet und plärrt, heult, kreischt, jammert bei der sich nächstbietenden Gelegenheit.... ist er dann noch kränkelnd etc. kann das bis in die Nacht gehen. Meiner hatte letzte Nacht Koliken vom anderen Stern und von Mitternacht bis kurz vor 2 vor Schmerzen geschriehen (die ich auch mit Mittelchen wie Sab Simplex nicht in den Griff bekommen konnte). Wenn er zahnt... oder gezahnt hat (ich meine er hat alle Zähne wenn ich richtig geschaut habe) konnte er über mehrere Tage zum dauerquängler werden.

Es ist ne Mischung aus noch nicht vorhandener Frustrationstoleranz (die bei einigen Kindern nahzu gar nicht existiert - bei anderen zumindest ein bisschen)... was schon zum Wutanfall führen kann, weil ein Keks bricht (gut so krass ist meiner nicht), man nicht sofort reagiert oder aufgrund mangelhafter Sprachfähigkeit nicht versteht was das Kind von einem will.... Dann kommt die Trotzphase dazu... die erste (die zweite ist zwischen 3 und 5 Jahren)... was dazu führt das Kinder in dem Alter alles alleine machen wollen und nicht einsehen wollen das sie für gewisse Dinge (wie mit Messern schneiden) schlicht noch zu klein sind. (Mein Sohn ist selbst 20 Monate und fast 2) Dann kommt noch Müdigkeit dazu... und wenn die Nacht unruhig war sind sie den ganzen Tag irgendwie dauermüde (wollen aber auch nicht schlafen). Und zu guter Letzt - kränkeln... Kinder unter 3 haben NUR was Erkältungen betrifft im Schnitt 9-12 Erkältungen pro JAHR (von je wenigen Tagen bishin zu 3-4 Wochen) dazu kommen Magendarminfekte (wo sie im Schnitt 2-3 mal im Jahr hier schreien).... dann Mittelohrentzündung (da stehen Babys und Kleinkinder ganz besonders stark drauf) - das fiese hier ... oft merkt man es erst wenns schon weit fortgeschritten ist weil die Symtome recht unoffensichtlich sind... eigentlich sind Kleinkinder von 365 Tagen im Jahr irgendwie mindestens in der Hälfte der Zeit mit irgendeinem Infekt beschäftigt... hinzu kommt das viele Kinder in dem Alter noch nicht durchschlafen können.

Also bis zu 6 Jahren können Kinder die sehr "zart" im einstecken sind extrem viel heulen... man glaubt gar nicht weswegen. Über 6 Jahren sollten sie sich aber soweit "im Griff" haben das vielleicht mal ein sporadischer Wutanfall durchaus normal ist aber die Alltagskommunikation weniger aus permanentem Heulen besteht.

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Unser fast 2 jähriger schreit auch gerne mal...Mal aus Zorn, mal aus traurigkeit.... Dazwischen kommt noch vom hinfallen usw. Er kann noch nicht sprechen und das ist wohl das Hauptproblem. Wir haben ein efh,kann also nicht sagen ob Nachbarn das als viel und nervend empfinden würden.

Kommt natürlich stark auf das Ausmaß an, den Großteil sollte ein 2 jähriger sicher nicht schreien /weinen und nachts? Wie lange geht das?

Ich denke ohne mal nett ansprechen wird es schwierig