Down-Syndrom im Regelkindergarten?

Hallo,

ich bin erzieherin in einem regelkindergarten. jetzt hat eine mutter angefragt, ob wir ihr kind mit down-syndrom aufnehmen könnten. wir hätten die ausbildungen dazu (dipl.-sozpäd. bzw. heilpäd. zusatzqualifikation) und würden das auch sehr gerne machen, weil wir uns vorstellen können, dass die aufnahme eines behinderten kindes sowohl für das kind, als auch für die anderen kinder enorme chancen mit sich bringen könnte.

aber vielleicht stellen wir uns das zu einfach vor? wir hätten keine zusätzlichen ressourcen für das kind (zeitlich und finanziell).

morgen lernen wir das kind erst mal kennen und werden mit den eltern über eine eventuelle aufnahme sprechen.

hat jemand erfahrungen mit einem kind mit down-syndrom im regelkindergarten? klappt das gut? was sind die vor- und nachteile für alle? was müssen wir bedenken?

vielen dank für eure antworten! #blume

marlene

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Also wie es als Erzieherin ist kann ich dir nicht sagen,aber unsere 6j.Tochter hat ein gleichaltriges Mädchen mit Down-Syndrom in ihrer Gruppe (seit 4 Jahren) und sie verstehen sich super. :-) Ich finde es toll das es sowas gibt - für uns sind auch diese Kinder ganz normale wie alle anderen- und unsere Tochter ist scheinbar ganz glücklich die süße Maus als Freundin zuhaben. Sie wird nicht anders behandelt und will dies scheinbar auch nicht, für sie ist es normal dort zu sein unter so vielen "normalen" (wie ich solche Begriffe hasse :-( ) Kids zu sein.


Ich rate dazu -aber letztlich muss es wohl die Einrichtung selber entscheiden.

Nur eine Mutter hatte mal einen "Satz" losgelassen,der mich tief traf :-( " Lieber 3 Down-Syndrom-Kinder in der Kita-gruppe als 1 ADS-Kind" :-[ Sie ahtte Angst,das die Erzieherin sich nur um unseren Sohn kümmern würde (er war das ADS-Kind) -weil die "Behinderten" (so ihre Worte!) würden eh "nur so nebenbei laufen" ..... (was aber absolut nicht so war!)
Sie wurde nach 3 Monaten aufgefordert 2zu gehen" weil keiner mehr ihre Stunkmacherei aushalten wollte.

Lg Annett (9Kinder) - deren Kids keine Berührungsängste bei Behinderten Menschen haben sondern sie sehr schätzen!

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Sollte viell.erwähnen es ist ein IntegrationsKiTA, wo es sowohl Logo-Ergo etc. gibt :-)

Ohne dieses fände ich es für das Kind selber etwas nachteilig,weil die meisten dieser Förderung ja auch dringend bedürfen. Aber ansonsten würde ich es begrüßen wenn sowas öfters gehen würde :-)

Lg Annett

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Hallo,
kann auch nicht aus Erzieherinnensicht sprechen, aber wir hatten auch mehrere Monate nachmittags ein Kind mit Downsyndrom im Kindergarten, und das hat wunderbar geklappt. Er hatte immer eine Art Protokollheft dabei, wo alles vermerkt wurde, aber sonst gab es (glaube ich) keine "Extrawürste". Allerdings ging er größtenteils in einen speziellen Kindergarten, nur eben 2xwöchentlich mittags ging er in unseren Regelkindergarten. Vielleicht geht so etwas bei Euch auch, falls es ganztägig doch zu kompliziert würde?

LG Nicole

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Hallo Marlene,

ich kenne beide Möglichkeiten (bin ja auch Erzieherin und arbeite mit behinderten Kindern).

Bei aller Unterstützung des Wunsches nach "Normalität" glaube ich trotzdem, dass besondere KInder besser in speziellen Einrichtungen gefördert werden können.
Da gibt es besondere Räume, wir haben zum Beispiel ein Schwimmbad, in der Regel mehr Platz, mehr Betreuungspersonal, viele Therapeuten (Ergo, Logo, Psycho, KG) im Haus u.s.w. (Könnte noch mehr aufzählen).

Aus der Erfahrung weiß ich auch, dass sehr viele Kinder, wenn sie älter werden, dann doch zu uns kommen, eben aus dem Grund, das die Bedingen mit steigendem Alter immer ungünstiger werden.

Es ist ein Schritt der gut überlegt werden will.

Bezug zur "Normalität" stellen wir trotzdem sehr viel her.
Haben Spielvormittage (Kooperation) mit Kindergärten, besuchen uns gegenseitig, haben Aussenklasse in Grundschulen im Ort, wo teilweise gemeinsam Unterricht gehalten wird, Kontakte zu Vereinen u.s.w.

Frag mich gern, wenn Du noch was wissen möchtest.
Ich wünsche Dir viel Glück und für Euch die richtige Entscheidung.

Lieben Gruß
Sabine

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hi marlene

schön, dass du dich auf deinen zukünftigen kindergärtner so gut vorbereitest.

in der schweiz wird es gerade pflicht, kinder mit behinderungen in normale schulklassen zu integrieren. Egal ob Down- oder andere Behinderungen - es ist offenbar nicht ganz leicht. bei einem speziellen kind geht es noch...
wieso fragst du nicht eine schweizer lehrerin über ihre erfahrungen aus? du könntest z.B. den kindergarten in oberwinterthur (schweiz, winterthur) heraussuchen. dort sind zur zeit glaub sogar zwei down-kids. telefon erfährst du über tel.search.ch oder via auskunft.

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Ich habe vor Jahren als Integrationshelferin ein Mädchen mit Down-Syndrom und schwerem Herzfehler in einen Regelkindergarten begleitet. Die Integrationshilfe wurde über den sogenannten Familienunterstützenden Dienst der Lebenshilfe abgerechnet.

Wir haben langsam angefangen, nicht gleich das volle Ganztagsprogramm und dieses schrittweise Vorgehen klappte prima. Das Mädchen hat sich damals noch viel mit Gebärden nach dem GuK-Prinzip verstädigt und die anderen Kids fanden es prima, das mitzumachen.

Für die Eltern der Regelkinder gab es auf einem Elternabend Infos zu Down-Syndrom und dem Integrationsvorhaben.

Viele Kinder mit Down-Syndrom laufen gerne weg. Ich glaube gar nicht mal, weil sie weglaufen wollen sondern weil sie sich langweilen und sich dann auf die Suche nach einer interessanteren Beschäftigung machen. Also: erhöhte Aufmerksamkeit

Viele Kinder mit Down-Syndrom können sich beim Eintritt in den Kindergarten noch nicht so gut lautsprachlich verständigen. Die meisten haben aber Gebärden nach dem GuK-Prinzip gelernt und verständigen sich damit gut. Meiner Erfahrung nach ist das kein Problem. Die Gebärden sind leicht zu lernen (es gibt Karten) und andere Kids finden das meisten sehr interessant und machen gerne mit.

Wenn Kinder krank sind, hält man sie für diese Zeit zu Hause. Kids mit Down-Syndrom können öfter krank werden als andere Kinder. Manche haben vielleicht eine OP hinter sich (oft Herz und/oder Darm) und müssen vielleicht regelmäßig Medikamente einnehmen. Ist machbar.

Viele Kinder haben Allergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten. Bei Kids mit Down-Syndrom kommt z.B. die Zöliakie häufiger vor. Auch auf solche Besonderheiten muss man sich natürlich einstellen. Ist aber bei den Regelkids nicht anders.

Eventuell bekommt ein Kind mit Down-Syndrom, was in einen Regelkindergarten integriert wird, noch weiter Frühförderung und/oder andere Therapien. In einem integrativen oder einem Sonderkindergarten sind die Therapien in den Ablauf der Einrichtung eingebaut. Das Mädchen, was ich begleitet habe, hat im Kindergarten noch Frühförderung bekommen. Da kam die "Frühfördertante" dann 1x in der Woche für 1 Stunde vorbei, hat sich dann mit dem Mädchen in einen freien Raum zurückgezogen, die Übungen gemacht und gut war.

So, nun muss ich los, wenn noch Fragen sind - her damit :-)
Liebe Grüße
Sabine


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