Nachbarschaftsstreit - Mediation?

Wir haben zu unseren Nachbarn, mit denen wir eine Art Doppelhaus mit gemeinsamen Grundstück bewohnen, ein seit Jahren zerrüttetes Verhältnis. Zum einen ist es immer wieder so, dass sie irgendwelche Dinge ohne richtige Absprache durchziehen wollen (vgl. etwas weiter unten mein Posting zum Kaminofen), da wird ein Teil des Grundstücks eingezäunt, der Gemeineigentum ist, ein Tor "schwarz" angebracht, an dem man sich wegen seiner schlechten Qualität die Finger aufratscht ... und die Pflege des Gemeineigentums wird gern uns überlassen.

Zum anderen sind der Nachbar und mein Mann schon öfters aneinander geraten. Als mein Mann - zugegebermaßen unberechtigterweise - die Hecke im Vorgarten des Nachbarn schnitt, die unser Fenster zuwucherte, wurde ihm ein Eimer Wasser über den Kopf geschüttet und die Polizei gerufen, weil sich die Nachbarn im ersten Stock bedroht fühlten ... Am nächsten Tag verbreitete der Nachbar in der Straße, mein Mann sei polizeibekannt ... Und als nach einer Halloween-Party der Tochter nur bei uns (ruhige Nebenstraße) alles mit Essensresten verschmiert und das Rad meines Mannes (stand hinterm Haus) verschwunden war, wurden wir der üblen Nachrede bezichtigt - mein Mann hatte nur Anzeige gegen unbekannt erstattet.

Als vor kurzem der nächste Streit aufkam wegen des Kaminofens, dessen Einbau an den gemeinsamen Kamin wir ja erst zustimmen müssen, der aber schon vor der Tür stand, habe ich unseren Nachbarn eine Mediation vorgeschlagen.

Hat jemand von Euch damit Erfahrungen? Mein Mann hat wenig Lust, dem Ofeneinbau zuzustimmen, weil er befürchtet, dass unsere Nachbarn trotz gegenteiliger Aussage gar nicht wirklich an Mediation interessiert sind. Ich befürchtete aber, dass der Deal "erst Mediation, dann Ofen" auch nicht unbedingt funktioniert.

Einfach wegziehen ist schwierig, weil die Schwiegermutter (84) ganz in der Nähe wohnt und uns braucht, und bezahlbaren Wohnraum kriegt man hier kaum ...

Sorry für den langen Text, aber im Moment belastet mich das Ganze sehr, und die Ereignisse oben sind nur Beispiele einer Kette von Demütigungen (mir wurde schon zur Trennung geraten ...)

LG
Anja

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Es ist immer schwer, eine Mediation zu versuchen, wenn bereits Anzeigen laufen, die Polizei schlichten muss etc.
Auch ist die Frage, was DU dir unter einer Mediation vorstellst. wer soll sie machen, wer finanziert sie?
Als Deal kann eine Mediation schon gar nicht klappen, denn das würde bedeuten, DU sagst dem Nachbarn, er muss sich mit euch versöhnen, DANN bekommt er seinen Ofen, oder habe ich das falsch verstanden?
So läuft das aber nicht mit einer Mediation. Die Mediation ist nur dann dienlich, wenn BEIDE Parteien den Wunsch danach haben, in Frieden nebeneinander zu leben. Man muss nicht befreundet sein, aber man muss einander in Ruhe lassen.
Was sagt denn euer Vermieter dazu, ist er euer gemeinsamer Vermieter?

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Also, es laufen ja keine Anzeigen: Unser Nachbar hat die Polizei geholt, weil er sich bedroht fühlte - die Polizei war da, gewesen ist weiter nichts. Die Anzeige wegen Fahrraddiebstahls war eine normale Anzeige gegen "unbekannt", aus der - wie das eben so ist - nichts wurde.

Unter Mediation stelle ich mir vor, dass beide Parteien sich unter professioneller Anleitung an einen Tisch setzen, die Kosten dafür sollten dann geteilt werden, da ja beide Seiten ein Interesse an einer Einigung haben. Auf jeden Fall sollte es ein Fachmann sein, entweder ein Anwalt mit Mediations-Ausbildung, vielleicht auch jemand aus dem psychologischen Bereich - da sind wir offen. Da der Streit schon lange schwelt, kann das natürlich dauern, aber wir sind bereit, dafür Kosten aufzubringen, und zumindest haben unsere Nachbarn sich mündlich vor einigen Tagen auch für eine Mediation ausgesprochen.

Wir haben keinen Vermieter, wir sind beide Eigentümer eines Doppelhauses (mit etwas anderer Aufteilung, wir haben die Wohnung unten, die Nachbarn die Wohnung oben, der Keller ist geteilt).

Natürlich kann es keine Mediation geben nach dem Motto: Du kriegst den Ofen nur, wenn wir wieder miteinander gesprächsfähig sind. Aber andersherum ist mein Mann derzeit aufgrund der Vorfälle der Vergangenheit derart verletzt, dass er auch nicht einfach sagen kann: Klar kriegt ihr euren Ofen, ist doch gar kein Problem ...

Und eine gewisse Skepsis, dass unsere Nachbarn wirklich bereit sind, eine Mediation anzugehen, habe ich auch: Es bleibt ein ungutes Gefühl, wenn wir jetzt dem Ofen zustimmen und sie dann einfach sagen: Na, jetzt haben wir was wir wollen, und Mediation wollen/brauchen wir nicht.

Für die Nachbarn hat in der Vergangenheit "wir wollen in Frieden leben" bedeutet, dass sie ihre Sachen durchsetzen können und aus dem Weg gehen. Vor etwa 1,5 Jahren hatte ich schon einmal vorgeschlagen, dass wir professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen, um eben wieder friedlicher miteinander umgehen zu können, aber die Reaktion war: "Wir wollen unsere Ruhe haben". Bei einem gemeinsam bewohnten Haus bleibt es aber nicht aus, dass man sich miteinander auf einer sachlichen Ebene verständigt.

Welche Alternative siehst Du denn? Alles so verkorkst lassen, wie es ist, möchte ich nicht, und auch meinen Mann belastet die Sache sehr.

LG

Anja

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Ich finde eine Mediation eine gute Idee, allerdings sicher schwer, einen professionellen Anbieter zu finden. Was ist denn mit einem Schiedsmann? Also sowas:

http://www.sueddeutsche.de/geld/nachbarschaftsstreit-ein-fall-fuer-den-schlichter-1.215060

lG

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Vielleict bietet Eure Gemeinde einen Schlichter an?