Zurück aufs Land ziehen - was ändert sich?

Wir werden wahrscheinlich nächstes Jahr von einer Wohnung in der Großstadt in eine Doppelhaushälfte auf dem Land ziehen. Die Anbindungen sind gut, es ist eine 5000 Seelen Gemeinde, trotzdem werden wir beide an die 35 min pendeln. Wie waren eure Erfahrungen? Auf was soll man achten? Was empfandet ihr in der Stadt besser, was am Land? Ist pendeln so schlimm? lg

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Hallo und herzlichen Glückwunsch zur Entscheidung. Ich möchte das Landleben nicht mehr missen.
Alles ist leiser, entspannter und von den Vorzügen eines Hauses mit Garten fang ich gar nicht erst an.
35 Minuten sind doch völlig im Rahmen . Den Weg kann man auch in der Großstadt haben. Alles eine Sache der Organisation.
Was uns bzw mir auf dem Dorf fehlt sind nur Einkaufsmöglichkeiten. Das nervt mich etwas, aber auch das kann man organisieren. Ich kaufe z.b immer nach der Arbeit auf dem Rückweg ein. Aber wenn man doch Mal vergisst, muss man mit dem Auto los. Das ist dooof, damit kann ich aber leben. Die Vorteile überwiegen einfach

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Was sich ändert, hängt ja davon ab, wie ihr gelebt habt. Uns steht der Schritt von der Stadt aufs Land eventuell auch bevor (Bewerbung um ein Haus zur Miete läuft)...
Für uns ändert sich hauptsächlich, dass wir wieder 2 Autos brauchen werden, da die Anbindung in die gewünschte Richtung eher spärlich ist und leider auch kaum mit dem Fahrrad zu bewältigen.
Außerdem werden vermutlich solche Dinge seltener, dass man spontan jemandem schreibt, um sich zu treffen. Vorhin hat erst eine Freundin in eine Gruppe geschrieben: Sind gerade auf Spielplatz XY - wer kommt? Da kommen vielleicht aber neue Bekanntschaften dazu...

Ansonsten sind und waren wir keine Stadtmenschen. Das man mal schnell in die Stadt laufen kann zum Eis essen, ersetze ich gern durch ein Picknick im Grünen.
Ich gehe weder gern shoppen, noch bin ich sonst irgendwo aktiv. Wir sind nirgends eingebunden bzw. ist das alles mit 10 Minuten mehr Fahrtweg noch erreichbar.

Für uns wird (würde) sich also vermutlich nicht so viel ändern, außer der fehlende ÖPNV.

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Bin in einem 1000 Seelen-Dörfchen in der Soester Börde aufgewachsen. Gott, war ich froh da mit 18 endlich weg zu kommen. 😅 Jetzt, so als Erwachsener mit Führerschein... Ja, da kann ich mir das schon vorstellen, wenn ich keine Kinder hätte. Dörfer haben halt absolut nichts für Menschen zu bieten, die zu alt sind um durch Maisfelder zu toben, aber zu jung sind um Auto zu fahren. Wir haben uns ein Haus in einer grünen Ecke von Dortmund gekauft. Hier kann ich meinen Sohn wenigstens was bieten, wenn er älter ist und wenn er im Ruhrgebiet studiert, kann er sogar sein Studium lang hier wohnen bleiben. Wer weiß, vielleicht will er es sogar irgendwann mit seiner/m Partner:in und Kindern bewohnen. Im Ruhrgebiet findet man ja Jobs. Auf dem Dorf muss man pendeln oder ist halt beruflich Milchbauer.

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Ich finde, es ist schwerer an gutes Essen zu kommen. Vielleicht ist das nur in meinem Heimatdorf so, aber abgesehen von einem tollen Restaurant 10km entfernt gibt es nur den Standarditaliener. Und mit den Pizzen kann man auch Frisbee spielen...

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35 Minuten finde ich fürs pendeln super. So lange braucht man ja auch innerhalb der stadt selbst schnell mal für den arbeitsweg mit mal umsteigen müssen oder so.

Mein mann und ich haben neulich erst festgestellt, wie sehr man sich vom gewohnten stadtleben entfernen kann und wie schnell man der stadt dann überdrüssig ist. Man muss dazu sagen, mein mann ist in einer Großstadt aufgewachsen und hat, bis wir mit 28 weggezogen sind nie woanders gelebt. Ich bin sehr ländlich aufgewachsen, dann zum studieren in die stadt gegangen und hab dort 8 jahre gelebt und war auch zufrieden und hab mich wohl gefühlt. Unser Umzug ins ländliche ist 4 jahre her und wir werden demnächst noch mal umziehen, aber nicht zurück in die großstadt. Wir leben nicht völlig abgeschieden, sondern in einer kleinstadt. Die rückkehr in die großstadt stand für keinen von uns zur debatte.
Es ist schön, wenn man sich am Wochenende nicht mit allen anderen großstädtern in den stau raus aus der stadt stellen muss, sondern schon da ist. Es ist schön, dass man sich mit dem auto von A nach B bewegen kann ohne ständig im stau zu stehen und dass man vor jedem Geschäft natürlich einen Parkplatz hat und sich nicht fragen muss, ob man sein auto heute nacht vielleicht mit auf den balkon nehmen muss, weil einfach nichts mehr frei ist.
Es ist schön, nicht auf eine gefühlte million Menschen zu treffen, wenn man einen Fuß vor die tür setzt und es ist schön, dass man hier auch mal zufällig jemandem begegnet, den man kennt.

Eine großstadt ist laut, voll und hektisch. Das hat uns nie gestört, als wir noch dort lebten, aber mit etwas Abstand merkt man das so unglaublich deutlich und empfindet es dann schnell als zu viel. Jedenfalls ist das meine Erfahrung.

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In welcher Stadt hast du gelebt? Lg

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München. Also noch nicht mal eine Stadt mit besonders starkem großstadtflair wie es berlin, london, paris etc. haben.

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Wir sind aus der Innenstadt in ein sehr kleines Nest gezogen. Es ist alles sehr behütet und jeder kennt jeden. Eier und Gemüse vom Hof, Kinder alleine draußen. Wald, Felder - im Lockdown war es Gold wert.

Mit 2 Autos und Amazon fehlt nichts was wir brauchen. Das Pendeln dauert für uns nicht viel länger. Einzig gutes und abwechslungsreiches Essen fehlt uns auch sehr, jedenfalls wenn es schnell gehen soll.

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Uff, also ich muss ehrlich sagen, dass das Landleben absolut nichts für uns wäre 🙈 allein schon, dass man für jeden Pups ins Auto steigen muss, finde ich schrecklich. Auch die Möglichkeiten auf dem Land sowohl für Erwachsene als auch für die Kinder sind einfach viiieeel geringer. Das fängt bei Hobbys an und hört bei Kultur auf. Ich fand es selbst als Kind ganz schrecklich, dass man so wenig machen konnte auf dem Dorf. Irgendwann hat man ja schließlich auch mehr Interessen als über eine Wiese zu springen 😂 und vor allem wenn die Eltern arbeiten oder man bei einem alleinerziehenden Elternteil lebt, ist das hin und her fahren für alle einzelnen Bedürfnisse der Familienmitglieder nur noch anstrengend oder teilweise auch gar nicht machbar. Da muss man schon eine Menge Abstriche machen.

Wir wollen unsere städtische Lebensqualität einfach auch nicht aufgeben. Freunde, die auf dem Dorf leben, verbringen so ziemlich jeden Abend nur Zuhause, das ist nichts für uns. Wir sind da einfach gerne spontan und haben dann auch gerne die Auswahl an Aktivitäten. Wenn mich jetzt jemand zum Kaffee einlädt, gehe ich aus dem Haus und bin in wenigen Minuten zu Fuß im cafè. Auch als Eltern ist es viel angenehmer auszugehen. Mit den Freunden vom Dorf muss man gefühlt alles Ewigkeiten planen 😅 zu Geburtstagen in Restaurants oder so sind es meistens diese, die dann absagen. Das ist sooo schade. Also unser Fazit wäre: das Leben auf dem Land wäre uns zu trist 🙈

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Ich habe damals erstmal ruckzuck 10kg zugenommen. In der Stadt habe ich mich nur mit Fahrrad bewegt, u.a. jeden Tag insg. 1 Stunde hin und zurück zur Arbeit. Seither fahr ich jeden Tag mit dem Auto. Hätte nie gedacht wie massiv sich das bemerkbar macht.

Ansonsten ist das Landleben (mit kleinen Kindern) besser.

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Aber auf dem Land kann man doch auch Fahrrad fahren? Wir sind hier auch mit Kindern fast nur mit Fahrrad unterwegs wenn wir bei den Großeltern auf dem Land sind. In der Stadt ist es mir oft zu gefährlich mit Kind. Also ich kann es kaum erwarten endlich aufs Land zu ziehen. Auch wegen des Radfahrens. Aber wahrscheinlich kommt es trotzdem mehr auf den Ort als auf Großstadt oder Dorf an.

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Natürlich hast du recht.
Das ist bei uns schwer. 1. Weil es total bergig ist 2. weil die Kids zu klein sind zum selbst fahren und 3. weil die kleinen Zwillinge sind. Anhänger schafft man nicht bei den Bergen. In meinem Fall ging es wirklich um den täglichen Arbeitsweg, der nun mit Rad nicht mehr möglich ist und nicht um die paar Freizeitausflüge.

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Es kommt immer auch darauf an, wie ländlich das Land ist. Wir wohnen, finde ich, perfekt.

Relativ kleine Gemeinde, sehr viel Grün, hier im 'Kerndorf' kennt jeder jeden, egal, wo die Kinder draußen unterwegs sind, es ist ein bekanntes Augenpaar in der Nähe, das meine Telefonnummer hat. :-p
Mein Sohn ist vor drei Jahren beispielsweise vom Fahrrad gefallen und hat sich am Arm verletzt. Ich glaube, ich wusste das, bevor er wieder aufgestanden war. Von vier verschiedenen Leuten. Beim Bäcker kannst du auch das Geld mal vergessen haben, bring es halt später vorbei. Die Ärztin sieht dich im Supermarkt und fragt an der Kasse dann halt auch nach, ob dies und jenes besser geworden ist. Also eine sehr schöne Gemeinschaft.

Auf der anderen Seite haben wir hier alles, was der Mensch brauchen kann. Vier Hausärzte, zwei Apotheken, einen großen Modemarkt, eine Drogerie, vier Hausärzte, drei Zahnärzte, zwei Kinderärzte, zwei Kindergärten, zwei Krippen, Hort, Grund- und Mittelschule, vielfältiges Vereinsleben (Fußball, Tennis, Kegeln, was weiß ich), Metzger, Bäcker, keine Ahnung, wie viele. Ach ja, Frisöre haben wir auch und Massagepraxis, auch Nagelstudios.

In die nächstgrößere Stadt fährt alle zehn bis fünfzehn Minuten einer der vier möglichen Bussen. In die andere Richtung bist du sehr schnell mitten im Spessart. Die Kinder fühlen sich auch heute noch genau so wohl hier wie wir, mein Großer hat sogar erst mit zwanzig den Führerschein gemacht, weil er es nicht eilig damit hatte. Jetzt nutzt er das Auto auch nur, wenn er weiter weg will, fahren doch bequem Busse.

In der Stadt gibt es eine Hochschule, Fachober- und Berufsoberschule. Die nächste Großstadt ist mit dem Zug in vierzig Minuten erreichbar und auch diese Züge fahren alle halbe Stunde. Ach ja, die A3 ist auch nicht weit weg.

Einziger Wehrmutstropfen: Unsere Gemeinde ist auch die teuerste hier im Umkreis. Wir haben unser Haus über einen Notverkauf bekommen, anderenfalls hätten wir es uns nicht leisten können. Hier im Dorfkern ist die Gemeinschaft sehr angenehm, aber aus den Neubaugebieten hört man anderes. Es ziehen halt Menschen mit entsprechenden Einkommen hier her, die sind 'anders als wir', sagt meine Nachbarin immer. #cool
Durch eine Familie aus dem Neubaugebiet wurde ich auch das erste Mal mit einer 'Spielverabredung' konfrontiert. Kannte ich bis dahin nicht und angeschlossen haben wir uns dieser Praxis auch nicht.

Meine Schwester wohnt zwei Dörfer weiter Richtung Spessart, da möchte ich für Geld und gute Worte nicht wohnen. Die haben einen Metzger. Punkt. Nichtmal nen Bäcker, um die Brötchen für die Wurst zu bekommen. Sie muss also wegen allem mit dem Auto weg und die Kinder fanden es ab zwölf, dreizehn auch nicht mehr so toll. Da fahren auch keine Stadtbusse mehr, alle zwei Stunden mal einer. Mit dem Auto sind es nur zehn Minuten bis zu uns, trotzdem sind die Unterschiede so extrem.

35 Minuten pendeln finde ich durchaus im Rahmen, sofern es keine Teilzeitstelle mit vier Stunden täglich ist.

Wir haben auch mal ein Jahr in der Stadt gewohnt und ja, es war nur ein Jahr, dann bin ich geflüchtet. Mit hat vor allem die Anonymität - die andere super finden - war mir nichts.