"Ich schaff's nicht mehr auf's Bett"

Um ehrlich zu sein, frage ich mich bis heute, was denn der eigentliche ET von meinem Krümelchen gewesen wäre.

Jedenfalls wurde während der Schwangerschaft fröhlich rauf und runter korrigiert und trotzdem hieß es bis zum bitteren Ende "Baby zu klein". Da alle Doppleruntersuchungen unauffällig waren, musste also die Genetik dran Schuld sein ;)

Am morgen des 2. ETs wachte ich mit unregelmäßigen Wehen auf, die alle 2-5Minuten kamen. Ich hab das nicht für voll genommen, da ich dachte, dass die Wehen nicht von 0 auf 100 anfangen und erst einmal in einem moderaten Abstand von 20 Minuten. Zum warm werden . Ich legte mich erst einmal in die Badewanne und schrieb meinen bereits kurz vorher entbundenen Freundinnen, dass es vielleicht eventuell auch bei mir los gehen könnte - wahrscheinlich aber nicht ;) Ich hatte vorher so gar keine Anzeichen und am Abend vorher war mein Krümel noch so aktiv im Bauch, dass ich beinahe meine Hebamme angerufen hätte, da ich nie solch schmerzhafte Kindsbewegungen gespürt habe.

Die Wehen wurden in der Wanne stärker und bereits beim Abtrocknen merkte ich, dass es echt gut tat, sich ein wenig übers Waschbecken zu lehnen. Ich weckte also meinen Mann. Und er tat das einzig richtige: verschwand erst einmal im Bad und streamte irgendwas auf dem Handy, während seine Frau mittlerweile über dem Esstisch hing und die Wehen veratmete.

Wir fuhren ins Krankenhaus. Im Auto sagte ich noch zu meinem Mann, dass er die Tasche ruhig im Auto lassen sollte, da wir sowieso nochmal nach Hause geschickt werden. Kam aber anders. Die nächsten 19 Stunden durfte ich Kreißsaalluft schnuppern. Die Wehen sahen auf dem ctg schon ziemlich brauchbar aus und auch der MM war bei 2cm.

Ich entschied mich, nochmal in die Wanne zu gehen. Diese empfand ich allerdings als viel zu kalt, egal wie viel heißes Wasser nachlaufen gelassen wurde. Mittlerweile waren die Wehen echt schon unerquicklich, aber noch gut aushaltbar. Bis 13 Uhr (ich weiß noch ein Detail ) sollten wir ein bisschen rumlaufen. Uns wurde unser Familienzimmer zugeteilt und theoretisch bekamen wir noch etwas zu essen, von dem ich allerdings nichts herunter bekam. Die Wehen waren mittlerweile so stark, dass ich mich ans Bett krallte und bloß nicht berührt werden wollte. Außerdem wurde mir während der Wehe so abartig übel, dass ich jedes Mal bangte, dass mir nichts hochkommt (zu dem Zeitpunkt kann es noch nicht schlimm genug gewesen sein, ich hab mir noch über solche Dinge Gedanken gemacht).

Vor 13 Uhr waren wir wieder im Kreißsaal. MM bei 5cm. Bis zur Tagesschau sollte der kleine Fratz laut Prognose der Hebamme da sein. Was im Kreißsaal passierte, daran kann ich mich kaum noch erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich mittlerweile panisch Angst vor jeder Wehe hatte. Ich fragte also nach einem Schmerzmittel und entschied mich für "Stufe 3". MM bei 8 cm, sah also gut aus, die Tagesschau mit Baby zu gucken.

Leider reagierte mein kleiner Schatz nicht gut auf das Schmerzmittel. Plötzlich brach Hektik auf, ich sollte in den Vierfüßlerstand und bekam letztendlich einen Wehenstopp gespritzt. MM wieder auf 5 cm und die himmlischste wehenfreie halbe Stunde der Welt (mit bitterem Beigeschmack, schließlich fielen die Herztöne von meinem Liebling!).

Nach einer halben Stunde wurde der Wehenstopp abgestellt und meine eigenen Wehen setzten wieder ein. Noch viel schlimmer und schmerzhafter als zu vor. Ich fühlte mich, als würde mir jemand die Hüften herausreißen! Die Schmerzen in den Oberschenkeln waren für mich nicht mehr aushaltbar und so nahm ich das Angebot der PDA gerne an (vorher war ich der Meinung, dass ich auf gar keinen Fall eine PDA möchte ). Leider dauerte es ewig, bis gelegt werden konnte. 7 Versuche und 2 Ärzte waren nötig, um das Ding richtig zu platzieren. Die Zeit währenddessen war die Hölle! Als die PDA saß, war es wieder super.

Ich spaßte mit meinem Mann herum und dachte mir plötzlich, dass so eine Geburt doch gar nicht so schlimm ist.

Ab hier verschwimmen die Details gänzlich. Irgendwann merkte ich die Wehen als immer stärker werdenden Druck und die Hebamme (der 3. Schichtwechsel in der Zwischenzeit) bestätigte mir, dass Gbmh komplett verstrichen und MM geöffnet wäre. Dann wurde die Fruchtblase eröffnet und von da an ging alles super schnell. Ich wurde ermuntert, mitzuschieben (ich dachte bis dahin immer, dass die Presswehen eine Erlösung wären, aber meine schmerzfreie Zeit dank PDA haben mich wohl verwöhnt). In einem Moment der Geistesabwesenheit muss ich wohl geäußert haben, dass ich gerne den Hocker ausprobieren möchte (wahrscheinlich hatte ich das vorher in einem Ratgeber gelesen, dass das total suuuuuuuuuper für die Geburt wäre) und so kam es tatsächlich, dass ich für gefühlte 2 Sekunden auf dem Hocker saß (es waren wohl 5 Minuten), bis ich das Fluchen bekam, wie "scheiße" dieses Ding ist und ich dringend zurück aufs Bett möchte. Mir wurde noch aufgeholfen und während ich die 2 Meter zwischen 2 Presswehen am Laufen bin, fällt mir ein "ich schaff es nicht mehr aufs Bett". Und Tatsache: am Kreißsaalbett angelehnt im Stehen kam dann wirklich unser kleiner Teufel zur Welt.

Ich hätte ja mit allem gerechnet, aber nicht, dass ich stehend unser Kind gebäre. Die Ärztin und Hebamme müssen es wohl aufgefangen haben wir einen glitschigen Fisch

Die Tagesschau haben wir verpasst, es war bereits nach Mitternacht. Und die Worte der Ärztin und Hebamme "ach, so klein und leicht ist der doch gar nicht" waren schlichtweg gelogen: 2700g, 49cm und 32cm ku. Er war übrigens schon recht reif und damit mehr als termingerecht.