Wann geht das Leben weiter?

Hallo zusammen,

ich hatte vor 2,5 Wochen einen Schwangerschaftsabbruch in der 13. SSW nachdem unser Krümel die Diagnose "Amnionbandsyndrom mit Gastroschisis und evertierter Leber" erhalten haben. Es handelt sich um eine Verkettung unglücklicher Umstände: Höchstwahrscheinlich hat ein Riss in der Amnionhülle zu einer Fehlbildung dieser geführt - diese wiederum hat verhindert, dass Darm und Leber in den Bauchraum wandern, sodass die Organe frei im Fruchtwasser lagen. Uns wurde ganz klar gesagt, dass die Überlebenschanchen verschwindend gering sind und es eigentlich verwunderlich ist, dass die Schwangerschaft bis dahin angehalten hat. Körperlich habe ich alles sehr gut überstanden. Bisher waren alle genetischen Befunde unauffällig - glücklicherweise.

Psychisch ging es mir anfangs auch erstaunlich gut - ich war sehr gefasst und unglaublich optimistisch... das große Loch kam dann ein paar Tage nach der Ausschabung. Und seitdem geht es mir von Tag zu Tag schlechter. Mir ist immer zum Heulen zumute und ich kann einfach an nichts anderes mehr denken. Ich habe jeden Tag fürchterliche Kopfschmerzen und mir gehts einfach nur elend.

Um mich herum haben die meisten mit dem Thema "abgeschlossen" - es wird kaum noch angesprochen. Nur ich häng noch mittendrin - tiefer als je zuvor #schmoll

Wann war bei Euch die schlimmste Phase vorbei? Wann habt Ihr neuen Mut gefasst und wieder nach vorne gesehen? Ich weiß grade nicht, wie es weitergehen soll.

Natürlich vergisst man ein solches Erlebnis nie - aber wann ist man wieder in der Lage, Freude am Leben zu haben?

GLG und Danke!

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Hallo,

ich habe meinen Sohn 2005 in der 15. SSW tot geboren, anfangs ging es mir sehr schlecht, besonders bis zur Beerdigung einen Monat danach. Dann ging es wieder etwas besser....

Je näher mein Entbindungstermin kam, um so schlimmer wurde es.

5 Tage vor demEntbndungstermin hab ich erfahren das ich wieder schwanger bin. Das hat mich diesen Tag überleben lassen. Am nächsten Tag hatte ich dann eine Fehlgeburt.... :-(

Es wird wieder, aber es dauert und der Schmerz wird nie ganz weg gehen, ich dachte bei mir sei er weg. Doch als eine Freundin dann 3 Jahre später ihr Baby gehen lassen musste, sind alle alten Wunden wieder aufgebrochen, und mir kam esvor, als hätte ich meinen Florian gerade eben erst verloren.

Gib dir Zeit...

LG BUNNY

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Hallo,

so was dauert und ist einfach nicht so schnell vergessen! Auch deine Angehörigen haben es nicht vergessen, warum sollten sie dich auch ständig daran erinnern? Ich denke sie wollen dich beschützen und lenken deswegen ab! Bei mir war es damals genauso, ich habe den Zwillingsbruder meiner Tochter in der 26.SSW verloren, er war sehr krank und hatte einen schweren Gendefekt...
Auch meine Familie hat nicht mit mir darüber gesprochen, sie haben einfach nicht gewollt, dass ich ständig damit konfrontiert werde. Mein Mann hat das ganze anders verkraftet als ist, vor mir war er der Starke, hat nie gesprochen darüber und war fröhlich. Vor einiger Zeit hat er mir erzählt, dass er so oft mit den Hunden spazieren war, damit er für sich weinen konnte.

Das Leben geht weiter, wir haben kein gesundes Baby verloren, sondern hätten schwer kranke Kinder auf die Welt gebracht, die im Leben nichts schönes erlebt hätten. Auch wenn es hart klingt aber ein Kind was erst geboren wurde und man es leiden sieht, schmerzt hundertmal mehr, als ein Kind so zeitig her zu geben. Im Nachhinein bin ich glücklich darüber, dass mein Kind nicht leiden musste. Ich habe es im Leben verloren aber nie im Herzen, es ist immer ein Teil unseres Lebens und wird immer dazugehören!

Der Schmerz wird weniger, es braucht Zeit!
LG Sacoma

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Hallo Sacoma!

"Das Leben geht weiter, wir haben kein gesundes Baby verloren, sondern hätten schwer kranke Kinder auf die Welt gebracht, die im Leben nichts schönes erlebt hätten. Auch wenn es hart klingt aber ein Kind was erst geboren wurde und man es leiden sieht, schmerzt hundertmal mehr, als ein Kind so zeitig her zu geben. Im Nachhinein bin ich glücklich darüber, dass mein Kind nicht leiden musste. Ich habe es im Leben verloren aber nie im Herzen, es ist immer ein Teil unseres Lebens und wird immer dazugehören!

Der Schmerz wird weniger, es braucht Zeit! "

Das hast du so schön geschrieben und gibt mir etwas Kraft.
Danke dir.

Liebe Grüße Franca

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Hallo

Als ich am 06.09. meine AS hatte, waren auch nur meine Familie und Freunde da, allerdings konnte ich sehr viel mit Ihnen darüber reden, da bin ich auch sehr dankbar für...Mein Mann kam dann erst den Sonntag nach Hause, er verkrümelt sich auch eher in sein Schneckenhaus und redet so gut wie gar nicht darüber...

Ich kann dir nur eines sagen, weine so viel wie du kannst und willst, das befreit die Seele, schreibe einen Brief, geb dem kleinen einen Namen und geh auch ruhig zum Psychologen...

Habe mich auch lange gestreubt dorthin zu gehen, aber da ich es nun Donnerstag immer noch nicht geschafft hate zur Schule zu gehen, hat mein Mann nu gesagt gehabt ich solle nu dahin gehen und es tat gut, ich konnte all meinen Kummer und meine Ängste von der Seele reden...

Mit dem Namen hab ich es so gehandhabt, das ich dem Baby einfach den Namen gegeben habe den ich am schönsten fand und da wir uns ein Mädchen gewünscht hatten, hat es den Namen Tiara bekommen, wenn wir nun darüber reden, haben wir einen Namen mit dem wir unsere Maus anreden können...

Das Leben wird auch bei dir irgendwann weiter gehen, lass es langsam angehen, auch ich fang langsam an, wieder ins Berufsleben einzusteigen, ich lasse es nicht zu, das die Leute von mir erwarten, das ich von jetz auf gleich wieder ins normale Leben einsteige und das kann auch von dir keiner erwarten...

Wenn du willst kannst du mich sehr gerne auch per PN anschreiben...

LG
Honey mit #stern im #herzlich

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Danke für Eure schnellen und lieben Antworten!

Ihr habt natürlich recht - ich werde das Geschehene nie vergessen. Aber ich hoffe, dass die ganz schlimme Zeit nicht mehr so lange andauert. Es zerfrisst mich momentan sehr und all der anfängliche Optimismus ist mir verloren gegangen.

Es ist absolut richtig und gut so, dass mich nicht alle ständig drauf ansprechen. Aber ich denke, für alle außenstehenden ist die Sache weitestgehend abgeschlossen und man merkt in Gesprächen einfach immer wieder, dass jemand, der nicht grade in der gleichen Situation steckt, die Gedanken und Gefühle einfach nicht nachvollziehen kann. Mein Mann geht völlig anders als ich mit der Situation um und das gestehe ich ihm auch zu. Da ticken Männer und Frauen eben unterschiedlich.

Aber es tut einfach so weh - ich hätte nie gedacht, dass mich diese Situation so unhaut...

Wir könnten das Geschlecht erfahren (wurde bei der genetischen Untersuchung festgestellt), möchten es aber nicht wissen. Ich denke, dass es das für mich noch schlimmer machen würde. Der Name unseres Krümels ist "Krümel" #schein

War nach der AS noch 1,5 Wochen zuhause und gehe nun wieder seit letzter Woche wieder arbeiten. Glücklicherweise wissen auf der Arbeit alle Bescheid und haben Verständnis, wenn ich wie heute etwas früher gehe.

Ich überlege nun auch, mich zu einem Psychologen zu begeben. Ich hab einfach Angst, bei der Verarbeitung etwas falsch zu machen und aus meinem Loch nicht mehr herauskrabbeln zu können.

GLG#winke

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Euer Krümel wird jetzt immer bei euch sein. Auch wenn du dein Kind noch im Mutterleib verloren hast, hast du ein Recht zu trauern. Und ich glaube, es ist sogar gut, das dein anfänglicher Optimimus zunächst verloren gegangen ist. Du hast dein Kind hergeben müssen. Und das tut weh. Das kannst du aber nur verarbeiten indem du trauerst. Nur die Trauer kann dich auf deinem Weg nach vorne bringen, alles andere wäre verdrängen und das würde bedeuten, das irgendwann wieder alle Wunden aufreißen.

Wenn du das Gefühl hast, nicht weiter zu kommen, suche dir einen Therapeuten, der dir sympathisch ist. Aber du brauchst keine Angst zu haben, bei der Verarbeitung etwas falsch zu machen. Alles was ist, darf sein. Dir wurde der Boden unter den Füßen weggezogen und dann darf es auch mal wieder etwas dauern, bis man wieder sicheren Halt hat.
Nehm dir bitte die Zeit zu trauern, egal was dein Umfeld meint oder sagt. Es ist dein Weg.
Behalte die vielen schönen Momente der Schwangerschaft in Erinnerung. Rede mit deinem Mann und frage ihn wie es ihm geht und nennt den Namen eures Kindes. Euer Krümmel verbindet euch zwei und wird von nun an über euch wachen.
Für die kommenden Wochen wünsche ich dir ganz viel Kraft und vor allem Freunde mit denen du über das geschehene reden kannst.