Hilfe! Mein Kind soll ein AO SF Verfahren unterzogen werden! Erfahrungen?

Hallo!

Ich bitte euch um Hilfe, weil ich verzweifelt bin!

Mein Sohn ist 8 Jahre alt und geht in die 2. Klasse einer Grundschule in NRW. Er ist aber schon das dritte Jahr in der Schule, weil er die 1. Klasse im Rahmen der Schuleingangsphase zweimal gemacht hat.

Es lief von Anfang an nicht so gut mit dem Lesen, so dass mein Sohn in der Schule direkt gefördert wurde, also statt Deutsch im Klassenverband in einer Kleingruppe unterrichtet bekam. Nach individuellem Tempo. Dadurch fiel er aber immer weiter zurück. Am Ende des ersten Schuljahres wurde uns die Wiederholung dieses und Ergotherapie ans Herz gelegt. So wechselte mein Sohn nach den Herbstferien 2017 von der zweiten in die erste Klasse zurück und kam dort endlich gut mit. In der Ergotherapie kümmerten wir uns um die kleinen grobmotorischen Schwächen, den Zehenspitzengang (ererbt!) und ums lesen. Dort wurde auch in einer Neurofeedback-Sitzung festgestellt, das das Lesen durch extreme Anspannung blockiert wird. Tatsächlich klappt lesen bis heute in entspannter Atmosphäre besser und darauf bauen wir auf. Insgesamt wurde auch sein Schriftbild viel besser, Mathe lief wieder problemlos, und ein zusätzliche Förderung seitens der Schule war nicht nötig.
Hausaufgaben und lernen werden von mir zu Hause betreut (keine OGS).

Nun kam mein Kind in diesem Sommer endgültig in die zweite Klasse. Und die Probleme gingen wieder los. Es werden jede Woche Diktate geschrieben. Dazu gibt es 8 Lernwörter am Montags und Freitags wird das Diktat geschrieben. Allerdings in ganzen Sätzen, also mit großen Satzanfängen und nicht gelernten Wörtern. Dabei macht mein Sohn viele Fehler, v.a. in der Groß-Kleinschreibung und bei den unbekannten / nicht gelernten Wörtern. Die Lernwörter klappen großteils gut.
Es wurde auch ein Mathetest geschrieben. Viele verschiedene Aufgaben in kurzer Zeit. Auch welche, wofür man lesen musste (Blockade). Ergebnis: 18,5 von 36 Punkten. Es hätten mehr sein können, wenn mein Sohn die zu lesenden Aufgaben am Ende gemacht hätte. Nun ja.
Hausaufgaben macht mein Sohn langsam und unmotiviert , verweigert sie aber nicht und kann sie auch allein erledigen. Dabei gibt es zur Zeit viele Schreibschrift-Aufgaben (vereinfachte Ausgangsschrift - was für ein Mist!), die er sehr gewissenhaft macht.

Nun war Elternsprechtag. Ich wusste natürlich, dass es Probleme gibt. Aber nicht, wie schlimm sie anscheinend wirklich seien. Zum einen war direkt die Sonderpädagogin dabei, die meinen Sohn in der ursprünglich ersten Klasse schon gefördert hatte. Zum anderen hätte man für mich 45 statt 15 min eingeplant, was ich nicht wusste.
Die Lehrerin fing damit an, dass sie beschrieb, wie angespannt mein Sohn in Testsituationen ist. Sie beschreibt massive körperliche Stresssymptome, wie hecktische rote Flecken im Gesicht und angespannte Fäuste. So schlimm, dass sie richtig Angst um ihn habe. Dann wurde mein Sohn von einem Sonderpädagogen getestet (Testsituation!) in einem Mathetest, Lesetest und Rechtschreibtest. Auf Erstklässlerniveau. Die Ergebnissen waren unterirdisch. Aber wie gesagt: Testsituation!

Die Lehrer sind sich einig, dass wahrscheinlich eine LRS vorliegt. Und ein psychisches Problem. Ich soll ein gutes LRS-Zentrum suchen und mit ihm zum Kinderpsychologen. Ok, mach ich! Sie sind sich aber auch jetzt schon einig, dass er das Klassenziel der zweiten Klassen nicht erreichen werde. Und jetzt kommt der Hammer: Weil er ja die zweite Klasse nicht noch einmal wiederholen kann, wollen oder müssen sie ein AO SF Verfahren einleiten, um ihn mit in die dritte Klasse zu nehmen. AO SF? Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs. Dann bekäme er in der dritten Klasse leichteren Lernstoff und so. Allerdings würde uns Eltern dann das Recht auf Schulwahl nach der 4. Klasse genommen werden und er könnte auf einer Sonderschule landen! Hallo? Er hat wahrscheinlich eine Lernstörung, ja. Bestimmt auch LRS. Und wohl eine Angststörung / Prüfungsangst. Aber er ist nicht dumm oder unterdurchschnittlich intelligent! In entspannter Atmosphäre kann er fast alles! Bin verzweifelt!

Was bedeutet es genau, wenn er tatsächlich unter AO SF weiter unterrichtet wird? Was ist das Ziel? Hat jemand Erfahrungen?

Ergänzend muss ich noch sagen, dass mein Sohn erst mit zwei anfing, richtig zu sprechen, weil er auf Grund von Polypen nicht richtig hören konnte. Er hat zweimal die Polypen entfernt bekommen und Trommelfellröhrchen gehabt. Die Sprachverzögerung wurde durch Logopädie erfolgreich behandelt.
Mein Sohn war in einer guten Kita. Ich habe in der Schwangerschaft weder geraucht (tu ich eh nicht), noch Alkohol getrunken. Es gibt in der Familie niemanden mit Lernschwächen oder so.

Ach ja, nicht gerade unwichtig: Alt dieses Schuljahr begann, lag gerade seine Lieblings Oma im Sterben. Auf Grund von Krebs. Mein Sohn war in den ganzen Prozess der Erkrankung und des Sterbens kindgerecht voll involviert. Er vermisst seine Oma, die über uns wohnte, sehr, kommuniziert das aber nicht häufig. Er geht soweit gut mit dieser Situation um, ist dadurch aber mit Sicherheit sehr belastet. Die beiden waren ein Herz und eine Seele!

Danke schon mal im Voraus für eure Antworten und Erfahrungen!

Die verzweifelt Mama Bethmoonlight

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Ich bin Lehrerin in NRW, habe also auch Erfahrungen mit AOSF-Verfahren.

Dein Sohn soll (vermutlich) einem AOSF-Verfahren in Richtung Lernen unterzogen werden.
In letzter Konsequenz bedeutet dass, dass er sog. "zieldifferent" gefördert wird, also später höchstwahrscheinlich einen Förderschulabschluss machen wird.

Wichtig: Du hast die Wahl, ob er nach der Grundschule auf eine Förderschule oder auf eine Regelschule im Rahmen der Inklusion geht. Inzwischen sind das hauptsächlich Gesamtschulen.
Ich sag es mal recht deutlich, auch wenn man das als Mutter nicht unbedingt hören will: Dein Sohn hat anscheinend massive Probleme. Das liegt nicht an einer eventuellen LRS, es gibt Kinder, die haben schwer ausgeprägte LRS, aber bei denen würde ich nicht im Traum an ein AOSF-Lernen denken.

Ich würde dir dringend raten:
a) einen individuellen Termin mit der Lehrerin zu machen, außerhalb vom Elternsprechtag.
b) SOFORT einen Kinder- und Jugendtherapeuten aufzusuchen.
c) Weg von der Vorstellung kommen, dass die Lehrerin deinem Sohn irgendwas böses will. Denn sie will auch das Beste für deinen Sohn.
d) Ich würde hier auch nicht alles auf die Testsituation schieben, deine Lehrerin kennt deinen Sohn auch so im Unterricht - und auch wenn du das nicht hören willst, hier kennt sie ihn deutlich besser als du. Als Lehrer kennt man seine Schüler, die nur Probleme in Testsituationen haben. Das kann man aber gut unterscheiden.

e) Arbeite mit den beiden zusammen und blockiere hier nicht!

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Hallo Marl84,

auf einen Beitrag von jemanden, der Ahnung hat, habe ich ja gehofft. Dafür also danke!

Ich habe oben natürlich nur von den Problemen geschrieben. Ich sollte also unbedingt noch schreiben, dass ich eigentlich ein ganz normales, gesundes, fröhliches Kind habe. Er hat weder im Sozialen Probleme, noch familiär oder ist sonst noch irgendwie auffällig. Es häufen sich nur die (größtenteils) kleinen Baustellen. So hatte er als Kind viele Bronchitiden und hat auch noch einen engen Kiefer, der wohl nun auch endlich kieferorthopädisch behandelt wird.

Wenn man ein Kind bekommt, wird man immer wieder daran erinnert, jedem Kind seine Zeit zu geben und bloß nicht zu vergleichen. aber dann kommt ständig jemand um die Ecke und sagt: Oh, dein Kind läuft auf Zehenspitzen? Oh, dein Kind spricht noch nicht gut genug? Oh, dein Kind stolpert öfters? Das macht einen verrückt! Trotzdem tut man natürlich, was nötig ist und versucht, trotzdem gelassen zu bleiben.

Wir waren bei jeder U-Untersuchung, bei einer sehr guten Kinderärztin (die nun leider in Rente ist). Mein Kind war bis auf die Sprache, die ja nun kein Problem mehr ist, immer altersgerecht entwickelt. Der Zehenspitzengang ist ererbt, sein Vater und ich gingen beide auf Zehenspitzen als Kinder. Mein Kind hat und hatte immer Freunde, kann sich benehmen und hat durchaus auch seine Stärken. So ist er sehr interessiert und geschickt in Techniksachen (Elektrobaukasten, und ähnliches), baut tolle Legohäuser, ist sehr kreativ und hat ganz viel Fantasie. Er geht auch (noch?) gerne zur Schule. Dass er neuerdings nach der 5. oder gar 6. Stunde kaputt aus der Schule kommt und dann auch mal kurz down ist, ist ja nun verständlich.

Ich habe mein Kind immer gut im Blick gehabt. Massive Probleme - so habe ich das bisher nicht gesehen. Und sehe auch jetzt hauptsächlich Schulprobleme. Ich finde den Gedanken, dass mein Kind nur einen Förderschulabschluss schaffen können soll, ganz schrecklich! Was darf er denn damit mal werden?
Ich möchte, dass er später glücklich wird! Dazu gehört auch ein Beruf, der glücklich macht.

Welche weiterführende Schule ich mir wünsche? Egal, nur keine Sonderschule! Das er nicht aufs Gymnasium kann, ist klar. Und auch völlig ok.

Das die Lehrerin ihn gut beobachtet hat, hat sie gesagt und das glaube ich auch. Und ich glaube auch nicht, dass sie ihm was böses will. Ich halte durchaus große Stücke auf die Lehrerin und auch auf die Sonderpädagogin, die mit ihm schon gearbeitet hat. Trotzdem ist das halt alles ein Schock!

Und immer wieder bleibt die Frage: Warum?

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Noch eine Frage: Wie bekomme ich denn SOFORT einen Termin beim Kinderpsychologen? Die Lehrerin meinte dazu ja gleich, dass das locker ein halbes Jahr dauern wird! Werde Montag mit telefonieren anfangen, aber...

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Hallo,
was mich etwas wundert, dass ihr aufgrund seiner vielen Probleme nicht längst bei einem Kinder-und Jugendpsychater wartet. Wurde denn mal ein IQ Test gemacht? Vielleicht liegt wirklich eine Lernschwäche vor. Das es nach dem Wiederholen gut lief, ist ja klar. Jetzt mit dem neuen Stoff scheint er überfordert. Das Verfahren würde ja für dein Kind bedeuten, dass endlich der Druck und die Angst vorm Wiederholen weg ist. Er kann doch nicht jede Klasse wiederholen. Das wäre doch sozial auch nicht gut. An welche Schule dachtest du denn als nächste? Vielleicht ist eine Förderschule wirklich eine gute Wahl. Ich kenne nicht dein Bundesland, aber bei uns treten regelmäßig Kinder aus der Förderschule in die Mittelschule über.
LG Nica

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Hallo,

du hast ja schon einige qualifizierte Antworten bekommen. Ich möchte noch ein paar Dinge hinzufügen:

1.) Ganz wichtig am Förderschwerpunkt "Lernen" ist, dass dein Kind von der Notengebung befreit wird. Du schreibst, dein Kind macht in Testsituationen dicht. Dann wäre es ja völlig kontraproduktiv, wenn es auch noch unter Notendruck gesetzt würde. Dies sehe ich als dickes PRO AO-SF.

2.) Der Förderbedarf wird jedes Jahr neu überprüft und kann auch wieder aufgehoben werden. Das heisst: Falls dein Kind die gewünschten Fortschritte macht, kann es wieder bei den anderen einsteigen und als Regelschulkind weiterlernen. Die Chancen darauf schätze ich als höher ein, wenn es erstmal vom Notendruck befreit wird - ansonsten macht es in der Klasse 3 womöglich komplett dicht. Und dann habt ihr ein _echtes_ Problem, denn den Antrag "AO-SF" kann man nur einmal im Jahr stellen. Und bis der durch ist, wird dein Kind von den schlechten Noten weiter frustriert.

3.) Wenn dein Kind seelisch unter seiner LRS leidet, dann kannst du versuchen, eine Finanzierung der ausserschulischen LRS Therapie durch das Jugendamt nach §35a Eingliederungshilfe zu erhalten. Der Antrag darauf ist leider kein Spaziergang, da das Jugendamt (u.a. durch ärztliche Gutachten) genau prüfen wird, ob ein Anspruch besteht. Aber wenn der Antrag einmal durch ist, wird die Förderung finanziert.

Nach deinen Schilderungen habe ich den Eindruck, dass die Schule sich gut kümmert. Sieh deshalb das AOSF erstmal als Chance, deinem Kind den Notendruck zu nehmen. Falls es den anderen doch folgen kann (zum Beispiel, weil ihr eine LRS Therapie in Angriff nehmt und diese Wirkung zeigt), dann kann der Förderschwerpunkt immer noch aufgehoben werden.

Alles Gute für euch!

LG

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Danke Ilva! Deine Antwort ist auch sehr hilfreich und macht mir etwas Mut! Das kann ich gerade echt gebrauchen!

Würde gerne noch von erfahrenen betroffenen Eltern lesen, bzw. mich gerne austauschen. Hoffe, hier vielleicht eine längere Austauschmöglichkeit zu finden.

Bin aber auch weiterhin dankbar für jede Antwort von Experten!

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Was den Notendruck angeht, hast du Recht, aber ich kann aus Erfahrung sagen, dass eine Förderschule dann sinnvoller ist.
Hier in Bayern wird die Ausbildung zusätzliche unterstützt, auch finanziell. Besucht das Kind jedoch eine Regelschule mit Notenaussetzung, entfällt diese Förderung. Das bedeutet, es ist viel schwieriger so einen Ausbildungsplatz zu finden.

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Guten Morgen,

du hast ja schon viele sehr hilfreiche Antworten bekommen.

Wie in einem Beitrag erwähnt, wird der Förderbedarf jährlich neu überprüft.

Ich habe ein Mädchen im Unterricht (Realschule), dass mit dem Förderbedarf Lernen kam. Dieser wurde irgendwann aufgehoben, da die Sonderpädagogen keinen Bedarf mehr sagend.
Das Mädel sitzt jetzt in klasse 10, ist fleißig und wird den Realschulabschluss schaffen, evt sogar mit Qualifikation.

VG

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Wow, dafür dass du so gar keine Ahnung von der dich derzeit überrollenden Thematik hast, hast du eine Menge Vorurteile.

Ein sonderpädagogischer Förderbedarf bedeutet ein Kind ist unterdurchschnittlich oder nicht intelligent? Echt jetzt? Du weißt aber schon, dass man mit sonderpädagogischen Förderbedarf auch lernzielgleich beschult werden kann. Du weißt aber schon, dass es mehrere sonderepädagogische Förderbedarfe gibt und nicht nur einen - offenbar kommt dir nur der für Geistige Entwicklung und maximal noch Lernen in den Sinn. Aber was ist mit Sprache, Körperlich - motorische Entwicklung, Hören, Sehen, Kranke und Emotional/Sozial ggf. noch Autismus?

Begib dich zu einer KJP und lasse dein Kind umfangreich testen. Da du dort keinen schnellen Termin bekommen wirst, lass dein Kind zuvor privat auf LRS testen. Mit einem positiven Testergebnis bekommt ihr schon Nachteilsausgleiche und der Förderbedarf Lernen/GE ist erstmal abgewendet. Einer Diagnostik durch Förderschullehrer oder Angestellte der Schulen würde ich dringendst untersagen. Die sollen dir sagen, was sie brauchen - du bringst das entsprechende Gutachten, lässt es aber durch Ärzte deiner Wahl machen. Letztendlich wirst du eine riesige Diagnostik anleiern und alles sind Testsituationen. Verhindern kannst du das nicht. Nur wie planst du dein Sohn durch die Schule zu bringen mit ansatzweise akzeptablen Noten? Weiter mit irgendwelchen Gründen, was nun ausgerechnet bei ihm so schlimm war? So hart es klingen mag, der Tod gehört zum Leben. Frag mal in seiner Klasse herum, wieviel Kinder dort schon einen nahen Angehörigen verloren haben. Dein Kind ist bei weitem nicht das Einzigste. Dein Kind war schon sehr zeitig sehr auffällig. Aber du findest für Alles eine andere Entschuldigung. Das Eine wurde vererbt (dir ist schon klar, dass das dann in den Genen stehen muss, oder ... wurde mal nach einem Gendefekt geschaut?), zahlreiche Sachen konnten dank Therapien weggezaubert werden (nur ein gesundes Kind braucht gar keine Therapien erst), das erste Schuljahr hat er jetzt im zweiten Anlauf verstanden (ich will dich echt nicht deprimieren, nur denke mal an deine Schulzeit - das erste Schuljahr ist das Einfachste und er brauchte schon dafür 2 Jahre und im 2. Schuljahr hat sich nichts gebessert).
Du musst realistisch werden. Alles, was deinem Sohn geboten wird, dient dazu ihm zu helfen. Dein Sohn wird sehr, sehr bald feststellen, dass er im Stoff nicht mitkommt. Kinder sind grausam. Je nachdem wie seine Mitschüler sind, kann das durchaus zu Mobbing führen. Dein Sohn ist zu schlau, als dass er nicht verstehen könnte, dass die Mitschüler recht haben. Du wirst ihm auf lange Sicht nicht helfen, wenn du Hilfen für deinen Sohn aus Angst oder wegen dem Schock ablehnst.
Das AOSF legt den sonderpädagogischen Förderbedarf fest oder es schließt ihn aus. Meine Söhne haben den Förderbedarf Sprachheilförderung (der Große - er wird lernzielgleich beschult) und Geistige Entwicklung (der Kleine - er wird lernzieldifferent beschult). Beide Kinder haben eine Schulbegleitung. Beide Kinder werden seit der 1. Klasse inklusiv beschult - sie waren auf einer ganz normalen Grundschule und besuchen jetzt eine ganz normale weiterführende Schule (in der man alle Abschlüsse von Hauptschulabschluss bis Abitur machen kann) - sie gehen also nicht auf eine Förderschule. Im AOSF wird NICHT der Beschulungsort festgelegt. Die Wahl zwischen inklusiv oder Förderschule treffen immer die Eltern. Auch in der 4. Klasse hat das Schulamt nicht das Recht sich über diesen Elternwunsch hinwegzusetzen. Es ist allerdings das Recht des Schulamtes die Schule zu wählen. Aber ihr als Eltern bestimmt ob es inklusiv oder Förderschule werden soll.

Das Ziel mit sonderpädagogischen Förderbedarf wird im halbjährlichen Hilfeplangespräch festgelegt. Da seid ihr dabei als Eltern. So pauschal kann man das hier nicht sagen, außerdem kommt es natürlich noch mit darauf an, welchen sonderpädagogischen Förderbedarf es überhaupt gibt.

Melde dich mal bei www.rehakids.de an. Dort kann dir mit einiger Sicherheit ausführlicher geholfen werden als hier.

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Leider etwas falsch, was du hier schreibst.

a) Eine LRS-Diagnostik bewirkt keinen automatischen Nachteilsausgleich. Sondern erst einmal eine Schutzmaßnahme (nicht-Wertung der Rechtschreibung ab Klasse 3). Ein Nachteilsausgleich muss beantragt und von der Schulleitung genehmigt werden. Da hat man erst einmal keinen automatischen Anspruch drauf

b) Eine LRS-Diagnostik bewirkt in keinster Weise das automatische Stoppen eines AOSF-Lernens.

c) Eine Diagnostik durch Förderschullehrer kann man nicht verhindern, man kann es am Anfang verzögern, aber kann auch gegen den Willen der Eltern durchgeführt werden. "Angestellte der Schulen" gibt es sowieso nicht.

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1. ich weiß, leider vergaß ich, dass man hier juristensicher schreiben muss
2. ein AOSF, welches nicht einstimmig endet mit dieser Begründung - keine Angst, das Schulamt wirft nicht gern Gelder zum Fenster raus. Egal ob das AOSF gestartet wird oder nicht, man kann den Förderbedarf Lernen definitiv abwenden (ach ja, den Fall hatte ich übrigens exakt so bei meinem Ältesten)
3. ich darf als Elternteil sehr wohl dem Förderschullehrer verbieten bei meinem Kind einen IQ-Test zu machen

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Liebe bethmoonlight,

Du hast ja schon einige Antworten erhalten, denen ich mich im großen und ganzen anschließen kann... ich möchte dennoch ein bis zwei Kleinigkeiten ergänzen... da ich am Handy schreibe, habe ich einige Groß-Kleinschreibungsfehler drin, man möge mir verzeihen...

Zum einen möchte ich dir sagen, dass du keine Angst haben brauchst! Dein Kind wird - selbst wenn ein förderbedarf festgestellt wird - kein schlechteres leben haben! Leider begegnen viele Menschen (v.a. Kinder) mit Einschränkungen immer wieder der Stigmatisierung und vielen unbegründeten Ängsten... dein Kind ist großartig - auch wenn es vielleicht nicht so gut lesen kann wie andere... who cares?! Ich persönlich halte Sozialkompetenz für wesentlicher - das bringt im heutigen Leistungssystem aber leider nicht viel... scheu dich nicht, die Hilfe anzunehmen - die Lehrer meinen es gut mit ihm, auch wenn es für dich erst mal ein Schock ist... du schreibst, er geht „(noch) gerne zur Schule“... das soll so bleiben! Frustration durch Misserfolg hat deutlich schwerwiegendere folgen als man meinen möchte - da ist ein Erfolgserlebnis auf einer Förderschule (wenn es so sein wird) doch viel motivierender...

Hinsichtlich deiner Angst wegen seiner Zukunftsperspektiven möchte ich dir sagen, dass ich an einer Förderschule LE/GB/SE gearbeitet habe... in diesem Rahmen habe ich von 12 Schülern der Abschlussklasse 9 in eine Ausbildung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt... meine Studienabschlussarbeit habe ich über die einflussfaktoren bei der Integration von Menschen mit geistiger Behinderung (und davon sprechen wir bei deinem Sohn ja nicht) auf den ersten Arbeitsmarkt geschrieben... heutzutage hat man die Chancen! Hab also keine Angst!

Ich drücke dir fest die Daumen, dass du mit welchem Ergebnis auch immer gut umgehen kannst - ich glaube dein Sohn kann es längs!

Herzliche Grüße
Jo

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Hallo Jo! Vielen vielen Dank fürs Mut machen! Du verstehst genau, wohin meine Grübeleien letztlich gehen. Klar ist noch viel Zeit bis dahin. Aber die Weichen werden ja leider so früh gestellt...

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Hallo Beth ,

Ich arbeite im Integrationsfachdienst und kann vielleicht einen kleinen Ausblick geben. Auch mit einem Förderschulabschluss hat man heute eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Ich erlebe hier immer wieder Abgänger von Förderschulen. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Jugendlichen ein gutes Selbstvertrauen haben, freundlich und höflich sind , Spaß an der Arbeit und gewisse Umgangsformen haben. Wir vermitteln hier besonders gerne gut sozialisierte Jugendliche in Handwerksbetriebe oder in die Pflege oder in Küchen oder oder oder. Die berufliche Inklusion ist auch auf diesem Niveau immer weiter im Wandel und ich höre von Arbeitgebern, dass sie von unseren Jugendlichen schwärmen. Auch Abgänger aus den Werkstätten werden gerne eingestellt wenn Sie ein gutes sozialverhalten haben, da sind die Schulnoten oder der Abschluss gar nicht mehr so wichtig. Als Pädagogin kann ich dir nur sagen dass dein Sohn das Lernen vielleicht erst lernen muss und es wichtiger ist dass er gestärkt daraus hervor geht als mit guten Noten. Ich bin daher auch kein Feind der Förderschulen, es gibt da so viele verschiedene für so viele verschiedene Anforderungen. Schau sie dir ruhig an.

LG
Muriel 🐇

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Hallo,

ich denke, das ganze kann deinem Kind helfen.

Im AOSF wird ja nun erstmal genauer geschaut, welche Probleme sind da und welchen Förderschwerpunkt ergibt dies.
Einer meiner Söhne kam gleich als Förderschule in die Grundschule....niemand wußte genau, wo es hakt, auch ich nicht. Er hatte erstmal den Förderschwerpunkt soziale und emotionale Entwicklung, damit man sich überhaupt näher mit seinen Problemen befassen konnte. Im Laufe der ersten beiden Schuljahre wurde aber auch klar, dass er im zielgleichen Unterricht nicht mit kommt. Er bekam die Förderschwerpunkte Sprache und Lernen dazu. Also schon umfassend.
Tests gaben ein genau so unklares Bild ab, wie das Kind selber.
Die Schule hat aber gute Arbeit geleistet. Beim Wechsel in die 5. Klasse, habe ich mich mit der örtlichen Hauptschule zusammengesetzt. Er wurde dort weiter integrativ beschult. Dafür kamen Lehrer der benachbarten Förderschule stundenweise mit in die Klasse. Es hat sich gelohnt. Ab klasse 6 wurde die soziale- emotionale Entwicklung als normal eingestuft und kurz darauf auch der Förderschwerpunkt Sprache gestrichen. Ab Klasse Ende Klasse 8 war er schießlich kein Förderschüler mehr und hat auf dem Abschluss sogar mit dem besten Zeugnis geglänzt. Scheinbar war er halt doch nur ein echter Spätzünder.
Ich kann verstehen, dass Du dir Sorgen machst, aber was glaubst Du, wann dein Sohn schneller abgehängt wird? Mit spezieller Förderung und etwas abgespecktem Programm oder wenn er immer gerade so mitgeschleift wird und schließlich völlig den Faden verliert?
Mag sein, dass der Tod der Oma ihm im Moment unterbewußt noch zusetzt und das auch eine Rolle spielt, aber gerade dann, gib ihm doch die Chance in Ruhe zu verarbeiten. Das AOSF ist keine Einbahnstrasse.

Ich habe übrigens auch nie geraucht, mich in den Schwangerschaften gesund ernährt und bewegt und keinen Alkohol getrunken und habe dennoch ein schwerstbehindertes Kind, dann den zuvor beschriebenen Sohn und noch ein weiteres Kind, bei dem sich auch gerade eine LRS abzeichnet. Das hat damit überhaupt nichts zu tun.

LG

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Hallo Zubbeline,

Danke für den Einblick in eine ähnliche Geschichte. Ich bin nun soweit, die Tatsachen zu akzeptieren und meinem Sohn jede Hilfe zu ermöglichen, die er kriegen kann. Und eigentlich bin ich zeitweise sogar erleichtert, dass sich so nun der Schulstress, der sich ja auch zu Hause wieder stark zunehmend zeigte, abbauen wird.