Panikattacken trotz Babyglück - wer noch???

Erst einmal muss ich sagen, dass ich sehr lange mit mir gerungen habe, ob ich dieses Thema hier anschneide denn leider sind psychische Erkrankungen immernoch ein gesellschaftliches Tabu - erst recht wenn es eine frischgebackene Mama betrifft, die eigentlich "dauerhappy" sein sollte ...#gruebel

Seit der Geburt unseres Sohnes (inzwischen 5 1/2 Monate alt) leide ich massiv unter Panikattacken, die mich immer mehr in meinem Leben einschränken. Angst vorm Autofahren, Angst in vollen Supermärkten, Angst wenn mein Mann auf Dienstreise ist und ich mit dem Baby über Nächte hinweg allein bin, Angst dass mir etwas passiert und der Kleine hilflos zurück bleibt, Angst dass ihm etwas passiert ... ständig nur noch diese ANGST mit allen erdenklichen Symptomen wie Schwindel, Übelkeit, Unruhe und dem Gefühl, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen.

Ich litt in meinem Leben immer mal wieder an Ängsten - bekam die aber meist gut in den Griff. Eine Therapie habe ich schon hinter mir. Doch dieses Ausmass an Ängsten seit der Geburt ist immens. Vielleicht verschärft sich das Ganze durch den Stress und die hormonellen Veränderungen ... Hinzu kommen unglaubliche Schuldgefühle, dass ich deshalb keine gute Mutter sein kann (obwohl ich mein Baby mehr liebe als alles andere und mich aufopferungsvoll um ihn kümmere).

Permanent fühle ich einen unglaublichen Druck, funktionieren zu müssen. Hilfe habe ich wenig. Auf meine Familie kann ich pfeifen, meine Schwiegereltern wohnen 800km entfernt, meine besten Freunde sind seit dem Studium deutschlandweit verteilt und mein Mann hat beruflich viel zu tun.

Ich habe einen sehr anspruchsvollen Job und wollte die Elternzeit mit meinem kleinen Schatz daher so richtig genießen - stattdessen überrollt mich dauernd diese Furcht. Es ist zum verzweifeln.

Gestern habe ich mich auf Bitten meines Mannes meinem Hausarzt anvertraut - das war eine gute Idee. Er hat mir ein Antidepressivum verschrieben, das (hoffentlich) gegen Panik hilft. Ich wollte zwar niemals Medikamente nehmen aber der Arzt hat mir alle Bedenken genommen - er meinte sogar, dass dieses Problem soooo viele Mütter betrifft - nur redet kaum eine darüber.

Ist dem so? #kratz Gibt es hier noch andere Mamas, denen es so geht wie mir? Und wenn ja, wie geht ihr mit dieser Situation um? Über Erfahrungen von Müttern in derselben oder einer ähnlichen Lage würde ich mich sehr freuen!

Herzliche Grüße

(PS: Auf unsensible Kommentare von Leuten, die sich nicht im geringsten vorstellen können, wie schlimm diese Situation für Betroffene ist, kann ich gut & gern verzichten. Danke!)

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Hallo!
Fühl dich erstmal gedrückt! Ich hab zwar keine Panikattacken, bin aber Psychologin und kann dir sagen: du bist ganz sicher nichts alleine!
Es war ein guter erster Schritt, dich deinem Hausarzt anzuvertrauen! Darauf kannst du schon richtig stolz sein! Leider sind Antidepressiva eigentlich nicht die optimale Behandlungsmethode bei einer Angststörung. Langfristig effektiver wäre sicherlich eine Psychotherapie. Vielleicht magst du da mal drüber nachdenken?
Wenn du Fragen dazu hast kannst du mir gerne eine Nachricht schicken :)
Liebe Grüße!

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Ah entschuldige, ich habe eben erst gecheckt dass du schonmal eine Therapie gemacht hast. Gut! Kannst du dir vorstellen nochmal eine zu machen? Deine Lebenssituation hat sich ja sehr geändert, vielleicht brauchst du nochmal die Unterstützung!

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Ich kenne mich nicht wirklich mit panikattacken aus aber ich habe noch keine baby mama kennengelernt die dauerhaft happy war. Wünsche dir alles gute😊

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Liebe friedlinde,

ich denke in gewisser Weise kennt jede Mutter diese überwältigenden Ängste, die einen plötzlich packen nach der Geburt. Da ist dieses hilflose Wesen, das komplett auf dich angewiesen ist und das du liebst wie nichts auf der Welt.
Bei dir scheint es aber weit darüber hinaus zu gehen. Du bist den ersten Schritt gegangen und hast dir Hilfe geholt. Medikamente sind sicherlich erstmal ein guter Weg, um die Spirale zu durchbrechen. Das allein wird aber nicht ausreichen.
Du schreibst, dass du bereits öfters damit zu kämpfen hattest. Eine Geburt ist ein tiefgreifender Einschnitt, der so eine Angststörung sicher auslösen kann. Ich würde da weiter am Ball bleiben. Nicht nur die Medikamente nehmen und gut, sondern auch eine Form von Therapie begleitend machen. Welche da die richtige ist, kannst du vielleicht mit deinem Arzt besprechen.

Alles Gute

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Ich kenne es nicht nach der Schwangerschaft aber ich hatte es 3 Monate in der Schwangerschaft. Es war so schlimm das auch ich antidepressiver nehmen musste . Die haben sehr gut geholfen. Das weiteren gibt es für Postnatale Erkrankung auch gute Hilfe. Mutter-kind Tageseinrichtungen oder du schaust auf der Seite "Schatten und Licht ev" vorbei . Ein Kind zu bekommen ist eine Riesen Veränderung. Auch wenn du glücklich bist es zu haben und es lieber kannst du gleichzeitig erkranken. Das eine schließt das andere aus. Von den Mutter Mythos sollte man Abstand nehmen. Die Menschen die immer noch denken Mutter sein ist nur Glück die haben entweder keine Kinder oder es ist einfach falsches Wissen

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Das eine schließt das andere nicht aus.das meinte ich

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Ich heb mal meine Hand ☺️

Kurz zusammengefasst: Ich hatte durch eine schwierige Kinderwunschzeit und extremen Stress im Job eine schlimme Depression mit Angstzuständen, sodass ich 3 Monate nicht arbeiten konnte. Ich nahm Antidepressiva, die mit wirklich gut halfen. Als es besser wurde, wurde ich endlich durch eine ICSI schwanger. Mein Sohn kam letztes Jahr im Juli zur Welt. Ich hatte eine turbulente Geburt, ich war so verzweifelt, ich hatte große Schwierigkeiten ihn anzunehmen. Es war furchtbar. Dazu kam diese (bei mir) undefinierbare Angst. Ich kann gar nicht wirklich sagen wovor ich mich fürchte, aber sie ist da. Mir wird dann schlecht, schwindelig und bekomme Bauchweh, bis hin zu Weinkrämpfen. In meiner Therapie habe ich aber gelernt, wie man es besser kontrolliert. Im September 17 habe ich die Medis abgesetzt. Im Jänner 18 wieder angefangen - ich habe es noch nicht ohne geschafft...

Wenn es mir schlechter geht, dann gehe ich einfach wieder einmal (oder mehrmals) zu meiner Therapeutin, das hilft. Oder ich spreche über meine undefinierbare Angst mit meinem Lebensgefährten. Er hat auch schon viel gelernt, wie er mir helfen kann.

Auch wenn man in schwierigen Phasen nicht dran glaubt: es wird besser!

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Hallo :-)

Ja, ich kenne das auch! Allerdings hatte ich vor der Geburt meiner Tochter stärkere Ängste und auch Panikattacken. Meine Tochter ist jetzt 11 Monate und ich fühle mich in vielen Situationen die mir früher Sorgen und Ängste bereitet haben, interessanterweise selbstbewusster und auch entspannter. Andererseits seitdem ich Mutter bin, scanne ich erstmal alle Situationen und schaue nach möglichen Gefahrenquellen. Heute stand z.B.ein ziemlich "irrer Typ" vor dem Dm und hat mit sich selbst geredet..🙄hab dann überlegt, ob der durchdrehen und uns bedrohen könnte ..oh man.. 😏 ich hab mich aber dann gezwungen, meinen irrational Ängsten nicht nachzugeben und bin mit meiner Kleinen reingegangen und in dem Moment ist der Typ verschwunden. Im Endeffekt mach ich mir immer VORHER Stress ohne Ende und wenn ich dann der Situation begegne, erkenne ich zu 99% wie unnötig das war..
Zu deinen Ängsten, das dir was passieren könnte und keiner merkt es : vielleicht feste Telefonzeiten mit deinem Partner vereinbaren? Ich kenne diese Gedankengänge auch, zumal ich alleinerziehend bin. Ich tel. jeden Tag mit meiner Mutter, das gibt mir Sicherheit.
Was ich allerdings nicht mehr kann, ist auf der Autobahn fahren..da bekomne ich dann auch die körperlichen Symptome einer Panikattacke. Ich für mich kann nur sagen, das ich versuche mich selbst so anzunehmen wie ich bin, auch mit vielen Ängsten. Das entspannt mich doch sehr und nimmt den Druck raus. Vielleicht könnte dich das in deinem Prozess unterstützen? Erstmal akzeptieren und entspannen ( Angst ist ja IMMER ein Stresszustand )und velleicht fällt es dir dadurch leichter, wieder mehr innere Sicherheit und Vertrauen in das Leben zu finden.
Ich kann dich auf jeden Fall verstehen und du bist definitiv nicht alleine mit diesen Sorgen und Ängsten!

😉

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Hey :-)
Ich hatte vor einem halben Jahr die erste Zeit nach der Geburt so schlimme Panikattacken nachts, dass ich mich in die Psychiatrie eingewiesen habe. Ich hatte aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen Panik vor der Verantwortung meinem Kind gegenüber und konnte überhaupt keine Glücksgefühle entwickeln. Stattdessen entwickelte sich eine Wochenbettdepression mit Anpassungsstörung an die neue Lebenssituation.

Mir geht’s eigentlich schon wieder gut, habe die Antidepressiva auch schon abgesetzt, eine Therapie mache ich trotzdem noch. Ich habe einfach noch so Tage ohne Tatendrang, ohne Antrieb und ich denke das ist immer noch eine Nachwehe dieser schweren Zeit.

Ich weiß nicht, ob Du wieder eine Therapie machen willst, aber alleine das Verständnis, das mir dort entgegengebracht wird, tut mir schon gut!

Für solche Gefühle muss man sich nicht schämen und man kann sich helfen lassen! Ich gehe offen mit meiner Wochenbettdepression um und habe in den letzten Monaten alleine in meinem Bekanntenkreis von so vielen Mädels gehört „Ja, ich hatte das auch. Ich habe mich aber nie getraut, darüber zu sprechen...“

Es ist wirklich keine Schande, das zu haben und erst recht nicht, sich helfen zu lassen!

Ich wünsch Dir alles Gute, und dass Du Dein neues Leben als Mama bald in vollen Zügen und ohne Angst genießen kannst :-)

Alles Liebe 💕

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Guten Morgen,
Ich habe damals meine erste panickattacken bewusst wahrgenommen kurz vor dem zweiten Geburtstag meines Sohnes (heute vier Jahre alt) war dann ein Jahr lang in Therapie und auf Mutter Kind kur, wo bewusst die Psyche behandelt worden ist. Und Auf einmal waren die panickattacken weg. Erst ca drei Monaten nach der Geburt meiner Tochter (heute sieben Monate alt) hatte ich wieder ganz heftige Attacken, hab verzweifelt versucht einen Psychologen zu finden, aber ist total schwer. Aber ca vier Wochen später waren die Attacken wieder weg, seit dem war auch nichts mehr. Werde aber demnächst nochmal mit dem Arzt reden wegen einer erneuten Mutter Kind kur. Aber es sind immer wieder Phasen dabei wo es super läuft und dann Phasen wo ich denke es geht gar nicht mehr weg und total verzweifelt bin. Aber allein für die Kids will ich das durchstehen. Ah und ich habe noch nie Tabletten genommen, davor hatte ich nämlich auch schreckliche Angst, und bin froh es ohne Tabletten probiert zu haben.
Kopf hoch und durchhalten du schaffst du auch :-) kannst dich auch gerne bei fragen melden. LG