Einrichtungstipps für ein entspanntes Familienleben

Stressfrei wohnen mit Kind

Spielzeug kann den Familienfrieden ziemlich stören. Zumindest, wenn es sich in der ganzen Wohnung verteilt. Was könnt ihr als Eltern tun, wenn die Sprösslinge euer schickes Wohnambiente in einen Indoor-Spielepark verwandeln? Hier gibt es Tipps für ein entspanntes Wohnen mit Kindern.

Autor: Sabine Ostmann

Indianerzeltlager im Wohnzimmer

Stressfrei wohnen Kinder
Foto: © iStockphoto.com/ AVAVA

Jeder, der Kinder hat, weiß: Mit Nachwuchs wird der Wohnstil völlig umkrempelt. Das fängt meist ganz harmlos an: mit einer Spieldecke und ein paar Stofftieren im Wohnzimmer –  und ist es nicht einfach niedlich, wie das Baby auf seiner Decke nach den Kuscheltieren hascht und der Spieluhr lauscht? Doch dieses Idyll währt nicht lange. Spätestens im Krabbelalter starten die Sprösslinge ihre Offensive zur Übernahme der Wohnung. Bücherregale, Wäscheschränke, Besteckschubladen – vor ihrer Entdeckungslust und ihren kleinen Patschehändchen ist nichts sicher. Die Küche wird zum Abenteuerland, das völlig neue haptische Erfahrungen mit Hitze und Schärfe bietet. Im Schlafzimmer werden Kissenschlachten ausgetragen. Das Wohnzimmer verwandelt sich langsam, aber sicher in ein Indianerzeltlager. Spätestens jetzt müssen designbewusste Eltern Abschied nehmen von puristisch gestalteten Räumen, hellen Sofas und polierten Glastischen. Das kindgerechte Heim verlangt nach robusten Holzmöbeln, möglichst mit abgerundeten Ecken, nach pflegeleichten Kunststoffoberflächen, Sofas, die sich auch als Hüpfburgen eignen, und vor allem nach Begeisterung für tägliche Aufräum-Orgien.

Doch es gibt Hoffnung. Um entspannt mit Kindern zu wohnen und dabei ein Mindestmaß an Stil zu wahren, müssen die heimischen vier Wände zwar kindersicher gemacht, aber nicht komplett in ein kunterbuntes Småland verwandelt werden. Die Lösung liegt wie so oft im Kompromiss. Kinder benötigen auch drinnen Platz zum Spielen und Toben, Eltern wünschen sich ein wohnliches, aufgeräumtes Heim mit eigenem Stil, in dem sie vor allem nicht im Chaos versinken. Damit alle zu ihrem Recht kommen, braucht es Toleranz, Flexibilität und ein paar clevere Einrichtungsideen, denn leider sind die wenigsten Wohnungen wirklich auf die Bedürfnisse von Familien zugeschnitten.

Kinder brauchen große Spielräume

Solltest du zu den Glücklichen gehören, die in der Lage sind, ihr Heim nach ihren Bedürfnissen zu planen, haben wir ein paar Tipps für dich: Damit deine Kinder ausreichend Platz zum Spielen und Toben haben, sollten die Kinderzimmer größer sein als üblich. Architekten empfehlen mindestens 16 Quadratmeter, besser wären 20. Da Kinder auch viel Helligkeit benötigen, ist eine Ausrichtung nach Osten oder Westen ideal. Denke auch an ein eigenes Bad für deine Sprösslinge. Das erspart allen Familienmitgliedern Streitigkeiten um die morgendliche Badbenutzung. Sinnvoll ist auch ein großzügig dimensionierter Eingangsbereich, am besten mit Einbauschränken, in denen du sämtliche Jacken, Taschen und Schuhe bequem verstauen kannst. Und weil sich nicht nur bei Partys am liebsten alle in der Küche aufhalten, wäre eine geräumige Wohnküche mit einem schönen Essplatz eine weitere Bereicherung für dein Heim.

Leider können die wenigsten Familien so individuell planen. Die meisten müssen mit den Standard-Wohnungsschnitten auskommen, bei denen der Trend zu immer größeren Wohnzimmern geht. Gespart wird dafür an Kinderzimmern und Küche – also ausgerechnet an den Räumen, in denen gearbeitet wird und in denen die Kinder spielen. Zehn bis zwölf Quadratmeter misst heute ein durchschnittliches Kinderzimmer – viel zu wenig für das Platzbedürfnis eines Kindes. Vielleicht kannst du ja Abhilfe schaffen, indem du die Raumaufteilung überdenkst. Benötigst du wirklich so viel Platz im Schlafzimmer? Oder ließe sich daraus ein größeres Spielzimmer machen? Muss es wirklich ein eigenes Arbeitszimmer sein? Oder würde eine Arbeitsecke im Wohn- oder Schlafraum genügen? Vielleicht lassen sich ja auch der Keller oder die Garage umbauen und in Spielräume verwandeln?

 

 

Flexible Einrichtung

Wenn schon die Wohnräume nicht wirklich familiengerecht sind, sollte wenigstens die Einrichtung ein entspanntes Miteinander ermöglichen. Je flexibler du deine Wohnräume gestaltest, desto unkomplizierter und entspannter wohnt es sich mit Kindern. Strapazierfähige Möbel und jede Menge Stauraum helfen, Chaos zu beseitigen und das Wohnzimmer wieder bewohnbar zu machen. Besonders praktisch sind Möbel auf Rollen. In mobilen kleinen Schränken und Containern können herumliegende Spielsachen abends rasch verstaut und ins Kinderzimmer gerollt werden. Schöne Schachteln oder Körbe mit Deckel dienen dem gleichen Zweck. Sie sollten allerdings regelmäßig aussortiert und ihr Inhalt an seinen Platz geräumt werden.

Sofas und Sessel auf Rollen lassen sich zum Rumtoben oder als Kuschelinsel für den Familiennachmittag zusammenschieben. Mit vielen Kissen und Poufs wird’s für alle richtig gemütlich – und abends kann mit wenigen Handgriffen alles wieder in Ordnung gebracht werden. Wenn bei jeder Sitzgelegenheit auch noch ein kleiner Beistelltisch steht, werden nicht so viele Getränke verschüttet. Ideal für diesen Zweck sind Beistelltische, die sich ineinanderschieben lassen. Das spart Platz und sieht im Nu wieder aufgeräumt aus.

Gegen Dreckspatzen und für Malkünstler

Da Kinder gerne mal Dreck machen, solltest du Sofas und Sessel möglichst mit waschbaren Hussen oder Bezügen versehen. Auch Teppiche sollten pflegeleicht sein – oder eingelagert werden, bis die Kinder groß genug sind. Waschbare Teppiche oder Vorleger in Diele oder Flur stoppen den Dreck schon im Eingangsbereich. Damit die Dreckbremse wirkt, führe die Spielregel ein, dass Schuhe nur bis hierhin, aber auf keinen Fall in andere Räume dürfen.

In stark beanspruchten Räumen wie Flur, oder Küche macht es außerdem Sinn, die Wände mit abwaschbarer Latexfarbe zu streichen. Mit Magnet- oder Tafelfarbe (oder einer Kombination aus beidem) schaffst du Flächen, auf denen sich deine Kinder kreativ austoben können, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Wo gemalt werden darf, legst du am besten von vornherein fest. Halte an diesem Ort auch Malutensilien und Unterlagen bereit.

Mehr Stauraum – mehr Ordnung

Als Eltern wisst ihr, wie viel Zeit täglich fürs Aufräumen draufgeht. Und das wird schnell zur Sisyphusarbeit, denn wenn du in einen Raum Ordnung gebracht hast, herrscht im nächsten schon wieder ein wildes Durcheinander. Verabschiede dich von Perfektionismus – das Leben mit Kindern bringt nun mal Chaos mit sich. Sorge lieber für ausreichend Stauraum. Als Familie kannst du davon gar nicht genug haben.

Zum Beispiel im Flur. Wohin mit all den Jacken, Schuhen und Schals einer mehrköpfigen Familie? Am besten lasse alles in einem großen Schrank – toll ist ein Einbauschrank – verschwinden, in dem jedes Familienmitglied einen Bereich für seine Sachen hat. Fehlt der Platz dafür, bieten Hängeaufbewahrungen und Kleiderhaken Unterbringungsmöglichkeiten. Wichtig ist, dass diese auch in Kinderhöhe angebracht werden – sonst fliegen Jacken und Schuhe mit Recht in die nächste Ecke.

Auch in den Wohnräumen verhindern Schränke und Regale, die am besten bis an die Decke reichen, die Ausbreitung des Chaos. Klappe zu und rein mit dem Kram – drinnen kann Chaos herrschen, aber im Raum sieht es wieder gemütlich aus. Achte bei Regalen darauf, dass einige Fächer so niedrig sind, dass die Kinder ihren Krimskrams selbst aus- und einräumen können. Im unteren Bereich sollten Regale verschließbare Türen haben – zumindest so lange die Kids noch klein sind.

Wenn jeder Zentimeter Platz kostbar ist, nutze auch den Platz unter Schrägen und Treppen. Packe Aufbewahrungsboxen unter die Betten und verwende Truhen und Boxen als Sitzmöbel. Alles, was du häufig brauchst, sollte dabei schnell greifbar sein; was nur selten benötigt wird, wandert auf den Speicher oder in den Keller. Miste altes Spielzeug, Kleider, aus denen deine Kinder rausgewachsen sind, und sonstigen Krempel, den du nicht mehr brauchst, regelmäßig aus. Wenn dein Haushalt dennoch aus den Nähten platzt, miete notfalls einen kleinen Lagerraum an. Das ist immer noch billiger als ein Umzug.

Noch ein Tipp: Je schlichter deine Einrichtung ist, desto klarer und aufgeräumter wirken deine Räume. Wähle Dekoartikel deshalb bewusst und sparsam aus. Überflüssiger Nippes ist ein Staubfänger, macht Arbeit und  geht früher oder später ohnehin kaputt.

Ordnung im Kinderzimmer

Eigentlich sollte das Kinderzimmer der Ort sein, an dem getobt wird und Spielzeug herumliegen darf. Aus Platzgründen ist das aber nicht immer möglich. Überhaupt ist das Kinderzimmer in den ersten Jahren eher Schlafplatz als Spielraum. Je jünger Kinder sind, desto lieber halten sie sich nahe bei ihren Eltern auf – das Spielzeug wandert so automatisch mit in die Küche oder ins Wohnzimmer.

Bei älteren Kindern herrscht auch im Kinderzimmer gerne kreatives Chaos. Also gilt auch hier: sparsam möblieren, damit auf dem Boden möglichst viel Platz zum Spielen bleibt. Ein Hochbett bietet sich dafür an – wegen der Sturzgefahr allerdings erst für Kinder ab dem Grundschulalter. Da die Möbel im Kinderzimmer im Laufe der Jahre so einiges mitmachen müssen, macht es Sinn, ein paar schlichte robuste Stücke, die mitwachsen, aufzustellen und durch günstiges Mobiliar oder Vintage-Teile zu ergänzen. Wichtig ist auch hier reichlich Stauraum in Form von Schränken, Regalen und Kisten. Letztere sollten so beschaffen sein, dass auch kleinere Kinder sie alleine öffnen und schließen können.

Rückzugsraum für Eltern

Auch Eltern haben das Recht auf ein eigenes Zimmer. Einen Raum im Haus solltest du als kinder- und spielzeugfreie Rückzugszone für dich reklamieren. Wenn dafür kein Raum übrig ist, tut es auch das Schlafzimmer. Wichtig ist eine abschließbare Tür. Du kannst auch ein Schild aufhängen „Für Kinder verboten“ – was den Raum für deine Sprösslinge aber wohl erst recht interessant machen dürfte. Wie auch immer: Gestalte deine Ruheoase, ganz nach deinem Geschmack. Denn hier kannst du deinen Wohnstil pflegen – ohne Zugeständnisse an die lieben Kleinen. Und hier kannst du durchatmen und mal ganz ungestört für dich sein.

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