7 Gründe, warum Männer kein Baby (mehr) wollen

Kinderwunsch: Sie will, er nicht

Es belastet die Beziehung oft sehr, wenn sich eine Frau (oder ein Mann) ein Kind wünscht, der Partner aber nicht. Die Gründe sind dabei so unterschiedlich wie die möglichen Lösungen. Ist der Mann an deiner Seite ein Zauderer, ein Aufschieber oder ein ausgepowerter Vater?

Autor: Gabriele Möller

Ich will ein Baby - aber er nicht

Unerfüllter Kinderwunsch
Foto: © iStock, YakobchukOlena

Die Frage nach dem Kind ist immer auch eine Frage nach der Lebenszufriedenheit. Denn die Kinder, die nicht gekommen sind, obwohl man sie sich gewünscht hat, hinterlassen Leerstellen. Deshalb ist wohl jede Frau und jeder Mann mit Kinderwunsch alarmiert, wenn der Partner nicht (mehr) bereit für ein Baby ist. In den meisten Fällen sind es die Männer, die beim Thema Nachwuchs zögern. Deshalb zunächst ein Blick auf die häufigsten Typen unter ihnen und auf mögliche Lösungen: 

1. Der Mann, der nie Vater sein will

Dieser Typ Mann befürchtet oft Einbußen im Lebensstil oder bei der Freizeit. Manchmal scheut er auch die Verantwortung: "Ich möchte nie Kinder. Mir ist die Verantwortung zu groß, einen Menschen auf den richtigen Weg zu bringen, damit er ein glückliches Leben führen kann", bekennt ein Mann (24) in einem Onlineforum. Auch schlechte Erfahrungen können hemmen: "Mein Mann wollte keine Kinder. Er sagte, sein eigener Vater sei schrecklich gewesen, und dass er befürchtet, genauso zu werden", erzählt Kristin Buchner* (27) aus Bonn."

 

Mögliche Lösung: Viele Wege führen nach Rom! Kristins Lösung war allerdings zweifelhaft: "Ich wusste, mein Mann würde ein guter Vater sein. Ich bin deshalb 'versehentlich' schwanger geworden. Und er ist unserer Kleinen ein toller Vater. Ich glaube, er ist total erleichtert, dass seine Angst unbegründet war." Eher taktisch ging eine Frau vor, die erzählt: "Ich habe eine Zeitlang alle greifbaren Babys aus der Nachbarschaft zu uns geholt und sie meinem Mann in die Arme gedrückt. Irgendwie mochten ihn die Kinder. Tja, und heute haben wir selbst drei Mädels!"

Scheut ein Mann die Verantwortung, kann frau ihn an Situationen erinnern, in denen er sich verantwortungsvoll verhalten hat - und wie sehr sie dies von seiner Eignung zum Vater überzeugt hat. Dem Konsum- und Freizeit-Enthusiastiker kann sie dagegen vorrechnen, dass eine gute Arbeitsteilung auch mit Baby Freiräume verschaffen wird, und dass ein rascher Wiedereinstieg in den Beruf die finanzielle Lücke verkleinern wird.

2. Der Aufschieber

Dieser Typ vertröstet gern auf ein unbestimmtes "Später". Manchmal ist er beruflich noch in der Ausbildungs- und Aufbauphase, vielleicht ist das Paar auch noch nicht lang zusammen, oder der Mann möchte zuerst noch etwas ganz Neues anfangen. "Ich bin bald 35, mein Partner ist 40. Bei mir wird der Kinderwunsch immer stärker. Er möchte aber zuerst 'aussteigen' und nach Südamerika ziehen", postet eine Userin ratlos in einem Kinderwunschforum.

Mögliche Lösung: Zeitplan statt Wischiwaschi. Beim aufschiebenden Typ hilft es, einen Zeitplan zu machen. Man kann sagen: "Ich verstehe, dass es momentan ungünstig ist. Wann meinst du, können wir loslegen? Sollen wir sagen, in einem Jahr? Oder in zwei?" Das entlastet beide: Der Mann wird nicht mehr mit dem Kinderwunsch bedrängt, und für die Frau ist das Warten zeitlich absehbar. 

3. Der ausgepowerte Vater

Er will nicht mehr: Ein häufiger Typ ist der Mann, der bereits Vater ist, aber kein weiteres Kind möchte. Oft ist der Grund ein Gefühl der Überforderung. "Ich wollte immer vier Kinder. Mein Mann hat aber nach dem dritten gesagt, nochmal diese Nächte ohne Schlaf halte er nicht aus", erzählt Jana Zwittek aus Leverkusen.

Mögliche Lösung: Relaunch des Familienalltags. Diesem Typ Mann könnte eine Frau versprechen, dass er nachts für das Baby nicht aufstehen muss, wenn er dafür die Kinder abends ins Bett bringt oder morgens startklar macht. Vielleicht kann für einige Stunden eine Kinder- oder Putzfrau kommen, so dass der Stressfaktor in der Familie sinkt. Die Zwitteks fanden einen anderen Kompromiss: " Wir haben jetzt ein Pflegekind. So haben wir die stressige Babyzeit quasi 'übersprungen'", lächelt Jana.

4. Der Mann mit Kindern aus früherer Beziehung 

Oft ist der Grund der Verweigerung aber auch, dass ein Mann bereits eines oder mehrere Kinder aus einer früheren Beziehung hat. "Mein Mann hatte schon zwei halbwüchsige Kinder aus erster Ehe und wollte eigentlich keines mehr", erzählt auch Christa Peters aus Bonn.

Mögliche Lösung: der Ein-Kind-Kompromiss. Es tut der Liebe nicht gut, wenn eine Frau nur deshalb kein Kind bekommen darf, weil eine frühere Partnerin schon Kinder mit dem Mann hat. Christa und ihr Mann schafften einen Kompromiss - der trotzdem für beide schwer war: "Er sagte, ein Kind mit mir sei das Maximum. Unser Sohn ist jetzt ein Teenager. Ich hadere aber bis heute damit, dass ich nur ein Kind haben konnte."   

5. Der Zauderer

"Nach unserem ersten Kind sagte mein Mann, dass er eher kein zweites möchte. Er ist selbst Einzelkind und sagte, er habe irgendwie Angst vor dem Unbekannten", erzählt Bärbel Jannecke aus Wuppertal. Der Zauderer ist der vielleicht einfachste Typ: Er mag zwar nicht selbst die Initiative für ein (weiteres) Kind ergreifen, hat aber auch nicht wirklich etwas dagegen.

Mögliche Lösung: Nägel mit Köpfen. Der zögerliche Typ verkraftet es oft gut, wenn ein Baby einfach "passiert". "Wir haben besprochen, dass wir es auf uns zukommen lassen. Als es klappte, musste ich allerdings damit klarkommen, dass seine Freude nicht gerade überschäumend war. Er macht seine Sache als zweifacher Vater aber total gut!", erzählt Bärbel.

6. Der Umschwenker

"Ich (27) bin zurzeit kurz vorm Durchdrehen. Mein Mann (45) will kein zweites Kind mehr. Mitte des Jahres hat er gesagt, dass wir im Herbst anfangen, daran zu basteln. Jetzt hat er gesagt, dass er definitiv kein zweites Kind mehr will", klagt eine Frau im urbia-Forum Baby.

Mögliche Lösung: Warten, bis der Wind dreht. Der Umschwenker ändert nicht selten mehrere Male die Meinung. Deshalb sollte die Frau jetzt gelassen reagieren, um seine Ablehnung nicht zu verfestigen: "Wenn du es dir im Moment nicht vorstellen kannst, lass uns später nochmal darüber reden." Nicht selten ändert sich seine Haltung nach einiger Zeit wieder. Dann gilt: ran an den Mann, bevor er es sich wieder anders überlegt!

7. Der kühle Rechner

Manchmal bremst das allzu knappe Geld: "Mein Mann ein absoluter Kopfmensch. Er sagt, ein zweites Kind können wir uns nicht leisten", klagt eine Userin im urbia-Forum Finanzen & Beruf. "Aber muss dieser Wunsch nicht vom Herzen entschieden werden, statt vom Taschenrechner?" 

Mögliche Lösung: Ein (Rechen-) Exempel statuieren. Dem Kopfrechner kann eine Frau - gut vorbereitet - aufzeigen, wie der Babywunsch mit Einschränkungen, finanziellen Hilfen des Staats oder auch durch schnelle Rückkehr in den Job doch realisiert werden könnte. Dieser Typ Mann mag auch gern Haushaltspläne, die belegen, dass die Familie auch die Windeln für ein weiteres Kind stemmen kann.

8. Wenn der Mann will, die Frau aber nicht 

Auch er darf aber nicht unerwähnt bleiben: Der Mann, der sich sehr wohl ein Baby wünscht, dessen Partnerin aber keines will. "Meine Frau sagte mir jetzt, dass sie nun doch keine Kinder will, obwohl früher sogar sie es war, die mich vom Kind überzeugt hat. Sie hat seit ein paar Monaten die Pille genommen, ohne dass ich das wusste", klagt ein Mann in einem Online-Forum. "Als Grund sagte sie, dass sie bei ihren Freundinnen sieht, wie es ist, Kinder zu haben, und dass ihr da doch eine Menge Freizeit flöten geht. Ich weiß aber, dass ich so nicht glücklich werde."

Die mögliche Lösung: im Gespräch bleiben. Wenn eine Frau kein Baby (mehr) möchte, hat dies oft ähnliche Gründe, wie sie schon bei den Männern aufgezeigt wurden. Deshalb gilt auch hier: Menschen verändern und entwickeln sich, deshalb sollte auch ein Mann mit seiner Liebsten im Gespräch bleiben und - je nach Art ihrer Bedenken - eine Lösung vorschlagen. 

Babywunsch kann man nicht erzwingen 

Beim Gespräch müssen neben den Argumenten auch die Emotionen auf den Tisch. Jeder sollte dabei seine Gefühle beschreiben, sich aber auch in die Rolle des Anderen versetzen: "Ich kann dich verstehen, du hast Bedenken, weil… Für mich ist es aber so, dass…" Dennoch: erzwingen kann man nichts: "Über einen Kinderwunsch lässt sich nicht streiten. Kein Partner hat das Recht, vom anderen zu verlangen, sich ein Kind wünschen zu müssen", betont Dr. Doris Wolf, Diplom-Psychologin aus Mannheim.

Tabu ist es daher, mit einer Trennung zu drohen, um den Anderen zu erpressen, das höhlt die Liebe aus. Vor allem, wenn Einer von beiden überhaupt kein Kind möchte oder den Anderen seit Jahren hinhält, muss man aber für sich selbst abwägen, ob man auf den Kinderwunsch verzichten kann oder nicht. Ob einem also "die Partnerschaft ohne Kind mit diesem Partner - oder ein Kind mit einem anderen Partner wichtiger ist. Was würde sie (oder er) einmal im Rückblick auf das Leben mehr bedauern?", fragt Dr. Doris Wolf.

* Alle Namen geändert