Streitthema Mediennutzung

7 Smartphone-Regeln für Familien

Viele Kinder und Jugendliche legen ihr Smartphone kaum noch aus der Hand. Feste Regeln für einen guten Umgang mit dem Handy sind deshalb sinnvoll – für alle in der Familie. Wir geben Tipps, wie ihr Dauerstreit ums Smartphone verhindert.

Autor: Heike Byn

1. Gib deinem Kind nicht zu früh ein eigenes Handy

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Foto: © Colourbox

„Kindergartenkinder brauchen kein eigenes Smartphone. Auch Grundschulkinder sind noch nicht reif für die unbegrenzte Nutzung des Smartphones", sagt Ulrich Ritzer-Sachs von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Er rät Eltern deshalb, die Anschaffung des Geräts möglichst lange hinauszuzögern und dann klare Regeln für dessen Nutzung aufzustellen. Die Medienberater von Klicksafe, einer staatlichen Initiative für mehr Sicherheit im Netz, empfehlen Kindern frühestens mit zwölf Jahren ein eigenes Smartphone zu überlassen. Oder dann, wenn Eltern den Eindruck haben, dass ihr Kind damit sicher und verantwortungsvoll umgehen kann. Eine Checkliste bietet unsicheren Eltern dabei eine erste Orientierung.

2. Schütze die sensiblen Daten deines Kindes

Gerade bei der mobilen Kommunikation ist ein umsichtiger Umgang mit persönlichen Daten besonders wichtig. Dazu gehören sichere Passwörter aus Zahlen, Groß- und Kleinbuchstaben sowie Sonderzeichen, die sich Eltern und Kinder am besten gemeinsam überlegen. Wichtige Regeln sind auch, private Daten wie Handynummer, Standort oder Bilder und Clips von sich nicht an Unbekannte weiterzugeben, unbekannte Kontakte zu blockieren und Downloads oder Anmeldungen zumindest in der Anfangszeit nicht ohne die Eltern durchzuführen.

3. Vereinbare feste Nutzungszeiten (und halte dich daran)

Nach der jüngst veröffentlichten BLIKK-Studie zum Konsum digitaler Medien durch Kinder und Jugendliche, die das Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegeben hatte, nutzen 70 Prozent der Kinder im Kita-Alter das Smartphone ihrer Eltern mehr als eine halbe Stunde täglich. Viele kleine Kinder machen das zudem unkontrolliert, also ohne die Anleitung oder Begleitung von Erwachsenen und landen dabei zufällig manchmal auch auf Seiten im Netz, deren Inhalte sie nicht verstehen oder die für Kinder völlig ungeeignet sind. „Wie beim Verhalten im Straßenverkehr brauchen Kinder auch für die Mediennutzung klare Regeln, die Eltern dem Alter und der wachsenden Medienkompetenz ihrer Kinder anpassen können", sagt Uwe Büsching vom Vorstand des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Deshalb empfehlen er und andere Experten Eltern, kleinen Kindern feste Handyzeiten zuzugestehen und mit älteren Kindern am besten einen Vertrag über Dauer und Zeiten der Nutzung sowie über Konsequenzen bei Nichteinhaltung abzuschließen. Mögliche Regeln sind beispielsweise, dass das Smartphone vor der Kita oder Schule aus bleibt und die Kinder es auch vor dem Abendessen für den Rest des Tages bei den Eltern abgeben. Ideen für Vertragsregeln und Anleitungen fürs Verfassen bietet die Internetseite Klicksafe.

4. Lass dir von deinem Kind zeigen, was es auf dem Smartphone macht

„Es bringt Eltern nichts, das Smartphone zu verteufeln. Dann nutzen die Kinder es heimlich oder bei Freunden. Es geht vielmehr darum, mit Kindern medienkompetent mit den Geräten umzugehen und zu verstehen, warum die Handys sie so sehr faszinieren", sagte die Medienpsychologin Astrid Carolus in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Dazu gehöre auch, gemeinsam zu besprechen, wofür das Kind das Handy nutzen möchte und so miteinander in Kontakt zu bleiben. Nicht nur für die Medienexpertin Astrid Carolus ist das die beste Methode für Eltern, mehr von der Medienwelt zu erfahren, in der sich ihre Kinder wie selbstverständlich bewegen. Vor allem Väter und Mütter von Teenagern vergessen oft, dass Smartphones für sie ganz wichtige Kommunikationsmittel sind. Über soziale Netzwerke wie Facebook oder Gruppentalks bei Whatsapp bleiben sie stets eng mit ihrem Freundeskreis verbunden.

5. Benutze Handys nicht als Erziehungsmittel

Grundsätzlich sollten Eltern einen Handy-Entzug nicht als Mittel zur Erziehung einsetzen und damit auch zur Bestrafung – umgekehrt darf aber auch die Handynutzung keine Belohnung sein. „Von einem generellen Handyverbot halte ich nichts, das macht das Gerät nur noch spannender", meint denn auch Ulrich Ritzer-Sachs, Erziehungsexperte bei der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Bricht ein Kind aber ständig die ausgemachten Regeln für die Handynutzung, könnten die Eltern das Gerät aber kurzzeitig an sich nehmen – bis eine Lösung gefunden ist.

6. Sorge für genügend handyfreie Zeiten und Zonen

Handyfeie Zeiten sind wichtig, damit Kinder und Teenager sich auch einmal bewusst aus dem Modus der ständigen Erreichbarkeit zurückziehen und wieder aufmerksam im Hier sind. In vielen Familien geben die Kinder deshalb ihre Smartphones bei den Mahlzeiten oder während der Erledigung der Hausaufgaben ab. Morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem Essen oder spätestens Schlafengehen sollte das Gerät aber auf jeden Fall weggelegt werden, da sind sich die Experten einig. Darüber hinaus können sich Eltern und Kinder auch auf eine Art Handy-Knigge einigen, der handyfreie Zonen und Situationen festschreibt – z.B. so: Wenn man gemeinsam spielt, sich unterhält, fernsieht oder am Familientisch isst, legen Eltern und Kinder ihre Handys weg.

7. Sei Vorbild!

Nicht nur kleine Kinder beobachten ihre Eltern genau und merken sehr wohl, wenn die es mit der Mediennutzung übertreiben oder für alle geltenden Regeln nicht ernst nehmen. Eltern sollten deshalb darauf achten, beim gemeinsamen Spielen und Essen nicht ständig aufs Handy zu schauen und bei jeder Nachricht gleich zu reagieren. Erwarten sie einen wichtigen Anruf, können sie das ihren Kindern erklären und im Fall der Fälle dann in ein anderes Zimmer gehen, um in Ruhe zu telefonieren. Wenn wir Eltern nicht als gutes Vorbild vorangehen, können wir kaum von unseren Kindern erwarten, dass sie beim Essen keine Nachrichten schreiben oder während einer Unterhaltung nicht ständig aufs Smartphone schauen.

Mehr Infos

  • Medien-Initiativen wie Klicksafe oder der Elternratgeber Schau hin! bieten weitere Tipps und Infos zum Thema Handynutzung & Co
  • Die Website des Elternratgebers Schau hin! enthält auch Tipps, wie Kinder und Eltern sensible Daten schützen können und Datenspuren via Smartphone vermeiden und verwischen
  • Das Elterntelefon der Nummer gegen Kummer gibt Antworten auf Fragen zu Handys, Nutzungszeiten und Websorgen: montags bis freitags von 9-11 Uhr, dienstags und donnerstags auch von 17 bis 19 h unter der kostenlosen Nummer 0800 – 1110550
  • Buchtipp für Eltern: Tanja und Johnny Haeusler: Netzgemüse Aufzucht und Pflege der Generation Internet. Goldmann Verlag 2012, 288 S., 9,99 €. ISBN 978-3-442-15743-3