"Wenn an einer Tasse einmal der Henkel abgebrochen ist, kannst du ihn ankleben so oft du willst, er wird immer wieder abbrechen."

Fremdgehen geht ja Mal gar nicht wenn man nicht in einer offenen Beziehung lebt...

Hallo!

Wie gut ich Dich verstehen kann! Mir ist ähnliches passiert, ein einmaliger betrunkener Seitensprung meines Mannes, zwar schon drei Jahre her, von dem ich aber erst vor kurzem erfahren habe. Richtig schlimm ist das.

Erst gaaaanz langsam kann ich besser damit umgehen. Das Verhalten meines Mannes hat viel dazu beigetragen, dass ich Schritt für Schritt wieder Zutrauen in ihn und in unsere Beziehung fassen kann. Ich sehe, wie verzweifelt er selbst seinen Fehler bereut, und wie sehr er sich selbst dafür hasst, mich derart verletzt zu haben. Er lässt alle meine Fragen zu, auch wenn es immer wieder dieselben sind, auch wenn ich manchmal in meiner Wut und meinem Unverständnis ziemlich brutal sein kann in meinen Vorwürfen. Dann fühle ich einfach nur Bitterkeit und Schmerz, und werde leicht unfair. Dennoch bleibt er immer demütig und liebevoll und steht mir Rede und Antwort, so gut es geht, weil er weiss, dass er da einfach durch muss. Und fängt mich immer wieder auf.

Ich weiss, dass er mich aus ganzem Herzen liebt, und bin mittlerweile auch überzeugt, dass ihm das tatsächlich nie wieder passieren wird. Das hilft mir sehr, wieder Vertrauen aufzubauen.

Noch immer verstehe ich nicht wirklich, wie das passieren konnte, weil es mir sehr schwer fällt, mich in die Situation und in ihn hinein zu versetzen. Aber erst gestern hatte ich eine Art Eingebung, wo ich - ganz plötzlich - verstanden habe, dass er in dem Moment WIRKLICH nicht daran gedacht hat, dass sein Verhalten unsere Beziehung zerstören kann. Natürlich wusste er es, theoretisch, im Kopf, aber er hat es nicht wirklich gefühlt, da war kein bewusstes 'Abwägen'. Er hat einfach gar nicht nachgedacht, einfach betrunken mitgemacht. Das ist sehr schwer nachzuvollziehen, aber ich glaube es, und es hilft mir, sein Verhalten nicht als bewusstes Wegwerfen oder Beschmutzen unserer Beziehung zu sehen.

Mein Mann sagt, dass er, wenn er an die Situation zurückdenkt, genauso geschockt ist wie ich. Dass er den Eindruck hat, dass das nicht er war, der so etwas gemacht hat. Dass er überhaupt nicht verstehen kann, wie das hat passieren können. Und dass es ihm fast den Atem nimmt vor Schreck, dass es eben doch passiert ist, und dass er dabei fast alles zerstört hat.

Sorry, dass ist etwas länger geworden, aber vielleicht hilft es Dir, dass andere denselben Prozess durchmachen wie Ihr. Es gibt gute Tage (wie heute), wo ich voller Zuversicht in die Zukunft unserer eigentlich wunderbaren Ehe blicke, und schlechte, wo das kleine grüne Monster in mir von mir Besitz ergreift und ich Gift und Galle spucke. Aber die schlimmen Momente werden weniger, und mit der Zeit wird es weniger weh tun, und wir werden uns wieder mehr auf das besinnen können, was uns zusammenhält. Da bin ich ganz sicher.

Ich wünsche uns beiden, dass wir tatsächlich richtig vergeben können. Ich liebe meinen Mann, und er ist nicht plötzlich zum Monster mutiert, sondern er ist noch immer mein wunderbarer Ehemann und Vater meiner Kinder, den ich sehr gut kenne. Das war ein Ausrutscher, den er aufrichtig und sehr schmerzhaft bereut. Und ich glaube ihm, wenn er sagt, dass das nie nie wieder vorkommt - ich muss ihm glauben, sonst könnte ich nicht bei ihm bleiben.

Alles erdenklich Gute für Euch!