Grundwissen für Paare mit Kinderwunsch

Zyklus, Eisprung, fruchtbare Zeit

Wer sich ein Kind wünscht, sollte Bescheid wissen über den weiblichen Zyklus, die fruchtbare Zeit und den Eisprung. Um Irrtümer zu vermeiden, können Frauen mit Kinderwunsch hier ihr Grundwissen übers Schwangerwerden auffrischen.

Autor: Petra Fleckenstein
Autor: Sabine Sistig

Grundwissen für Paare mit Kinderwunsch

Kinderwunsch-Teaser
Foto: © Fotolia / David Pereiras

Der weibliche Zyklus

Der Menstruationszyklus, fruchtbare Tage und der Eisprung: So natürlich diese Vorgänge auch sein mögen und so wenig Einfluss wir noch immer auf ihren Ablauf nehmen können: Nicht nur zum Zweck der Verhütung, sondern auch dann, wenn Frauen und Männer sich ein Kind wünschen, ist es hilfreich, über den eigenen Körper gut Bescheid zu wissen. 

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Zykluslänge: Was ist das und wie lange dauert der weibliche Zyklus?

Als weiblichen Zyklus bezeichnet man die Zeit vom ersten Tag der Monatsblutung ( Menstruation) bis zum letzten Tag vor der nächsten Monatsblutung. Man geht oft davon aus, dass der Zyklus ungefähr 28 Tage dauert. Dies ist jedoch von Frau zu Frau verschieden, die normale Zyklusdauer schwankt zwischen 25 und 35 Tagen. Schwankt der Zyklus einer Frau von Monat zu Monat um plus/minus zwei Tage, spricht man noch von einem regelmäßigen Zyklus.

Was in dieser Zeit passiert: Eisprung oder kein Eisprung?

Viele Frauen fragen sich: Wann ist der Eisprung nach der Periode? Und wann hat eine Frau ihre fruchtbaren Tage? Hier die Antwort: Jeden Monat bereitet sich der Körper der Frau auf eine mögliche Schwangerschaft vor. In der ersten Hälfte des rund 28 Tage langen Zyklus reift unter dem Einfluss eines komplizierten hormonellen Wechselspiels in einem der Eierstöcke eine Eizelle heran und löst sich nach ungefähr zwei Wochen vom Eierstock (Eisprung). Zugleich wird die Gebärmutter für die mögliche Einnistung eines befruchteten Eis vorbereitet, indem sich die Gebärmutterschleimhaut verdickt. Das sind dann die fruchtbaren Tage im Zyklus der Frau. Findet keine Befruchtung und Einnistung statt, stirbt die Eizelle ab und wird im Eileiter aufgelöst. Die Gebärmutterschleimhaut bildet sich wieder zurück und ihre oberste Schicht wird zusammen mit etwas Blut abgestoßen: Die Monatsblutung setzt ein, und mit ihr beginnt ein neuer Zyklus.

Zyklus: Eisprung und fruchtbare Tage

Der Eisprung: Wann genau nach der Periode ist mit ihm zu rechnen? Die fruchtbare Zeit einer Frau ist um den Zeitpunkt des Eisprungs herum. Dieser findet meist zwölf bis 16 Tage vor der nächsten Menstruationsblutung statt, also mitten im Monatszyklus einer Frau. Von diesem Zeitpunkt an bleibt das Ei für etwa zwölf bis 18 Stunden befruchtungsfähig. Im Gebärmutterhals wird in dieser Zeit für das Vorwärtskommen der männlichen Samenzellen besonders günstiger Schleim produziert. Da die Samenzellen etwa zwei bis drei Tage lang (unter Optimalbedingungen sogar bis zu sechs Tage) in Scheide und Gebärmutter der Frau überleben können, ist die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden am höchsten, wenn man ein bis zwei Tage vor dem Eisprung Sex hat. Das liegt daran, dass so auf jeden Fall Sperma im Körper der Frau ist, wenn am kommenden Tag der Eisprung stattfindet. Am Tag des Eisprungs selbst kann es passieren, dass der Eisprung morgens stattfindet und der Sex am Abend eventuell zu spät wäre, um das Ei noch zu befruchten.

Manche Frauen spüren ihren Eisprung durch einen ziehenden einseitigen Schmerz (der sogenannte Mittelschmerz). Manchmal findet zu dieser Zeit auch eine ganz leichte Blutung statt. Wer genauer wissen möchte, wann sein Eisprung stattfindet, kann dies mit Hilfe der Temperaturmethode und/oder der Schleimbeobachtung versuchen.

 

Millionen von Samenzellen unterwegs zum Ei

Beim Samenerguss werden viele Millionen Samenzellen (Spermien) losgeschickt, um den Weg zur Eizelle anzutreten. Der im Gebärmutterhals gebildete Schleim, der die Spermien normalerweise in seinem undurchdringlichen Netz abfängt, ist während der fruchtbaren Zeit der Frau durchlässiger, ja er schützt und nährt die Samenzellen sogar, so dass sie durchschnittlich zwei bis drei, unter besonders günstigen Bedingungen sogar bis zu sechs Tage überleben können. Die schnellsten Samenzellen erreichen bereits nach einer halben Stunde bis Stunde das Ei. Es machen sich aber nicht alle Samenzellen sofort auf den Weg in den Eileiter. Einige verharren in kleinen Ausbuchtungen der Gebärmutterhalsschleimhaut (Krypten) und stoßen dann erst nach und nach in die Eileiter vor.

Insgesamt kommen nur einige hundert, manche vermuten einige tausend Samenzellen letztendlich ans Ziel. Sobald ein Spermium es geschafft hat, die Eihülle zu durchdringen, verändert sich ihre Oberfläche so, dass keine weiteren Samenzellen eindringen können. Das befruchtete Ei macht sich auf den Weg durch den Eileiter in die Gebärmutter, wo es sich, wenn alles gut geht, ungefähr sieben Tage nach dem Eisprung einnistet. Übrigens: Es gibt zahlreiche Frauen, die sicher sind, die Befruchtung spüren zu können.

 

Vorsicht! Die häufigsten Irrtümer von Kinderwunschpaaren

  • Zyklus der Frau, fruchtbare Tage und Eisprung: Die günstigste Zeit für den Geschlechtsverkehr mit der höchsten Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden ist nicht der Tag des Eisprungs, sondern Sex 2 Tage vor Eisprung!
  • Die Spermienqualität des Mannes hängt von verschiedenen Faktoren ab - unter anderem von der der Häufigkeit seiner Orgasmen. Laut neuester Studien führt täglicher Sex zwar zu einer geringeren Spermienkonzentration, die Spermien selbst sind aber gesünder und beweglicher. Demnach kann täglicher Sex zur fruchtbaren Zeit eine Empfängnis begünstigen. Mehr als ein Orgasmus pro Tag sollte es für den Mann dennoch nicht sein, denn sonst lässt die Zeugungskraft des Spermas nach.
  • Der Eisprung findet in der Regel nicht nach der Temperaturerhöhung statt, sondern die erhöhte Temperatur zeigt an, dass der Eisprung im Zeitraum von bis zu 48 Stunden zuvor stattgefunden hat.
  • Man kann seinen Eisprung mit Hilfe der Temperaturmethode nicht direkt ermitteln. Da der Eisprung meist vor der Temperaturerhöhung bereits stattgefunden hat, kann man nur nach einigen Monaten der Temperaturmessung von den bis dahin gewonnenen Daten in etwa darauf schließen, wann der Eisprung möglicherweise im kommenden Zyklus stattfinden wird.
  • Die Schleimmethode zur Ermittelung des Eisprungs wird im Allgemeinen unterschätzt. Sie bietet jedoch deutliche Anhaltspunkte dafür, dass der Eisprung unmittelbar bevorsteht. Vorausgesetzt, eine Frau hat durch einige Zeit der Selbstbeobachtung gelernt, den Zervixschleim und seine Beschaffenheit zu beurteilen.
  • Der Zeitpunkt des Eisprungs findet nicht notwenig zur Mitte des Zyklus statt. Wenn Frauen eher einen längeren Zyklus haben, findet auch der Eisprung Tage später im Zyklus statt. Denn der Ablauf nach dem Eisprung ist ziemlich starr und dauert fast immer höchstens 12 bis 16 Tage. Der Ablauf vor dem Eisprung jedoch ist störanfälliger. Beispiel: Eine Frau mit einem Zyklus von 33 Tagen hat ihren Eisprung vermutlich um den 19. Zyklustag herum.
  • Wenn zur Zyklusmitte die Temperatur nicht steigt, bedeutet das nicht unbedingt, dass kein Eisprung stattgefunden hat. Ohnehin findet der Eisprung selten stets am gleichen Zyklustag statt. Wenn per Temperaturmethode kein Eisprung ermittelt werden konnte, liegt dies häufig an ungenauen Thermometern. Es kann aber auch sein, dass es erst sehr spät im Zyklus zum Eisprung kommt. Beispiele für Glückskurven, in denen es geklappt hat, findest du in unserem Zykluskalender.
  • Eine Menstruationsblutung zeigt nicht unbedingt an, dass auch ein Eisprung stattgefunden hat. Bei der Blutung werden ja nur Teile der oberen Gebärmutterschleimhaut abgestoßen.
  • Wenn es nicht auf Anhieb mit dem Schwangerwerden klappt, ist dies kein Grund zur Beunruhigung. Im Rahmen einer großen europäischen Studie wurde errechnet, dass die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden pro Zyklus nur bei 25,5 Prozent - das entspricht einer Chance von eins zu vier – liegt.

Übrigens: Bereits, wenn ein Kinderwunsch besteht und ein Paar konkret versucht, schwanger zu werden, empfiehlt das deutsche Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz, Folsäure einzunehmen. Der Körper benötigt Folsäure für die Zellbildung und Zellteilung. Dieser Effekt ist besonders in der Frühschwangerschaft von Bedeutung, um bestimmte Schädigungen des Kindes zu vermeiden. Die zusätzliche tägliche Zufuhr an Folsäure sollte rund 0,4 mg betragen und kann, so das BgVV, über geeignete Folsäure-Präparate erfolgen.

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