Erfahrung Demenz

Hallo zusammen,

Vielleicht habt ihr Erfahrungen für mich.

Also: Oma ist dement.
Lange waren es nur sehr viele Zettel, eine traurige Charakterveränderung mit Gemeinheiten und Beschimpfungen und dass sie an manchen Themen so richtig festgehangen hat. Da gab es nichts anderes mehr über das sie reden wollte.

Zwischenzeitlich war sie ein paar Tage im Krankenhaus wegen einem Krampfanfall und seitdem ist sie wie ausgewechselt. Sie verfällt scheinbar rasant. Erkennt altbekannte Gesichter nicht mehr, ist überfordert mit Spül- und Waschmaschine, versorgt sich nicht mehr selbst was Essen und Hygiene angeht.

Online ist das alles so schwammig nachzulesen. Ich dachte irgendwie, es sei einfach Schritt für Schritt zunehmend schlechter über die Jahre. Aber das ist jetzt ganz plötzlich so rasant.
Ich hab viele Fragen: vielleicht habt ihr zu sowas ja Erfahrungen und Wissen.
Kann der Krankenhausaufenthalt das irgendwie getriggert haben? Oder hat sie nur wegen er paar Tage woanders schon den Alltag daheim verloren/vergessen? Ist es wirklich plötzlich soo viel schlechter oder kann sie es nur auf einmal nicht mehr kaschieren?
Was heisst das für sie? Geht das jetzt so rasant weiter? Kann es wieder bessern? Sich stabilisieren?
Was kommt denn als Nächstes? Ist sie einfach vergesslich aber mobil? Oder vergisst sie z.B. auch wie laufen geht?

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Ortsveränderungen und Medikamente können zur Demenz noch ein Delir auslösen. Das kann von heute auf morgen kommen. Meine Mutter zum Beispiel fuhr gestern noch Auto, am nächsten Tag wusste sie nicht mehr, was ein Telefon war.
Im Gegensatz zur Demenz ist ein Delir aber oft vorübergehend und der Zustand stabilisiert sich wieder. Das sollte sich aber dringend ein Arzt angucken. Ansonsten: viel Gewohntes in ihr Leben bringen und auf ausreichend Essen und Trinken achten.
Alles Gute euch!

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Danke, Delir ist es leider keins. Aber wir werden auf sie schauen.

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Es gibt verschiedene Formen von Demenz. Der Verlauf ist sehr unterschiedlich /individuell und auch krasse Schübe/ Verschlechterungen in sehr kurzer Zeit sind nicht ungewöhnlich /möglich.

Ein Ortswechsel wirkt sich auch meist eher negativ aus. So auch ein Krankenhausaufenthalt wie bei deiner Oma.

Ich selbst arbeite als Nachtschwester auf einem Betreuten Wohnbereich. Die meisten dort sind dement.

LG K

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Danke dir, also haben wir hier vielleicht einfach grad einen Schub.

Danke für deine Arbeit, das muss nicht einfach sein was du da leistest.

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Es kann schon sein, dass der Krankenhausaufenthalt ihr im wahrsten Sinne des Wortes "an die Reserven gegangen ist".

In der Tat ist eine dementielle Entwicklung etwas chronisch Progredientes. Das geht mal linear, oft aber auch in Schüben. Manchmal gibt es zwischendurch auch noch mal gute Tage. Insgesamt wird es aber immer schlechter. Manche Angehörige empfinden es als Abschied auf Raten...

Differentialdiagnostisch wäre es von einem Delir im Rahmen des Krankenhausaufenthalts abzuklären. Insbesondere, wenn sie jetzt (erstmals?!) einen Krampfanfall hatte. Hier stellt sich mir die Frage, was da die Ursache war.

Oftmals sind demente Patienten erstaunlich mobil, was nicht selten zu einer gewissen Eigengefährdung führen kann z.B. wenn sie orientierungslos im Straßenverkehr unterwegs sind.
Hier muss man sich in der Familie im Klaren darüber sein, was man leisten kann und will...

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Danke dir, ein Delir ist es nicht, leider.

Beim Anfall war das KH sehr vage, sie haben sich dann mehr auf andere Baustellen konzentriert.

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Leider sind Ortswechsel und Krankenhausaufenthalte bei Demenz echt nichts gutes und können einen Schub auslösen.
Allerdings kann man natürlich nicht sagen, ob das jetzt so bleibt, sich wieder bessert oder verschlechtert. Das merkt man leider mit der Zeit

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Kann es sich wieder erholen? Das sägt irgendwie … Ich weiss nicht. Einerseits schön aber sie wird es ja doch wieder verlieren. Es ist schwierig.

Danke dir für deine Antwort

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Hallo

meine Oma hat über 20 Jahre mit der Demenz gelebt. Wobei die 20 Jahre nur die Zeit sind, in die Demenz diagnostiziert war. 14 Jahre davon war sie im Pflegeheim, weil wir sie nicht mehr geschafft haben zu betreuen, weil sie zu einer Gefährdung für sich und ihr Umfeld geworden ist. Erst ist es sie Vergesslichkeit und die Wesensveränderung in diesem Zuge geht leider auch sämtliches Gefahrenbewusstsein verloren. Meine Oma ist extrem Mobil und Körperlich unglaublich fit gewesen. Verschlechterungen kamen bei ihr immer Schubweise. Und ganz besonders, wenn sie im Krankenhaus oder so war.

Nach 2 Jahren im Pflegeheim kam sie ins Krankenhaus. Dort hatte sie wieder einen Schub und im Zuge dessen vergessen, wie das Laufen geht. Sie war ab dann im Rollstuhl ungefähr 2 weitere Jahre später musste sie in diesem auch gestützt werden. Zu diesem Zeitpunkt konnte sie schon nicht mehr selbstständig Essen. Am Ende wurde sie nur noch flüssig ernährt, weil sie nicht mehr wusste wie das Kauen ging. Ganz zum Ende ging nicht mal mehr das und auch das Atmen wurde zu einem Problem. Man hätte auf künstliche Ernährung umstellen müssen. Das hat sie aber in ihrer Patientenverfügung unterbunden. Zum "Glück" hat dann ihr Körper aufgegeben.

Also euch erwartet noch viel, die Belastung für die Angehörigen ist enorm. Meine Eltern sind an der Betreuung und Pflege neben dem Beruf fast kaputt gegangen - immer das Risiko, dass ein Anruf kommt, weil die Oma etwas "angestellt" hat. Ich habe mir die Demenz meiner Oma immer, wie die Entwicklung eines Kindes erklärt - jeden Schritt den ein Kind vorwärts macht, macht ein Mensch mit Demenz rückwärts.

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Danke dir, dass du es so offen teilst. Und es tut mir sehr leid, was ihr da erleben musstet. Alle. Mir macht es zugegeben ein wenig viel Angst. Aber es ist gut, zu wissen, was es bedeuten kann. Irgendwie ist es in den Büchern für die Kinder immer nur sanft lächeln und vergesslich und wir ringen auch, wie wir das den Kleinen erklären. Weil sie auch für Erwachsene plötzlich erschreckend sein kann. Sehr böse und gemein.

Man steht da wie vor einem Abgrund momentan. Bisher war es natürlich zwar auch besorgniserregend, aber sie war noch dabei und hat mitgemacht. Das jetzt ist es urplötzlich ein ganz anderes Kaliber.

Wir müssen sehen, wie es weiter geht. Sichern können wir sie nicht 24/7, also muss eine Lösung gefunden werden.

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Hallo

Ich arbeite in der ambulanten Pflege und einige der Patienten die ich betreue, haben Demenz.

Bei einer Dame war ein Krankenhausaufenthalt Auslöser für einen Schub.

Vier Wochen davor war sie noch mit iherer Familie im Wanderurlaub.

Plötzlich von heute auf morgen konnte sie nicht mehr laufen und lebt seit dem auch mehr oder weniger in ihrer eigenen Welt.

Wir als Pflegedienst kommen dreimal am Tag zur ihr ansonsten ist ihr Mann da und kümmert sich Aufopferungsvoll um sie.

Mittlerweile ist sie wirklich die meiste Zeit im Bett.

Am Morgen holen wir sie mit einem lifter aus dem Bett und setzten sie in den Pflegerollstuhl, mittags bringen wir sie wieder ins Bett.

Morgens und abends kümmern wir uns um die Körperpflege.
Mittags wird das ikm kontrolliert.

Es gibt auch Patienten wie wohnen noch allein, kinder in der Nähe.

Dies geht meist eine gewisse Zeit gut aber früher oder später muss dann auch hier eine Lösung gefunden werden.

Es gibt Leute da ist die Demenz jahrelang auf einen Stadium und plötzlich kommt der Schub und es geht von jetzt auf gleich nichts mehr.

Andere bauen langsam Stück für Stück immer mehr ab.

Die Krankheit verläuft echt so unterschiedlich

Ich wünsche euch viel Kraft für die kommende Zeit 💖