Alleinerziehend - warum wird einem abgesprochen alles im Griff zu habe

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Diese Frage stelle ich mir immer wieder. Ich persönlich werde mittlerweile nicht mehr so ungläubig angeschaut wenn ich erzähle, dass ich meine Tochter (2 Jahre) alleine erziehe. Das fiel mir in der Anfangszeit häufiger auf.
Allerdings hatte ich heute mal wieder ein Schlüsselerlebnis. Ich traf eine frühere Kollegin, wir hatten uns schon lange nicht mehr gesehen. Als wir so voneinander erzählten war er wieder da: Dieser abschätzende Blick. Jung, alleinerziehend. #schock#augen Als sie dann hörte dass ich berufstätig bin entspannte sich der Blick komischerweise wieder etwas. #contra

Immer wenn es um junge -alleinerziehende- Mütter geht stehen automatisch die Worte "arbeitslos, unverantwortlich, schlechte Mutter, inkonsequent, nicht liebevoll", usw. im Raum und ich habe ständig das Gefühl mich in Situationen wie heute rechtfertigen zu müssen.

Sicher gibt es viele junge Mütter die ihr Leben tatsächlich nicht so wirklich im Griff haben. Allerdings nerven mich diese Vorurteile sehr.

Ich stehe im Leben, habe eine eigene Wohnung, einen Job (+ Ausbildung VOR dem Kind), ein Auto, gehe mit meinem Kind liebevoll um und erziehe es meiner Meinung nach gut.
Warum kann das eine 23Jährige nicht genauso schaffen wie eine 33Jährige? Warum ist dieses elendige Vorurteil so sehr in den Köpfen verankert?

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Hallo,

komisch, bei mir ist immer das Gegenteil der Fall.

Ich werde eher bewundert dafür, dass ich alles alleine schaffe.

Ich habe Arbeit, große Verantwortung, die ich alleine trage und bin auch liebevoll und meist auch konsequent, wenn es denn nur geht.

Na gut, ich bin auch 30, aber warum sollte man über eine 23jährige anders denken?

Selbst wenn, es ist doch egal, wenn Du für Dich weißt, dass Du alles gut und richtig machst.

LG

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Ich dachte, das ist nur ein urbia-Vorurteil? Hm.... vielleicht weil es eher ungewöhnlich ist heutzutage, so jung ein Kind zu bekommen? Ich weiß es nicht.... aber wenn Du alles im Griff hast, lass Dich von dem Quatsch doch nicht nerven ;-)

Ich war auch mit 19 schon Mutter, allerdings verheiratet, dafür ohne Ausbildung, auch ein Klassiker wo viele sicher die Köppe schüttelten. Aber so what... meine Ausbildung habe ich mit 26 noch gemacht, seitdem bin ich berufstätig, die Ehe hielt immerhin 17 Jahre lang und mein kleiner ist nun ein wohlgeratener 23 jähriger junger Mann.

lichtchen

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Die Antwort gibst du dir doch schon selbst. Vorurteile und Intoleranz. Schau dir doch urbia an, hier bekommst du das in Reinform frei Monitor geliefert.

Das Idealbild in Deutschland ist immer noch "verheiratet, zwei Kinder, er schafft die Kohle ran, sie geht später halbtags arbeiten"

Vorurteile sind bequem, einfach und werden von vielen dummen Menschen vorbehaltlos reproduziert.

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Hmm,

ich mache die Erfahrung eigentlich nicht so... Bin gerade 24 geworden, auch alleinerziehend, lebe in Scheidung...

Mir treten die Menschen zwar auch nicht gerade mit Bewunderung entgegen, aber das verlange und erwarte ich auch gar nicht. Mag kein Mitleid haben oder so.

Aber sie haben in der Regel den nötigen Respekt vor dem, was ich leiste und wie ich mich und den Kleinen durchs Leben bringe...

Ich war bis zu meiner Kündigung vor nem Monat auch berufstätig in Vollzeit, habe an der Abendschule nebenbei ne Weiterbildung zum Betriebswirt gemacht und habe ebenso eine abgeschlossene Ausbildung VOR dem Kind (naja, er kam zwischen beiden Prüfungen, aber ich denke, das zählt trotzdem, er kam ja fast 4 Monate zu früh)...

Aber weißt du, ich mache mir auch absolut keine Gedanken darüber, was andere von mir denken oder denken könnten... Es ist mir schlichtweg egal. Ich lebe mein Leben, ich muss da durch gehen, ich lasse mir auch nicht reinreden.

Ich habe auch ganz selten mal das Gefühl, dass ich als naive und dumme junge Mutter abgestempelt werde... Ich denke, das kommt ganz stark auf die Ausstrahlung und das Auftreten an. Ich denke nicht, dass ich anders behandelt werde als andere, ältere Mütter... Auch nicht im Kindergarten (streng konservativ, katholische Trägerschaft *lach*)....


Mach dir nicht so ne Gedanken darum und geh deinen Weg!

Viel Glück weiterhin!

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Geht mir gar nicht so.
Ich bin 28, alleinerziehend und hab letztes Jahr erst meine Ausbildung fertig gemacht.

Irgendwie finden das alle toll... wahrscheinlich, weil ich es selbst toll finde... :-)

LG Claudi

6

*wink*

ich bin eine Ü30-Mama, die ihr Kind auch allein erzieht und auch voll berufstätig ist. Wenn ich nicht gerade krank bin.
Mir begegnet eher ein abschätziger Blick, WEIL ich berufstätig bin. Ich muss sehr oft Überstunden machen, habe einen Arbeitsweg von einer knappen Stunde. Folglich bin ich nicht wie man es von einer Mustermutti wünscht um 14:00 Uhr zu Hause.

Deswegen haben mich ältere Herrschaften schon angesprochen, ob ich denn nichts für mein Kind übrig habe und nur an mich und meine Arbeit denken muss.
Meine Antwort (ich duze diese Dame, weil ich sie kenne):
Wenn ich zu Hause sitzen würde und arbeitslos wäre, dann würde es Euch auch nicht passen. Wie mach ich es Euch denn recht?"
Seitdem hab ich einigermaßen Ruhe.

Viele Grüße von mir

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Hallo,

>>Deswegen haben mich ältere Herrschaften schon angesprochen, ob ich denn nichts für mein Kind übrig habe und nur an mich und meine Arbeit denken muss.<<

Wohnst du im Westen?
Ich wohne im Osten. Meine Nachbarin, ca. 70 Jahre alt, erzählt mir, wie gut wir es heute haben und dass sie ihre Tochte in die Wochenkrippe gegeben hat, weil sie Schicht arbeitet.
Ich bin übrigens meisten gegen 5 zu Hause.

LG Annika

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Nein, ich wohne auch in den neuen Ländern.

Schichtarbeit gibts heut auch noch, auch bei Frauen. Gerade Gesundheitswesen und Hotelgewerbe. Also da muss man nicht die heutige Zeit als besser rühmen.
Ich kann pünktlich Schluss machen, klar, dann bin ich auch gegen halb fünf/fünf zu Hause, aber wie lang ich meinen Job noch hätte, ist dann fraglich.
Es geht nicht anders. Es wird zum einen erwartet und zum anderen braucht man die zusätzliche Zeit, um das Pensum zu schaffen

LG

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Hallo,
ich bin 24, meine Tochter ist 1 1/2.
Ich habe das, was du beschreibst, noch nicht erlebt. Im Gegenteil, ich wurde bislang eher dafür bewundert, dass ich das alles so gut hinbekomme.
Ich hab ein abgeschlossenes Studium (aber erst nach der Geburt beendet) und arbeite Vollzeit. Ansonsten bin ich Mutter und nutze die wenige Zeit mit meiner Tochter. Ab und an genehmige ich mir einen freien Abend.
Finanzielle Unterstützung brauchen wir auch nicht, weder vom Staat, noch von meinen Eltern. Wir wohnen und versorgen uns alleine. Nur kochen kann ich nicht und mache es auch nicht gerne. Wir laden uns am Wochenende immer ein, wenn es geht. Wenn es nicht klappt, gibts was einfaches (für Koch-Dumme sozusagen), wie Kartoffeln mit Quark oder Nudeln.

Ich will dir nicht zu nahe treten (kenne ja weder ein Foto von dir, noch dich persönlich), vielleicht liegt es an deinen optischen Erscheinungsbild, dass manche Leute so denken? Es ist schon ein Unterschied, ob man im pinken Jogginganzug oder im Nadelstreifen sein Kind in den Kindergarten bringt (im übertriebenen Sinne), der in den Köpfen der Leute einen ersten Eindruck entstehen lässt. Ich erinnere mich da gerade an eine Mutti aus dem Kindergarten, Schlabberlook, ungepflegte Haare, jung, alleinerziehend, das Kind heißt Jason. Ich weiß weder, ob sie berufstätig ist, wie sie mit ihrem Kind umgeht, noch wie sie ist. Wenn ich wetten müsste, würde ich sie deinem Vorurteil zu ordnen.

LG Annika