Minderwertigkeitsgefühl gegenüber dem eigenen Partner

Hallo Ihr Lieben,

ich habe meinem Partner gegenüber Minderwertigkeitsgefühle.
Ich fühle mich in seiner Gegenwart klein und unbedeutend. Er spielt in einer ganz anderen Liga als ich, ist wahnsinnig intelligent, weiss sich gut auszudrücken und ist auch im sozialen Bereich sehr kompetent.

Dabei muss ich erwähnen, dass ich mich nicht per se minderwertig fühle, sondern fast ausschließlich, wenn ich in seiner Gegenwart bin.

Ich bin mir auch nicht sicher, welche Signale er mir funkt, aber letztendlich gehen diese Gefühle von mir und nicht von ihm aus. Er kennt meine Gefühle, kann sie nicht nachvollziehen und bestätigt mir, dass ich eine ganz tolle Frau wäre. Doch wenn ich nicht selber daran glaube bzw. ich ein anderes Gefühl empfinde, helfen seine Worte wenig.

Er ist mir in allen Bereichen mehrere Schritte voraus, was auch an dem Altersunterschied von 11 Jahren liegen mag.
Inzwischen geht es sogar so weit, dass ich mit ihm keine neuen Erfahrungen machen möchte, um nicht als diejenige dazustehen, die keine Ahnung hat und für die alles neu ist.
Ich kann mich mit ihm auf einem Konzert auch nicht amüsieren, weil ich gehemmt bin.

Mich nervt es, dass er nichts von mir lernen kann und ich wie ein kleines, dummes Mädchen dastehe, dem er die Welt erklären könnte.

Ich habe auch schon ernsthaft eine Psychotherapie in Betracht gezogen. Warum auch nicht?

Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht und kann sich mit mir austauschen?

Liebe Grüße

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Also erstmal Hallo,

ich finde das eine Therapie IMMER ein guter Weg ist, sich mit sich selbst zu befassen und "altlasten" zu ver und bearbeiten.
Das ist mit Sicherheit ne gute Idee.

Solche Selbstwertgeschichten sind häufig Frühkindliche Geschichten.
Ich würde bei dem Thema sofort nach Deinem Vater, Eurem Verhältnis und Eurer Beziehung fragen.

Das andere ist:
guck doch mal ob Du mit nem anderen Blick auf Dich und Eure Beziehung gucken kannst. Für Deinen Freund ist es sicher wunderbar, das er Dir soviel zeigen kann. Männer haben das in der Regel ganz gern und Frauen suchen sich in der Regel Männer die "aweng gscheider sind".
Das ist relativ normal.

Ich frag mich, ob Du glücklich bist, trotzallem...

Es gibt ganz sicher auch sehr sehr gute Literatur zu dem Thema.

Alles Liebe,
Cora

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Liebe Cora,

vielen Dank für deine Antwort.

Hm, die Vater-Kind-Beziehung...dazu kann ich gar nicht viel sagen, habe mir aber in diese Richtung auch schon Gedanken gemacht, da mein Partner auch meinte, dass diese Gefühle daher rühren könnten. Ich hatte keine richtige Vater-Kind-Beziehung, obwohl mein Vater immer da war im Sinne von anwesend. Vielmehr war es so, dass wir in späteren Jahren nicht viel miteinander anfangen konnten. Das ist übrigens noch immer so. Ich hatte aber nie Angst vor meinem Vater, das war alles sehr entspannt.

Natürlich könnte ich es genießen, mir durch meinen Partner neue Bereiche zu erschließen. Bisweilen verfalle ich mit meinen 28 Jahren in eine post-pupertäre Trotzhaltung und will dann einfach nichts Neues wissen oder dann will ich mich nicht amüsieren. Also teilweise sehr albern, aber ich komme dann nur schwer aus dieser Stimmung wieder raus.

Bin ich trotzalledem glücklich? Hm, auch eine schwierige Frage...doch bei mir ruht die Hoffnung mittlerweile wirklich auf einer Therapie, denn es wäre utopisch anzunehmen, dass eine Beziehung zu einem anderen Mann besser verlaufen würde. Das ist meine Angelegenheit und hat im engeren Sinne weniger mit der Person Partner zu tun.

Hast du denn einen Literaturtipp?

Herzliche Grüße!!!

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Warum willst du eine Therapie machen, wenn dein Mann dir nicht guttut?
Der Mann ist dein Problem, weil ihr nicht auf Augenhöhe seid.

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Du musst ihm doch keine "intelligenten Leistungen" bieten, sondern evtl. steht dein Partner eher auf emotionale.
Du bist du und gut so wie du bist. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel...

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Hm, einerseits bin ich mir darüber im Klaren, dass wir uns emotional sehr gut unterstützen können, aber dieser Beitrag reicht mir nicht. Ich will mich mit meinem Partner austauschen und weiterentwickeln können. Nur leider habe ich bei ihm das Gefühl, dass nur ich durch ihn profitiere und er durch mich keinerlei Mehrwert hat, also dass er mehr gibt als er nimmt und ich sozusagen ein Verlustgeschäft darstelle - wie metaphorisch! Ich frage mich ernsthaft, was er von mir lernen kann.
Komme einfach nicht weiter, drehe mich im Kreis und möchte gern lernen, mich (für den Anfang) erstmal so zu nehmen, wie ich bin, mit allen Stärken (die sicherlich vorhanden sind) und Schwächen. Aber das ist leichter gesagt als getan.
Danke für deine Antwort.

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Hallo,
hattest du diese Minderwertigkeitsgefühle auch schon mal in einer früheren Partnerschaft ?


L.G.

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Ja, diese Gefühle gab es auch schon in der vorherigen Partnerschaft, aber nicht sooo extrem. Da konnte ich dem Mann wohl eher das Wasser reichen.

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Warum glaubst du einem Mann das Wasser reichen zu müssen ?Ich glaube da liegt dein Problem.Schließlich muss es in einer Partnerschaft keine Gleichheit der Erfahrungen, des Könnens, der Titel oder des IQ geben---kann es sein das du diesem Irrtum erlegen bist?

Jeder Mensch hat bekanntlich Stärken und Schwächen auf den unterschiedlichsten Gebieten.

Ich würde mir therapeutische Hilfe suchen, auch um sicher zu gehen, ob dieser Mann oder du selbst diese Gefühle produzieren.

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Hallo!

Als erstes stellt sich mir die Frage, wie lange ihr schon zusammen seid. Vielleicht befindet ihr euch ja noch in der Findungsphase?

Hat er dir dieses Gefühl von Anfang an "vermittelt", oder hat sich das eingeschlichen über die Zeit? Falls letzteres der Fall ist, du also anfangs das Gefühl hattest, auf einem etwa gleichen Level zu sein, vermute ich, dass diffuse Verlustängste dich haben "verstummen" lassen, im Sinne von "lieber gar nichts sagen als das Falsche".

Falls es von Anfang an so war, solltest du dich fragen, warum ihr beide eine solche Konstellation gesucht habt - vielleicht braucht er eine gewisse intellektuelle Dominanz, also, für sein eigenes Selbstbewußtsein? Wie war das denn in seinen früheren Beziehungen?

Allein am Altersunterschied liegt sowas jedenfalls nicht. Wobei ich auch das Gefühl kenne, mich mit älteren Partnern sehr befangen zu fühlen (und ich weiß eigentlich ziemlich genau, dass ich keinen Grund habe, mich unterlegen zu fühlen). Ich bilde mir auch immer ein, etwas "bieten" zu müssen, weil ich gar nicht glauben kann, dass man mich einfach so mag, wie ich bin. #gruebel

Vermutlich ist es auch nicht nur eine Frage des Selbstbewußtseins, sondern es hat was mit Kontrolle und auch mit Macht zu tun. Ich denke, dass es dir schwer fällt, Kontrolle abzugeben - er dich aber durch seine Art unbewußt (und sicher auch ungewollt) ständig dazu bringt, außerhalb deines gewohnten, sicheren Terrains zu spielen. Das verunsichert dich. Und du hast außerdem Angst, du könntest ihn verlieren, weil er ja jederzeit eine Frau treffen könnte, die "in seiner Liga spielt". Verhält es sich so?

Was macht das mit dir? Hast du dein "eigenes" Leben noch? Eigene Freunde, eigene Aktivitäten? Bestätigung, die dir was bedeutet, obwohl sie nicht von ihm kommt? Raubt es dir Kraft?

Keine Ahnung, wie dem beizukommen ist. Therapie ist vielleicht nicht verkehrt, aber im Prinzip besteht das Problem ja nur bei ihm, und nicht generell - das entnehme ich zumindest deiner Beschreibung.

Nach meiner simplen Logik besteht das Problem darin, dass er dir nicht die (emotionale) Sicherheit geben kann (trotz all seiner Beteuerungen, wie toll er dich findet), die du brauchst, um dich zu entspannen. Auch wenn er dir täglich sagt, wie sehr er dich liebt - bei deinem Unterbewußtsein kommen andere Signale an, so dass du dich nur unter bestimmten Bedingungen von ihm so geliebt fühlst, wie du es brauchst. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass diese Gefühle fast nie falsch sind, leider.

Okay, das war mein Interpretationsversuch. :-)
Ich hoffe, das lässt dich jetzt nicht noch mehr zweifeln.

#klee
Joulins

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Hallo Joulins,

vielen Dank für deinen ausführlichen Interpretationsversuch.

Um auf ein paar Gedanken einzugehen: Hm, mein eigenes Leben. Habe ich wohl nie so richtig gehabt. Bin mit gerade mal 22 Jahren Mutter geworden, zwar alles geplant, ist aber dennoch ein ziemlicher Einschnitt in das Leben. Mit dem Vater des Kindes war ich bis Mitte letzten Jahres zusammen und auch verheiratet. Bin jetzt 28, wir waren 7 Jahre ein Paar.
Meinen jetzigen Partner habe ich fast parallel zur Trennung kennengelernt, jetzt wohnen wir zusammen, in seiner Wohnung (was auch ab und an ein Streitpunkt bzw. Diskussionsthema ist --> schließlich ist das hier der Ort, wo er sich u.a. mit anderen Frauen getroffen und auch mit ihnen geschlafen hat --> dieser Gedanke macht mich wahnsinnig...)

Nein, ich habe keine besonderen Aktivitäten, denen ich nachgehe. Ich scheine mich auch selbst nicht sehr gut zu kennen, ich habe keine Ahnung, was mir gut tun würde (irgendeine Sportart, ein anderes Hobby, da gibt es NICHTS). Mein jetziger Partner hingegen ist sehr, sehr aktiv und gestaltet seine Freizeit abwechslungsreich. Noch ein Punkt, bei welchem ich gegen ihn ,,verliere''.

Ich möchte auch keine neuen Erfahrungen mit ihm zusammen machen, weil ich nicht möchte, dass ich ihm dafür dankbar sein muss. Ich scheine fast gegen ihn kämpfen zu wollen, so kommt es mir gerade vor, während ich hier meine Gedanken aufschreibe. Aber aus welchem Grund?

Aber wie gesagt, es gibt nichts, was ich besser kann als er. Er meint zwar, er würde jede Menge von mir lernen (meine Konsequenz, meine Strukturiertheit, Geduld, analytischen Kompetenzen), aber dennoch reicht mir das nicht, um mich mit ihm auf gleicher Augenhöhe zu fühlen.

Hast du noch einen Tipp?

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<< in seiner Wohnung (was auch ab und an ein Streitpunkt bzw. Diskussionsthema ist --> schließlich ist das hier der Ort, wo er sich u.a. mit anderen Frauen getroffen und auch mit ihnen geschlafen hat --> dieser Gedanke macht mich wahnsinnig...)>>

Für mich hört sich das danach an, als ob er dir nicht genügend emotionale Sicherheit bietet. Du scheinst dich nicht fallen lassen zu können, weil du denkst, er akzeptiert dich vielleicht nicht mit allen Schwächen und Macken, sondern nur, wenn du etwas "leistest" und mit ihm Schritt halten kannst.
Ob das von dir aus kommt oder von ihm, kann ich nicht beurteilen, ohne euch zu kennen.

Ich denke aber, dass du lernen musst, dich selbst zu akzeptieren und ein positiveres Selbstbild zu bekommen. Dann wird es dir letztendlich auch egal sein, ob er nun aktiv ist und gebildet oder was auch immer, und du ihm in irgendeinem Punkt in etwas nachstehst.
Du musst bei dir selbst bleiben und so leben, wie es dir gut tut... vergleiche mit anderen sind immer schlecht...

Und außerdem: Wer sagt denn, dass andere - und auch er - das genauso beurteilen und bewerten wie du? Jeder Mensch hat eine andere Sicht der Dinge, und so kann sich die Situation für dich ganz anders darstellen als für ihn.

Was mich noch interessieren würde: Bist du mit deinem Leben, so wie es ist, zufrieden? Oder erhoffst du dir noch mehr, in Sachen Beruf, Hobbies u.ä.? Das könnte nämlich auch mit der Grund sein, dass du vielleicht unzufrieden bist und das unbewusst auf ihn projizierst. Er macht so vieles, und du fühlst dich klein...
Wie viel machst du denn für dich? Weißt du, was du im Leben willst und wo du hin willst? Wie sieht deine Zukunft für dich aus?


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Hallo!

Kann dir nachfühlen.

Auch mir geht es so.

Mein Partner und ich sind 1 1/2 Jahre zusammen.

Er ist studiert und arbeitet als Projektleiter.

Er hinterfragt alles, scheint "alles" vieles zu wissen.

Ich habe "nur" 2 normal abgeschlossene Ausbildungen und arbeite famlilienbedingt z.Zt. in Teilzeit.

In seiner Gegenwart und auch Gegenwart seiner natürlich auch studierten Freunde...naja weißt ja.

Zu einer Psychotherapie gehe ich seit 3/4 Jahr. Auch wegen anderer Sachen.

Gerne Austausch über VK wenn du magst.

LG gluecksbaerchen