Die "Beziehung" zum Ex(?)-Freund treibt mich in den Wahnsinn

Willst Du gelten, mach Dich selten!
Das wäre in meiner jetzigen Situation wohl das Beste was ich machen kann..

Hallo zusammen,

vielleicht geht es mir etwas besser wenn ich meine Gedanken niederschreibe, vielleicht erhoffe ich mir den ein oder anderen Rat, ich weiß es nicht genau.

Wäre schön wenn sich jemand die Zeit nimmt und sich durchwühlt.

Vor knapp drei Jahren lernte ich meinen Ex-Freund kennen und lieben. Wir waren knapp ein Jahr in der "Kennenlern-Phase", bis wir dann offiziell zusammen waren. Es dauerte bei ihm etwas länger, bis er mir (aufgrund schlechter Erfahrung) vertrauen konnte.

Wir führten eine schöne und tolle Beziehung, alles passte, bis er letztes Jahr im Herbst eine Depression bekam. Diese wurde Ende letzten Jahre diagnostiziert.
Er ziehte sich seit Sept. immer mehr zurück, hatte nur noch geschlafen, wollte mich kaum noch sehen, und wenn wir mal zusammen waren war er einfach nur lustlos, Unternehmungen fanden so gut wie keine mehr statt.

Er war mir gegenüber teilweise auch sehr zynisch und gemein, ich kannte ihn nicht mehr.
Ich habe immer wieder versucht ruhig und ohne Forderung das Gespräch zu suchen, eine Depression kam mir nicht wirklich in den Sinn, und ich suchte die Schuld für sein Verhalten natürlich auch bei mir.

Das ganze ging über Wochen, und zerrte irgendwann auch an meinen Nerven bis zu jenem Abend, an dem ich ihn unter Druck setzte weil ich nicht mehr konnte und endlich eine klare Ansage von ihm wollte.
Ich "verlangte" eine Aussprache und sagte ihm das ich so nicht weitermachen kann, er solle sich besinnen und wieder der "Alte" sein. Ihm liefen die Tränen und mehr als "ich weiß es nicht, ich bin leer" kam nicht, was mir in dem Moment aber nicht genügte.
Ich bohrte und bohrte bis er irgendwann sagte: "ich sehe momentan keine Zukunft für uns".
Peng-das saß.

Ich weiß bis heute nicht weshalb ich so doof reagiert und gebohrt habe, vielleicht war es meine Geduld, die zu dem Zeitpunkt am Ende war und ich einfach irgendwas von ihm höre wollte.
Ich bin daraufhin gegangen und meinte zu ihm, dass ich für ihn da bin wenn er mich braucht. Das war Ende November.
Ich wollte mich danach zurückziehen, konnte es aber nicht, nach wie vor, und hier ist das Problem!
Wir haben regelmäßigen Kontakt, er ruft alle paar Tage mal an, und mindestens einmal in der Woche sehen wir uns.
Ich genieße diese Zeit sehr, sauge sie wie ein Schwamm auf, aber danach geht es mir wieder schlecht.
Wir gehen sehr liebevoll miteinander um, haben aber keine Intimitäten.

Ich bin im Moment in einem Schwebezustand und weiß nicht was ich für ihn bin. Ich merke nur das er die Zeit genauso genießt wie ich das tue. Und ja, ich übernachte ab und an auch bei ihm, es ist manchmal wie "früher", nur ohne Sex.
Ich kann es einfach nicht greifen.
Er weiß das ich keine Freundschaftsschiene fahre und das auch nicht möchte.

Ihn auf die Situation angesprochen kommt nicht sehr viel, er macht dann dicht und sagt er wüßte es nicht.

ich habe die letzten Treffen einfach nur genossen, aber nichts gesagt, weil es uns momentan nicht weiterbringen würde und bei Ihm evtl. auch wieder in Druck ausartet.
Es ist oft ganz dünnes Eis.

Er macht übrigens keine Therapie. Er war lediglich bei einer Sitzung, es würe ihm besser gehen, meint er....das sieht man ihm zugegeben mittlerweile auch an. Er läßt keinen Stress mehr zu.

Ich bin oft an einem emotionalen Tiefpunkt an dem ich das alles nicht mehr ertragen kann und schmeiße in gedanklich in dem Moment aus meinem Leben.

Wer jetzt fragt wieso ich mir das antue, dem kann ich sagen, dass ich diesen Mann liebe. Eine gesunde Liebe ist das sicher nicht, dass ist mir bewusst und ich weiß auch, dass ich vieles auf die Depression schiebe, sicherlich auch seinen Standard-"ich weiß es nicht"-Satz.
Vielleicht liegt es tatsächlich an der Depression, vielleicht auch nicht. Über Emotionen kann ich derzeit noch nicht mit ihm sprechen.

Heute morgen gab er mir seit Wochen einen Guten Morgenkuss. Mag lapidar sein, für mich in der Situation allerdings nicht.
Ich habe mich innerlich so darüber gefreut und vor lauter Euphorie habe ich ihm das dann später auch per SMS geschrieben.
Seine ernüchternde Antwort war: bitte erwarte momentan nicht zu viel.
Das hatte mir den restlichen Tag dann mehr oder weniger versaut, sowas will man ja nicht hören bzw. lesen.

Es ist ein auf und ab, und ich merke das ich wieder ungeduldig werde und mir meine Zeit manchmal zu wertvoll ist auf etwas zu warten, von dem ich nicht weiß ob es eintrifft. Ich sollte und muss mich zurückziehen, aber ich kann es leider nicht...

Danke für´s lesen.

1

Dein Freund hat eine Depression (wer hat das diagnostiziert, wenn nur einmalig in Behandlung war?) und tut nichts dagegen.
Dann soll er sehen, wo er bleibt. Willst du die ewig verständnisvolle Partnerin mimen?
Er tut nichts dafür, gesund zu werden, willst du das alles auffangen in der Zukunft?
Lass diese Telefoniererei weg und triff dich nicht mit ihm, du machst es ihm zu einfach.
So wie er jetzt ist, könnt ihr keine Beziehung führen, er tut nichts, um das zu ändern, genießt aber wahrscheinlich, dass du immer angerannt kommst und Verständnis hast.
Das ist keine Basis für eine dauerhafte Partnerschaft.

2

Hallo,

das ist noch nicht halbes und nichts ganzes... ich weiss nicht, wie alt Du bist, aber früher habe ich auch oft gedacht, dass es nur den einen Mann gibt. Und man "verschwendet" oft so viel Zeit in Menschen bzw. macht sich falsch Hoffnungen und das blockiert einen. Klar gewinnt man auch viele Erfahrungen, aber man hält sich oft auch zu lange an Problemen auf, die man eigentlich schneller regeln könnte. Das Leben ist zu kurz.

Warum machst du für dich nicht klar, dass ihr nur noch Freunde seit! Das hört sich für mich nach Freundschaft mit eventuellen Plus an... er kann dir das momentan nicht geben, was du vermisst. Vielleicht ändern sich die Dinge noch irgendwann, aber bis dahin, genieße es in vollen Zügen.

Und leb Dein Leben, eine Depression, von wem auch immer diagnostiziert, ist kein Zuckerschlecken und ein einmaliger Besuch beim Arzt klingt für mich auch nicht so überzeugend.

LG
Joana

3

Hallo.

<<<Er macht übrigens keine Therapie. Er war lediglich bei einer Sitzung, es würe ihm besser gehen, meint er....das sieht man ihm zugegeben mittlerweile auch an. Er läßt keinen Stress mehr zu.>>>

Ich meine, eine Therapie deines Freundes sollte in Erwägung gezogen werden. Denn nur durch diese regelmäßigen Gespräche würde er sich besser fühlen. Die Abstände sollten je nach schwere der Depression stattfinden. Vielleicht wäre auch eine stationäre Therapie erstmal wichtig. Und du solltest nicht zu viel erwarten oder eben solche Highlights wie der Guten-Morgen-Kuss nicht zu tief interpretieren. Einfach hinnehmen und innerlich freuen, aber zeigen, dass es dir gefallen hat. Sonst überfällst oder überforderst du ihn wieder mit deinen Erwartungen. Es wird eine harte Zeit, aber die kann geschafft werden. Es müssen aber beide dran arbeiten.

Alles Gute, viel Kraft und gute Nerven.

LG

4

Hallo Du,

das ist eine schwierige Situation für Dich.
Wer nie eine richtige Depression hatte, kann einen Depressiven NICHT verstehen, nicht mal ansatzweise...Dein Freund zeigt auch das klassische Verhalten.

Er kann Dir in dem Zustand nichts geben oder Zusagen/Aussagen machen. In einer akuten Depression ist man quasi "handlungsunfähig" Man sitz da, nimmt andere wahr, aber kann sich null einbringen...es geht einfach nicht.
Der beste Umgang mit einem Depressiven ist der ganz normale Umgang, normale Gespräche, ein Spaziergang etc...KEIN "jetzt reiß Dich mal zusammen" oder "das muss doch jetzt mal besser werden"...das belastet den Mensch noch mehr, weil er nicht aus der Situation raus kann. Alles ganz normal als ob nichts wäre...das hilft am besten.

Was ich allerdings nicht verstehe, dass er nicht zu einer Therapie geht...eine Sitzung ist doch ein Witz, da hätte er auch das Sorgentelefon anrufen können...normalerweise empfiehlt jeder Facharzt für Psychatrie und Nervenheilkunde bei einer diagnostizierten Depression eine Therapie. Kümmern darum muss sich der Patient jedoch selber...aber offensichtlich hat das Dein Freund (noch) nicht kapiert....eventuell bricht er bei nächsten richtigen Stress komplett zusammen. War/ist er krank geschrieben? Bekommt er Serotonin-Wiederaufnehmer?

Du musst für Dich entscheiden, ob Du ihn auf diesem Weg begleiten möchtest, aber dafür brauchst Du als allererstes Verständnis und Zeit. Wenn Dir das zu umständlich ist, dann zieh für Dich den kompletten Schlußstrich.

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Danke für eure Antworten, auch das ihr euch die Mühe gemacht habt das alles durchzulesen.
Wir sind beide Mitte 30, habe ich vergessen zu erwähnen.

Ja das mit der Therapie ist so eine eine Sache. Nach ihm ist er ja "gesund", dass ist auch der Grund weshalb er nicht in Therapie ist. Medikamente nimmt er auch keine.
Nachdem es diagnostiziert wurde, hatte er im Anschluss 14 Tage Urlaub, er war demnach nicht krankgeschrieben und fing danach gleiche wieder normal an zu arbeiten.
Ich habe was das betrifft leider keinen Einfluss darauf, ihm zu helfen ist schwierig.
Klar geht es ihm besser, dass schrieb ich bereits, aber es gibt auchTage, an denen er wieder leicht in dieses alte Muster verfällt, sich eingräbt und leicht grantig wird, allerdings auch nur mir gegenüber, soweit ich das sehe.

Der Gedanke nur eine Freundschaft mit ihm zu geniessen, fällt mir schwer, möchte ich auch nicht. Ich war bis zu dieser sch... Krankheit der felsten Überzeugung, den Mann gefunden zu haben, mit dem ich grau werden möchte.

Heute ist wieder ein doofer Tag, an dem ich nur weinen könnte, es nimmt mich mittlerweile auch psychisch mit, dabei war ich immer so ein lebenslustiger und fröhlicher Mensch. Und an so Tagen frage ich mich, was eigentlich noch alles geschehen muss..
Ich weiß das er mich nicht nur gerne hat, dass sagt er, wenn auch durch die Blume, aber wie lange ich das noch ertragen kann weiß ich nicht.

Es bleibt mir nichts anderes übrig als täglich meine Sanduhr zu drehen, oder dem Ganzen ein Ende zu bereiten.

6

wenn er keine Therapie macht, ziehe einen Schlußstrich.

Warte nicht, bis du selbst kaputt bist.

Ich war vor langer Zeit in einer ähnlichen Situation. Heute tut es mir leid, dass ich viel Zeit verschwendet habe.