Wer hat es getan und kann berichten?

Ich bin mit meinem Partner seit über 20 Jahren zusammen und wir haben gemeinsame Kinder.
Ich fand es damals so toll, dass er so hilfsbereit und zuverlässig war.
Es war für mich ein richtiger „Papaersatz“ auch wenn das doof klingt. Ich hatte eine schwierige Kindheit und daher viele Dinge, die mir als Kind gefehlt haben. Daher habe ich mir einen Partner gesucht, der für mich da ist und mir hilft, usw.
Heute, viele Jahre später, weiß ich, dass das ein großer Fehler war.
Ich hätte erst mal mit mir und meiner Kindheit im Reinen sein müssen.

Ich habe leider mittlerweile ganz andere Erwartungen an meinen Partner. Aber die kann er gar nicht erfüllen, weil er einfach ein anderer Typ ist.
Daher bin ich oft sooo unzufrieden.
Ich denke, ich hätte mir damals viel mehr Zeit lassen und einen Partner suchen sollen, der besser zu mir passt.
Zum Beispiel unser Nähe/ Zärtlichkeit Bedürfnis ist viel zu unterschiedlich.
Ich war jahrelang einfach so dankbar, dass er so nett, ausgeglichen und vernünftig war/ ist.
Da habe ich total ignoriert, dass ich viel mehr Zweisamkeit, Nähe und auch Sex brauche.

Hat es jemand von euch gemacht, eine sehr lange Partnerschaft wegen so etwas beendet?
Einfach gemerkt, dass der Partner eigentlich noch nie richtig gepasst hat und Konsequenzen gezogen?
Wie ist es euch ergangen?
Hat es jemand bereut und als Single doch auf einmal den netten Partner total vermisst?

Das ist meine größte Angst….

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Ich habe es getan.
Dein Text könnte meine Geschichte sein, meine Geschichte geht aber noch 4 Jahre weiter:

Ich wurde mit 3 Jahren von meiner Mutter verlassen, wuchs beim Vater auf. Ich trug Verlassensängste davon und wählte meinen Partner daher nach SEINER Loyalität, nicht weil ich total verliebt war. Ich war 18 Jahre alt und er war mein erster Freund.
Happy wife/ Happy life war sein Motto, er tat all die Jahre alles dafür um mich glücklich zu machen.
Er ist ein Pragmatiker, Leidenschaft ist ein Fremdwort, er ist ehrlich und verlässlich. Ich hatte all die Jahre Stabilität.
Aber genau dadurch, dass ich niemals Wiederstand erfuhr, war er langweilig…und 21 Jahre später traf ich auf den „Traummann“, der mir völlig den Kopf verdrehte.
Ich schmiss alles hin und erlebte ein Jahr Höhenflug mit bis dahin noch nie so gutem und leidenschaftlichen Sex, von ihm selbst geschriebenen lyrischen Gedichten, tiefen Gesprächen bis in die Nacht hinein.
Er präsentierte sich als sehr gebildeter, sich gewählt ausdrückender gut situierter Mann. Anfangs etwas schüchtern, diese Mischung wirkte ebenfalls beeindruckend.
Aber dann bröckelte die Fassade, der Alltag schlich sich auch hier ein.
Wir stritten fürchterlich, weil er mich ständig überging und ich mich wehrte, er wurde immer genervter von mir, wurde verbal statt lyrisch und höflich erschreckend herablassend. Er missachtete meine Bedürfnisse, verlor den Respekt. Es war ab hier ein Kampf…

Heute, vier Jahre später, stecke ich immer noch in diesem Kampf fest, mittlerweile ausgelaugt und zu der bitteren Erkenntnis gelangt, dass ich der Esel war, dem es zu gut ging, aufs Eis ging und ganz schön hart auf dem Boden der Realität landete.

Entscheide selbst, ob ein Jahr Höhenflug die 21 Jahre Verlässlichkeit und Treue wert waren?
Mit meinem Wissen von heute hätte ich meinen Ex nie verlassen sollen.

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Hey du,

vielleicht nicht so lang wie ihr, aber ich hab mich nach 7 Jahren Partnerschaft genau wegen den von dir genannten Gründen getrennt.
Mein Partner war super und ich hab ihn geliebt, weil er einfach immer für mich da war. Oder für andere Menschen. Er ist ein absoluter Geber-Typ, den man überall mit hin nehmen konnte. Für den ich mich nie schämen musste.
Unser Sexleben war relativ schnell nicht mehr existent. Und damit meine ich nicht, dass wir nur einmal im Monat Sex hatten. Wir hatten vielleicht einmal im Jahr Sex und dann hat sichs irgendwie nicht richtig angefühlt.
Für ihn war Sex und Leidenschaft nie wichtig. Ihm wars wichtig, dass wir intellektuelle Gespräche auf Augenhöhe geführt haben.
Nach 3-4 Jahren war ich das erste Mal so weit, dass ich mich trennen wollte, weil ich auf Sex nicht verzichten wollte. Also hat er mir angeboten, dass ich mit anderen Männern Sex haben darf, wenn ich das möchte. Ich hab nicht oft drauf zurückgegriffen, habs nicht drauf angelegt, aber wenn sich die Situation ergeben hat, hab ichs ausgenutzt.
Trotzdem fehlt dann einfach was.

Irgendwann hab ich mir selbst Gedanken drüber gemacht, ob ich mir den Rest meines Lebens so vorstelle. Immerhin wäre unser nächster Schritt Familienplanung gewesen. Letztendlich habe ich mich dann von ihm getrennt. Vielleicht auch ein bisschen mit dem naiven Gedanken, dass wir unsere guten, intellektuellen Gespräche weiterhin führen können. Ist dann letztendlich nichts drauß geworden. Wir verstehen uns super, wir vertrauen uns nach wie vor, aber der Kontakt ist aufgrund unserer Lebensumstände einfach auf das Minimum reduziert.

Ich hab kurz darauf meinen Mann kennengelernt. Es gab Zeiten, da hab ich es wirklich vermisst, dass jemand ohne Widerworte das tut, was ich möchte. Ich musste mich auch erst daran gewöhnen, dass mein Mann manchmal impulsiv ist, keinen Streit scheut und auch einen gesunden Egoismus an den Tag legt. Dafür hat unsere Beziehung mehr Leidenschaft, mehr Liebe und besseren Sex.
Ich wills nicht schön reden.. der "leichtere" Weg für mich wäre sicherlich mein damaliger Partner gewesen.... aber leichter heißt nicht immer, dass der Weg einen auch glücklich macht.

Wie entscheiden sollst, kann ich dir nicht sagen. Ihr habt Kinder und doch nochmal ein gutes Stück mehr Zeit miteinander verbracht. Ein guter Freund von mir hat damals zu mir nur gesagt: "Liebst du ihn, weil er dich glücklich macht oder liebst du ihn, weil ihr gemeinsam glücklich gewesen seid". Darüber hab ich mir lange den Kopf zerbrochen.

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Wow, ein sehr schön Verfasser Text. Besser hätte ich es nicht wiedergeben können, was ich auch erlebt habe.

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Ich denke es ist trotzdem nochmal was anderes wenn man jünger ist ( wahrscheinlich warst du noch unter 30 ) und auch noch kinderlos ist

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Ich weiß nicht, vielleicht kommst du bald in die Wechseljahre und hast keinen Bock mehr auf Sex.

Ich würde so eine Entscheidung nicht übers Knie brechen.

Ich will mir jetzt ein Campingfahrzeug kaufen und mehr unterwegs sein, das kann ich auch, wenn ich verheiratet bin.

Die ganze Ehe über 20 Jahre als Fehler zu bezeichnen, finde ich gewagt.

Such dir lieber ein Hobby, lern neue Leute kennen und verwirkliche dich selber.

Das kannst du auch in einer Ehe, die ansonsten okay ist. Keine Drogen, kein Alkohol, keine Gewalt oder so.

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Ich kann dir keinen Erfahrungsbericht liefern, aber ich stecke in der gleichen Situation. Wir haben eine Eheberatung begonnen. Ich kann deine Gefühle nachvollziehen.

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Was man hat - das weiß man...

Was man bekommt - das weiß man nicht.

Ich hab im Bekannten und Freundeskreis gerade in den letzten 2 Jahren soviel erlebt. Ich könnte einige Bücher darüber schreiben.

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Dies sind auch meine Gedanken. Aber wenn man nicht glücklich ist, wie die TE oder ich, fragt man sich immer was wäre wenn.... dieses Grübeln hat natürlich Auswirkungen auf die bestehende Beziehung.

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Wenn man grübelt, dann hat man zuviel Zeit!

Warum nicht in dieser Zeit Hobbies nachgehen?

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Keine persönliche Erfahrung, aber trotzdem Zweifel...

Du schreibst, dass du erst besser mit dir selbst hättest klar kommen sollen. Aber was ist mit jetzt? Ich glaube, wenn du jetzt gut mit dir klar kommen würdest, könntest du auch damit leben, dass dein Partner nicht so ist, wie du ihn dir jetzt wünschen würdest.

Und in 5 Jahren hast du vielleicht wieder andere Bedürfnisse. Wenn du gut mit dir klar kommst, kannst du dir viele Bedürfnisse auch anders erfüllen. Oder damit leben, dass manches unerfüllt bleibt

Natürlich bist du frei, deinen Partner so oft zu wechseln, wie du möchtest. Aber ich bezweifle stark, dass es dich langfristig glücklich machen wird. Da hab ich zu viel anderes erlebt.

Und ich glaube, es wird mittelfristig immer was geben, was stört. Dann eben, dass er zwar spontan, aber auch unzuverlässig ist. Dass verträumte Menschen die Realität selten anpacken. Dass Künstler kein Geld haben, un nen Urlaub zu finanzieren... Irgendwie ist jeder Mann in der Realität ein Gesamtpaket

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Ich kann diesbezüglich keinen Erfahrungsbericht liefern und es tut mir leid, dass Du in Deiner Ehe kein Glück gefunden hast. Aber ihr habt gemeinsame Kinder. Dein Partner wird auf eine Trennung wahrscheinlich nicht freundlich und positiv reagieren. Hast Du schon mal an eine Paartherapie gedacht?

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Vielen lieben Dank schon mal an Alle für eure Beiträge und Erfahrungen!

Ja, ich müsste noch viel aufarbeiten und das werde ich jetzt auch endlich mal in Angriff nehmen.

Aber ich wäre auch sehr offen für eine Paartherapie/ -beratung, allerdings ist mein Mann da leider überhaupt nicht motiviert.

Aber ich merke, dass sich dringend etwas ändern muss….

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Ich habe mich nach 20 Jahren getrennt, weil ich mich verliebt habe .In einen Mann, der einfach passt , es hat einfach gefunkt und ich wusste ich muss das versuchen mit ihm
Für meinen Ex ein Schock ohne Vorwarnung verlassen zu werden, er konnte es nicht kommen sehen, das muss sehr hart gewesen sein. Mir war von Anfang an klar, dass einige Dinge mit meinem Ex nicht so gut passen aber mir waren damals andere Eigenschaften wichtiger.
Meine Bedürfnisse haben sich im Laufe der Jahre verändert bzw sind andere mehr in den Vordergrund gerückt die immer schon da waren aber nicht so deutlich.
Mein Ex konnte diese nicht erfüllen, das war nicht sein Fehler, aber eine Trennung die einzig richtige Konsequenz. Mit 20 war mir auch Sicherheit, Stabilität, Ruhe, Zuverlässigkeit usw wichtig, mit 40 eher gemeinsame Interessen, und ein ähnliches Bedürfnis nach Nähe und sexuelle Kompatibilität. Mit 20 war mir Sex nicht so wichtig, also mir war auch nicht klar was ich brauche, daher hab ich da nicht so drauf geschaut.
Mein jetziger Mann ist absolut toll....Es passt sehr gut, er gibt mir was ich brauche, es harmoniert, wir können viel besser intensiv miteinander reden, es ist eine natürliche Verbundenheit ohne ständige Diskussionen und Verhandlungen. Seit 8 Jahren lebe ich mit ihm..Ich möchte nicht drüber nachdenken wenn ich diese Erfahrung aus Angst vor der Veränderung nicht gemacht hätte und heute immer noch in der vorherigen Beziehung wäre.
Es war absolut die richtige Entscheidung die Beziehung zu meinem Ex zu beenden.
Sonst hätte ich niemals das erfahren was ich jetzt erlebe, eine ganz andere Beziehung Erfahrung.
Es hat mich sehr bereichert und glücklich gemacht den Mut gehabt zu haben zu gehen, trotz drei Kindern und den ganzen Schwierigkeiten die eine Trennung mit sich bringt.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ob das Deine 3 Kinder auch so sehen?

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Dann kann man dir ja nur wünschen, dass dein Traummann nicht auch irgendwann feststellt, dass er noch andere Bedürfnisse hat, die du leider nicht erfüllen kannst.

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Mein Limus test wäre die Frage "bin ich als Single glücklicher als ohne ihn" und wenn die Antwort ja ist, dann sollte man über eine Trennung nachdenken.

Nicht sinnvoll finde ich die Idee "mit einem Mann, der so und so wäre,mit dem wäre ich glücklicher", weil ehrlich gesagt hast du keine Ahnung ob du den findest.

Für mich muss die Beziehung immer einen Mehrwert im Vergleich zum Single sein haben und solange der da ist würde ich nicht das grünere Gras suchen gehen.

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Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner.... letzte Woche erst noch den Film gesehen. Sehr zu empfehlen 😉