Schlechte Gefühle- Vorbild für die Kinder

Ich bin mit meinem Mann in eine komische Beziehung gerutscht. Wir waren viele Jahre sehr glücklich. Gut ich bin immer schon impulsiv und muss meine Gefühle rauslassen. Und die waren oft auch negativ, weil ich mich mit Arbeit und Kindern überlastet gefühlt habe und oft genervt war. Mein Mann ist zwar beruflich sehr erfolgreich, in der Familie hat er sehr vieles mir überlassen. Dagegen hab ich irgendwann angefangen mich zu wehren. Früher war ich sehr aufmerksam zu ihm, leider kam da nie was zurück, er ist auch nicht fürsorglich, außer man weist ihn daraufhin, dann aber auch nicht länger. Trotzdem denke ich nicht an Trennung. Unser wenig liebevoller Umgang liegt auch an mir. Ich habe mich sehr verändert mit den (Wechsel-)Jahren, mag nur noch selten Berührungen. Von außen bin ich wahrscheinlich ziemlich kalt ihm gegenüber, innerlich bin ich traurig. Aber ich kann nicht anders. Ich bin weitgehend ohne Vater aufgewachsen, vielleicht liegt es auch daran,?
Nun habe ich fast erwachsene Kinder und ich mache mir Sorgen, welches Bild sie von einer Ehe mit ins Leben nehmen. Ich denke sowas wie Streit, Überlastung der Mutter, wenig sichtbare Liebe, aber doch zusammenbleiben, vieles trotzdem gemeinsam machen.
Ich tue mich so schwer, das zu beschreiben. Ich bin innerlich unglücklich, aber das liegt gar nicht so sehr an meinem Mann, an dem lasse ich es vielleicht manchmal aus. Also damit meine ich, dass ich vielleicht heftiger auf Dinge reagiere, die von seiner Seite nicht gut laufen. Wir haben ein krasses Ungleichgewicht was unser Fühlen angeht. Ich bin ein sehr empathischer Mensch, er total verkopft. Ich hinterfrage wie es dem anderen geht, gebe sehr viel und von ihm kommt da wenig. Ich stelle mich selbst oft in Frage, sowas kennt er nicht. Ich fühle mich total verantwortlich für alles, auch das kommt bei ihm nicht vor. Und wie oben erwähnt habe ich wirklich oft richtig auf den Tisch gehauen und es anders eingefordert. Es ist besser geworden, das schon. Aber ich bin irgendwie abgestumpft und nicht mehr bereit, meine Aufmerksamkeit so arg in ihn zu investieren, obwohl ich schon mit ihm zusammenbleiben will. Es hat einfach viel mit der ungleichen Belastung zu tun. Er ist beruflich unter der Woche kaum greifbar, ich arbeite zwar Vollzeit, kann mir das aber sehr gut einteilen und bin dadurch fast immer Zuhause gewesen, wenn die Kinder da waren. Ich bin auch sehr viel praktischer veranlagt als mein Mann. Der ist so umständlich bei allem, dass einen das Zuschauen schon nervös macht. Und wenn er mal was macht, braucht er immer einen Helfer, der die Leiter hält, das Werkzeug reicht usw, so nervig und unselbständig. Man könnte meinen er ist total unselbständig, aber das ist er nur bei den alltäglichen Dingen. Mittlerweile macht er schon viele "einfache" Sachen hier am Wochenende. Wäsche waschen, Geschirrspüler, Rasen mähen, Hecken schneiden, sowas halt. Was er super im Griff hat ist sein Job und unsere Finanzen. Er hat da ein richtig gutes Händchen. Insgesamt sind wir wohl ganz enorm gegensätzlich.

Versteht man irgendwie was ich erklären will?
Wer ist denn auch mit Eltern, die sich schon lieben, aber auch streiten und zueinander nicht so lieb sind, aufgewachsen. Was macht das mit Kindern?

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Ich bin so aufgewachsen. Für mich war es immer ein großes Rätsel....wie die beiden sich überhaupt in einander verlieben konnten, warum sie sich nicht scheiden ließen und wie sie es geschafft hatten, sich nicht gegenseitig umzubringen.

Für mich passten die beiden überhaupt nicht zusammen, das keine Scheidung folgte war aus meiner Sicht nur ein festhalten an alten Rollenbildern.
Die Fragen die ich später stellte, mit denen konnten beide nichts anfangen. Sie selber haben ihre Ehe immer als gut beschrieben, absolut nicht greifbar für mich.

Tja, dann war irgendwann klar, das meine Mutter bald sterben wird. Ich habe die Sterbebegleitung zu Hause gemacht. Und die Zeit warf ein völlig anderes Bild meiner Eltern in den Raum. Glaub mir auch eine sterbende Person kann ihren Partner noch deftig anzicken, also alles wie gewohnt. Aber dazwischen gab es unzählige kleine Details, Momente und Gesten, die mir so extrem deutlich gemacht haben, welche Vertrautheit und enge Verbundenheit zwischen den beiden nach fast 50 jahren Ehe vorhanden war. Für meinen Vater war ein Leben ohne seine Motzkuh unvorstellbar und ich schämte mich dafür, das ich zwischendurch dachte, das er dnan ja noch ein paar schöne, ruhige Jahre als Witwer haben würde. Ich hatte mich all die Jahre in meinen Eltern so sehr getäuscht udn mich nur auf das, was nach Außen kam, konzentriert, das ich diese Verbundenheit überhaupt nicht wahrnehmen konnte.

Das, was ich ihnen im Nachgang etwas vorwerfe, das sie mit mir nie darüber gesprochen haben....ja, im Alltag haben sie sich gegenseitig in den Wahnsinn getrieben, aber ganz tief innen war da so viel. Aber ich bin mir gar nicht mal sicher, ob sie sich überhaupt klar waren, wie sie nach Außen wirkten.

Ja, meine Mutter war eine Motzkuh, mein Vater ein ganz ruhiger Vertreter....der ihr nie die Grenzen aufzeigte. Ja, es hat was mit mir gemacht, ich habe immer für meinen Vater Partei ergriffen....das hätte nicht sein müssen.

Ich rate dir also dringend, sprecht mit euren erwachsenen Kindern über euch. Ach, das geht schon früher. Zeigt ihnen die kleinen Details, die euch verbinden....sofern sie bei euch noch vorhanden sind. Denn sind die gar nicht mehr vorhanden, dann mahct auch die Ehe keinen Sinn mehr.

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Meine Eltern waren auch kein harmonisches Paar. Sie waren generell eher von der lauten Sorte und wenns dann zum Streit kam...
Sie haben sich bemüht nicht vor mir zu streiten aber man bekommts trotzdem mit.

Meine Eltern sind nach wie vor zusammen.
Mir wars als Kind immer zu laut und ich hab mir einen Partner gesucht der ausgeglichen ist und mit dem ich eine harmonische Beziehung führe. Seit 7 Jahren.

Vielleicht tut es dir gut dich mehr auf dich selber zu konzentrieren, Achtsamkeit und Abgrenzung zu trainieren und mehr auf dich zu schauen, statt auf alle anderen.
Das kann sich auch positiv auf die Beziehung auswirken.

Alles Gute und gönn dir Zeit für dich

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Die Beziehung meiner Eltern war definitiv kein Vorbild im guten Sinn: kein guter Umgang mit unterschiedlichen Meinungen, viel Abwertung, viel Streit. Sich mal liebevoll in den Arm nehmen? Nie gesehen! Sich nahe sein wollen, sich austauschen, für einander da sein? Puh, wird auch schwierig. Viel unterschwellige Aggression? Aber hallo!
Ich wusste immer irgendwo: so nicht! Lieber allein anstatt so!
Ich lebe seit ich 25 bin in meiner jetzigen Beziehung. Das sind dann mittlerweile über 20 Jahre und es lässt sich genauso immer noch bestätigen: unsere Beziehung ist ganz weit weg von dem wie ich meine Eltern bis heute erlebe. Wir leben viel Wertschätzung, wir sind uns sehr nah, wir reden viel miteinander, wir sind füreinander da und unterstützen uns gegenseitig.
Meine Mutter meinte mal als wir ne schlimme Situation zusammen hatten, dass sie merkte, wie erschüttert ich war und nur meine Hand leicht in Richtung meines Partners streckte. Und er griff direkt zu und hielt mich fest. Sie fand das so bemerkenswert und schön, weil es das zwischen meinen Eltern nicht gab … man muss nicht automatisch leben, was man vorgelebt bekommt.

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"man muss nicht automatisch leben, was man vorgelebt bekommt."

Da stimme ich dir zu. Allerdings ist es auch ganz unterschiedlich von Kind zu Kind.
Wir sind zwei Geschwister, unsere Eltern haben auch oft gestritten, meine Mutter wollte sich trennen aber hat sie letztendlich nicht. Ich als ältere Schwester habe versucht, meiner jüngeren Schwester ein Halt zu sein (wobei ich auch eins gebraucht hätte). Oft habe ich mir gewünscht, dass sie sich doch endlich mal trennen. Daher verstehe ich Eltern nicht, die ihre Ehe erzwingen und zu "Liebe der Kinder" zusammenbleiben. Man tut den Kindern eben kein Gefallen. Ich bin dann mit 19/20 ausgezogen zum studieren, das war sozusagen meine Flucht. Habe mich mit anderen Sachen beschäftigt, mit der Arbeit mit mir selbst. Ich wusste, wie ich es nicht haben wollte und habe immer wieder versucht auch mich selbst zu reflektieren und an mir zu arbeiten. Seit zwei Jahren bin ich verheiratet, unsere Beziehung ist einfach ganz anders, harmonisch und auf Augenhöhe. Meine Schwester konnte mit der ganzen Situation allerdings GAR NICHT umgehen, sie wurde richtig unglücklich, aggressiv und laut. Wollte nicht mehr zuhören und hat unhöflich reagiert. Mittlerweile ist sie Mitte 20 und leidet immer noch an den Folgen. In meiner Umgebung kenne ich mind. zwei Frauen, die auch aufgrund von Kindern sich nicht trennen. Die Kinder tun mir leid.
Ich sage ja immer: eine glückliche Mutter = glückliche Kinder.

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Ich trenne mich nicht, aber das hat mit den Kindern nichts zu tun. Es ist eher so, dass ich innen drin weiß, dass ich auch Anteil an der Situation habe, zB durch meinen psychischen Zustand im Zuge der Wechseljahre. Es kann ja nicht alles falsch sein, wenn man viele Jahre glücklich war. Ich arbeite da auch dran.

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Ich bin mit einer schwierigen Mutter (immer unzufrieden, perfektionistisch) aufgewachsen und einem liebevollen, passiven Vater. Hatte nicht den Eindruck dass es eine gute Ehe ist. Es gab oft Streit, ich hätte mir manchmal eine Trennung gewünscht.
Ich wollte es besser machen.
Aber nach 20Jahren Beziehung muss ich mir eingestehen, dass meine Ehe ziemlich genauso läuft....
Mein Tipp: rede bei Gelegenheit ehrlich mit deinen Kindern, auch, bzw. vor allem über deine Schwächen. Dann können sie die Entwicklung besser verstehen, bzw. ihre eigenen "Charakterschwächen" besser kontrollieren.

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Ich habe das mal in nem anderen Thread geschrieben, ich finde das trifft es ganz gut:

"Ich kann da ja mal aus dem Nähkästchen plaudern. Meine Eltern haben auch eine richtig beschissene Ehe geführt und sind natürlich wegen uns Kindern zusammen geblieben.
Wir Kinder waren viel zu oft hilflos und weinend bei den vielen Ehestreitigkeiten unserer Eltern dazwischen. Ich will und kann gar nicht beschreiben was wir Kinder da so alles mit erleben mussten. Ich erinnere mich noch, dass ich Angst vor Sonntagen hatte. Da ist das dann sehr oft richtig eskaliert. Manchmal haben sich unsere Eltern auch schonmal ne ganze Nacht durchgestritten. Das mussten wir alles mit anhören, so laut wie es da zuging. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Kam auch schonmal vor dass wir Kinder auch Prügel bezogen. Meine Schwester und ich hatten keine schöne Kindheit. Je älter ich werde desto klarer wird mir das. Und in dunklen Momenten denke ich manchmal immer noch daran. Sowas prägt. Bin jetzt 49. Ich habe aus meinen Kindheitserfahrungen gelernt, dass ich niemals so sein will wie meine Eltern. Das ist mir auch gelungen glaube ich:
-Wenn ich eine Meinungsverschiedenheit mit meiner Frau habe, dann diskutieren wir darüber und schreien uns nicht an oder ich bekomme einen Wutausbruch. In den 29 Jahren seit dem ich meine Frau kenne habe ich auch noch keine Wut ihr gegenüber verspürt.
-Wir ziehen unsere Tochter mit Liebe und Verständnis und ohne Gewalt auf, weder physisch noch psychisch
-Ich gehe nicht fremd

Meinen Eltern habe ich verziehen. Aber wie heißt es so schön: Vergessen werde ich das nie.

Ich halte meine Eltern nach wie vor nicht für schlechte Menschen. Sie passten einfach nicht zusammen und sie waren einfach zu dumm die richtigen Entscheidungen zu treffen."

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Das verstehe ich und wenn es bei uns so wäre, wie Du schilderst, dann würde ich niemals an der Beziehung festhalten. Nur kann ich wenig Liebe zeigen, und fühle mich oft übersehen. Ich bin impulsiv, aber auch gesprächsbereit und wir streiten nie tage- oder nächtelang. Die Kraft hätte ich gar nicht und ich bin extrem harmoniebedürftig. Ich war früher extrem belastbar und immer lustig und von daher ist die Veränderung auch für meinen Mann extrem, denke ich.

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Was ich so gar nicht herauslesen kann, liebst du ihn denn noch wirklich? Genießt du seine Nähe, auch körperlich?
Wollt ihr beide an eurer Beziehung arbeiten, so dass sie wieder schön, liebevoll, zugewandt und erfüllend wird?
Die Wechseljahre als Begründung halte ich eher für eine Ausrede. Man wird dadurch nicht kalt zum Partner. Es kann natürlich auch negative Auswirkungen geben, aber dann geht man zum Arzt oder Hormonsprechstunde sucht nach Lösungen.

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Ich bin weitgehend ohne Vater aufgewachsen, vielleicht liegt es auch daran,?

Wieso soll das schuld sein, dass Du keine Gefühle mehr für Deinen Partner hast? Lieber garkeinen Vater als dauerstreitende Eltern.
Erschließt sich mir der Zusammenhang nicht - und immer nur nach Schuldigen aus der Kinderzeit suchen, ist leider auch absolut nicht zielführend.
Die Ehe meiner Eltern war als Vorbild eine Vollkatastrophe. Herrische egoistische Mutter, viiiel zu gutmütiger Vater. Ich war noch keine 15, bat ich meinen Vater schon, sich endlich scheiden zu lassen, ich würde gerne auch den ganzen Haushalt machen. Tat er nicht, starb lieber schon mit 58 an Magengeschwüren.

Trotz allem führte ich selber 35 Jahre eine Ehe, die zumindest meiner Tochter als Vorbild diente, wie sie selber schon sagte. Um Gotteswillen nicht perfekt dauerharmonisch, es flogen auch oft genug die Fetzen, aber man konnte immer über alles reden und dann war es eben vorbei. Niemals hätte ich z.B. ewig stur in was herumgebohrt, alles in Frage gestellt o.ä.
NUR wegen der Kinder zusammenbleiben, wäre nie in Frage gekommen, da wäre mir mein eigenes Leben zu schade dafür gewesen.
LG Moni