Im Streit schlafen gehen

Ich kann einfach nicht im Streit schlafen gehen. Egal wie sauer, ich ertrage es nicht, wenn wir es nicht zeitig klären. Inkl Versöhnung oder kurzer Bestätigung „wir lieben uns noch, bleiben zusammen, auch wenn wir jetzt noch sauer sind“. Ich weiß, diese bestätigung, dass wir zusammen bleiben , trotz Streit ist nicht gesund. Und auch nicht normal. Ich habe diese verlustangst aus meiner Kindheit. Arbeite dran. Bin in Therapie, finde dort aber keinen Ansatz mit dem ich arbeiten kann. Liege heilend im Bett mit einem Mann im Kinderzimmer, der irgendwann morgen Abend wieder mit mir reden will.
Ich kann aber keinen Alltag mit ihm so haben. Mit zwei Kleinkindern. Wenn er im gleichen Raum ist, und mit den Kindern redet, werde ich sofort wütend, wenn wir immer noch im Streit sind und uns nicht abschließend versöhnt haben.
Wie zur Hölle soll i v lernen damit umzugehen. Wenn er noch Zeit bräucht? Denn ich kann es nicht und dann kommt es immer weiter zu. Streit.
Seine Mutter macht sowas mit ihrem Partner auch mal. Spricht ein paar Tage nicht mit ihm. Für mich ist sowas unerträglich udn würde zum Streit und aufreiben bis hin zur Scheidung führen. Drastisch? jA. Aber so fühle ich udn so wenig kann ich das ertragen. Ist das noch normal? Hilfe :(

Bearbeitet von HilfeVerzweifelt
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Ich finde es grundsätzlich nicht erstrebenswert, im Streit schlafen zu gehen. Wir versuchen es immer so weit runterzukühlen, dass man halbwegs versöhnt einschläft - das Ausdiskutieren eben auf den nächsten Tag verschiebt, denn Streit am späten Abend kann man eh vergessen. Es hat nichts mit Verlustangst zu tun, wenn man sich trotz aller Wut irgendwie noch minimal zeigen kann, dass man sich liebt und das klären wird. Meine Schwiegermutter sagt immer: "Lasst die Sonne über keinem Streit untergehen", und mein Mann praktiziert das schon immer so. Auch mit seinen beiden besten Freunden oder Geschwistern. Wenn es da mal knallt, was selten vorkommt, schicken sie sich tatsächlich abends noch eine WhatsApp Richtung "Ich könnte dich gerade verprügeln, als wären wir wieder 12, aber ich mag dich trotzdem, du Idiot." Fand ich anfangs irgendwie unnötig, weil ich mir dachte "Was macht es für einen Unterschied, wenn wir eben mal eine Nacht wütend aufeinander einschlafen", aber vom Gefühl her ist es eben doch was anderes.

Deswegen mal überlegen - in einem guten Moment -, ob man sich darauf einigt, Streit bewusst zu unterbrechen und sich abends noch was Nettes zu sagen. Vieles schaukelt sich ja auch hoch, am nächsten Tag hat sich einiges schon relativiert. Und man schläft deutlich besser ohne Hass im Bauch ;-)

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Mir geht es genauso, dass ich Konflikte gerne schnell kläre und vor dem schlafen gehen zumindest einen Ansatz von Versöhnung brauche, auch wenn vielleicht noch nicht alles abschließend geklärt ist. Manchmal habe ich sogar schon Streit provoziert, wenn schon den ganzen Abend so eine diffus schlechte Stimmung herrscht in der ich nicht ins Bett gehen kann - lieber schaukelt es sich jetzt noch hoch inklusive einer kurzen Versöhnung, als das schlechte Gefühl so vor sich hin schwelen zu lassen.

Dass manche Paare sich tagelang anschweigen bzw eine Aussprache verschieben können, ist mir persönlich daher auch ein Rätsel. Zum Glück tickt mein Mann relativ ähnlich und ist schnell für Klärung offen. Einen guten Tipp habe ich demnach leider nicht für dich, du bist jedenfalls nicht alleine mit dem Gefühl.

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Hallo Hilfe/Verzweifelt,

Ich will nicht näher auf die beste aller Lösungen eingehen, nämlich nicht im ehelichen Streit schlafen gehen zu müssen, wie sie auf der Hand liegt und die dir und hoffentlich auch deinem Mann selbst bewusst ist.

Du leidest so sehr unter deiner Verlustangst und deiner Harmoniebedürftigkeit, dass du eine Therapie deswegen begonnen hast, die aber nicht so richtig greift. Das bedeutet, du empfindest deine überschießenden emotionalen Reaktionen im Streit - ich nehme an, es handelt sich um eher alltägliche Streitthemen in einer jungen Familie - als krankhaft.

Wie könntest du dir etwas Linderung verschaffen, wenn du trotz alledem wieder einmal für dich unerträglich unversöhnt mit deinem Mann bist oder gar heulend im Bett liegst?

Mir helfen in solchen emotionalen Akut- und Belastungssituationen einfache Meditationstechniken insbesondere Mantrameditationen. Damit kann ich meine störenden und belastenden Gefühle und Gedanken zurückdrängen. Die Meditation wirkt auch noch nach ihrem Ende nach.
Neben Mantramediation (ich praktiziere eine christliche Variante) sind auch Atemmeditationen einfach und schnell zu erlernen und wirken nach meiner Erfahrung ebenfalls gut.

Diese simplen Meditationstechniken erfordern natürlich etwas Übung. Sie müssen geübt werden, wenn man sich gerade NICHT in einer Akutphase befindet. Er in einer akuten inneren Krise damit zu beginnen, hat mir keine Erleichterung verschafft.

Was die Techniken einer Psychotherapie anbelangt, so denke ich, braucht das Lernen und Gefühlsveränderungen und das "Verlernen" von schädlichen Verhaltensmustern doch eine geraume Zeit und viel Übung und Reflexion. Mit dem reinen Besuch der Therapiesitzungen ist es nicht getan.

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Den anderen Tagelang durch schweigen zu strafen ist emotionaler Missbrauch.
Aber anscheinend bist du es aus deiner Kindheit so gewohnt den Fehler bei dir zu suchen anstatt darüber nachzudenken was bei deinem Partner eigentlich falsch läuft.
Mein Exfreund war auch so. Hat dann tagelang nicht mit mir geredet. In der Zeit habe ich unendlich viel geweint.
Ich war es aber aus meiner Kindheit auch gewohnt dass meine Bedürfnisse eh nichts zählen. Ein Teufelskreis den ich auch nur mit viel Therapie durchbrechen konnte. (Mehrere Monate stationär). Weil man auf das vertraute geprägt ist.
Jetzt bin ich glücklich mit jemandem der so ist wie ich was das angeht. Streit gibts eh kaum, und wenn wird es direkt geklärt und im Bett wieder gekuschelt.