Polyamorie/Beziehung - Eure Einschätzung

Hallo liebes Forum,
bin durch eine Suchmaschine auf dieses Forum aufmerksam geworden und das was ich bislang so gelesen habe scheint aktuell und hilfreich zu sein.
Meine Frau und ich (seit Mitte 2018 zusammen; seit Mitte 2023 verheiratet) haben uns letztes Jahr entschlossen die Polyamorie zu versuchen, weil wir auch außerhalb unserer Beziehung Leute kennenlernen möchten und offen für Neues sind. Eine von wenigen Regeln war "Keine Freunde/innen und Kollegen/innen". Wir haben uns vorher auch schon mit anderen Paaren getroffen und meine Frau hatte auch längere Zeit eine Spielbeziehung im Rahmen BDSM mit einem Mann und eine kürzere Beziehung mit einer Frau. Des Weiteren hatte meine Frau auch Kontakt zu einer anderen Frau (dort waren auch Gefühle im Spiel) was aber auf Grund der Entfernung nichts geworden ist. Im Spätsommer letztes Jahr hatten wir beide jeweils einen Partner(sie) und eine Partnerin(ich) gefunden. Beide sind Single und monogam, konnten sich aber damit arrangieren. Alles lief sehr gut. Wir haben immer viel über alles geredet. Wobei ich eher selten Details wissen wollte, weil ich eine sehr rege Fantasie habe und mir ungerne vorstelle wie ein Mann mit meiner Frau schläft, wenn ich nicht dabei bin. Meine Frau ist da anders und möchte immer alles wissen. Ende des Jahres wurden beide Beziehungen allerdings kompliziert.
Meine Sekundärpartnerin leidet an Borderline und für sie war Nähe zwar wichtig aber Sex absolut kein Thema. Weil das irgendwann zu einem großen Thema zwischen und wurde, haben wir uns Anfang des Jahres freundschaftlich getrennt und alles ist gut zwischen uns. Bei meiner Frau und ihrem Sekundärpartner gab es in der Weihnachtszeit einen "Abend", der für meine Frau die Gefühle und die Beziehung zu ihm quasi beendet hat. Ich kann euch nicht sagen, ob sie noch mit ihm zusammen ist. Er hatte etwas zu viel getrunken und das hat bei meiner Frau irgendwie einen "Knacks" hinterlassen, wie sie sagte.
Jetzt möchte ich aber zu dem eigentlichen Thema kommen. Meine Frau hat auf der Weihnachtsfeier ihrer Firma noch vor Weihnachten mit einem direkten und viel jüngeren Kollegen (Azubi) geknutscht. Sie hatte mir davon berichtet und alles war gut. Kann ja mal passieren. An dem besagten "Abend" (siehe oben) hatte sie ihn dann bei einer Party, auf der sie mit ihrem Sekundärpartner war, nochmal geküsst. Sie hatte es mir wieder berichtet. Ich war leicht sauer und ihr gesagt, dass das nicht geht. Sie hatte das im ersten Moment auch eingesehen.
Am 31.12. eröffnete sie mir dann bei den Vorbereitungen auf Silvesterabend, dass sie ihren Kollegen gerne treffen wollen würde und ihn kennenlernen möchte. Es folgten viele Tage und Wochen des Streits, der Diskussion, Vorwürfe und Anschuldigungen. Sie habe sich in ihn verleibt, weil er ihr das gebe, was ich und ihr Sekundärpartner ihr nicht geben können momentan. Ich war eifersüchtig und wütend. Ich möchte mir eine Beziehung zwischen den beiden nicht vorstellen. Die Vereinbarung "Keine Freunde/innen und Kollegen/innen" brauchte ich gar nicht erst ansprechen, weil mir vorgeworfen wurde ich setze Mauern und würde sie einsperren. In meiner Not habe ich gesagt gehabt, dass ich mich so lange von ihr trenne bis diese Beziehung zu ihrem Kollegen wieder beendet. Dazu muss ich erwähnen, dass sie mir im Sommer letzten Jahres den Umgang mit einer ihrer Freundinnen (sie ist vergeben aber darf mit anderen Männern Sex haben) verboten hat, weil diese mich näher kennerlernen wollte und evtl. Interesse an einer Freundschaft+ gehabt hätte. Die Freundschaft zwischen ihr und meiner Frau ist seitdem auch beendet.
Erschwerend kommt hinzu, dass meine Frau mit 30 gerade in einem Alter ist, wo viele ihrer Freundinnen Kinder bekommen und spontane Treffen kaum noch möglich sind. Sie fühlt zusätzlich sich jetzt von mir eingesperrt und eingeengt, weil ich momentan keine Sekundärpartnerin habe und mehr Zeit mit ihr verbringen möchte. Und aus diesem Grund hat sie auch gerade den Drang viel Zeit mit jüngeren Kollegen/innen verbringen zu wollen.
Die Verliebtheit zu ihrem Kollegen will sie mir zu liebe unterdrücken, möchte ihn aber auf freundschaftlicher Basis weiter kennenlernen im privaten Umfeld, was für mich nicht einfach aber okay ist. Er weiß aber mittlerweile davon und könnte sich eine Beziehung mit ihr auch vorstellen, weil er meine Frau mag. Beim letzten Treffen der beiden, von dem ich aber wusste und mir meine Frau hinterher erzählt hat, haben sie sich auch wieder geküsst. Das war aber bevor meine Frau mir gesagt hat, dass sie die Beziehung zu ihm wegen mir doch nicht suchen wird.
Entschuldigt die lange Einleitung aber mich würde interessieren was ihr davon haltet, insbesondere die Thematik mit ihrem Kollegen.
Ich habe das Gefühl, dass bei meiner Frau gerade viel zusammen komm und vielleicht auch ich nicht alles richtig mache.

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Jetzt weiß ich wieder, warum ich von diesem Poly absolut nichts halte... viel zu viel Drama und Stress.

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Hi,

also ihr habt die Regel. Keine Kollegen/innen /Freunde/innnen

Du bist aber sauer, weil sie dir mal das Treffen mit einer ihrer Freundinnen verboten hat, die Interesse an dir und an mehr hatte, obwohl das ja gegen die Regel verstoßen hätte.

Jetzt hat sie einen Kollegen, verstößt damit auch gegen die Regeln und ist jetzt sauer, weil du das nicht willst.

Puh, ihr lest euch beide etwas unreif was das angeht um ehrlich zu sein.

Grundsätzlich sind Regeln ja etwas, das wandelbar ist und neu verhandelt werden kann. Aber natürlich sollten dann auch beide einverstanden sein und müsst eben viel darüber reden.

Du bist offensichtlich nicht ganz so offen, wie du es selbst denkst, wenn dich der Gedanke eifersüchtig macht, dass dein Frau mit anderen Männern schläft und du das lieber ausblenden möchtest. Das wird denke ich auch das Problem beim Kollegen sein, weil du dir im Kopf da zuviel ausmalst, was da alles während der Arbeit passieren könnte.

Deine Frau hat offensichtlich gar keine Problem damit und daher kann sie sich auch von dir alles anhören. Sie ist wirklich offen für das Konzept und reagiert natürlich dann empfindlich, wenn du versuchst ihr Grenzen zu sezten, wobei das in dem Fall in Ordnung ist, weil es ja gegen die Regel verstößt, die ihr zusammen festgelegt habt.

Du solltest dir nochmal überlegen, ob das für dich wirklich so ganz ok ist, denn im Ende, wenn du keine Partnerin hast, ist das dann dein Problem und du kannst dann nicht erwarten, dass sich deine Frau einschränkt und weniger ihre Libido auslebt, wie sie es gerne möchte, nur damit du mehr Sex bekommst. Es ist deine Sache, dir dann dafür wieder eine Partnerin zu suchen.

Setzt euch zusammen und redet ganz offen darüber, werde dir davor nur klar, ob du das Konstrukt so wie es aktuell ist noch weiterleben möchtest und was dir wirklich wichtig dabei ist.

Solche Lebensentwürfe scheitern oft, weil ein Partner dann doch andere Erwartungen hat oder Vorstellungen. Man verändert sich ja auch mit den Jahren. Deswegen ist Kommunikation hier wohl das Wichtigste.

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Das hast du sehr konstruktiv geschrieben, toll😊

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Hallo Thalsche,
vielen Dank für deine Antwort. Es kommt mir vor als würdest du mich kennen. :-)
Meine Frau ist offener und toleranter diesbezüglich und hat damit kaum Probleme (außer die Geschichte mit ihrer ehem. Freundin). Ich bin sehr verkopft und male mir immer gleich die wildesten Szenarien aus, was sie mit wem macht. Das verschlimmert sich natürlich, wenn sie unterwegs ist und ich zu Hause sitze. Dann muss man sich halt Ablenkung für solche Momente schaffen.
Sie legt ihren Fokus halt nicht so sehr auf den Sex, sondern eher darauf andere Menschen lieben zu dürfen. Frühere feste Partner hat sie immer dann verlassen, sobald diese ihr die Freiheit genommen haben. Das tue ich ja gerade wahrscheinlich unbewusst, indem ich versuche mehr Zeit mit ihr zu haben. Damit sie mir das gibt was ich mit meiner bisherigen Sekundärpartnerin halt nicht hatte.
Eine Trennung kommt nicht in Frage. Dafür leiben wir uns zu sehr. Und ich werde keine Ehe und ein Haus wegen sowas wegwerfen, wie einen Gegenstand, den man nicht mehr braucht. Sie sagt mir auch immer wieder, dass sie mich liebt, dass ich ihr Anker und ihre Zuflucht bin. Und sie würde mich für niemand anderen verlassen.
Wir sind momentan so verblieben, dass sie natürlich mit ihren jüngeren Kollegen/innen(Freunden) Zeit verbringen kann und ich habe ihr auch gesagt, dass sie gucken soll, ob eine reine Freundschaft zwischen ihr und dem speziellen Kollegen möglich ist.
Man wird sehen, ob bzw. wie das auf Dauer funktionieren wird. Das Wichtigste ist, dass man am Ende des Tages wieder zueinander findet und sich trotzdem liebt.
Das Thema "Keine Kollegen/innen und Freunde/innen" werde ich in absehbarer Zeit nicht ansprechen, weil der Name der anderen Person verboten ist und es wahrscheinlich eskaliert, wenn ich ihn in den Mund nehme.
Ich hoffe, dass es momentan einfach eine schwierige Zeit ist und viele einzelne Themen sich zu einem großen addiert haben.

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Hallo,

also auf mich wirkt das alles derart stressig, dass mir jede Lust flöten gehen würde. Jeder mit jedem und Regeln spielen je nach Bedarf dann auch keine Rolle mehr. Ich finds nur anstrengend und sehe mich im klassischen Modell der Monogamie bestätigt.

Ich glaube, ihr beide müsst euch darüber im Klaren werden, was ihr wirklich wollt und von einer (sexuellen) Beziehung erwartet. Auf mich wirkt es aktuell so, als würde deine Frau sich irgendwie ausprobieren wollen und eine Partnerschaft, egal in welcher Form, hat da keinen Platz (mehr).

Kommunikation ist das A und O! Ohne ehrliche und aufrichtige Gespräche über Wünsche/Träume/Hoffnungen/Grenzen können sämtliche Beziehungsformen nicht funktionieren.

Ich glaube, da müsst ihr noch dran arbeiten und dann schauen, wo euch das Ganze hinführt (Neue Regeln, Trennung, Erkennen von verdrängten Gefühlen, zB Eifersucht, welche auch zu Gereiztheit usw führen kann usw usf....)

Alles Gute #klee

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Gerade der Abschnitt, dass Deine Frau keine Beziehung möchte, diesen Eindruck teile ich komplett.

@ TS: Will sie überhaupt eine feste Partnerschaft oder will sie eigentlich ungebunden sein und sich ausleben. wenn es letzteres ist, wäre es fair, dass auszusprechen, so dass Du Deine Konsequenzen ziehen kannst.

Aber ehrlich, was Du sonst schreibst? das klingt nach Albtraum. Seid Ihr Euch klar über Eure Motivation für dieses Beziehungsmodell? Ist sie ähnlich oder ist sie eben für Deine Frau Ausbruch aus gefühlter Enge und für Dich etwas anderes.

Ich kann solche Regeln wie Freunde und Kollegen sind tabu nachvollziehen, aber irgendwie klingt es durch als hättet Ihr eine sehr enge Bindung zu dem jeweiligen Partner, also das geht weit über reinen Sex hinaus. Wollt Ihr beide das genau so? Wo sind die Grenzen zu Eurer Beziehung? Was macht Eure Beziehung dann besonders, dass es wert ist, daran festzuhalten? Das kann ich nicht rauslesen. Musst Du auch nicht beantworten, aber vielleicht für Euch selbst sollte das doch klar sein.

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Man muss unterscheiden zwischen offener Beziehung mit Affären und Polyamorie mit Beziehungen.

Bei Polyamorie gibt es zwei Varianten - eine Hauptbeziehung und Nebenbeziehungen oder alle Beziehungen sind gleichrangig.

In eurem Fall ist es einfach ein Durcheinander - das Sex - da Gefühle - da Beziehung. Und nur weil einer von euch aktuell keinen Spielpartner hat...oder Affäre...dann kann man nicht verlangen, dass der "erfolgreichere" Part sich zugunsten des Partners einschränkt.

Pausiert eine Weile und konzentriert euch auf eure Beziehung. Dann sprecht darüber, welche Art des Beziehungsmodell ihr leben wollt. Und eines ist wichtig: jede Affäre oder Nebenbeziehung hat auch ein Recht auf Diskretion. Wenn du deiner Frau alles erzählst, untergräbst du damit auch das Vertrauen der anderen Frau.

Bearbeitet von Miss-Verstaendnis
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Das was ihr da “Ehe” nennt übersteigt meine Vorstellung von einer Ehe und meine Wertvorstellungen um Meilen…

Aber wenn man sich auf ein solches Beziehungsmodell einlässt sind gewisse Regeln sicherlich eine wichtige und gute Sache! Nicht mit Kollegen anzubandeln ist ja auch generell ein guter Leitfaden.

Wenn sie sich an diese “Regeln” nicht mehr halten will, solltet ihr grundsätzlich euer Beziehungsmodell und eure Ehe neu überdenken.
In einer Beziehung kann nun mal nicht jeder wie er will und der andere hat’s lächelnd zu dulden…

Einfacher wäre doch für euch ihr geht getrennte Wege. Dann fällt das jeweilige Rechenschaft ablegen gänzlich weg.

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Hallo Vio,

da du eine Einschätzung haben möchtest:

Zum Kollegen: Das bisschen mehr an Chaos werdet ihr schon verkraften.
Generell: Ich habe deinen Post mit der der gleichen Faszination gelesen, mit der ich mit auch Unfallberichte lese. Dagegen ist mein Leben richtig einfach.

Gruß vom Alleinerziehenden mit zwei Teenager-Kindern, dessen Partnerin auch alleinerziehend ist und Probleme mit dem übergriffigen Ex hat.

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Schwieriges Thema!

Das wäre bestimmt besser in einem Forum mit Gleichgesinnten anzusprechen. Kann nur von mir ausgehen, ich tu mich total schwer, mich in die jeweilige Situation reinzuversetzen.
Obwohl ich euer Annrangement komplett und 100pro absolut in Ordung finde!
Ich kann es nur selbst kaum nachvollziehen.
Finde es aber sehr interessant.

Schwierig finde ich den Punkt, dass es deine Frau antörnt, zu wissen, was du wann mit wem machst genau und im Detail. Und du das lieber ausblendest. Heisst auf keinen Fall, dass das mit offener Beziehung nicht funktioniert deswegen, nur geht ihr beide sehr unterschiedlich damit um!

Mein Rat ist vermutlich ebenso naheliegend wie überflüssig: Redet miteinander!

Steckt nochmal genau ab, was ihr unter Polyamorie versteht und wie ihr sie ausleben wollt.

Du schreibst, deine Frau hat dir zu Liebe schon auf Männer verzichtet so wie du auf Frauen ihr zu Liebe. Diese Basis ist ja da! Ihr geht respektvoll miteinander um und seid euch wichtig gegenseitig.

Alles Liebe für euch ❤️

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Blöd ist, dass sie euerer Regel nicht gefolgt ist (keine Kollegen).

Generell ist das einfach schwierig. Beziehung öffnen, jeder darf mit fast jedem. Dann werden regeln gebrochen, Dinge verboten und das große chaos ist da.

Ich halte davon einfach gar nichts. Fertig.

Mir scheint, als wollt ihr komplett unterschiedliche Dinge. Du sie und sie nicht nur dich. Schwierige Sache.

Bearbeitet von Leilachuchu
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Das denke ich auch. Wenn eine Regel gebrochen wird, dann ist die Hemmschwelle, eine weitere zu brechen, ganz ganz niedrig. Und ehe man sich versieht, gibt es keine Regeln mehr.

TE: Ob man das eine "Ehe" nennen kann weiß ich nicht. Nicht jeder muss monogam leben, aber bei euch ist das ja schon mehr als Polyamorie. Mir scheint es so, als ob ehre Beziehung nicht die Hauptbeziehung, sondern mit den anderen gleichgestellt ist. Das ist natürlich problematisch.

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Was ist denn der Unterschied zwischen einem Kollegen und anderen Menschen? Dass sie ihn öfter und länger auf Arbeit sieht, als Dich zuhause? Dass sie ihn dann toller findet als Dich?

Ist der Sinn von polyamorischen Beziehungen nicht, dass man mehrere Menschen lieben! darf. Nicht nur rein körperlich, sondern vollkommen. Alles Andere ist meiner Meinung nach keine Polyamorie sondern eine offene Beziehung oder Affäre oder was weiß ich.

Wo ist das Problem dabei, außer deiner Eifersucht?

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ICh schätze auch dass das große Problem seine Eifersucht ist und nichts anderes.