Nähebedürfnis in Beziehung

Liebe community,

Den Austausch mit euch schätze ich immer sehr und so möchte ich ein Thema mit euch teilen, das mich sehr beschäftigt.

Es geht um das Bedürfnis von körperlicher Nähe in Beziehungen. Und damit spreche ich von Küssen, Zärtlichkeiten, Umarmungen. Ich kenne es aus bisherigen Beziehungen so, dass man sich, wenn einem danach ist, in der Öffentlichkeit, zur Begrüßung, zur Verabschiedung, morgens, abends im Bett einen Kuss gibt. Dass man sich auch mal umarmt. Letzten Sommer habe ich meinen Partner kennengelernt und seit letztem Herbst sind wir ein Paar. Er kennt auch mittlerweile schon meine Freunde und Familie. Mir fällt zunehmend auf, dass er mir nie Küsse gibt, nicht mal zum guten Morgen oder gute Nacht sagen, auch nicht zur Begrüßung oder zum Abschied. Im Bett wirft er sich auf seine Seite, mit dem Rücken zu mir, und wenn ich ihn noch küssen möchte, sagt er es sei ihm zu anstrengend. Nur mit viel Widerwillen dreht er sich dann noch mal zu mir. Ich habe ihn bereits zweimal darauf angesprochen und ihm verdeutlicht, dass mir diese Form von Nähe in einer Beziehung sehr wichtig ist. Beim ersten Mal, als ich ihn abends im Bett darauf angesprochen habe, dass er nicht wirklich gute Nacht Küsse gibt, antwortete er plump zurück: “Wie machst du das denn, wenn du alleine bist?“ (für den Spruch hat er sich mittlerweile entschuldigt.) Gestern habe ich ihn noch mal darauf angesprochen und gesagt, dass es mir wichtig ist, diese Form von Nähe zu teilen. Er antwortete daraufhin „Das ist doch kein Wunschkonzert.“ auf meinen Nachfragen hin hat er auch deutlich gemacht, dass er noch nie sehr nähebedürftig war, auch nicht in anderen Beziehungen. Ich stehe jetzt an einem wirklich schmerzhaften Punkt, weil ich mich in dieser sehr jungen Beziehung frage, ob wir eine Zukunft haben. Ich merke, dass mir diese Geborgenheit, die durch Umarmungen und Küsse entsteht, sehr fehlt, und ich auf Dauer nicht ohne sie leben kann.

Zusätzlich kommt hinzu, dass es offenbar ein schwieriges Thema mit den Eltern gibt, über das er noch nicht sprechen möchte. Er tut sich ganz schwer damit, sich emotional zu öffnen. Gleichzeitig schmiedet er schon Pläne hinsichtlich zusammenziehen, einen Hund etc. ich habe ihm gestern gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass er mich auf Distanz hält. Einerseits durch die fehlende körperliche Zuneigung, andererseits dadurch, dass er wichtige Themen umgeht. Und dass ich mich schwertue, die großen Schritte mit ihm zu gehen, wenn diese Distanz zwischen uns steht. Er ist auf allen anderen Ebenen ein fürsorglicher Mensch, doch diese Punkte sind ziemlich stark ausgeprägt. Mir fällt es ganz schwer, meine Liebes im gegenüber zu gestehen, weil diese Distanz zwischen uns steht und ich Angst habe verletzt zu werden. Ich glaube, dass er es teilweise nicht mal merkt; in der Öffentlichkeit, wenn ich versuche ihn zu küssen, weicht er mir manchmal sogar aus. Das verletzt mich.

Ich bin eigentlich kein Fan davon, eine Beziehung mit dem Gedanken zu starten „wenn sich noch Punkt A und B ändern, kann ich mir das mit dieser Person vorstellen.“ Auf der anderen Seite frage ich mich aber, ob das etwas ist, an dem man arbeiten kann. Ich bin ehrlich gesagt etwas verzweifelt, vielleicht habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder ist es vielleicht einfach die traurige Wahrheit, dass unserer Bedürfnisse zu unterschiedlich sind?

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Aus meiner Sicht und aus Erfahrung: er wird sich nicht ändern.
Das einzige, das du machen kannst, ihn so zu akzeptieren wie er ist. Wenn du es nicht kannst und nicht ohne liebevolle Nähe leben kannst, würde ich nicht darauf warten, dass mehrere sehr mühsame und konfliktreiche Jahre vergehen.

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Es gibt Menschen, die sind einfach so.

Ich gehöre auch dazu .

Ich brauche diesen ständige küssen hier, und umarmen da, auch absolut null .

Deswegen liebe ich meinen Mann aber nicht weniger

Mein Mann hat da voll das mega Bedürfnis nach, wir haben uns dann in der Mitte getroffen.

Er macht bissel weniger,ich achte da bissel mehr drauf .
Sind jetzt knapp 8 Jahre zusammen. Funktioniert also

WENN, beide einen Weg finden damit umzugehen .

Dass er dir evt noch nicht alles erzählen mag...er wird seine Gründe haben.
Es wird sicherlich auch Dinge geben, die du ihm auch noch nicht erzählt hast ?!?!
Eine Beziehung wächst mit der Zeit 😊

Du musst nun nur für dich entscheiden,wie du damit umgehen magst und kannst

Alles liebe ❤️

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Vielen Dank für deine Antwort. Das ist wirklich aufschlussreich für mich. Sagt ihr euch denn, dass ihr euch liebt? Oder ist das etwas für dich, das dir auch nicht wichtig ist und das du auf anderen wegen zeigst? Denn auch da habe ich das Gefühl, dass möglicherweise ich die einzige wäre, die ihre Gefühle in Worte fasst. Ich glaube auch nicht, dass er mich weniger liebt, und merke gleichzeitig, dass es ganz komisch ist, wenn das gegenüber komplett konträr tickt.

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Xanaja

HAT ES AUF DEN PUNKT GEBRACHT.

Ich lebe seit 2,5 J. so
Mein Nähebedürfnis ist weitaus stärker als seines. Wir hatten tatsächlich schon Diskussionen darüber, sogar auch Streit.
Aber du wirst es/ihn nicht ändern können. Mein Partner ist bemüht, versucht zu ändern, auch weil er es dann auch doch genießt das kuschel etc. ABER von sich aus kommt er eher selten.
Du musst es akzeptieren und immer daran denken, er meint es nicht böse - er ist halt so.

Ich weiß aber, dass es lange dauert sich daran zu gewönen und auch immer wieder zu Verletzungen führen kann.
Bei Diskussionen sogar beiderseitig.

Entweder damit Leben lernen, oder Trennung.

LG Betti

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Vielen Dank liebe Betti. Und würdest du sagen, du kannst mittlerweile trotzdem eine erfüllte Beziehung damit leben?

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Wenn ich ehrlich bin...

nein.

Ich würde es mir gerne anders wünschen. Manchmal fühlt man sich dadurch sehr unscheinbar, nicht gliebt, nicht begehrt,....
Man fühlt so, was aber eben nicht heißt, dass es so ist.

Ich war zuvor 15 J. lang in einer Beziehung. Bin jetzt 42 J. alt. Viell. bin ich einfach zu verwöhnt von meiner alten Beziehung - da gab es das Problem nicht.
Da war es teilweise sogar mir zuviel.

Aber ja, mir fehlt es nach wie vor...
Wir müssen uns nur vor Augen halten - menschen sind unterschiedl. und uns die Frage stellen, können u. wollen wir damit umgehen können.

LG Betti

Bearbeitet von frotteemonster
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Guten Morgen,

Das ist ein sehr schwieriges Thema bei euch und eure Beziehug kann da nur funktionieren wenn Kompromisse eingegangen werden, sofern dein Partner da dieses Nähebedürfnis wirklicg nicht hat.

Ich kann dir sagen wie es bei mir und meinem Freubd abläuft. Wir sind jetzt beide nicht so die emotionalen bzw. gefühlsbetonten Menschen sondern eher "kalt". Aber mein Nöhebedürfnis ist in dieser Beziehung relativ stark. Das Problem ist, dass ich aus einer toxischen Beziehung kam und ich Nähe überhaupt nicht mehr zugelassen habe. Sogar die Umarmung meines 2 jährigen Neffens war mir zu viel. Aber auch sonst war ich immer so, dass ich Umarmungen nicht wirklich mochte.

Nun habe ich vor bald 2 Jahren meinen Partner kennengelernt und auch sehr lieben gelernt. Ich habe am Anfang gesagt dass ich Zeit brauche und nicht so der Kuscheltyp bin. Er war damit einverstanden und wir sind zusammengekommen. Mit der Zeit jedoch habe ich gelernt wie schön es ist sich auch mal fallen zu lassen und jemanden zu haben mit dem man über unangenehme Dinge oder auch die schreckliche Vergangenheit reden kann. Mittlerweile ist es so, dass ich es oft brauche zu kuscheln( liegt aber aktuell vielleicht auch an der Schwangerschaft ist aber auch davor phasenweise so gewesen) und ich mich aber nicht traue etwas zu sagen oder zu machen. Ganz selten küsse ich meinen Freund auch von mir aus. Habe unterschwellig noch immer Angst vor der Zurückweisung, was nicht passieren würde

Vielleicht hat da dein Partner ebenfalls schlechte Erfahrungen gemacht und traut sich noch nicht mit dir darüber zu sprechen. Ich musste mich auch überwinden das Thema bei meinem Freubd anzusprechen, aber ohne diese Gespräche hätten wir wahrscheinlich niemals oder sehr lange nicht miteinander geschlafen 🙈

Ich würde ihm noch Zeit geben. Ihm zeigen, dass du für ihn da bist und evtl. auch selbst erste Schritte machen. Überfordere ihn in der Öffentlichkeit nicht, sondern fange im kleinen Rahmen daheim an.
Wenn du die Beziehung fortführen möchtest und dein Partner wirklich keine Nähe mag, so müsst ihr Kompromisse eingehen. Vielleicht ein abendliches Ritual einführen wo ihr gemeinsam auf der Couch sitzt und du dich an ihn anlehnen kannst und er sich auch bei dir und ihr sprecht über den Tag.
Bezüglich des Themas mit seinen Eltern würde ich vielleicht auch anfangen Dinge zu erzählen die mit deinen Eltern vielleicht negativ waren. Ich denke da vielleicht an einen harnlosen Streit oder einer Meinungsverschiedenheit. Oder wenn es das bei dir nicht gab andere "schlechte" Erfahrungen zu teilen.

Nur da musst du aufpassen, dass du ihn nicht in eine Ecke drängst sondern ihm Zeit gibst sich zu öffnen. Zeig ihm einfach, dass er dir vertrauen und sich dir öffnen kann

Alleine dass er schon seine Zukunft mit dir plant zeigt mir, dass du ihm nicht egal bist, sondern er dich voll in seinem Leben integrieren möchte

Ja das alles ist schwer und nervenauftreibend, aber ich denke, dass so eine Beziehung funktionieren kann.

LG
Alex

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Ich wäre sehr vorsichtig mit dem Zusammenziehen.

Er hat sich zwar entschuldigt, spontan aber mit Widerwille und Ausweichen reagiert und dich plump und nicht liebevoll abgecancelt, als du ihm deine Liebe gezeigt hat.

Da wirst du immer wieder zurück gestossen werden. Eine liebevolle Beziehung sieht anders aus.

Willst du das für die nächsten Jahre? Wohl kaum.

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Eine ganz provokative Frage: Wieso soll er sich denn ändern, warum nicht du?

Merkst du was? Genau, so einfach ist das nämlich nicht. Wir alle haben ein unterschiedliches Nähebedürfnis. Bei manchen Paaren reichen kleine Kompromisse, zB wenn du genau weißt, das er nicht in der Öffentlichkeit küssen möchte, warum bedrängst du ihn dann genau da und kannst es nicht einfach akzeptieren? Naja, und dann gibt es Paare, wo die Bedürfnisse so extrem auseinander gehen, das es einfach nicht funktionieren kann, ohne das sich einer komplett verbiegen müsste. Und dann ist es eben auch keine authentische und ehrliche Beziehung mehr. Und da sehe ich euch. Und das ist für mich auch keine traurige Wahrheit, sondern eben einfach das Leben.


Denn, selbst wenn er dir entgegenkommen würde, es würde dir nicht reichen, weil du einfach bei jedem Kuß spüren würdest, das es für ihn eben nicht das ist, wonach es aussieht. Und ich sehe noch ein Problem, das er das offensichtlich nicht deultich udn von sich aus sagen kann, das er das nicht braucht oder mag. Im Gegenteil, er drückt ja nen Spruch um von sich abzulenken, dreht den Spieß also um. Das wäre mir zu wenig.

Anders sehe ich das, wenn es um seine Eltern geht.....egal was da los war, nach so kurzer Zeit wäre das auch bei mir kein Thema. Und das finde ich vollkommen okay. Und es gibt halt Dinge, wo man wirklich erst tiefes Vertrauen aufbauen muß, um darüber zu reden und das sehe ich eben nicht nach ein paar Monaten. Mein Mann hatte gar keinen Kontakt zu seinen Eltern, als wir zusammen kamen, ich habe das nie hinterfragt, sondern einfach als Tatsache angenommen. Mir war das auch nicht wichtig, denn das betrifft nicht uns als Paar. Im Laufe der Jahre (und nach Aufnahme des Kontaktes) kam da immer mal wieder dosiert etwas durch bei ihm...aus freien Stücken, weil er dazu bereit war. Ich finde das vollkommen okay, aber auch da gibt es sicherlich völlig unterschiedliche Ansichten zu.

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Hallo,

ja schwierig manchmal, wenn das Bedürfnis da so unterschiedlich ist. Ich bin da wie dein Freund :-D

Ständige Umarmungen, Küsse oder irgendwelche Streicheleinheiten.. nervt mich. Strengt mich an. Setzt mich irgendwie unter Druck.

Wenn beim Rücken streicheln beim TV schauen zB eigentlich alles entspannt sein sollte, liege ich da komplett angespannt und bin froh, wenn er das Streicheln sein lässt. Das hat aber nichts (!) mit ihm als Person zu tun. Ich liebe meinen Mann und er macht nichts falsch, aber mein Nähebedürfnis ist einfach ganz anders als seins.

Er wird bzw würde gerne mal gekrault werden, dass weiß ich. Ich krieg es aber nicht hin, weil es sich für mich nicht gut anfühlt. Das schaff ich mal ne Minute und dann muss auch wieder gut sein... #schein

Mein Mann kennt mich nach inzwischen ca 10 Jahren Ehe natürlich ziemlich gut und hat sich damit arrangiert. Ich versuche immer mal wieder, auf ihn zu zukommen, mal gelingt es mir, mal nicht. Es ist ein ständiges "daran arbeiten" :-)

Alles Gute euch #klee

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Zum Thema Nähe: klar sind wir da unterschiedlich, manche Paare verschmelzen zu einem TutsiTusi-Klumpen, bei anderen merkt man garnicht, dass sie ein Paar sind. Da muss man sich bei unterschiedlichen Bedürfnissen irgendwie "in der Mitte treffen", was aber Einsatz von beiden Seiten braucht! Richtig mies von ihm finde ich, wie er dein Bedürfnis nach Nähe abwertet von wegen das sei ihm "zu anstrengend" (what!?) “Wie machst du das denn, wenn du alleine bist?“ und (was ich noch schlimmer finde!) „Das ist doch kein Wunschkonzert.“ Nur weil er anders empfindet, ist es nicht okay dich abzuwerten! Und dass er vor dir zurückschreckt... ufff, das würde mich auch sehr verletzen!

Wer weiß, was da mit den Eltern ist... vielleicht haben sie ihn emotional verkrüppelt und deswegen kann er sich nicht öffnen. Der Mann hat wohl ein paar Baustellen...

Du musst natürlich selber wissen, ob du dauerhaft mit deinem Klotz-Freund klar kommst, falls er es nicht einsieht auf dich zuzugehen. Ich könnte das nicht. Das Zurückschrecken geht garnicht und zur Begrüßung muss ein Küsschen drin sein.

Bearbeitet von hmhmhmhmmm
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Ich an deiner Stelle würde mich trennen, wenn man so unterschiedlich ist und komplett andere Bedürfnisse hat. Ihr seid nur ein paar Monate zusammen. Zieh jetzt die Reisleine bevor du es später bereust zu lange gewartet zu haben und die Gefühle noch stärker werden für ihn