Traue um Papa

Hallo zusammen.
Bis jetzt war ich immer Stille Mitleserin. Ich habe meinen Papa im Sommer 2022 verloren. Die Umstände waren beschissen. Ihm ist übel geworden, er ist umgefallen und mit dem Kopf auf den Estrich gefallen. Das schlimme an der Sache war, dass zwischen uns 800 km lagen. Es ist damals bei meiner Schwester passiert, sie hat das alles haut nah mit erleben müssen. Er kahm sofort in die Klinik. Die ersten Tage ging es ihm noch gut und dann ..... Er hatte eine Hirnblutung. Nach und nach würde er immer schwächer, könnte nicht mehr sprechen, nicht mehr mit dir kommunizieren...... Wir hatten immer wieder Hoffnung daß er es schaffen wird aber er hat es nicht. Täglich fütterte meine Schwester mich mit Infos. Zeitnah müsste sie sich auch um meine Mama kümmern die voll neben der Spur war, was ja ganz normal ist. Mir glaube ich war der ernst der Lage garnicht so bewusst oder ich hab es einfach verdrängt.

Jedesmal wenn mein Handy geklingelt hat fingen meine Hände an zu zittern. Jedesmal hoffte ich keine schlechten Nachrichten zu erfahren.

Dann an einem Samstag Abend rief mich meine Schwester an und sagte mir " Papa geht es sehr schlecht". Selbst da gab ich nicht getscheckt das mein Papa wohl im Sterben lag.

Ein Zugticket zu meiner Schwester war gebucht aber erst für Anfang August weil ich immer die Hoffnung hatte ...... Die Hoffnung stirbt zum Schluss oder?

Was mich damals am meisten getroffen hat war die Aussage von meiner Kollegin, was willst du den bei deinem Papa wenn er dich eh nicht sieht, hört und er garnicht weiß das die da bist". Sehr nette Worte und vollkommen fehl am Platz.

Ich wollte für paar Tage zu meiner Mama, sie Unterstützen und musste um drei Tage Urlaub kämpfen. So was bescheuert oder?

Es war ein Dienstag als meine Schwester mich anrief und sagte " Papa ist tot". Das wollte ich nie hören. Es war der Alptraum. Ich machte mir Vorwürfe. Warum hast du dich nicht einfach in den Zug gesetzt und bist hoch gefahren? Warum konnte er nicht warten bis ich komme?

Ich war nicht ein einziges Mal in den 6 Wochen die er gekämpft hat da. Hab nicht seine Hand gehalten, ihm gesagt wie lieb ich ihn habe. War nicht da für ihn. Er ist alleine gestorben und keiner war da. Ich war sauer auf ihn, ja sogar wütend. Ich war wütend auf mich, das ich auf andere gehört habe und nicht einfach auf mein Herz.

Ich konnte mich nicht verabschieden. Selbst eine Aufbarung um mich zu verabschieden war nicht möglich.

Ca. 6 Wochen später kahm mein Papa nach Hause. Er wurde verbrannt, das wollte er so. Die Beerdigung war im September 2022. Die Hölle für mich. Ich habe die Urne gesehen, das Bild und eigentlich immer noch nicht begriffen was hier passiert ist. Ich habe die Urne bis zum Grab getragen und dachte das ich so besser Abschied nehmen kann, begreife was passiert ist doch..... es ist mir nicht gelungen.

Das erste Jahr war die Hölle für uns alle. Meine Schwester die alles mit erleben musste, meine Mama die von jetzt auf gleich alleine war und ich die zwar alles aus der Ferne mit erlebte doch immer der Gedanke mich quälte " Ich hab ihm im Stich gelassen, ich war nicht da wo er mich am meisten gebraucht hätte". Ich hätte ihm noch so viel sagen wollen.

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Ich drück dich mal ganz fest.Du kannst nichts dafür.Du wolltest es nicht war haben und hattest Hoffnung.Du musst einen weg für dich finden und zulassen das du nicht schuld bist das du nicht da warst.

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Mein Papa ist auch 2022 verstorben, am 2.1. um genau zu sein. ich kann fühlen was du fühlst. auch ich konnte mich nicht verabschieden. Er ist an Corona erkrankt und meine Mama und ich durften nicht zu ihm ins Krankenhaus. Erst als es hieß, er würde sicher sterben, durften wir und verabschieden aber da war er nicht mehr ansprechbar. ich finde mich seitdem nicht wieder und weiß nicht, wie sich das jemals ändern soll. Mein Ex-Partner konnte mir nicht mehr helfen, er sagte, er könne mich nicht mehr weinen sehen...jetzt, 2 Jahre später, habe ich ihn verlassen und habe nun nurnoch meine Mutter, die auch nicht aus ihrer Trauer heraus findet.
Das schlimmste sind die unbeantworteten Fragen und dass keiner da ist, mit dem ich wirklich reden kann.
Es gibt so viele Dinge, die mir bis heute unklar sind..
Es ist furchtbar zu lesen, was dir passiert ist und ich kann deine Gefühlswelt verstehen.