Kind (5) mit zur Beerdigung nehmen?

Hallöchen ihr lieben,

mir liegt etwas momentan auf der Seele.

Am 07.01.24 ist mein Vater unerwartet verstorben.
Ein Schock für uns alle.

Am 02.02 findet nun die Beisetzung statt und ich hatte mich dafür entschieden meinen Sohn (5Jahre) nicht mitzunehmen. Ich bin ehrlich, einfach weil ich mich in diesem Moment der Trauerfeier / Beisetzung nur mit meiner Trauer beschäftigen möchte. Nun wurde mir gesagt, ich sei unglaublich egoistisch das ich meinem Sohn nicht erlaube Abschied zu nehmen.
Man muss dazu sagen, die beiden haben nie ein enges Verhältnis gehabt und daher war die Bindung nie besonders Eng.
Er weiß das der Opa nicht mehr da ist aber ich habe mich eben dazu entschlossen meinen Sohn nicht mit dort hinzunehmen.

Nun prasseln Vorwürfe auf mich ein, wie ich das den Machen könnte. Es wäre eben Egoistisch und und und. Bin ich wirklich Egoistisch? Ich dachte eher auch das es für ihn besser ist. Er ist durchaus sensibel und orientiert sich sehr stark an mir. Es war für ihn schon schwer als ich zu Hause viel geweint habe und ich denke auch das ein 5-jähriger nichts auf einer Beerdigung zu suchen hat.

Wie seht ihr das?

Und natürlich ist es unsere Entscheidung und ich sollte einen Dreck darauf geben was andere denken aber ich würde einfach gern wissen wie andere zu so etwas stehen.

lg

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Mein aufrichtiges Beleid!

Als mein Papa starb war es für mich ein riesengroßer Trost, u.a. meinen damals 5-jährigen Sohn dabeizuhaben. Ich hatte ihm ein bisschen erklärt, was an dem Tag so passieren würde und er war nicht ängstlich oder gar störend. Er war sehr lieb, hat meine Hand gehalten, brav und konzentriert auf meinem Schoß gesessen und die Ernsthaftigkeit gut verstanden. Und ich glaube, es war wichtig für ihn, dass er mir helfen konnte! Für seine Mama ein wenig dasein konnte.
Später (nach der Beisetzung) war er dann wieder der wilde und ganz normale Junge, der zusammen mit den andern Kindern für "Action", einige Lacher und ein Gefühl von Alltag gesorgt hat. Mich persönlich trösten und beruhigen Kinder bei Beerdigungen. Sie erden und sie gehören dazu (mit Ausnahmen, natürlich).

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Wunderschöner Beitrag ♥️
Meine Enkelin war am Tag des Todes meines Mannes wie auch bei der Beisetzung meine größte Stütze. Sie hat ihren Opa über alles geliebt, trägt heute noch Erinnerungsstücke an ihn, nach 9 Jahren - und ging vollkommen selbstverständlich mit allem um. Sie wollte sogar seine Urne aussuchen.....durfte sie auch!
Die Bedenken und Ängste sind meist nur in den Köpfen der Erwachsenen, die Kinder haben keine.
LG Moni

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Meine persönliche Meinung dazu: Auch Kinder sollten sich von einem Verstorbenen verabschieden dürfen. Nicht dabei zu sein ist ein Versäumnis, welches nie mehr nachgeholt werden kann. Die Teilnahme an einer Bestattung hilft den Kindern dabei, die Endgültigkeit des Todes zu verstehen.

Das setzt aber voraus, das dem Kind erklärt wird, was auf der Trauerfeier und anschließenden Beisetzung passieren wird. Ich denke, dass ein 5-jähriges Kind verstehen kann, was Trauer bedeutet. Und dass Du an diesem Tag sehr traurig sein wirst.

Kinder lernen früh, dass auch der Tod zum Leben gehört. Das kann manchmal durch ein Haustier, durch ferne Bekannte oder auch enge Freunde oder Familienangehörige sein. Vielleicht liest Du mit Deinem Sohn ein Buch, was sich mit dem Thema auseinandersetzt?

Natürlich hast Du als Mutter das beste Gefühl, ob es Deinem Kind helfen würde, bei der Beerdigung dabei zu sein. Aber mach es nicht von DEINEN Gefühlen abhängig, sondern versuche zu ergründen, ob es für Deinen Sohn sinnvoll wäre.

Alle Gute.

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Hallo du Liebe,

zunächst einmal mein Beileid. Dein Verlust tut mir sehr leid.

Ich finde die Thematik auch sehr schwierig. Meine Kinder sind 7 und 4. Spontan gesagt würde ich sie auch nicht mitnehmen (und sie haben ein sehr enges Verhältnis zu ihren Großeltern). Aber wie bei dir bräuchte ich all meine Kraft für mich. Ich glaube ich wäre nicht in der Lage mich um meine Kinder zu kümmern. Mein Mann könnte das vermutlich schon eher. Natürlich gehört der Tod und die Trauer zum Leben dazu. Aber ist es nicht ausreichend, wenn man mit den Kindern später zum Grab geht? Vielleicht lässt man dann noch einen Luftballon steigen oder legt einen selbst angemalten Stein hin. Das man quasi nur unter sich nochmal einen Abschied hat. Ich glaube so würde ich das machen. Mein Opa ist gestorben als ich 6 war. Auf der Beerdigung war ich nicht dabei. Für mich ist das bis heute kein Problem. Als Kind war ich sehr oft an seinem Grab. Das hat mir Trost gegeben.
Im Endeffekt muss es jeder für sich selber entscheiden. Ich finde es aber unmöglich dich deswegen als egoistisch zu bezeichnen.
Natürlich sollten Kinder Abschied nehmen können. Keine Frage. Aber ich finde man kann es gerade Kindern noch anders vermitteln.
Ich wünsche dir viel Kraft und höre auf dein Bauchgefühl.

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Hallo,

lieben dank.

ich war in meinem Leben auch nur 1x auf einer Beerdigung und da war ich glaub ich auch schon deutlich älter.

Die Idee mit dem Stein finde ich sehr schön und eben das man gemeinsam später noch mal ganz in Ruhe an das Grab geht. Ich denke so werden wir es auch handhaben. Mit dem Papa und meinem Sohn zusammen werde ich dann noch mal alleine zum Grab gehen und Abschied nehmen.

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Ich finde es sehr wichtig, dass auch Kinder zu Beerdigungen mitgehen und bin der Meinung, dass Kinder absolut auf Beerdigungen gehörten.
Mein Vater ist Pfarrer, und hat im Jahr durchschnittlich eine Beerdigung pro Woche, also wirklich Erfahrung. Er ermutigt die Leute immer, die Kinder mitzunehmen und hat damit nur gute Erfahrungen gemacht. Auch, wenn er langfristig Kontakt mit den Hinterbliebenen hält.
So Allgemeinplätze, dass Kinder nichts auf Beerdigungen zu suchen haben, ärgern mich sehr.

Auch Kinder trauern, auch Kinder müssen solche Verluste verarbeiten - auch und gerade dann, wenn der Kontakt nicht besonders innig war.

Meine Schwägerin war mit fünf Jahren auf der Beerdigung von unserem Sohn. Er ist unmittelbar nach der Geburt gestorben und sie hat ihn nie kennengelernt. Sie hat mich kaum wirklich schwanger gesehen. Für sie war es noch sehr abstrakt, dass dieses Kind existiert.
Trotzdem war sie da und es war sehr wichtig für sie, um es zu verarbeiten. Und auch, um die Gefühle von uns und ihren Eltern zu verstehen.

Du brauchst bei der Beerdigung deine Kraft für dich.
Das kann ich total nachvollziehen.
Zwei Gedanken dazu:
=> Ich würde eine Person bestimmen, die sich, wenn nötig, um deinen Sohn kümmert. Hast du einen Partner? Sonst vielleicht eine gute Freundin, ein angeheirateter Onkel/Tante o. ä. Irgendjemand, den dein Sohn gut genug kennt und der selbst gefasst genug ist.
=> Auch dein Sohn kann dir Kraft geben. Bei der Beerdigung von unserem Sohn hatten wir auch eine Freundin gebeten, unsere Tochter zu nehmen, falls es sie überfordert. Eben auch, weil wir wussten, dass wir unsere Kraft für uns selbst brauchen. Wir mussten das gar nicht in Anspruch nehmen und unsere Tochter hat uns enorm getröstet. Sie war allerdings jünger als dein Sohn. Meine Schwägerin, die ja so alt war wie dein Sohn ist, hat auch wirklich gut mitgemacht. Da hatten meine Schwiegereltern auch schon Freunde der Familie gebeten, mit ein Auge auf sie zu haben.

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Hallo!

Das ist eine wirklich gut formulierte Antwort.

Allen Trauernden viel Kraft für die kommende Zeit.

Alles Gute,
Gruß
Fox, die das Thema auch gerade durch hat, nur dass die Kinder schon 10 und 11 sind

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Meine Enkelin war 4 beim Tod ihres ersten Opas, 8 Jahre alt beim Tod meines Mannes, den sie sogar direkt miterlebt hat.
Und ja, das war beide Male sowas von selbstverständlich und natürlich, würden wir sofort wieder so machen.
Sterben gehört zum Leben dazu, ich verstehe das Ausklammern nicht.
LG Moni

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Hallo,

mein Beileid.

Bei uns ist letztes Jahr mein Partner und Vater unseres 5 jährigen Sohnes plötzlich gestorben.

Ja auch ich habe überlegt unseren Sohn mit zur Beisetzung vom Papa zu nehmen. Habe mich aber dagegen entschieden. Da ich wusste das viele Leute zur Beisetzung kommen wollten zum Abschied nehmen war ich schon mit der Situation gleich noch viel mehr überfordert und das wollte ich unserem Sohn nicht antun. Und sind wir mal ehrlich ein 5 jähriges Kind kann nicht so lange still sitzen und ruhig sein.

Was ich aber gemacht habe, ich bin am Nachmittag nach der Beisetzung allein mit unserem Sohn zum Friedhof gegangen und wir haben einen Luftballon steigen lassen. Ich bereue meine Entscheidung nicht und so hatten wir für uns den Moment am Tag der Beisetzung Abschied zu nehmen.

Und egal wie du dich entscheidest, es ist deine Entscheidung und lass die Leute reden.

Ich wünsche Euch viel Kraft.

Liebe Grüße

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Mein Beileid auch für dich und ich danke dir für deinen Beitrag.

Ich habe mich dazu entschieden es auch so zu machen das wir alleine später noch einmal dahin gehen, damit er sich in Ruhe verabschieden kann, ohne das viele Leute um ihn rum sind. Er ist so wieso sehr zurückhaltend und schnell überfordert wenn viele Menschen dabei sind. Er mag das einfach nicht, gerade wenn er die Leute auch nicht alle kennt.

Ich fühle mich mit der Situation auch etwas überfordert und auch bei uns werden einige Leute kommen werden um sich zu verabschieden.

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Wenn du deine Zeit für dich brauchst, brauchst du sie für dich. Dafür braucht es keine Rechtfertigung.
Ich persönlich würde einen fünfjährigen nicht mitnehmen.

Sonnige Grüße

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Nein du bist nicht egoistisch!

Mein Vater ist in september gestorben und es war von vornherein klar, dass Junior nicht bei der Beisetzung dabei ist. Junior war da 3 3/4.
wir sind später mit ihm ganz alleine nochmal zum Friedhof und haben uns so verabschiedet.
Selbst meine 14jährige Nichte - die es von sich aus entschieden hat dabei zu sein - hat es aus den Socken gehauen. Und ihre Eltern konnten sie in den Moment nicht auffangen, da die Mama selbst fertig war und der Papa diese tröstete.
Meine Schwester bereut es jetzt das sie es ihrer Tochter erlaubt hatte mit zukommen. Eben weil sie keine Stütze für sie sein konnte…


Vor Jahren bei der Beerdigung meiner Großmutter hatte meine Cousine ihren damaligen 5 jährigen dabei. Er hat ehrlich gesagt nur gestört. Da er es absolut nicht verstanden hat warum alle so traurig sind etc

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Es tut mir sehr leid das du deinen Vater verloren hast, mein aufrichtiges Beileid.

Wir sind in einer sehr ähnlichen Situation, auch ich habe meinen Vater gerade erst verloren, wenn auch nicht ganz so plötzlich.
Zur Beisetzung in der nächsten Woche werden wir unseren 5-jährigen nicht mitnehmen
Da meine Eltern weiter weg wohnen war das Verhältnis meines Sohnes zum Opa auch nicht so eng, deshalb ist es für ihn so in Ordnung.
Ich weiss auch das ich genug mit mir selbst zu tun haben werde und ich werde meinen Mann die ganze Zeit brauchen um den Tag irgendwie zu überstehen.
Ich weiss auch das mein Sohn nicht still da sitzen sondern eher stören wird, was in dieser Situation einfach unpassend wäre.

Ich denke das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Du trauerst selbst, jeder der schon mal jemanden verloren hat weiss wie sehr das weh tut.
Da braucht man nicht noch Vorwürfe....