Trigger, Tod eines Kindes

Hallo an alle,

wir sind nun in einer Situation, bei der wir gehofft haben diese niemals zu erleben.
Ein Kumpel unseres 8 jährigen Sohnes ist gestorben. Sie kennen sich nun 2 Jahre, haben sich am Spielplatz kennengelernt. Der Junge hat ein paar Straßen weiter gewohnt.
Wir haben uns erstmal nur gelegentlich gesehen, dann ab und zu auch verabredet, war keine enge Freundschaft, aber sie haben sich gern gesehen, etwa alle paar Wochen verabredet oder spontan am Spielplatz getroffen. mit der Mama hab ich mich verstanden. Durch die Krankheit des Kindes wurde der Kontakt weniger, zuletzt haben wir uns Ende Februar kurz gesehen. Da ging es dem Kind schon sehr schlecht, da haben wir das Treffen abgebrochen.
Nun ist das unfassbare passiert. Es ist eine Situation in der mir die Worte fehlen. Mein Mitgefühl für die Eltern ist sehr groß, die Mama hat mir ihrem Kind bis zum Schluss gekämpft. Leider war der Krebs zu stark.

Nun muss ich das (wahrscheinlich am Wochenende) meinem Kind erzählen. Mein Mann plädiert für das unserem Sohn nicht zu sagen, um unseren Kind den Schmerz zu ersparen. doch irgendwie fühlt sich das nicht richtig an für mich. Unser Kind fragt regelmäßig wie es den Kind geht, ob er schon wieder fitter ist, ich möchte auch nicht,dass er es von andern erfährt.

Doch ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Mir fehlen einfach die Worte.
Ein paar Bücher mit dem Thema Tod für Kinder kenne ich. Doch da geht es immer um den Tod von älteren. Nie um das Thema Tod eines jungen Menschen.( Das mit dem Dachs haben wir beim Tod des Schwiegervaters gekauft)
Wie erklärt man das einem Kind, ohne das es Angst bekommt auch zu sterben?
Wie erklärt man, daß ein so junger Mensch nicht älter werden durfte?

Unser zweites Kind ist chronisch krank, war schon kritisch auf intensiv gelegen. unsrem zweiten Kind geht es gut, doch wiw erklärt man ,dass der kleine Bruder nicht auch zwangsläufig stirbt, obwohl er chronisch krank ist?

Ich überlege zu einer Art Abschied Party gehen, die von den Eltern organisiert wird. Nicht zur Beerdigung, die möchte die Familie verständlich in aller Stille haben. mein Mann ist dagegen, dass unser Kind mit geht, das sei zu traurig. Aber vielleicht hilft es unsrem Kind sich verabschieden zu können ja auch
..
Ich hoffe zwar , dass niemand von euch in der Situation war, aber falls doch: wie habt ihr das Kindern beigebracht?

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Meine Tochter hat auf der Onkologie ein Mädchen kennengelernt.
Es war "Liebe auf den ersten Blick" bei Beiden und seitdem klebten sie zusammen. Das Beide gegen die selbe Krankheit kämpften, hat natürlich noch mehr zusammen geschweißt.
Leider ist das Mädchen letzte Woche verstorben und ich stand auch vor der Aufgabe, es meiner Tochter zu erzählen, warum "Lara" nicht mehr ans Telefon geht.

Ich habe es "unverblümt", aber so Einfühlsam wie möglich ihr erklärt. Das Lara wirklich schwerkrank war und es manchmal keine Medikamente gibt, die helfen können und sie deswegen gestorben ist.
Es gab Tränen, viele und ich habe sie einfach aufgefangen und lasse sie trauern. Ich beantworte ihre Fragen so ehrlich wie möglich, denn leider gehört der Tod zum Leben dazu und auch eurem Sohn sollte gestattet sein, um seinen Freund trauern zu dürfen. Mit Tränen, mit Fragen.
Nehmt ihm das bitte nicht. Ihr schützt ihn dadurch nicht, wenn ihr es ihm nicht sagt. Irgendwann wird er es erfahren.
Dann lieber von euch und er kann im geschützten Raum Abschied nehmen.

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Ich möchte euch Mut machen, diese schwere Situation nicht vor eurem Sohn zu verstecken.
Er wird es sowieso mitbekommen, es wird ja geredet.
Lasst ihn aktiv an der Abschiedsfeier teilhaben, wenn er es will.
Vielleicht kann er ein Bild malen oder einen Brief schreiben, dem man dem Sarg beilegt.
Er wird lernen, dass der Tod zum Leben gehört.
Ja, das Leben kann schnell vorbei sein. Das ist eine wichtige Erkenntnis. Man umgeht diesen Fakt nicht, indem man Todesfälle einfach ignoriert.
Erklärt ihm, dass das Geschwister eine völlig andere Krankheit hat, an der man nicht stirbt.

Vielleicht möchte die Mutter des verstorbenen Jungen weiterhin Kontakt zu dir halten.
Vielleicht tut es ihr gut, mit euch über ihren Sohn zu reden. Viele Menschen werden dem ausweichen und ihr aus dem Weg gehen.
Mach das nicht. Sei für sie da, wenn sie vielleicht einfach Erinnerungen austauschen möchte.

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Wir haben diese Situation hinter uns. Wir haben es sofort unseren Kindern gesagt, weil es gar nicht anders möglich war, wir waren selbst so geschockt. Es gehört zum Leben leider dazu, dass auch Menschen sterben, die aus der kindlichen Sicht noch nicht sterben sollten. Auch die Kinderpsychologin (die wir aus anderen Gründen konsultiert hatten) war der Meinung, dass es richtig war, mit den Kindern gleich sofort in eine ehrliche Kommunikation zu gehen. Nichts beschönigen, sondern einfach die Tatsachen erklären. Und dann aber bereit sein sich den Fragen der Kinder zu stellen. Du erklärst es genau so wie es war: Der Junge hatte leider eine schlimme Krankheit, die auch tödlich ausgehen kann. Und natürlich können Ängste auftauchen. Das muss man aber als Eltern auch aushalten - und auffangen. Und was die Feier angeht: Bindet das Kind mit ein! Mit 8 Jahren kann ein Kind sehr gut signalisieren, ob es eine Abschiedsparty besuchen möchte oder nicht.
Und: Kinder können meistens besser damit umgehen als wir Erwachsene.

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Und man muss vielleicht nicht alles erklären können.
Wer weiß schon, warum Kinder sterben.

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Hey!

Wir sind gerade mit dem Tod konfrontiert und ich habe meinem Kind erklärt, dass die Person sehr sehr alt war und totkrank.

Ich habe dann "krank" von "totkrank" abgegrenzt und gesagt, dass kranke Menschen wieder gesund werden, aber totkranke Menschen leider nicht.
Fragt dein Kind denn nach dem Jungen?

Mein Beileid!
Liebe Grüße
Schoko

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Ja, gelegentlich fragt er.
Wenn er zum Spielplatz geht sagt er" vielleicht ist ja x auch da!" Dann kommt " ihn geht es doch besser oder?"
Da das Kind so Krank war, haben wir es seit 6 Wochen nicht gesehen ( Kind war zu schwach und die Gefahr, daß ein anderes Kind ein Infekt auf ihn überträgt zu groß)
Mein Kind hat seit ein paar Wochen nicht mehr über das Kind gesprochen. Vorgestern habe ich erfahren, dass er gestorben ist. Habe noch nichts gesagt ( ich möchte das tun wenn keine Schule und Alltag ist, sondern viel Zeit ist) da kam am Abend vor dem Schlafen gehen im Bett " wie es x wohl jetzt geht? Ich hoffe es geht ihm jetzt besser als davor"
Als ob er es ahnt.
Direkt vor dem Schlafen ( und Schule am nächsten Tag) wollte ich das auch nicht sagen, ich möchte erst selbst überlegen wie und mit genug Ruhe und Zeit)

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Bitte warte nicht zu lange! Ich weiß, dass man sein Kind vor der Trauer schützen möchte. Das ist auch Selbstschutz, weil es einem als Elternteil weh tut, wenn das eigene Kind traurig ist. Das darf aber nicht dazu führen, dass man vor sich selbst Ausreden erfindet, um die unausweichliche Konfrontation hinauszuzögern. Was antwortest Du, wenn Dein Kind in der Schule von anderen es erfährt? Willst Du es dann anlügen, du hättest es nicht gewusst?

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Meine Tochter war knapp drei Jahre alt als ihre Oma jung an Krebs starb.
Sie war mit auf der Intensivstation und auf der Beerdigung.

Bis heute (sie ist 7,5J.) kommen immer wieder mal Fragen, auch welche auf die ich keine Antwort habe.

Ich bin so ehrlich und feinfühlig wie möglich. Und bis heute kann sie von allen Menschen in meinem Umfeld am Besten damit umgehen. Sie zeigt ihre Trauer, wenn sie kommt und lässt uns daran teilhaben und erzählt lachend ihre Erinnerungen.

Ich bin sehr dafür ehrlich mit Kindern zu sein.
Dein Sohn ist kein Holzklotz. Er spürt sicher deine Betroffenheit. Wenn er nicht auf die Abschieds“party“ darf wird ihm die Möglichkeit genommen sich aktiv zu verabschieden.
In dem Alter würde ich es meinem Kind überlassen, ob es dort teilnehmen möchte oder nicht. Wichtig finde ich nur, dass ein Erwachsener dabei ist, der ihn aktiv begleitet und da ist, wenn er überfordert ist.

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Hi,

wir waren vor 2 Jahren in der Situation, da ein Mitschüler meines Sohnes bei einem Unfall starb, da war er 6. Es war natürlich Thema an der Schule und auch zu Hause. Die beiden waren keine engen Freunde haben ab und an in der Pause zusammen gekickt, waren auch nicht in der selben Klasse sondern Parallelklasse.

Aber natürlich hat es unseren Sohn sehr mitgenommen und uns auch. Erstmal überhaupt natürlich als Eltern den Tod eines anderen Kindes zu erfahren und ich kannte den Papa noch aus dem Elternbeirat vom Kindergarten, dort ging auch der kleine Bruder noch hin und unsere Kleine, man hat sich also immermal gesehen und plötzlich war der Kleine einfach weg.

Es war sehr schwierig für alle Eltern, Erzieher, Schule usw.

Aber das wichtigste ist, ehrlich mit den Kindern umzugehen und es offen zu sagen. Kinder brauchen den Raum zu trauern und können damit auch im Normalfall schneller und besser umgehen als Erwachsene. So hat es der Notfallseelsorger erklärt, den die Schule zur Seite gestellt bekommen hat. Es gab damals dann noch extra einen Infoelternabend, da natürlich auch viele Eltern die Familie kannten und auch befreundet waren.

Ich würde mir einen Nachmittag frei nehmen und dann mit dem Kind so ausführlich darüber reden wie das Kind das möchte. Ich war immer für Fragen von meinem Sohn offen und wir haben dann darüber geredet, er hat bestimmt wann und wie lange. Manchmal ging das länger, manchmal waren es nur 2 Fragen und dann musste er da auch erstmal über die Antworten nachdenken.

Diese erste Erfahrung hat es uns dann auch leichter gemacht, als ein Jahr später die Oma gestorben ist. Das hat uns natürlich alle noch mehr erschüttert und es hat auch bei den Kindern länger gedauert das zu verarbeiten, da auch unsere Kleine das natürlich dann mitbekommen hat, sie war 4 damals. Sie hat die Trauerphase aber schneller verarbeitet als der Große, der dann 8 war. Er war länger traurig, braucht wieder etwas Begleitung beim einschlafen, viel Kuscheln und Trösten. Dafür war es dann für ihn soweit abgeschlossen. Erst jetzt ein Jahr später an seinem Geburtstag war er nochmal sehr traurig, weil die Oma nicht da sein konnte.
Unsere Kleine redet dafür öfter über die Oma und dass es schade ist, dass man niemanden im Himmel besuchen kann.

Ich würde grundsätzlich die Kinder von dem Thema nicht fern halten, sondern es immer erklären und begleiten. Auch wenn es blöd klingt, jeder Todesfall hilft einem gewisse Strategien zu entwickeln, festzustellen was hilft den Kindern, was hilft mir. Ich konnte mit dem Tod meiner Schwiegermutter deutlich besser umgehen als damals bei meiner Oma, obwohl mir beide sehr nah standen. Einfach weil ich wusste was kommt an Trauer usw. Und ich denke, bei Kindern ist es ähnlich, auch für uns Eltern wird es dann, wenn man schon etwas Erfahrung hat, einfacher das Kind aufzufangen, wenn dann jemand stirbt der einem sehr nahe steht.

Und ja, auch bei uns kamen nach dem Tod des Mitschülers natürlich Fragen: Warum starben Kinder? Kann mir das auch passieren oder XY?
Dann habe wir das ganz ehrlich erklärt, dass manchmal einfach Unfälle passieren oder Krankheiten und dann auch Kinder sterben. Dass das aber zum Glück sehr selten vorkommt. Wenn ein Familienmitglied chronisch krank ist, kann man dann auch nochmal den Unterschied erklären zu Krebs.
Das war dann auch für beide relativ schnell abgehakt, aber gelegentlich kommt das natürlich auch immer mal wieder. Gerade jetzt beim Großen, die bekommen doch schonmal mehr mit auch aus den Nachrichten und die Kinder reden untereinander usw.

Ich würde also auf keinen Fall das ganze Verschweigen, sondern nutzen und das Kind darüber informieren und dann entscheiden lassen, ob es zur Feier möchte oder nicht.
Unser Großer ist z.B. zur Beerdigung der Oma mit, die Kleine wollte lieber in den Kindergarten. Auch wenn ich die Beerdigung über den Großen viel trösten musste, war es für ihn gut, dort nochmal Abschied zu nehmen, er wurde deutlich ruhiger danach und hat wohl innerlich einen ganz guten Abschluss gefunden so. Für unsere Kleine war es glaube ich ganz gut, dass sie nicht dabei war.

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Ich bin bei der Meinung auf jeden Fall näher bei dir als bei deinem Mann und finde es falsch, diese Information deinem Sohn vorzuenthalten. Ich finde, dass eine der wichtigsten Bestandteile der Beziehung zwischen Eltern und Kind das Vertrauen ist - und ich würde befürchten, dass das einen Knacks bekommt, wenn ihr ihn anlügt. Und das müsstet ihr ja zwangsläufig machen, da er ja an ihn denkt. Natürlich wird er traurig sein - und natürlich werdet ihr öfter darüber reden müssen, was der Unterschied zwischen der Krankheit des Freundes ist und der seines Geschwisters. Dass das nicht einfach ist und kein schönes Thema ist, ist klar - aber der Tod gehört ja auch zum Leben dazu und ich finde es gut, wenn wir das unseren Kindern früh näher bringen. Dass wir ihnen erklären, dass es ok ist, traurig zu sein und zu weinen, sich an geliebte Menschen zu erinnern und an sie zu denken.
Die Idee mit der Abschiedsfeier finde ich schön. Vielleicht überlegst du mit deinem Sohn zusammen, was ihm helfen würde, sich von seinem Freund zu verabschieden - ob er ihm einen Brief schreiben möchte, ein Bild malen, oder vielleicht einfach ein Gespräch mit euch Eltern darüber, was er so an ihm mochte.

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Auf keinen Fall verschweigen. Kinder können das gut verarbeiten und zum Glück ist ihnen auch noch nicht das gesamte tragische Ausmaß so bewusst wie uns. Natürlich wird er schockiert sein und Fragen haben etc. Aber er wird es verkraften.