Wie habt ihr den Einstieg überstanden?

Hallo zusammen,
ich bin seit kurzem alleine mit 2 Kleinkindern, eines davon gesundheitlich beeinträchtigt und ich bin gnadenlos überfordert mit allem.
Ich habe das Gefühl, dass ich es nicht schaffen werde und so unglaubliche Angst vor der Zukunft. Wobei Zukunft übertrieben ist, ich versuche zur Zeit die einzelnen Minuten zu überstehen.
Und dann sind da auch noch die Emotionen, Wut, Trauer, Schmerz, Verzweiflung….
Ich bin einfach am Ende und komplett alleine.

Ach und der Gedanke, dass meine Kinder regelmäßig beim Papa sein sollen und das zur Normalität wird, also damit für alle eine Endgültigkeit haben wird, macht mich zusätzlich total fertig, weil ich noch immer nicht fassen kann. Ich komme mir so überrollt vor. Nach so vielen Jahren ohne Vorwarnung wurde meine komplette Welt auf den Kopf gestellt und ich soll einfach mitziehen und es akzeptieren…
Klar muss ich, aber im Moment kann ich es einfach nicht und frage mich wie andere das gemacht haben.

Wie habt ihr das alles überwunden und wie lange hat es gedauert damit klarzukommen?
Was waren eure ersten und im Nachhinein wichtigsten Schritte?
Kommt ihr klar?

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Moin,

ich lese heraus, dass Du urplötzlich und ohne Vorwarnung verlassen wurdest. Du konntest Dich nicht vorbereiten und darauf einstellen. Selbstverständlich bist Du im Moment überfordert, dazu kommt noch Deine ganz persönliche Verletztheit. Dir geht es wie jemandem, der aus Tempo 150 innerhalb einer Sekunde zum Stehen kommt. Jeder, dessen Leben sich ungewollt von jetzt auf gleich so radikal ändert, fühlt wie Du jetzt. Was Du fühlst, ist insofern normal. Du kannst es nur annehmen und durchmachen. Akzeptanz ist schwer, hilft aber.

Dass Du momentan nur die Gegenwart lebst und regelst und nicht in die Zukunft planst, finde ich klug, denn alles scheint noch sehr frisch zu sein. Stell Dir vor, Du wärst frisch operiert worden: Du würdest zusehen, dass Du Schmerzen in Schach hältst, möglichst bequem liegst und nicht frierst. Du denkst dann nicht an Deine Arbeit, den Hausputz und Remmidemmi mit den Freunden. Es geht Schritt für Schritt voran, die Zukunft kommt ganz von selbst.

Dass die Kinder Zeit beim Vater verbringen werden, bedeutet dringend notwendige Zeit für Dich. Bei mir ist das Glas immer halb voll, darum sehe ich es so: Sind die Kinder beim Vater, sind sie aus dem Haus. Das bedeutet eine gründlichere Auszeit für Dich, als wären sie nur kurz unterwegs und könnten jederzeit nach Hause kommen. Deine Kinder kommen nach Hause, aber Du bist für eine definierte Zeit nicht verantwortlich. Die Herausforderung wird sein, den Umgang des Vaters mit den Kindern von Deiner Verletztheit durch Deinen Ex-Partner zu trennen. Ob Du dafür professionelle Hilfe
brauchst, zeigt die Zeit.

Welche Ressourcen hast Du? Familie, Freunde, gute Nachbarschaft? Ich war nie in Deiner Situation, habe aber andere private Katastrophen überstanden. Ich durfte dabei lernen, dass ich nie ohne Hilfe geblieben bin, wenn ich sie brauchte und darum bat. Nur Mut, bitte um Hilfe! Und wenn Du kein tragfähiges soziales Netz hast, melde Dich beim Jugendamt; auch Caritas und Diakonie fangen Dich auf, unabhängig von Religionszugehörigkeit. Trau Dich, es ist den Versuch wert. Du musst da nicht alleine durch!

Gehen Deine Kinder schon in Krippe oder Kita? Gibt es für Dein beeinträchtigtes Kind spezielle Angebote?

Du bist stärker, als Du jetzt denkst. Jeder Schritt, den Du ab jetzt gehst, wird Dich voranbringen und wird DEIN Schritt sein, DEINE Entscheidung. Deine jetzige Situation ist Folge der Entscheidung Deines Ex - ab sofort stellst Du die Weichen!

Es tut mir leid, dass Du durch diesen Schmerz gehen musst. Aber vertrau drauf, dass Du es schaffst!

Alles Gute! Mollie

Bearbeitet von molliebolly