Übertreibe ich?

Hallo,
mein Mann und ich sind seit 20 Jahren zusammen und seit 15 Jahren verheiratet. Wir haben einen Sohn (12) und eine Tochter (9).
Mein Mann war schon immer, eher auf sich selbst bezogen. Mit Unterstützung nach Krankheiten, nach Op's oder der Geburten unserer Kinder, konnte ich nicht rechnen.
Mir schwirren in letzter Zeit immer öfter Situationen im Kopf herum, die mich daran zweifeln lassen, ob ich weiterhin mit meinem Mann zusammen bleiben soll.
Als ich eine Fehlgeburt hatte, musste ich alleine ins Krankenhaus, weil er arbeiten musste. Er hat seine Arbeit immer allem vorgezogen. Ich war immer alleine mit den Kindern. Nach den Geburten konnte er nie Urlaub machen, für seine Freizeitbeschäftigungen schon! Es gab unzählige Situationen die mir gezeigt haben, dass ihm nichts an mir liegt. Leidenschaft gibt es schon lange nicht mehr in unserer Ehe. Vor einiger Zeit habe ich das Gespräch mit ihm gesucht. Er beteuert das er mich liebt.
So und jetzt kam die Situation die mich endgültig zum Zweifeln gebracht hat. Wir waren letzte Woche einkaufen. Ich war dabei die Einkäufe in den Kofferraum zu räumen. Plötzlich setzt das Auto vor uns zurück. Mein Mann setzt in diesem Moment ebenfalls zurück und fährt mich an. Ich war natürlich außer mir vor Wut. Seine Antwort: Was hätte ich denn machen sollen? Der wäre mir ja sonst ins Auto gefahren. " Diese Situation hat irgendwas in mir kaputt gemacht. Ich jann nur noch daran denken. Übertreibe ich?

1

Nein, du übertreibst absolut nicht. Ich finde es sehr traurig, dass du eine solche Extremsituation erleben musstest, um endgültig zu begreifen, was für ein egoistischer und liebloser Mensch dein Mann ist. Wahnsinn, dass du es so lange ausgehalten hast. Ich hoffe, du findest während der Trennung gute Unterstützung durch Familie und Freunde und im Anschluss einen liebevollen Partner

Alles Gute

2

Puh. Ich könnte es verstehen, wenn er aus Reflex zurückgefahren ist. Aber das klingt überhaupt nicht so. Und überhaupt; warum sitzt er im Auto, während du einlädst? Wir machen das gemeinsam und mein Mann packt die schwereren Einkäufe ein...

Ich würde hier nochmal das Gespräch suchen. Das klingt alles so mega lieblos und wäre keine Ehe, die ich führen wollen würde.

Was verbindet euch überhaupt noch? Wie kann man sich euren Alltag vorstellen?

5

Was verbindet uns? Gute Frage.
Die Kinder. Unser Haus.
Es gab natürlich auch gute Momente in unserer Ehe. Ich habe mich spät noch dazu entschlossen ein Studium zu machen. Dazu hat er mich motiviert.

Geliebt fühle ich mich schon lange nicht mehr. Egal was ist, schuld bin immer ich.
Nach unserem letzten Gespräch beschäftigt er sich auch mehr mit den Kindern. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass sie jetzt älter sind und er seine eigenen Interessen damit verbinden kann.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen das er mich liebt. So behandelt man einfach keinen Menschen den man liebt.
Er beteuert das zwar immer aber vielleicht hat er auch noch nie in seinem Leben wirklich geliebt.

Unser Alltag? Wir gehen beide arbeiten. Ich kümmere mich um den Haushalt. Mein Mann arbeitet oft auch am Wochenende. Er unternimmt dann oft sonntags was mit dem Großen (Verbindung mit eigenen Interessenten)

3

Wie er setzt zurück? Saß er die ganze Zeit vorne im Auto und hat dann das Auto extra angelassen um zurück zu fahren? Oder wie kann man sich das vorstellen?

4

Er hat im Auto gesessen. Das Auto war an. Ich hab die letzten Sachen in den Kofferraum geräumt. Das Auto vor uns hat dann plötzlich zurückgesetzt und er ist dann auch rückwärts gefahren.

Bearbeitet von Verwirrt
6

Nein, du übertreibst nicht. Derlei Geschichten liest man hier leider regelmäßig und ich finds immer wieder krass, was sich manche Frauen antun. Ich sags mal so: Würdest du als bezahlte Reinigungs- und Hilfskraft für ihn arbeiten, würde er dich mehr wahrnehmen, weil dein Name noch auf seinen Kontoauszügen auftauchen würde.

Für mich wären die Konsequenzen klar. Hier wird so oft viel zu schnell zur Trennung geraten, aber mit einem Egomanen, der lieber meine körperliche Unversehrtheit als nen Blechschaden riskiert wäre ich nicht zusammen.

7

Klar, es wirkt aus der Perspektive, aus der Du gerade schreibst krass. Lieber fährt er mich um, als einen Kratzer im auto zu riskieren. Es gibt keine echte Verbundenheit und Leidenschaft mehr.
Wir wissen alle nur, was Du jetzt in dieser Wut und Traurigkeit geschrieben hast. Immerhin habt ihr 20 Jahre Eures Lebens einander und gemeinsam den Kindern gewidmet. Bis die Kinder 9 und 12 sind, ist das verdammt harte Arbeit. Von beiden. Und dabei gerät die Partnerschaft aus dem Blick. Es ist für beide anstrengend und man kommt zu einem Punkt, wo man sich immer mehr auf sich zurückzieht, weil eben keine Ressourcen mehr da sind um großzügig und liebevoll mit dem anderen zu sein.
Eigentlich ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um das wieder zu ändern. Denn die Kinder kommen jetzt weitestgehend zurecht. Klar, nicht ganz allein. Aber nciht vergleichbar mit 3 jährigen. :)
Beziehung ist auch harte Arbeit und der Wille, es zusammen zu schaffen. Wahrscheinlich seid ihr beide enttäuscht und verletzt. Wahrscheinlich hat sich viel angesammelt in den letzten Jahren. Nun kann man den Fokus darauf legen und alles gegeneinander aufrechnen. Dann ist Trennung das einzige, was noch geht. Man kann aber auch nach vorn schauen und versuchen, wieder mehr aufeinander zuzugehen. Miteinander zu reden und sich wieder zusammenzuraufen.
Welche Option für Euch in Frage kommt, könnt nur ihr wissen. Aber einen Versuch ist es wert. Denn wenn alle schreien: lass dir das nicht bieten, schmeiß ihn raus! - am Ende ist der Weg sich zu trennen aber auch alles andere als rosig. Psychisch, finanziell überhaupt in allen Bereichen des Lebens - in ALLEN - ist es eine große Belastung. Für alle Mitglieder der Familie.
Ich wollte damit nur sagen: es gibt keinen leichten oder besten Weg.

8

Vielen Dank für deine Antwort.
Das es nicht leicht wird ist mir bewusst.
Es sind halt die vielen Situationen die mir Gedanken machen.
Als mein Vater im Koma lag und ich aus dem Krankenhaus nach Hause kam hat er mich angemacht warum so viele Pakete an diesem Tag zugestellt wurden. Ich hatte die Weihnachtsgeschenke im Internt bestellt. Ich hätte mir in diesem Moment gewünscht das er mich in den Arm nimmt und mich fragt wie es meinem Papa und mir geht.
Bei der Geburt unserer Tochter hatte er einen wichtigen Termin. Nachdem er im Anschluss noch was essen war, war er aber zum Finale da.
Ich hatte einmal Kreislaufprobleme und bin kollabiert. Wir waren mit Freunden am grillen. Meine Freundin hat mich nach Hause gebracht. Er hat sich nicht einmal mehr gemeldet an dem Tag um sich zu erkundigen wie es mir geht.

Ich frage mich einfach ob es noch sinnvoll ist, in diese Beziehung zu investieren, wenn man so offensichtlich nicht geliebt wird. Oder ich habe ein falsches Verständnis von Liebe....

9

Hallo verwirrt,

nach 20 Jahren Ehe mit allen Höhen und Tiefen, hat da dein Mann nicht zumindest eine Chance auf einen Neuanfang verdient, auch wenn er diese, was mir wahrscheinlich ist, nicht annehmen dürfte?

Wie wäre es denn, wenn du ehrlich, offen und schonungslos ihm gegenüber deine Karten auf den Tisch legst? Dass du so in deiner von dir gefühlt lieblosen Partnerschaft nicht mehr weiter mit ihm zusammen leben willst?
Wie du unter der fehlenden Wertschätzung von ihm leidest, wie dein Vertrauen in ihn den Bach runter gegangen ist?

Solltest du dich entschließen können, einen ernsthaften Versuch mit ihm zu wagen, dann sollte dieser Schritt wohl überlegt sein. Dazu bräuchte es ruhige Stunden, in denen dein Mann nicht vor dir weglaufen kann.
Möglich wäre auch ein Paarseminar am Wochenende als niedrigschwelliger Einstieg, es muss ja nicht immer gleich eine Paartherapie sein.

Für mich ist die Frage, will oder kann dein Mann sich dir innerlich noch öffnen, verspürt er noch Vertrauen und Zuneigung zu dir?
Das solltest du ehrlich herausfinden und danach Konsequenzen ziehen. Ich bin manchmal überrascht, was sich hinter der scheinbar erstarrten Fassade von uns Männern findet.

weiteren Kommentar laden
10

Hallo,

du übertreibst nicht. Es ist zwar sehr schade, dass du erst jetzt nach den neuen Vorkommnissen über eure Ehe nachdenkst, immerhin ist es noch nicht zu spät ein glückliches Leben anzufangen.

Lieblos, leidenschaftslos, gefühllos. Niemand braucht das. Du brauchst das nicht.

Alles Gute.

12

Also riskiert er lieber dich anzufahren, als eine Schramme im Lack. Wow.

Edit: ich habe mir die restlichen Kommentare erst jetzt durchgelesen.

Er hatte bei der Geburt seines Kindes Besseres zu tun!?! WOW.

Wie egal seid ihr ihm!?!?

Bearbeitet von Waszum.
13

Also ich als absoluter Autonarr und Oldtimerbesitzer/- bzw. Liebhaber...
würde erstmal nicht im Auto sitzen, während meine Frau etwas einlädt. Punkt zwei, sollte vor mir einer zurücksetzen, in Richtung meiner Frau, die hinter meinem Auto steht, ich würde hupen, rufen, auf die Bremse treten, ja eher noch den Vorwärtsgang einlegen um gegen zu halten, dass der mein geliebtes Auto nicht über meine viel geliebtere Frau schiebt. In dem Moment wäre mir die Karre sowas von sch.. egal.
Sollte ich einfach nicht dran denken, oder nicht mitbekommen, dass meine Frau hinterm Auto stand, und ich sie anfahren, ich würde wahrscheinlich vor Verzweiflung heulen und um Verzeihung bitten, beim Gedanken, wie schnell sowas ganz böse hätte ausgehen können.

Nein, du übertreibst überhaupt nicht. Dein Mann hat hier scheinbar ganz andere Prioritäten. Er sieht dich einfach nicht. Und das nicht nur, wenn du hinterm Auto stehst. Liebesbekundungen sind schön und gut. Wenn du aber nichts davon mitbekommst und dann solche Hammer-Aktionen kommen sind das alles hohle Phrasen.

Du solltest dich mit ihm zusammensetzen und ganz deutlich machen, dass du dich schon lange nicht mehr als geliebte Frau, sondern eher als einen manchmal nützlichen Klotz am Bein fühlst. Und du solltest auch ganz deutlich sagen, dass du nicht weißt, was dich derzeit noch bei ihm hält und du den Gedanken hast, dich aus dieser, für dich lieblosen Ehe zu verabschieden.
Dann setzt bei ihm entweder ein nachhaltiges Umdenken ein, oder du musst den Worten Taten folgen lassen.

14

Jein…
Was die Situation angeht, die dich zum Nachdenken gebracht hat, also das zurücksetzen des Autos, hier denke ich du übertreibst. Obwohl das natürlich gefährlich war für dich, nur das war nichts anderes als ein Reflex deines Mannes. Hättest du dort gesessen, hättest du wahrscheinlich genauso gehandelt. Viel mehr macht mir eigentlich Sorgen, dass er bei LAUFENDEN Motor hinter dem Steuer sitzt und du hinten einräumst. Ihr solltet vielleicht BEIDE überdenken, ob diese Handlungsweise nicht gefährlich ist. Der Motor wird erst angemacht, wenn ALLE im Auto sitzen. Dass dein Mann sich dann versucht zu rechtfertigen, halte ich auch für eine normale Reaktion. Er war genauso schockiert wie du. Er wollte dich doch nicht umbringen. Er kämpft mit seinem eigenen schlechten Gewissen und dazu kommt noch, dass du deinen Mann aktiv angreifst. Ihm bleibt nichts anderes übrig: Er verteidigt sich - nicht zuletzt auch, um sich selbst zu beruhigen.

Was alle anderen Dinge angeht …
Hast du das JEMALS konkret (!) mit deinem Mann besprochen? Hast du ihm wirklich mal gesagt, was dich im Einzelnen alles stört und wann das konkret alles passiert ist?
Mein Ex war auch mal so. Unsere Ehe ist daran zerbrochen. Ohne unzählige Stunden beim Mediator hätten wir das nie auf die Reihe gebracht. Naja, unsere Ehe hat es nicht gerettet, wir haben uns scheiden lassen, aber danach konnten wir ganz normal gemeinsam Eltern sein - mit gemeinsamen Rechten und gemeinsamen Pflichten.