Freundschaftliche Ehe

Ich bin mittlerweile mehrere Jahre mit meiner Frau verheiratet und führen leider nur noch ein freundschaftliches Eheleben.
An sich ist es harmonisch mit wenig Streit. Allerdings fehlt die Zärtlichkeit und körperliche Nähe komplett. Auch wenn es am Anfang unserer Beziehung ganz anders aussah, hängt das auch mit ihrer schwierigen Vergangenheit zusammen (ich möchte hier öffentlich nicht ins Detail gehen).
Wir haben schon oft und intensiv darüber geredet. Nach jedem Gespräch habe ich auf Besserung gehofft und so vergingen Wochen und Monate...
Ich hätte die ganze Sache auch schon lange beendet, wenn wir keine Tochter im Grundschulalter hätten. Da mir aber ihre Zufriedenheit wichtiger ist als meine eigene, läuft es immer so weiter.
Natürlich fehlt mir auch der pure Sex aber wie schon oben gesagt, fehlt mir noch mehr die dazugehörige Nähe und der harmonische Körperkontakt.
Ich fühle mich wie in einem Hamsterrad ohne Ausgang.
Wenn ihr mir Anregungen, Erfahrungen oder einfach mal Eure Situation schildern möchtet, könnt ihr dies gerne auch per Nachricht machen. :)

2

Hallo Shunner,

du sagst, du fühlst dich in deiner zur Freundschaft gewordenen Ehe und Familie wie "in einem Hamsterrad ohne Ausgang".

Welch ein Volltreffer, die meiste Zeit meines Lebens kam mir nicht nur mein Familienleben, sondern auch mein Arbeitsleben genau so vor.
Wenn ich in meinem fortgeschrittenen Alter so eine Art vorläufige Bilanz ziehe, dann fällt mir auf, ich musste in erster Linie immer Kompromisse in irgendeiner Art und Weise schließen. Diese Kompromisse waren manchmal bitter und schmerzhaft, oft aber auch notwendig oder nahezu alternativlos. Im Nachhinein hätte ich viel mehr Möglichkeiten gehabt, als ich mir in den jeweiligen Lebensphasen zugestanden oder zugetraut hätte.

Unsere Gesellschaft ist für mich geprägt nach einer unersättlichen Jagd nach der persönlichen Erfüllung und der persönlichen Glück. Aber oh Wunder, immer scheint etwas zum eigenen Glück zu fehlen, es bleibt ein Nagen und ein Bohren im Inneren: Da muss es doch noch mehr in meinem Leben geben!

Du fühlst, du bist in deiner erkalteten Partnerschaft in einen dich quälenden Kompromiss eingeklemmt und willst wegen deiner Tochter keinen großen Befreiungsschlag.
Gut so.
Aber für mich hast du alles Recht, deine Bewegungsfreiheit innerhalb deiner Kompromisslösung zu erweitern.
Und wenn am Ende einer Art Öffnung deiner Ehe eine neue Partnerschaft heraus kommen sollte, dann ist es eben geschehen.

Ich glaube auch, wenn du deiner Frau ohne wenn und aber klar machst, dass für dich der Status quo nicht mehr zu ertragen ist, dann könnte vielleicht wieder Bewegung in die ein oder andere Richtung bei euch beiden kommen.

1

Eine gute Freundschaft ist doch auch ganz viel wert! Harmonie zuhause ist doch wunderbar.

Könnte sie zulassen, dass du dir den Sex wo anders holst?

3

Lieber Shunner,

das Hamsterrad... Aufstehen, Arbeiten, Kinder, Essen, Bett, Schlaffen und von vorne. Das ist alternativlos der Alltag.
Geredet habt Ihr - aber habt Ihr auch Vereinbarungen und feste Verabredungen getroffen? Oder wartet jeweils der anderen darauf, der Partner möge endlich etwas tun?

Wir waren auch mal an einem Punkt, an dem mein Mann unzufrieden war. Und wir merkten recht schnell: es ändert sich absolut nur dann, wenn man sich fix für etwas verabredet. Ansonsten haben wir beide einfach mit 2x Vollzeitjob und 2 Kindern zu viel um die Ohren. Oder man ist zu müde und zu bequem. Also: Verabreden, wenns nicht klappt, nächste Verabredung. Immer fix.

Das wäre meine Idee für Euch, bei uns klappt das so meist ganz gut.

LG shealove:

null

4

Wenns dir nicht reicht, trenn dich.
Druck aufbauen und immer wieder diskutieren machts schlimmer (für beide).

Tochter im Grundschulalter ist kein Hindernis für eine Trennung.

Als deine Frau würde mir das ständige Diskutieren auf den Keks gehen und den letzten Funken Lust töten.

6

Genau, der Mann soll bitte nicht mit Problemen kommen, über die er reden will in der Beziehung.

5

Ich kann deine Situation schon nachempfinden. Es ist eigentlich alles gut, aber letztlich fehlt irgendwie die paarebene. Man zieht an einem Strang, will das beste fürs Kind, wuppt sich den Alltag gut zusammen, aber alles emotionale ist verloren gegangen.

Ich glaube es geht vielen langzeit-Paaren so.

Und ich glaube, viele trennen sich nicht weil die komfortzone dann doch zu gemütlich ist. Oder die Angst zu groß (vor was auch immer).

Gleichzeitig bin ich aber sicher, dass beide Partner die Chance auf eine schönere Partnerschaft verdient haben.

Denn ich bin sicher, dass es das durchaus gibt. Wirkliche Liebe.

7

Du schreibst, dass die Ursache für die fehlende körperliche Nähe in ihrer Vergangenheit liegt. Das lässt viel Raum für Phantasie, aber grundsätzlich: war sie deshalb in Therapie? Oder wenn ja, wäre sie bereit einen weiteren Versuch zu starten? Vielleicht findet sich ein Weg das zu verarbeiten und dann auch schrittweise wieder Nähe zulassen und genießen zu können.

8

Wie sieht deine Frau die Situation? Ist sie mit der körperlichen Nähe zufrieden? Oder ist sie auch unzufrieden, aber irgendwie will sie keinen Körperkontakt mit dir? In euren Gesprächen hat sie doch sicherlich auch etwas dazu gesagt.

Du schreibst nebenbei vom Hamsterrad. Rein interessehalber: wie wäre es, wenn ihr regelmäßig Sex hättet? Wäre es ein erträgliches Hamsterrad? Anders gefragt: gibt es Aspekte des Familienlebens, außer Körpernahe und Sex, die dir Spaß machen, und die du nicht missen willst?

So wie du es beschreibst klingt es wie ein gutes Büro. Ja, ihr seid ein Team, zieht zusammen am Strang, und pflegt guten Umgang miteinander. Aber auch nicht mehr. Selbst bei einer Freundschaft gehört mE mehr dazu.