Psychische Gesundheit bei Klein(st)kindern erkennen

Hallöchen,

ich weiß gar nicht so genau, ob ich klar formuliert bekomme, was mich umtreibt, aber ich versuch mein Bestes. Bei Unklarheiten bitte fragen.

Woran erkennt man, ob das Kind psychisch gesund ist und keine psychische Störung / Krankheit / o.ä. vorliegt und ab wann kann man sowas erkennen?
Mir geht's sowohl um angeborene/vererbte als auch 'anerzogene'.

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Hi!
Ich würde sagen an Beobachtung vom Gesamtverhalten. So allgemein wird man das nicht sagen können. Wenn A und B vorliegt, dann hat das kind das und das.
Auch der Zeitpunkt wo man etwas erkennen kann variiert.
Hast du denn einen konkreten Verdacht?
Da hilft aber nur der Blick eines Psychologen/Psychiaters, ein Laie wird das schwer beurteilen können.
Lg

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Verdacht ist relativ. Ich finde ein paar Verhaltensweisen meiner Tochter 'nicht normal' und da bei uns PTBS und Depressionen quasi seit Generationen von Frau zu Frau (nachweislich 4 Generationen, aus Erzählungen vermutlich 6) weiter gegeben werden, bin ich einfach unsicher. Ich hab durch meine Erkrankung ja Einschränkungen, die ich zwar versuche weitestgehend zu kompensieren, aber durchaus möglich, dass ich 'falsch' mit ihr agiere und dadurch was 'schief' läuft.
Mein Umfeld ist bisher keine große Hilfe, da dort die Meinung herrscht 'sei froh, dass sie ist wie sie ist'. Naja, noch ist das natürlich angenehm, aber ich will ihr ja nicht durch meine Genetik und viel schlimmer durch meinen evtl Umgang die Psyche ruinieren.

Bei den U-Untersuchungen war laut KiÄ alles in Ordnung und es ist auch nicht so, dass sie verhaltensauffällig ist, eher eben das Gegenteil.

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Ich würde mal den KiA darauf ansprechen, dass er dir eine Überweisung geben soll. vielleicht geht das auch über deinen Hausarzt, wenn der KiA da nicht so empfänglich ist. Gut wäre sicher ein Psychologe der sich euer ganzes verhalten miteinander anschauen kann. Das kann dich ja auch im Umgang mit ihr beruhigen/sicherer machen.
Es ist jedenfalls gut, dass du dir da Gedanken machst. Das zeigt ja auch, dass du dein Verhalten auch versuchst zu reflektieren.
Schaden wird ein Blick vom Profi sicher nicht. Auch wenn dabei einfach rauskommt, dass alles passt und du dir sicherer bist, dass du alles richtig machst ist damit ja viel gewonnen.

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Bei Zweifeln kannst du dich durchaus an einen Psychologen wenden.

Meine Mama ist Psychologin und es gibt durchaus schon Anzeichen in dem Alter; auch wenn genaue Diagnosen in dem Alter schwierig sind.

Aber ein kleines Beispiel: ich war heute bei meinen Eltern und musste kurz was weg bringen und sagte, ich komme gleich wieder. Motte fing sofort an zu weinen, ich bin also mit relativ schlechtem Gefühl weg (wobei sie sich schon beruhigt hatte, als ich noch im Flur war).

Meine Mama meinte, Sie hat sich auch sofort beruhigt und nicht mehr geweint und eigtl war es von der Bindungstheorie her genau das erwünschte Verhalten. Sie protestiert, wenn die primäre Bindungsperson geht, ist aber auch nicht panisch, also sicher gebunden (vertraut auf meine Rückkehr).

Wenn ein Kind völlig gleichgültig reagiert, wenn die Mama geht (und es das mitbekommt), könnte (nicht muss!) es ein Indiz auf eine unsichere Bindung sein.

Wenn es komplett panisch ist, deutet es darauf hin, dass es kein Vertrauen auf eine Rückkehr hat. Usw.

Natürlich ist das nicht in Stein gemeißelt und da gehört sicher noch mehr dazu, aber ein geschultes Auge kann schon was aus dem Verhalten von Kleinkindern rauslesen.

Aber inwieweit da vererbte psychische Krankheiten rein spielen, weiß ich nicht. Bzw kommen die in so ganz jungen Jahren vermutlich nicht zum Ausdruck.

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Kann ich da auch selbst einen Psychologen kontaktieren oder geht das nur über den Kinderarzt?

Konkret geht es genau um solche Bindungsanalysen plus evtl vererbten Erkrankungen.

Meine Tochter hat in meinen Augen ein paar kleinere Auffälligkeiten, bei den U-Untersuchungen war bisher alles tutti für die KiÄ und der Austausch im Umfeld vertritt den Tenor 'sei froh das sie so ist'.

Jetzt kann es natürlich sein, dass ich spinne, weil ich eben selbst vorbelastet bin und Erstlingsmama mit Null (Vorab)Ahnung von Kindern, aber ich würde es gern mal von nem Fachmann/-frau beurteilen lassen und ggfls auch meinen Umgang anpassen wollen.
Meine KiÄ ist da leider nicht so der geeignete Ansprechpartner, sie ist immer sehr in Hektik und meine Tochter ist meist dort auch not amused und dementsprechend sehr laut/zu laut für ein vernünftiges Gespräch über meine Bedenken. Bei anderen Anlaufstellen fehlt mir etwas der Überblick welche da sinnvoll sein könnte.

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Hm also meine Mama hat lang im Kinderschutzbund gearbeitet, dort kannst du vielleicht mal nachfragen (dort arbeiten immer Psychologen).

Ansonsten musst du nicht über den Kia gehen, aber es dann vermutlich privat bezahlen (nicht alle Psychologen haben eine Kassenzulassung; viele behandeln nur Privatpatienten). Er sollte zudem auch Ahnung von Kindern haben.

Wenn du aber bisher Bedürfnisorientiert erzogen hast, sollte dein Kind schon sicher gebunden sein :) trotzdem haben Kinder ja auch eigene Charaktere (das eine ist extrovertiert, das andere eher introvertiert).

Prinzipiell darfst du dich auch nicht zu verrückt machen. Mir half z.B. der Pekip-Kurs ungemein oder mich allgemein mit kindlichem Verhalten zu befassen (was ist alles normal, wo sollte man hellhörig werden?). Es gibt nämlich ein seeeeehr breites Spektrum an normalem Verhalten :D

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Hallo,
könntest du noch ein wenig mehr beschreiben, welches Verhalten dich verunsichert? Hattest du eine depressive Phase in der Schwangerschaft oder nach der Geburt? LG

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Bei der depressiven Phase während der Schwangerschaft scheiden sich die Geister. Die Ärzte im KH waren der Meinung definitiv, meine FA und ich meinen, es wäre den Schmerzen und der bescheidenen Schwangerschaft geschuldet. Dafür spricht, dass ich nach Opiatgabe und 12 Std schmerzfrei ganz 'die Alte' war. Aber klar, Dauerschmerzbelastung und 1 1/2 std Schlaf pro Nacht ab 6. Monat der Schwangerschaft kann schon zu depressiven Verstimmungen führen.
Kurzum, ich habe es gehasst schwanger zu sein und ich hab auch keinen Kontakt zu meinem Kind währenddessen bekommen. Für mich war das eher biologisch faszinierend als emotional erfassbar.

Danach war ich eine Woche wie auf Jetlag, ich war einfach völlig runter und hab erstmal Schlaf nachgeholt. Versorgung von der Raupe klappte instinktiv gut. Das hormonelle Durcheinander war nach nervigen 14 Tagen zum Glück rum und ich laufe seitdem eigentlich überraschend stabil, hab und hatte also wenig Probleme mit der Umstellung aufs Mamasein.

Ihre Verhaltensweisen, die mich irritieren sind zum einen ist sie von Anfang an ohne Probleme allein lassbar, mit steigendem Alter immer länger, sie spielt oder schläft dann und ist sich selbst genug. Aktuell kann sie sich 1 1/2 std selbst beschäftigen.

Sie hat relativ früh auch deutlich gezeigt, wenn sie lieber allein sein möchte und hat mich weggeschoben.
Sie ist von Geburt an nur visuell neugierig, sie inspiziert alles mit den Augen und fragt an, ob sie etwas berühren darf. Alles was fremd und neu ist, muss ich aktiv 'schmackhaft' machen, damit sie es berührt. Die orale Phase war recht kurz, sie steckte sich wenig in den Mund, um es zu erforschen, heute gar nicht mehr.
Andere Kinder findet sie nett zum Anschauen, wirklich interagieren möchte sie nicht. Meine war bei allen besuchten Kursen immer diejenige, die entweder gebrüllt oder sich nur mit ihrem Spielzeug beschäftigt hat.

Sie ist sehr ungeduldig und dann auch schnell wütend, sie probiert etwas, klappt nicht, tobt und lässt es bleiben. Es dauert dann Tage bis Wochen, bevor sie nochmal probiert. Ob nun Spielzeug oder Bewegungsmuster ist dabei egal. Bei Wut auf sich selbst haut sie sich oder reißt an ihren Haaren. Bei Wut auf andere Personen werden diese gehauen oder getreten. Spielzeug fliegt im hohen Bogen. Hierbei irritiert mich ihre zielgerichtete Wut, ich war eher auf wildes um sich schlagen/treten oder auf den Boden werfen vorbereitet.

Sie lacht nicht richtig. Lächeln ja, bei großer Freude auch ein 'Ahhh', aber das berühmte Kinderlachen und jauchzen kommt nicht wirklich.

Körperkontakt ist ihr als sicherer Hafen und als Transportmittel wichtig, kuscheln und Co eher weniger, fordert und beendet es selbst sehr deutlich.

Ihr Bewegungsradius ist in meiner Nähe sehr klein (ich schätze 2-3 m), bei Papa oder Opa geht sie ohne Probleme auf Entdeckungsreise.

Ich kann sie ihr völlig fremden in die Hand drücken und außer Sicht gehen, nur wenn ich in Sichtweite bleibe, fremdelt sie.

Summa sumarum finde ich sie zwar nicht bedenklich, aber eben auch nicht 'normal' und da ich insbesondere was das Emotionale angeht, echte Defizite habe, hab ich einfach Sorge, dass ich ihre Psyche versau oder genetische Vorbelastung eben schlimmer mache.

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Hallo!
Ich habe die anderen Beiträge gelesen. Wie alt ist denn dein Kind? Grundsätzlich kannst du dich natürlich an den Kinderarzt oder einen Kinder- und Jugendlichentherapeuten wenden.
Depressionen können im Kleinkindalter noch nicht auftreten und PTBS kann nicht vererbt werden, da dafür ein einschneidendes Erlebnis vorliegen muss.

Vielleicht wäre ja eher ein Elterntraining was für dich? Scheinbar machst du dir ja Sorgen, dass du mit deinem Kind "falsch" umgehst oder ihre Bedürfnisse nicht erkennst? Das wäre dann ja eher dein Thema als das des Kindes Es gibt zb Triple P, was sehr sehr gut ist :)
Ansonsten ist es aber großartig, dass du dir so viele Gedanken machst. Eigentlich bin ich mir schon alleine deswegen sicher, dass du mit deinem Kind einen großartigen Job machst! (Und ich bin tatsächlich selbst Psychologin)

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Meine Raupe ist jetzt 13 Monate.

Das Umgangsproblem bezieht sich eher auf die emotionale Ebene. Ob und wie mir da eine Elternschule helfen kann, muss ich mal erkunden.
Dazu muss ich vielleicht etwas ausholen.

Ich bin manisch depressiv (diagnostiziert) und weiß es seit 10 Jahren. Medikamente hab ich verweigert, da ich mich mit der Psychotherapie gut 'eingestellt' fühle. Während der Therapie hat sich rauskristallisiert, dass ich das vermutlich schon seit recht früher Kindheit habe, mein psychologisches Profil ist auch eher labil und der Therapeut nannte mich 'potentiell selbstmordgefährdet'.
Nun, ich bin dickköpfig und das war nie eine Option für mich.

Meine Phasen hab ich ausgependelt bekommen (ich nenne es Nulllinie), ich hab also weder besonders starke Hoch- noch Tiefphasen, laufe emotional dafür aber auf Sparflamme. Und genau da kommt jetzt meine Umgangsangst ins Spiel. Ich war, bis auf Wut, schon immer nicht gut im Gefühle ausleben, ich verbalisiere sie lieber als das ich sie zeige und seit der Therapie sind meine Emotionen 'gedämpfter', ich fühle also auch tatsächlich alles nicht mehr so intensiv wie vorher.

Sehr empathische Menschen oder Menschen, die mich wirklich intensiv kennen, können meine Gefühlspalette erfassen, alle anderen nicht, da es tatsächlich nur eine Änderung in der Energieausstrahlung ist und bei extremen Gefühlen an den Augen ablesbar. Als Jugendliche nannte man mich deswegen Mrs Eisberg und als Erwachsene gefühlskalt, obwohl das so ja nicht richtig ist. Ich empfinde und bin sogar sehr empathisch (auch in der Therapie festgestellt), nur halt nicht mit Leuchtreklame.

Ich weiß um den Mangel und versuche ihn eben durch Verbalisierung abzufangen, lebe aber in der ständigen Unsicherheit, dass es von meinem Umfeld auch korrekt wahrgenommen wird. Ein vermeintlich emotionsloses 'ich bin gerade sehr wütend auf dich' ist ja doch was anderes wie ne tellerwerfende Furie. Umgekehrt natürlich auch mit allen positiven Emotionen.

Nun hab ich natürlich Sorge, dass meine kleine Raupe vielleicht nicht zu den Personen gehören könnte, die mich lesen können und entsprechend unter meiner 'Kälte' und der genetischen Vorbelastung Schaden nimmt.

Was ist Triple P?

Vielen Dank für die lieben Worte, ich versuche natürlich, wie so ziemlich jede Mutter, meinen Job bestmöglich zu machen und bin, was offensichtliche Bedürfnisse betrifft, auch ziemlich sicher, dass das gut läuft.

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Ah okay jetzt verstehe ich besser was du meinst. Dann ist Triple P wahrscheinlich nicht das richtige, das bezieht sich nicht so sehr auf den emotionalen Umgang.
Ich denke, dass deine Tochter dich bestimmt lesen kann. Immerhin wächst sie mit dir auf. Verbalisieren ist ja schonmal super, vielleicht kannst du dich bemühen, gerade bei den positiven Emotionen noch Mimik hinzuzufügen?
Ansonsten würde ich das Thema wohl einfach Mal in deiner Therapie ansprechen...

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Informiere dich doch mal nach Mutter-Kind-kliniken (oder ambulanzen). Ich war dort vor der Geburt. Es gibt Therapeuten, die sogar Säuglingstherapeuten sein können, wo Mutter und Kind gemeinsam in Einzel oder Gruppentherapien gehen können. Bei uns wurde eine Gruppe angeboten für Mütter mit einer ptbs. Eben genau, um sich selbst dem Kind gegenüber adäquat emotional zu verhalten und auch die Interaktion zu verstehen.

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Ich kann dir zwar leider nicht weiterhelfen, aber habe hier mit Interesse deinen Thread verfolgt, weil ich mich in einer sehr ähnlichen Lage befinde.
Andere Diagnosen, selbe Sorgen ☺️

Es ist super, dass du "hellhörig" bist und darauf bedacht, deine Defizite so gut wie du kannst, auszugleichen. Das klingt nach einer tollen Mama! Wirklich!

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Danke das ist wirklich lieb von Dir auch wenn ich glaube das es zuviel des Lobes ist. Ich bin keine tolle Mom, dafür ist mir zuviel zuwider, woran vor allem kleine Kinder Spaß haben und da gibt es sicherlich deutlich bessere Exemplare, aber ich bemühe mich um Schadensbegrenzung.

Schließlich weiß ich letztendlich durch eigene Erfahrung, wohin der Weg gehen kann und das gilt es zu vermeiden mit allen möglichen Mitteln.