Katze eingeschläfert/ Bereuen es!

Hallo ihr Lieben, ich wende mich heute an euch, da ich der Meinung bin, dass ich unsere Katze zu voreilig habe einschläfern lassen.
Kurz zu ihr: Sie hieß Fiou, wir haben sie aus einer Jugendhilfeeinrichtung rausgeholt, da dort der Verdacht bestand, dass die Bewohner Drogen an ihr ausprobiert hätten. Sie lebte 11 Jahre in der Einrichtung.

2021 hatte sie die ersten gesundheitlichen Probleme. Wir waren beim Tierarzt, da sie sehr häufig gewürgt hat, aber kein Inhalt raus kam. Sie wurde komplett auf den Kopf gestellt und es wurden Herzrhythmusstörungen und eine verflüssigte Niere diagnostiziert. Wir stellten das Futter um und bekamen die Aussage, dass wir nichts tun können, außer die kommenden Symptome zu behandeln. Eine OP wegen der Niere sei aufgrund der Herzrhythmusstörungen ausgeschlossen.

Ihr ging es tatsächlich wieder gut...
Bis zum 15.04.23. Mir fiel auf, dass sie mit offenem Mund stark nach Luft zog. Wir fuhren in die Tierklinik, wo sie direkt in die Sauerstoffbox gesetzt wurde. Ihre Herzfrequenz lag nur noch bei 80 und sie war sehr stark dehydriert. Des weiteren befand sie sich in einem Schockzustand.
Wir bekamen einen Kostenvorschlag in Höhe von 850€. Darin enthalten waren ein Zugang mit Kochsalzlösung, ein Blutbild und die üblichen anfallenden Kosten, wie Material etc. Der Arzt meinte, dass Fiou sehr krank sei und mittlerweile schon 15 Jahre alt. Wir sollten uns schnellstmöglich entscheiden, ob wir die Untersuchung machen lassen möchten, bei der es laut ihm, sehr wahrscheinlich nichts gutes rauskommen würde oder wir erlösen sie. Fiou leidete zu diesem Moment sehr.
Der Arzt vermutete, anhand der äußerlichen Faktoren, ein Nierenversagen 2. Grades.

Mein Mann war in Frankfurt und ich war alleine. Wir haben uns telefonisch beraten und er mich begleitet. Letztendlich haben wir uns fürs einschläfern entschieden, da es ihr wirklich schlecht ging und ich in diesem Moment die Hoffnung aufgegeben habe.
Fiou bekam eine Beruhigungsspritze und auf diese reagierte ihr Körper gegenteilig. Ihr Körper begann einen Überlebenskampf. Sie schmiss sich von rechts nach links, schlug ihre Pfoten in ihr Gesicht und riss den Mund auf. Der Arzt gab ihr eine weitere Spritze und Fiou starb.
Er meinte, dass sowas passiert, wenn Tiere lange und häufig in ihrem Leben leiden mussten. Sie hätten dann immer ein höher Pegel an Stresshormonen, sodass der Körper um sein Überleben kämpft, wie er es schon häufiger machen musste.
Wir haben nichts davon bemerkt, dass es ihr so schlecht ging.. sie hat sich normal verhalten.
Jetzt sind 4 Tage vergangen und ich beteue es so sehr die Untersuchung nicht doch gemacht zu haben. Meine Gedanken kreisen 24/7 nur darum, dass ich mich fühle wie eine geizige Mörderin.

Hättet ihr anders gehandelt? Wie seid ihr darüber hinweg gekommen?

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Ich musste im November meine Lilly (13 Jahre) einschläfern lassen.
Auch sie war krank, atmete schwer. Ich bin sofort mit ihr in die Tierklinik gefahren. Dort wurde sie geröngt und ein Schatten in der Lunge festgestellt. Vermutlich Tumor, genauso wie hinter ihrem Auge.
Ich habe mich lange mit dem Tierarzt unterhalten und auch wir hätten unzählige teure Untersuchungen machen lassen können, aber viel Hoffnung hat der TA mir eben nicht gemacht. Eher gar keine. Er riet zur Erlösung.
Und ehrlich - bei ihm stand das Tier im Vordergrund. Ich war so verzweifelt und traurig, ich hätte der Klinik tausende Euros hinterher geworfen, um meine Katze zu retten und warum sollte der TA sich das entgehen lassen, wenn es auch nur einen Hauch Chancen gegeben hätte?

Ich habe diese Katze geliebt. So sehr und selbst jetzt schießen mir die Tränen in die Augen. Sie fehlt in jeder Sekunde und oft stehe ich da und denke mir, "ach, das hätte der Lilly jetzt auch gefallen".
Aber, ich habe das Beste für sie getan. Ich habe sie erlöst und sie war in keiner Sekunde alleine. Ich war an ihrer Seite und habe sie gehalten und bin diesen letzten Gang mit ihr gemeinsam gegangen.
Und das hilft mir - das Wissen, dass ich getan hatte, was ich konnte. Sie ein wunderschönes Leben bei uns hatte, sie innig geliebt wurde und in ihren letzten Stunden keine Sekunde alleine war.
Es ist hart. Ein Familienmitglied ist gegangen und glaub mir, du wirst noch oft Tränen vergießen. Du wirst noch oft da stehen und an deinen Fiou denken. Es wird Situationen geben, da wirst du dich automatisch nach ihm umdrehen.
Aber es wird besser. Mit jedem Tag wird es ein klitzekleines Stückchen besser und vergessen, werden wir unsere kleinen Lieblinge nie.

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Hi Du,

es tut mir sehr sehr leid für Dich und Deine Katze. Aber ich bin mir sicher, dass sie es bei Dir schön gehabt hat :)

In Deinem Fall hätte ich genau so gehandelt wie Du. So ein Nierenversagen hört sich auch nicht gut an.
Da darfst Du Dir kein schlechtes Gewissen einreden lassen (ich weiß, leichter gesagt als getan). Jetzt ist sie erlöst und sie hat keine Schmerzen mehr. Sei ihr dankbar, dass sie bei Dir war.

Ich weiß wie das ist, wenn man sein geliebtes Haustier gehen lassen muss. Und vor allem, wenn man dann noch vor die Wahl gestellt wird.
Mein kleiner Hund hatte im Februar diesen Jahres eine Gebärmutterentzündung und es hieß, entweder gleich einschläfern oder operieren.
Wir probierten die OP. Die OP verlief gut, aber als wir sie abholen wollten, verstarb sie leider in meinen Armen. Sie hat die paar Stunden nach der OP auf uns gewartet, um sich noch von uns zu verabschieden.

Ich dachte auch, hätte ich sie lieber doch einschläfern lassen, dann hätte sie wegen der OP nicht leiden müssen usw. Oder was ich ihr da angetan habe mit der OP.

Mit der Zeit wird es einfacher. Aber trotzdem tut es jetzt auch noch weh, vor allem wenn ich Fotos von ihr sehe.
Was aber wichtig ist, lass die Trauer zu. Wenn Du weinen musst, dann weine.
Es wird mit der Zeit leichter.

Alles Liebe

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Du hast in dem Moment die Entscheidung getroffen weil du es richtig fandest. Vertrau auf dein Gefühl. Dein Gewissen kann dir niemand nehmen. Der Arzt hat dir eine kompetente Meinung gesagt finde ich und ihre körperliche Reaktion gut erklärt. Jedes Lebewesen (auch wir Menschen) gehen unterschiedlich mit Traumatisierungen um. Dass sie sich nichts anmerken ließ beweist ihre Stärke.

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Das tut mir leid mit Deiner Katze, das ist immer eine schwere Entscheidung, aber man möchte die geliebten Tiere ja nicht leiden lassen.

Es ist jetzt 12 Jahre her, dass ich meine Katze erlösen lassen musste, aber ich habe heute noch den Satz der Tierärztin im Ohr: "Sie lieben bedeutet auch, sie im richtigen Moment gehen zu lassen"

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Ich hätte genauso entschieden wie du und ich stimme dem Arzt (aus Erfahrung) auch beim "Kampf" während des Einschläferns zu. Das war kein echter Überlebenskampf, es wurde nur zu niedrig dosiert. Erlebt habe ich es generell bei ehemaligen Streunern oder Tieren, die schon lange erkrankt waren.

Tiere zeigen meistens erst dann, das es ihnen schlecht geht, wenn sie nicht mehr anders können. Manchmal werden einem auch erst im Nachgang die feinen Anzeichen bewußt.

Die Katze hatte ein hohes Alter, trotzdem hätte der Tierarzt keine Euthanasie befürwortet, wenn es eine reale Aussicht auf wirkliche Besserung gegeben hätte. Natürlich müssen wir Besitzer die Entscheidung treffen, aber das gehört eben dazu. Du hättest also Unsummen bezahlen können, aber das Tier fällt dadurch eben nicht in einen Jungbrunnen. Von daher ist das mit dem Geiz völliger Quatsch.

Natürlich kenne ich auch das Gefühl in den ersten Tagen, ob die Entscheidung jetzt wirklich richtig war. Und eigentlich komme ich recht schnell zu dem Ergebnis: Ja, es war die richtige Entscheidung! Das liegt aber wohl an meiner Grundeinstellung, das für mich eine Euthanasie eben eine Erlösung ist und ich generell absolut nicht ertragen kann, das mein Tier (ohne Aussicht auf längfristige Besserung) leidet. Für mich ist diese Spritze am Ende eigentlich die letzte Ehre und ein letzter Dank, die ich einem treuen Begleiter erweise. Und von daher brauche ich auch nicht über etwas heinwegkommen.

Als mein Hund eingeschläfert wurde musste ich ihn ins Auto tragen, der Zeitpunkt war einfach gekommen. An der Praxis machte ich die Kofferraumklappe auf und er sprang schwanzwedelnd raus, holte sich sein Leckerli in der Anmeldung ab, fraß es aber nicht. Im Sprechzimmer legte sie sich gleich wieder hin, ließ das Leckerli fallen und stand nicht mehr auf, atmete total schwer. Ich war komplett irritiert. Die Tierärztin sagte dann zu mir, das wenn ich den Hund hätte reintragen müssen, dann hätte er zu lange gelitten. Sie kannte die Schnorrerin sehr gut. Für sie war es der absolut richtige Zeitpunkt und sie hatte vollkommen recht.

Es ist immer schwer ein Tier gehen zu lassen, aber es liegt nun mal in unserer Verantwortung, das es nicht leiden muß. Und dazu gehört auch, das wir loslassen können müssen.

Und ich möchte, wie schon so oft, meine an Krebs verstorbene Mutter zitieren. Sie war austherapiert, wartete auf ihren Tod....mein Hündin uralt und vorerkrankt. Sie tätschelte ihr den Kopf und sagte zu ihr: "Ach, du hast es gut, wenn du nicht mehr kannst, dann wirst du erlöst und ich muß elendig krepieren." Und genau so kam es.

Ich ahbe in meinem Leben schon viele Tiere auf dem letzten Weg begleitet, nicht nur den Hund. Es ist immer wieder hart, traurig und schlimm. Aber es gehört eben dazu.

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Guten Morgen,

bei Deiner Antwort muss ich jetzt tatsächlich weinen. Meine Mama ist an Krebs gestorben, da war ich knapp 20, sie war lange krank und austherapiert. Ein Jahr vorher mussten wir unseren Hund (18 Jahre) einschläfern lassen. Er war der absolute Liebling meiner Mama, wenn er auf dem Sofa sass, mussten wir uns auf den Boden setzen :-). Sie hat zu ihm das gleiche gesagt, als er eingeschläfert/erlöst wurde. Ich habe meine Mama beim Sterben begleitet. Der Hund hatte es definitiv viel leichter.

Liebe Grüße
Delenn

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Oje, ich wollte wirklich keine alten Wunden aufreißen....tut mir leid.

Du warst noch sehr jung als deine Mutter starb, aber wir haben beide dasselbe gesehen und erlebt. Wir als Familie haben auch die Sterbebegleitung hinter uns, meine Mutter durfte in ihrem Bett sterben...mehr konnten wir nicht für sie tun. Es ist jetzt schon über 10 Jahre her und ich war wesentlich älter als du.

Mich hat ihre Aussage nachhaltig, aber positiv, geprägt. Ich hätte jetzt aber nicht damit grechnet, das auch andere Menschen solche Sprüche wie meine Mutter bringen....sie war schon sehr speziell, sehr stark.

Jedesmal wenn ich seitdem ein Tier einschläfern lassen muß, dann erinnere ich mich lächelnd an ihre Worte und weiß eben auch durch diese Grenzerfahrung mit meiner Mutter, was ich dem Tier an Leid erspare.

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Ich habe 2x auf die Prognose meiner Tierärztin vertraut. Es war nichts mehr zu retten und meine Katzen wären elendig verreckt. Ich, du und viele andere haben das ihren Lieblingen erspart.

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Was wäre wenn.... ändern kannst du es jetzt nicht mehr. Es ist eine schwere Entscheidung, aber ihr hattet euch entschieden. Eurer Katze ging es definitiv nicht gut. Hat einige Baustellen gehabt. Bei Tieren hat man die Wahl das Tier zu erlösen. Wir mussten vor 3 Jahren unseren geliebten Kater erlösen. ein halbes Jahr die nächste Katze und ein Jahr später den anderen Kater. Es ist immer schwer. Wir haben sie geliebt, aber objektiv betrachtet war es die richtige Entscheidung. Wenn Ärzte Richtung Einschläfern raten, dann hat es sicher einen Grund. Ihr hättet noch 1000€ oder mehr in das Tierchen stecken können und es trotzdem 4 Wochen später erlösen müssen. Sie wurde nicht uralt, aber eure Katze war ein Senior.

Mach dir keine Vorwürfe.

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Liebe Laura,

Deine Katze, so wie Du es schilderst, war todkrank. Du hast ihr weiteres Leid erspart. An einem solchen Punkt Leben um jeden Preis zu verlängern, wäre letztlich doch nicht zum Wohle des Tieres, sondern nur aus unserer Angst, weil wir den Schmerz vermeiden wollen. ---Was ich aber eigentlich noch sagen wollte: mit meiner Hündin ging es mir genauso. Ich habe mich tage-, wochen- , monatelang danach mit der Entscheidung gequält--dies obwohl sie ebenfalls todkrank war und es keine Hoffnung auf Besserung mehr gab. Im Gegenteil, hätte man einen qualvollen Tod riskiert, wenn man sie nicht erlöst hätte. Dennoch waren diese Gedanken und Gefühle (wie bei Dir "Ich habe meiner Hündin das Leben genommen") so stark da; es hat mich fast zerrissen. Ich denke heute, dass diese Gedanken und Gefühle auch damit zu tun haben, dass es, auch wenn ein Tier todkrank ist, einfach etwas mit einem macht, wenn man diese Entscheidung treffen muss. Zum Anderen denke ich, dass sie einfach auch Ausdruck davon sind, wie sehr wir das Tier geliebt haben.--
Was mir geholfen hat, war die Zeit. In der ersten Zeit war ich untröstlich, konnte keine Fotos von ihr anschauen etc. Mit der Zeit wurde es Schritt für Schritt leichter. Ich konnte mich wieder an alles Gute mit ihr erinnern. Sie war ja mehr als nur ihre Krankheit und ihr Tod. Ich habe dann auch gedacht, Tiere sind uns da ohnehin überlegen mit dem Sterben. Sie haben kein Konzept von der Zukunft und darum auch keine Angst. Es zählt für sie nur, dass die Gegenwart schön ist und sie Zeit mit ihren Menschen verbringen können. Du hast sie gerettet und geliebt und sogar diese letzte Entscheidung aus Liebe getroffen. Das ist doch alles, was zählt.
Die Zeit wird für Dich arbeiten.
alles Gute

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Es tut mir sehr leid, dass ihr das durchmacht. Ich kann dich so gut verstehen. Als Außenstehende finde ich aber kein bisschen, dass du falsch oder zu Vorschnell gehandelt hast.

Es ist so hart wenn man seine geliebte Katze so gehen lassen muss. Unsere Sissi war auch sehr alt und hat immer schlechter Luft bekommen und der Tierarzt hat dann einen Tumor in der Lunge festgestellt. Irgendwann ging es ihr richtig schlecht und dann haben wir eine befreundete Tierärztin gebeten sie bei uns zu Hause einzuschläfern. Sie hatte es immer gehasst zum Tierarzt zu fahren und also wollten wir ihr das ersparen.
Es war trotzdem einfach nur furchtbar. Nach der ersten Spritze ist sie auch total wild geworden, wir konnten sie kaum halten und das war furchtbar, weil sie richtig entsetzt schien, dass wir ihr das antun. Aber ich glaube es war das Richtige so.