Wie lernt er, sich zu wehren?

Hallo zusammen,

mein Sohn (Vorschulkind, 6 Jahre) ist eigentlich ein mutiges offenes Kind, sehr sozial mit vielen Freunden. Er traut sich vieles schon allein, z. B. beim Nachbarn klingeln und fragen, ob das Kind zum spielen rauskommen möchte, alleine zum Bäcker einkaufen etc. Auch beim Schulspiel ist er ganz locker flockig in die Klasse einmarschiert und hat sich wunderbar mit der Lehrerin unterhalten 😅 Also, eigentlich eher mutig und nicht schüchtern. Jetzt sind mir in letzter Zeit aber zwei Szenen auf Spielplätzen aufgefallen, die mir etwas Sorgen, besonders im Hinblick auf die Schule, machen: Wenn ihn ein fremdes Kind am Spielplatz ärgert (z. B. Mütze vom Kopf reißt oder ihm sagt, dass er ja noch klein wäre), dann hat er sofort Tränen in den Augen und weiß nicht, was er machen soll 🥺 Er kommt dann zu mir und weint kurz ein bisschen, wehrt sich dem anderen Kind gegenüber aber nicht so richtig. Er ist insgesamt ein extrem lieber Charakter und sehr sozial und weiß mit so einem ärgernden Kind irgendwie nicht umzugehen. Ich versuche ihm da klar zu machen, dass er sich wehren darf. Aber mache mir im Hinblick auf die Schule gerade etwas Sorgen wegen Mobbing. Wenn ein Kind wegen so Kleinigkeiten gleich Tränen in den Augen hat, ist das natürlich ein super Opfer 😑

Habt ihr Tipps, wie ich ihn fördern kann, dass er da selbstbewusster wird und sich besser wehrt? Er geht seit 4 Jahren in den Kindergarten und dort gibt's null Probleme... anscheinend wird dort aber auch nicht/kaum geärgert.

Oder mach ich mir umsonst Sorgen und das wird schon noch?

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Ich würde ihn in ein Selbstverteidigungskurs für Kinder anmelden.

Ich schätze, dass er keine Geschwister hat. Wir haben uns als Kinder so oft geprügelt und dadurch durchsetzen gelernt. Heut zu Tage wird das meist verpönt und unterbunden und wenn man dann auf ein Kind trifft, welches halt die Ellenbogentaktik gelernt hat, weiß Kind nicht was es tun soll.

Es gibt Kurse zum 'Nein' sagen für Kinder. Vielleicht wird sowas bei euch angeboten, wenn ja, würde ich ihn da hin schicken.

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Ja, Selbstverteidigung hab ich auf dem Schirm... Vielleicht wird so ein Kurs sogar noch im Kindergarten für die Vorschulis angeboten, das ist noch in Planung. Wir haben jetzt auch mal bei Verteidigungs/Kampfsportarten reingeschnuppert, das Ringer-Training hat ihm nicht so gefallen. Taekwondo wäre noch ne Möglichkeit. Ein richtiger Selbstverteidigungskurs wird hier immer nur in Kindergarten angeboten und scheint privat schwierig zu sein, was zu finden. Ich hör mich da aber noch mal um 👍

Er kann im Kiga anscheinend gut Grenzen setzen. Sein bester Freund ist recht dominant und versucht ihn wohl öfter unter Druck zu setzen. Er sagt ihm da inzwischen ganz lässig Nein und lässt ihn eiskalt stehen. Er hat übrigens einen kleinen Bruder, mit dem natürlich auch mal gestritten und gezankt wird. Nur bei fremden Kindern scheint das alles plötzlich nicht mehr zu funktionieren 🤷

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Kampfsport ist sicher aus anderen Gründen eine tolle Sache, für den konkreten Fall aber wohl ziemlich nutzlos. Gegen zwei körperlich deutlich überlegene Gegner wird er mit Kampfsporttechniken erst mal nichts ausrichten. Sich bei Erwachsenen Hilfe zu holen ist völlig legitim.

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Ich weiß ja nicht, in was für einer harten Gegend ihr aufwachst, aber ich finde das Verhalten völlig normal für ein Vorschulkind und würde gar nichts unternehmen. Also einfach mein Kind trösten und bestätigen, dass das Verhalten des anderen nicht okay war. Mir würde es auch gar nicht gut gehen, wenn mir ein fremder Mensch die Mütze vom Kopf reißt. Ich finde es nicht erstrebenswert, da cool bleiben zu müssen. Und besonders wenn es um ältere Kinder geht, ist wehren nun auch nicht unbedingt sinnvoll. Da finde ich es gut, wenn sich das Kind an jemand Erwachsenen wendet. Ist in unserer Gegend auch bei den Erstklässlern völlig normal und wird von vielen Kindern so gemacht. Da wäre dein Kind kein "super Opfer", sondern einfach normal.

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Ok, danke, das beruhigt mich etwas! Ich vermute nur, dass das Klima in der Schule etwas rauer wird und hab einfach etwas Angst...
Aber anscheinend läuft es ja im Kindergarten ganz gut mit dem Grenzen setzen, vielleicht mache ich mir da echt umsonst Sorgen 🙈

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Ich bin mit meinen Söhnen, die zu unterschiedlichen Alters (jeweils mit 4 und 5) auch in dieser Phase waren, ins Rollenspiel gegangen.

Meine sind auch sehr klein für ihr Alter und haben sich nie wirklich viel zu wehren getraut.
Ich habe also vorab gesagt, wer ich bin, z.b. ein bestimmtes Kind aus dem Kindergarten, das besonders groß ist oder frech. Oder jemand unbekanntes, Kind oder Erwachsener.
Zur bildlichen Unterstützung hab ich mir dann irgendwie eine cappy aufgesetzt. Oder eine große Jacke vom Papa, Hauptsache etwas anders.
Und dann habe ich die Rolle des ärgernden, provozierenden oder bedrohlichen Kind/Erwachsenen gespielt. Anfangs ohne meinem jeweiligen Kind Tipps zu geben. Natürlich war es sofort total eingeschüchtert, ich bin da auch nicht zimperlich bei gewesen, wobei ich anfangs noch nicht richtig dick aufgetragen habe. Dann hab ich meinem Kind erklärt, was er machen kann und auch auf jedenfall tun sollte. Und dann gab's die ganze Szene noch einmal. Ich habe das so lange wiederholt und immer mehr provoziert, bis mein Kind wirklich mit rausgestreckter brust vor mir stand und sich nicht hat einschüchtern lassen.

Wichtig: damit es nicht witzig wirkt und das Kind nur lacht, unbedingt alleine, ohne geschwisterkind machen. Sonst wird es schnell als harmloses Spiel angesehen.

Und so kannst du diverse Situationen mit dem Kind durchspielen. Wir hatten natürlich Klassiker, wie hauen mit der Hand oder Schippe, treten, Bein stellen, Sand werfen, schubsen, anschreien, beschimpfen, Dinge wegnehmen.
Meine Söhne sind mittlerweile sehr stabil und lassen sich trotz ihrer Größe eigtl nichts gefallen :)

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Danke, gute Idee, das im direkten Rollenspiel zu üben!

Der Witz ist ja: Mein Kind ist sehr groß für sein Alter (1,30 m mit 6 Jahren), aber ihn hat diese Bemerkung trotzdem wohl getroffen. Das andere Kind war halt älter und dadurch größer 😅 Er scheint sich bei Kindern, die er kennt gut behaupten zu können. Bei fremden Kindern aber gar nicht 🤷 So ein Rollenspiel werde ich echt mal testen, dann kann er üben, wie er in so einer Situation am besten reagiert.

Als ich gestern meinte, er soll ihm einfach antworten, dass das nicht stimmt, meinte er "Aber dann sagt er halt wieder was anderes...". Er möchte sich nicht in so einen Machtkampf begeben. Die beste Taktik ist wahrscheinlich, ihm beizubringen, zu sagen "Das stimmt nicht! Du bist gemein. Ich möchte so nicht mehr mit dir spielen" und dann umdrehen und weggehen. Oder was hast du deinem Kind als gute Reaktion beigebracht?

Bearbeitet von judy0605
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Ich habe meinen beigebracht, klar zu äußern, dass:

- sie so etwas nicht hören wollen
- es sie verletzt
- der andere sowas gar nicht wissen kann
- wenn er/sie so drauf ist, auch nichts mit ihm/ihr zu tun haben wollen
- sie sich nicht anschreien lassen und er/sie sich dafür einen Baum suchen soll
- Es sie nicht interessiert und sie in ruhe, ohne denjenigen, spielen wollen

Wenn es handgreiflich wird, dürfen meine Kinder, nachdem sie einmal deutlich die Rückgabe ordentlich gefordert haben, selber körperlich agieren. Wird direkt zugeschlagen, dürfen sie das gegenüber auch wegschubsen und anschreien. Alles, was dazu führt, das eigene körperliche Wohl zu schützen, in immer stärkerer Intensität.

Wir haben hier im kiga ein extremes Kind, der hat meinen älteren blutig gekratzt, ich rede hier von wirklich tiefen Wunden in der Haut mit später dicker Schorfkruste, wie bei blutigen Knien. Meinem jüngeren hat ein anderes Kind in die Wange gebissen, das man die Bissspuren blau gesehen hat. Bei diesen speziellen Kindern wissen meine Jungs zusätzlich, dass sie etwas eher agieren dürfen, da diese Kinder immer direkt stark verletzen. Im absoluten Notfall dürfen sie dann auch mit Sand werfen, um einen Angriff abzuwehren. Lieber ein Kind voll mit Sand, als eines so krass verletzt.
Rückmeldungen zufolge machen meine Jungs das ganz gut. Mein kleiner schreit gerne direkt das Gegenüber, das ihn bedroht, an und weist es zurecht 😅
Manchmal vllt ein bisschen zu schnell, aber er wurde echt viel von dem einen Kind gebissen.

Bearbeitet von Hase16
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Ich würde ihn in solchen Situationen wohl auch einfach weiter bestärken. Und mal abwarten, wie es sich entwickelt.

Wegen 2 Situationen (!) sich so zu sorgen, ist vielleicht etwas… übertrieben 😅

Ansonsten: frag die Erzieher:innen beim nächsten Entwicklungsgespräch doch mal nach ihrem Eindruck.

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Die Erzieherinnen fragen ist hier sinnlos... Er ist im Kiga gut etabliert, kennt die Kinder und kann dort gut Grenzen setzen. Das Problem hat er nur bei fremden Kindern. Und in der Schule wird er nunmal auf einige fremde Kinder treffen, auch zu Beginn in seiner Klasse... Das waren jetzt nur zwei Beispiele vom Spielplatz 😉 Er gerät natürlich auch nicht ständig dort in Konflikt. Ich sehe das Verhalten jetzt, da er Vorschuli ist, einfach etwas kritisch und möchte lieber vorbeugend etwas dran arbeiten. Wenn in der Schule erstmal gemobbt wird (was an seiner Grundschule leider schon häufiger ein Problem war 🙈), wird es deutlich schwieriger, das Blatt noch zu wenden. Dass das Problem nicht dramatisch ist, ist mir schon klar 😅 Aber ich gehe Probleme gerne proaktiv an, bevor sie sich möglichweise unangenehm ausweiten...
Wenn ich ihm jetzt die richtigen Tools an die Hand gebe, wird das sicherlich nicht schaden.

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Wenn du jetzt aber zuviel „machst“, schürst du vielleicht unnötige Ängste.

Auch im Kindergarten war er ja mal neu und hatte „fremde“ Kinder. Trotzdem hat er es gut hinbekommen. Und kann Grenzen setzen.

Die Pädagogen haben da aber, grade in Hinsicht auf die Schule, einen guten Blick. Einfach einen anderen, als du. Schildere dort doch deine Sorgen, sie kennen deinen Sohn und ihn in einem Rahmen ohne Mama im Hintergrund, die ihn verteidigt.

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Wenn er Lust dazu hat, würde ich ihn auch in einem Kurs anmelden. Mein Sohn war damals super beim Taekwondo aufgehoben. Allerdings hat der Trainer nicht nur die sportlichen Aspekte berücksichtigt, sondern auch ein Coaching dazu gemacht.

Z.b gab es am Anfang der Stunde einen Kreis, in dem besprochen wurde, wie es den Kindern in der letzten Woche so ging und was ihnen passiert ist. Da konnten solche Szenen, wie du sie beschrieben hast, z.b angesprochen werden.

Der Coach ist dann konkret darauf eingegangen, was man in der Situation tun kann. Natürlich, ohne den anderen zu verletzen. Es gab Übungen, die das Selbstvertrauen gefördert haben, es wurde geübt, sich zu wehren (auch laut Nein Stopp. Lass das! rufen), und natürlich in dem Alter auch noch viel gespielt und getobt.

Mein Sohn hat es geliebt und 8 Jahre lang durchgezogen. Leider wurde die Kampfsportschule dann geschlossen, jetzt macht er Krav Maga. Es ist ein Hobby fürs Leben geworden.

Einfach mal ausprobieren, vielleicht hat er ja Dpaß daran.

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Danke, wir werden das Taekwondo Training bei uns im Ort mal ausprobieren 👍

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Hi,

es ist auch immer nochmal ein Unterschied in der Situation, Mama ist da und Mama ist nicht da.

Mein Sohn ist bei Mama ist da auch viel kleinlauter anderen gegenüber, wie wenn er alleine ist.
Bin ich dabei sucht er die Rückversicherung und wartet quasi auf mich.

Und dann kommt es auch oft noch darauf an, wie viel größer/älter ist das andere Kind, je größer der Unterschied umso ängstlicher. Auch logisch.

In der Schule hat er seine Freunde um sich und die Pausenaufsicht, die natürlich nicht alles sieht. Aber die Jungs untereinander sind schon manchmal echt wild und manche drehen da leider auf. Da hilft dann nur den Vorfall zu Hause zu besprechen und sagen, was er dann beim nächsten Mal anders machen kann und das eben immer wieder, wenn was ist.
Mein Sohn hat auch immer sofort Tränen in den Augen. Beim Weihnachtsfenster hat ihm ein Klassenkamerad die Kerze ausgeblasen, er hat direkt geweint, eine andere Mutter hat die Kerze dann schnell wieder angezündet und dann war wieder gut.

Er hat trotzdem viele Freunde, die ihn auch verteidigen, wenn ihn mal einer blöd angeht. Umgekehrt hilft er seinen Freunden auch.

Von daher würde ich mir da für die Schule nicht allzuviel Sorgen machen. Sie lernen dazu und wie man sich wehrt. Natürlich muss das in einem normalen Rahmen bleiben. Aber in den 3 Jahre, die mein Sohn jetzt in der Schule ist, ist er deutlich besser geworden darin seine Stellung zu beziehen. Natürlich ist er jetzt auch bei den Größeren, ich bin gespannt wie es dann an der weiterführenden Schule wird :D

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Super, das beruhigt auf jeden Fall! Ich hab halt oft das Gefühl, dass andere Jungs in seinem Alter schon mehr wegstecken können und da etwas taffer sind. Er ist bei so was schon etwas empfindlich 😅 Aber ich hoffe auch, das legt sich noch. Und ja, vielleicht ist es echt ein Unterschied wenn ich als Mama dabei bin 🤔

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Wenn im Kindergarten nichts dergleichen aufgefallen ist und es auch für dich neu ist (so erscheint es mir beim Lesen), ist es vielleicht eine Phase? Viele Kinder (zumindest einige, die ich kenne) sind im Vorschuljahr plötzlich etwas weinerlich, unsicherer. Laut unserer Pädagogin liegt das daran, dass sie ja nun groß sind bzw sein sollten. Sie hören oft, wie groß sie schon sind, dass sie bald in die Schule gehen und auch im Kindergarten wird natürlich von den Großen nun mehr verlangt. Oft sind sie damit ein wenig überfordert und deswegen etwas weinerlich.
Wir haben auch das "Problem", dass sie (kommt auch dieses Jahr in die Schule) sich kaum durchsetzen kann, selten für sich einsteht. Allerdings schon von Anfang an und laufend wurde es besser. Auch im Kindergarten fällt es auf und diesbezüglich wurden schon Gespräche geführt, um sie zu stärken. Sie ist ein sehr friedliches Kind und versucht Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen. Aber immer klappt das natürlich nicht und es gab schon einige Situationen, wo sie mir echt leid getan hat, weil sie nicht für sich einsteht. Sonst ist sie ebenfalls ein sehr offenes und soziales Kind, besucht ihre Kurse, geht zur Nachbarin, bezahlt an der Kasse...
Es wird laufend besser.
Ich kann mir vorstellen, dass es, wie oben erwähnt, nur eine Phase bei euch ist. Oder es ist etwas vorgefallen (womöglich im Kindergarten) weswegen er plötzlich so reagiert. Wenn es jedoch nur diese beiden Situationen gab und im Kindergarten nichts auffällig ist, würde ich mir da nicht so große Sorgen machen. Kann er sich im Kindergarten gut durchsetzen, wird er es bestimmt auch in der Schule schaffen :)

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Hallo :)

ich habe auch so ein "Sensibelchen" und musste schmunzeln bei deinem Beitrag. Gestern habe ich ihn aus dem Kindergarten abgeholt und ihm rufen zwei Jungs "Tschüss Pauli-Schmauli" hinterher und mein Sohn war empört! ;) Er hat den Jungs immerhin kommuniziert, dass er das "nicht hören will, er so nicht heißt und ihn das traurig macht" - ich habe mir in dem Moment ehrlich gesagt aber auch gedacht "beruhige dich und steh drüber".

Er wird seit einigen Wochen heftig von einem anderen Jungen geärgert. Wir sagen ihm da ganz klar, dass er sich HILFE suchen soll bei den Erziehern, sicher aber natürlich auch wehren darf - aber nicht anfangen! Das hat er laut seiner Erzieherin wohl auch mal getan, was sie super fand. :D

Sorgen wegen der Schule habe ich nicht direkt, er muss bzw. WIRD da ein dickeres Fell kriegen (müssen). Wenn er von fremden Kindern auf dem Spielplatz oder so mal "Kontra" kriegt reagiert er auch eher motzig und kommt zu mir, schafft es aber immer öfter seinem Gegenüber seine Gefühle zu kommunizieren - wir sagen ihm eben immer, dass er drüber reden soll. Wegrennen und vor sich hin bocken bringt keinen von beiden weiter und sorgt nur dafür, dass der Rest genervt ist.