Mein Kind ist "willensstark"

...gerade wieder in einem Thread unter mir gelesen.

Geht es Euch auch so, dass man dann gar nicht weiterlesen oder zuhören muss?

In 99% der Fälle weiß man eh schon dass es an unreflektierten Eltern liegt die "bedürfnisorientiert" Erziehen und jedes Verhalten des Kindes schön reden, klein reden oder ignorieren...

Bearbeitet von Mumofkids2
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Geht es euch auch so, dass, wenn jemand 'willensstark' und 'bedürfnisorientiert' in Gänsefüßchen schreibt, ihr gar nicht weiterlesen müsst?

In 99% der Fälle weiß man eh schon, dass es unreflektierte Eltern sind, die autoritär erziehen und jedes ungewünschte Verhalten der Kinder durch Dressur statt Erziehung abtrainieren wollen! Und jedes Bedürfnis des Kindes klein reden oder ignorieren....

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Auf den Punkt
Danke für den guten Lacher 💐

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Danke!

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Nö. Es gibt nun mal Menschen, die eher dominant, stur und sehr zielstrebig sind, oder sehr genau wissen was sie wollen. Und andere, die eher nachgeben, sich anpassen, harmoniesuchend sind oder schlicht schüchtern. Zu den ersteren passt auch die Bezeichnung willensstark, wenn sie Kinder sind.

Die Tatsache, dass du bedürfnissorientiert in Anführungszeichen setzt, sagt mir schon alles über deine Einstellung ;), brauche ich nicht weiter lesen.

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Nein, nicht zwingend.

Es kommt eben darauf an , ob man den Begriff richtig nutzt. Genau wie bedürfnisorientiert, was ja keinesfalls bedeutet, dass das Kind alles bekommt und nie Nein zu hören bekommt. Also wenn man es richtig macht natürlich :D

Meine Kinder sind beide definitiv willensstark und die Erziehung eine nervliche Herausforderung, weil wenn ein Kind auch nach einer Stunde nicht aufgiebt und immer wieder anfängt und wieder diskutieren möchte, da braucht man gute Nerven, nicht doch irgendwann einzknicken. Aber wenn man das macht hat man da auch verloren.
Die Trotzphase war bei beiden anstrengend, jeder Trotzanfall dauerte mindestens 20 Minuten, bis man wieder an das Kind herankam. Und wir haben hunderte Male erklärt und Gefühlt benannt und unsere Entscheidung erklärt warum es nicht geht. Gefühlt kam es nie an und irgendwann nach Monaten hat es dann endlich klick gemacht und es wurde ein Stück besser.

Mein Sohn ist jetzt 9 und man muss schon gut überlegen wie man etwas begründet, denn er kann argumentieren und dann muss man gegen halten, da ich auch finde, dass das Kind mehr verdient hat als ein einfaches Nein, ohne Erklärung warum. Die Kleine ist erst 5 aber auch da kommt immer, warum und ich kann ich nicht, weil ich mach doch dann und dann, das und dann lieber so und geht das nicht doch eher so.

Ich muss dann manchmal tief durchatmen. Bei beiden hilft es, wenn sie Regeln mitentscheiden dürfen. Der Große z.B. durfte mal seinen Vorschlag machen, was für ihn eine ausreichende Handyzeit ist und das haben wir dann auch so angesetzt.

Meine Kinder sind daher definitiv willensstark, aber nicht unerzogen. Wir können problemlos essen gehen, meine Kinder sitzen brav am Tisch und reden mit uns, oder malen, oder lesen. Da braucht es kein Handy. Von außen bekomme ich nur positive Rückmeldungen wie brav sie sind und dann sie so gut hören. Da wird auch nicht diskutiert, sondern es einfach aktzeptiert.

Ich tröste mich damit, dass es wohl laut Studien willensstarke (also die, die es wirklich sind und nicht die, bei denen es eine Ausrede der Eltern ist) Kinder später im Berufsleben leichter haben und sie erfolgreicher werden und mehr verdienen. Das hilft etwas als Mantra, wenn sie gleichzeitig besonders diskussionsfreudig sind.

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Uuund wie sind deine Kinder?

Oft kommen solche aussagen wie deine von Eltern, die entweder nicht solche Kinder haben oder kennen , oder es nicht für nötig halten sich um dieses „spezielle „ Bedürfnis zu kümmern.

Ich habe schon viele Kinder gesehen und die Unterschiede sind riesig. Jedes kind ist anders. Ich finde es wichtig, dass man individuell auf Kinder zugeht. Bei erwachsenen macht man das auch oder nicht? Da hat man Verständnis und protzt vor toleranz, weil die greta halt so ist wie sie ist. 🤷🏼‍♀️ beim Kind heisst es sofort unerzogen, ohne überhaupt die Hintergründe zu kennen.

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Krass, dass man hier einen Thread eröffnet um über andere zu lästern!!
Ganz ehrlich: was passt denn da bei dir nicht?

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Das ist ja das Schöne an Erziehung. Jeder denkt er macht es richtig. Keine Sorge, am Ende kreiden die Kinder sowieso jedem irgendwas an. Mir. Dir. Einfach allen Eltern. 😉

Ich verstehe aber nicht, warum sich viele an 'Willensstark' reiben? Es gibt nun mal Menschen die sind dickköpfiger als andere. Ich denke auch nicht, dass das ein Erziehungsding ist, sondern schlicht Charakter. Den kann man nun mal nicht ändern, sondern nur versuchen damit umzugehen. 🤷

Aber in einem Forum hast du ja die Wahl. Wenn du nicht weiter Lesen möchtest, dann tu das. Wenn du meinst 'gute Ratschläge' zu haben - hau raus. Es ist doch deine freie Entscheidung. 😉

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Stimme ich voll zu. Und willensstark liegt ja auch im Auge des Betrachters. Jeder definiert willensstark anders, genauso verhält es sich für gut erzogen. Da gibt es ja keinen fixen Kriterienkatalog.

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Guten Morgen,

es gibt einfach willensstarke Menschen. Punkt.
Auch bei den Erwachsenen, im Job, in der eigenen Familie, überall.

Ich finde, dass man deswegen nicht gleich die Ohren anklappen oder das Wort in Gänsefüßchen setzen muss.

Die Frage ist eher, wie man mit einem willensstarken Kind umgeht.

Es ist kontraproduktiv, wenn man als Eltern dauernd einknickt und dem Kind seinen Willen erfüllt.
Ein Kind muss auch mal lernen, dass es etwas NICHT gibt oder dass etwas jetzt einfach nicht mehr möglich ist und es warten muss. Ein Nein hören.
Das ist anstrengend, aber die Arbeit lohnt sich.

Falsch dagegen ist es, diese Eigenschaft als Generalausrede zu benutzen, weil man selber keine Lust hat, mit dem Kind zu diskutieren.

Und ein Stück weit geht auch die Bedürfnisorientierung damit einher.

Bedürfnisorientierung ist wichtig, in vielen Lebenslagen.
Sei es, die richtige Schulform auszusuchen, auf die Kinder unterschiedlich einzugehen, im Urlaub darauf zu achten, dass jeder auf seine Kosten kommt und und und. Die Liste ist lang.

Aber hier muss es in meinen Augen ein Gleichgewicht sein, denn Bedürfnisse hat jeder Mensch.
Und es geht nicht, dass sich alles immer nur um die Bedürfnisse vom Kind dreht.

Auch hier müssen Kinder einfach lernen, dass sich die Welt nicht immer um sie dreht. Dass sie Rücksicht nehmen.

Wenn das Kind das Bedürfnis hat, am Sonntag Morgen in den Garten zu gehen und dort laut plärrend auf dem Trampolin herumzuhüpfen, dann halte ich dagegen. Denn andere Menschen in der Nachbarschaft haben auch Bedürfnisse, z.B. länger zu schlafen oder gemütlich im Garten zu frühstücken, ohne dass durch das Geplärre die Nachbarshunde aufgekratzt werden oder dieses Trampolingequietsche da im Hintergrund zu hören ist.

Oder dass im Hotel oder Restaurant nicht Fangen auf dem Flur oder um die Tische gespielt wird, so verlockend es auch sein mag. Für dieses Bedürfnis ist der Spielplatz da.

Kompromisse sind da wichtiger.

Die Eltern wollen essen gehen, die Kinder am liebsten in ein Fastfood-Lokal.
Gibt es einen Kompromiss? Zum Beispiel ein Burger-Restaurant, wo ich nicht mit dem Plastiktablett herumlaufen muss, sondern gemütlich sitzen kann? Welches aber trotzdem kinderfreundlich ist?

Oder im Urlaub: die Kinder möchten nicht jeden Tag Kultur und wir Eltern möchten nicht jeden Tag Kinderhalligalli. Verständlich.
Also, an einem Vormittag schauen wir uns zB dieses Museum oder jene Kirche an und am Nachmittag gibt es ein Eis und geht es auf den großen Abenteuerspielplatz.
Oder wir besuchen ein Museum für Kinder, wo sie entdecken und anfassen können.


Und manchmal muss es auch bei den Bedürfnissen ein Nein geben.
Wenn ich als Erwachsener mit jemandem spreche, hier war es mal eine Kinderärztin oder die Schwimmtrainerin und mein Kind quatscht dauernd dazwischen, dann hört es auch mal ein klares "Ich spreche gerade mit X und das ist wichtig! Bitte rede nicht dauernd dazwischen!"

Da wurde ich einmal echt sauer, nachdem es ein paar Mal passiert ist, dass ich beim Bezahlen vergessen habe, mein Parkhausticket zu entwerten. Oder beim Metzger/Bäcker irgendwas vergessen habe und daheim dann kein Brot hatte oder der Schinken fehlte.
Wegen diesem Dauergeschnassel neben mir, während ich bestelle oder bezahle.
Ab da habe ich dann immer sehr deutlich gesagt "Sei jetzt mal bitte ruhig, ich möchte mich konzentrieren!"

Aber auch hier habe ich schon erlebt, dass es manche Menschen gibt, deren Kosmos nur noch um die Bedürfnisse vom Kind kreist und/oder die das auch als Ausrede benutzen, wenn das Verhalten von ihnen und dem Kind bei den Mitmenschen auf wenig Gegenliebe stößt.

Bearbeitet von flamingoduck
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Hi,
mal etwas Off Topic kann ich dir da nur Folgendes empfehlen :
Bring deinem Kind bei, dass es zu dir kommt und seine Hand auf deine legt, wenn du dich gerade unterhältst aber das Kind dir was sagen möchte.
Dann legst du deine zweite Hand auf die Hand des Kindes.

Erkläre deinem Kind: Ich möchte nicht dass du einfach dazwischen sprichst, aber leg deine Hand auf meine Hand, dann merke ich, dass du mir etwas sagen möchtest. Als Zeichen lege ich meine andere Hand auf deine und sobald ich fertig gesprochen habe, bist du als Nächstes dran.

Wir haben das genau 4 mal geübt, seitdem klappt es seit Jahren.


Liebe Grüße

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Jein, das so zu pauschalisieren ist ehrlich gesagt auch nicht okay.

Ich benutze diese Aussage auch ab und zu bei meinem 2. Kind, allerdings mit einem Augenzwinkern. Ebenso auch Pädagogen in Gesprächen. Es umschreibt eigentlich eine Schwäche des Kindes, drückt es nur positiver aus. Wie man es in Zeugnissen eben auch liest. Stell dir mal vor hier schreibt eine Mutter: „Mein Kind ist total bockig, will immer seinen Willen, Schreit und nervt.“ Da kennst du aber hier die Urbia-Mütter nicht die dann laut auf einen Einhauen wie man nur so über sein Kind reden kann 🤣

Also wenn man das Wort willensstark richtig verwendet ist es okay. Wenn man aber meint „willensstark“ sei was positives, ok….das ist ein Problem. Ich lese aus willensstark: okay, das Kind hat Probleme und muss noch viel lernen.

Also mein Kleiner ist ein willensstarkes Kind. Anders ausgedrückt: er ist bockig, wütend, rastet förmlich aus wenn er seinen Willen nicht bekommt sodass ich schon oft an den Rand der Verzweiflung gebracht wurde 🙃 Mit Gefühlen kann er richtig schlecht umgehen. Aaaaaber: seit seinem 4. Geburtstag wird es endlich deutlich besser. Wir bleiben dran und versuchen ihn weiter in die richtigen Bahnen zu lenken. Und ich bin mir sicher dass er mit 6 das prima gelernt hat. Willensstark ist eben eine Eigenschaft und es ist nur wichtig, wie Eltern damit umgehen. Man kann seine Kinder in die Richtige Richtung lenken und Wege aufzeigen. Hier hilft viel Struktur, klare Regeln und Konsequenz. Natürlich sind auch Kompromisse möglich ❤️

Bearbeitet von juli111
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Klar kann willensstark auch etwas Positives sein :) meine Tochter ist ultra willensstark. Wenn sie etwas will, will sie es WIRKLICH. Das bedeutet auf der positiven Seite, dass sie sich auch richtig reinhängt, wenn sie etwas können will. Da bleibt sie nämlich genauso hartnäckig, wie sie mit mir diskutiert. Beispiel Perlen auffädeln! Sie probiert und probiert immer weiter, bis sie es geschafft hat.
So anstrengend das ewige Diskutieren für uns sein kann, glaube ich aber, dass ihre Eigenschaft, an Dingen dran zu bleiben, ihr später im Leben sehr viel helfen wird!

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Es kommt eben drauf an wie das Wort benutzt wird und gemeint ist. Mein Sohn wird auch immer willensstark bleiben. Aber im Kleinkindalter war es eben definitiv ein Problem für ihn und sein Umfeld. Man kann willensstarke Menschen ja so lenken, dass sie dennoch sozial sind aber eben positiv willensstark. Da stimme ich dir zu :)

Aber tatsächlich gibt es eben immer mehr Eltern, die jede Eigenschaft seines Kindes schön reden, auch wenn es eben ein Problem darstellt. Das bezieht sich jetzt nicht nur auf willensstark. Es gibt nicht ohne Grund Restaurants die Kinder verbieten. Es gibt immer mehr Eltern, die meinen ihre Kinder dürfen sich immer frei entfalten ohne Regeln und Rücksicht auf andere. Und solche Eltern werfen dann gerne bei unmöglichem Verhalten mit so Flosklen rum: „Mein Kind ist eben willensstark.“ Oder oder. Diese Art von Eltern nerven mich auch extrem.

Daher kann man das alles eben nicht pauschalisieren :)

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Bei dem Wort "willensstark" geht es mir auch so. Das ist für mich auch nur eine sehr euphemistische Umschreibung für "stur". Zumindest wenn man dann die Texte doch weiterliest und merkt, dass eben tatsächlich "stur" gemeint ist in den Situationen, die dort beschrieben werden.

Kommt vielleicht bei einigen Dingen auch wirklich auf die Situation an, aber bislang empfand ich "willensstark" tatsächlich fast immer als Synonym zu "stur".

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Ich finde willensstark und stur sind im Grunde tatsächlich Synonyme für "man hat sich etwas in den Kopf gesetzt". Sturheit ist jedoch eher etwas Negatives, ohne Rücksicht auf Verluste, so aus Prinzip. Willensstärke hingegen ist positiv auf ein Ziel fokussiert, auch zur Not mit Umwegen oder Kompromissen.

Bei einem Kleinkind oder kleineren Kind kann man jedoch noch gar nicht in positiv oder negativ unterscheiden. Dazu sind die Kids auch noch gar nicht in der Lage, weil sie kognitiv nur ihren Willen kennen. Der Rest muss erst erlernt werden. Daher finde ich die positivere Wortwahl "willensstark" erstmal gar nicht so schlecht. Es sagt beispielsweise auch keiner zu einem kleinen Kind, dass es dumm ist, wenn es keine Uhr lesen kann, sondern das es das eben erst noch lernen muss. Positive Bestärkung eben.

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"Sturheit ist jedoch eher etwas Negatives, ohne Rücksicht auf Verluste, so aus Prinzip. Willensstärke hingegen ist positiv auf ein Ziel fokussiert, auch zur Not mit Umwegen oder Kompromissen."

Das finde ich in der Tat sehr interessant, und je länger ich darauf herumdenke, desto mehr sage ich: Jo. Stimmt. Vielleicht hatte ich bei meiner Antwort vorhin diese beiden Aspekte gar nciht weit genug bedacht.

Ich hatte bei der Frage und dem "willensstark" in "" wirklich eher jene Threads vor Augen, wo ein wirklich stures/bockiges/unerzogenes Kind beschrieben wird, aber das Ganze mit "er ist eben willensstark" schöngeredet wird.

Ich kenne den Ausdruck nur hier von Urbia und in einem solchen Kontext.

In meinem Familien- und Freundeskreis oder unter Bekannten fiel das Wort, glaube ich, noch nie. Da ist eher die Rede von "er weiß, was er will" oder "setzt sich durch" oder "ist zielstrebig". Zielstrebig ist wohl eher das Wort, das ich für den Fall kenne, mit dem hier in den Antworten gerade "willensstark" gleichgesetzt wird. Ergo hat für mich "willensstark" eher eine negative Bedeutung, "zielstrebig" eine positive.

Aber das mag man sicher unterschiedlich sehen.

Danke füe den Denkanstoß :-)