Kind lässt bei Kita Eingewöhnungen keine Berührung von ErzieherInnen zu

Hallo,

Meine Tochter, die gerade 2 geworden ist, hat letzte Woche mit der Kita Eingewöhnung begonnen. Sie hat ältere Geschwister, ist Kindergruppen aus der Krabbelgruppe gewohnt, verbringt auch schon längere Zeiträume ohne mich bei Oma und begrüßt Freunde der Familie auch mal gerne mit Umarmung oder setzt sich auf ihren Schoß.

Die Eingewöhnung in unserer Kita läuft so ab, dass drei Tage lang je eine Stunde die Mutter in der Gruppe mit dabei ist, und dann am 4. Tag die Mutter nach 30 Minuten für 5 Minuten raus geht, wenn das gut klappt dann nach 20 Minuten für 10 Minuten, wenn das gut klappt nach 10 Minuten für 30 Minuten, und so weiter.

Die erste Phase mit Mutter hat meiner Tochter sehr gut gefallen, aber sie kam ständig zum Spielen zu mir, obwohl sie ja die ErzieherInnen kennen lernen sollte. Geholfen hat, als ich ein Buch für mich zum Lesen mitgebracht habe und ihr gesagt habe, ich möchte in Ruhe lesen und sie soll mit ihrer Bezugserzieherin spielen. Danach hat sie fast nur noch mit der Erzieherin gespielt und kam selten zu mir. Die erste Trennung von 5 Minuten lief super, aber bei der 2. gestern hat sie schon bei der Verabschiedung geweint und ich wurde nach 5 Minuten wieder rein geholt, weil sie nicht zu beruhigen war. Tatsächlich hat sie während der Trennung Schnulli und Puppe abgelehnt und wollte sich auch nicht von der Erzieherin in den Arm nehmen lassen. Als ich rein kam, hing sie alleine heftig weinend auf einem Stuhl. Sie hat erst nach ca. 20 Minuten aufgehört zu schluchzen, das war für sie extrem lang. Heute habe ich dann der Erzieherin gesagt, dass mir nicht wohl bei einer Trennung ist, wenn meine Tochter keine Co-Regulation zu lässt, weil sie sich ohne Trösten immer weiter rein steigert. Daraufhin haben wir heute nicht getrennt und ein paar Mal versucht, körperliche Nähe zwischen ihr und der Erzieherin herzustellen. Aber wenn sie meiner Tochter nur ganz leicht sanft über die Backe oder übers Bein gestrichen hat, rief meine Tochter: Aua Backe / Aua Bein, und kam gleich aufgebracht zu mir. Auch vorlesen durfte die Erzieherin ihr nicht (meine Hoffnung war, dass dadurch vielleicht Nähe entsteht).

Ich bin jetzt ganz verunsichert. Hatte jemand vielleicht ähnlich Verhalten bei seinen Kindern und kann mir Tipps geben? Wie bekomme ich es hin, dass sie Berührungen von der Erzieherin zu lässt, oder wie kann ich ihr sonst helfen?

LG

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Es hört sich so an, als braucht sie einfach noch ein bisschen Zeit. Nur weil Kitas nach einem Schema eingewöhnen, was sich überwiegend bewährt hat, funktioniert es nicht bei allen Kindern gleich.
So wie ich das verstehe, ward ihr heute (Freitag) den fünften Tag da. Die Erzieherin ist erstmal eine fremde Person und dein Kind muss Vertrauen aufbauen. Bei einigen Kindern geht das fix, andere brauchen länger.
Wir haben z.B. bei der Tagesmutter erst in der zweiten Woche richtig mit rausgehen getrennt. Davor bin ich mal auf die Toilette (Maus durfte mit, wenn sie wollte) oder ich saß im anderen Raum und war langweilig für sie.
Jedes Kind hat ein eigenes Tempo und es ist schön, wenn die Kitas darauf auch eingehen.
Aber grundsätzlich würde ich mir noch keine Gedanken machen, ihr seid ja erst ganz kurz dabei.

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Ich würde einfach noch ein paar Tage dabeibleiben und dann nächste Woche, wenn ihr das Gefühl habt, es entsteht eine Bindung zur Erzieherin, nochmal eine Trennung wagen.
Dass deine Tochter nicht angefasst und gestreichelt werden möchte, sollte die Erzieherin kommentarlos akzeptieren und auch nicht dauernd einen neuen Versuch wagen.

Ich selber hab schon sehr sehr viele Kinder eingewöhnt, und finde das Verhalten deiner Tochter nicht ungewöhnlich. Viele Kinder mögen keinen Körperkontakt, und das ist total ok. Manchmal kommt das im Laufe der Zeit, manchmal nicht. Ich hab während der Eingewöhnung oft meine offene Handfläche in Richtung des Kindes ausgestreckt, wenn ich irgendwo hingegangen bin, als Zeichen, dass das Kind gern an meiner Hand mitkommen kann. Hat das Kind meine Hand nicht ergriffen, hab ich die Handflächen einfach wieder zu mir gedreht. Ohne Kommentar dazu. Manchmal sind sie so mitgelaufen, manchmal wollten sie lieber da bleiben, wo sie gerade sind.
Einfach immer anbieten, mit dem Kind Augenkontakt suchen, ansprechen, Spielangebote machen. Mir war es immer wichtig zu wissen, was das Kind sehr gerne macht, und das hab ich dann angeboten.

Manchmal dauerte es 2 Tage, bis ein Kind sich voll auf mich eingelassen hat, manchmal 2 Wochen, manchmal 2 Monate. Meistens verlief die Eingewöhnung ohne Tränen, höchstens kurz beim Trennen für 2 Minuten. Wir durften uns immer so viel Zeit lassen, wie das Kind gebraucht hat, und anders würde ich es auch nicht wollen.

Lasst euch Zeit, bleibt im Austausch, achtet auf die Signale des Kindes. Hast du Vertrauen in die Erzieherin, kannst du deine Tochter mit gutem Gefühl in der Einrichtung lassen? Das ist Grundvoraussetzung, Kinder spüren das.

Alles GUte, ihr kriegt das hin.

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"Viele Kinder mögen keinen Körperkontakt, und das ist total ok. Manchmal kommt das im Laufe der Zeit, manchmal nicht. Ich hab während der Eingewöhnung oft meine offene Handfläche in Richtung des Kindes ausgestreckt, wenn ich irgendwo hingegangen bin, als Zeichen, dass das Kind gern an meiner Hand mitkommen kann. Hat das Kind meine Hand nicht ergriffen, hab ich die Handflächen einfach wieder zu mir gedreht. Ohne Kommentar dazu."

Meine Tochter hätte dich geliebt ;-).

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Alles vollkommen normal.
Wir sagen den Eltern bei der Eingewöhnung immer, dass sie der sichere Hafen des Kindes sind. Aber der Hafen spielt nicht. Die Kinder können hier Schutz und Sicherheit suchen, aber man sollte nicht mit dem eigenen Kind dort anfangen zu spielen oder Bücher anzuschauen, man sollte sich uninteressant sein, damit das Kind motiviert ist, sich anderen, neuen Dingen zuzuwenden. Man sollte auch auf keinen Fall mit den anderen Kindern spielen. Das löst durchaus Eifersucht bei dem eigenem Kind aus und es wird schwieriger mit der Eingewöhnung.

Und dann einfach Zeit lassen. Wenn du deinem Kind Sicherheit gibst, dann setz dich so hin, dass es sich zwischen deine Beine stellen kann. Beim umarmen darauf achten, dass es eine offene Umarmung ist, so das dein Kind von dir selbst nicht komplett rund abgeschirmt ist. Es sollte jederzeit, wenn es sich von dir weg und zur Gruppe dreht, keine arme und Hände im Weg haben, damit es immer alles sehen kann.

Wichtig ist auch zu wissen: nach 2 bis 6 Wochen kommt die Phase, wo dein Kind kognitiv verstanden hat, dass Kita jetzt jeden Tag stattfindet. Da muss man durch. Das Kind wird dann morgens sehr tränenreich sein, aber bis zum Frühstück viele das dann schon wieder vergessen.

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Ich finde es vollkommen in Ordnung, wenn das Kind sich nicht körperlich trösten lassen möchte, ebsonders wenn es die Person kaum kennt.
Meine Tochter hat sich körperlich in der ganzen Kindergartenzeit von keiner Betreuungsperson trösten lassen....auch nicht von anderen Kindern. Sie hat sich selber reguliert und möchte auch heute (als fast Teenie) ausschließlich von uns Eltern "körperlich" getröstet werden.

Es ist also für mich einfach ein Charakterding, eine Form der Selbstbestimmung und hat überhaupt nichts damit zu tun, das ein Kind nicht betreut werden könnte.
Da gibt es für mich ein ganz anderes Zeichen, was ich in den Jahren beobachtet habe....wenn sie bei Problemen Erzieher/Lehrer/Betreuungskräfte/Hobby anspricht, dann ist sie 100%ig angekommen.

Niemand muß sich von jemandem berühren lassen, wenn er das nicht möchte....das gilt ein Leben lang. Ausnahme: Ärzte, im Notfall und bei wirklicher Notwendigkeit von jedem.

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Danke! Ich denke auch, dass es Charaktersache ist, aber mit 2 kann sie sich eben noch nicht selbst regulieren- das ist mein Problem :(!