eure Umgangsregelungen mit Kleinkind

Hallo!
Ich bin Papa eines 14 Monate alten Kindes. Als der kleine 9 Monate alt war, haben die Mutter und ich uns getrennt. Das war nicht im Streit, sondern wir haben es beide schon länger kommen sehen. Wir wollen natürlich beide das beste für unser Kind. Wir haben gemeinsames Sorgerecht.
Wir wohnen ca. 45 Autominuten voneinander entfernt. Die Mutter hat noch mehrere Jahre Elternzeit. Ich selbst hatte im 1. und 13. LM auch Elternzeit, die ich logischerweise bei den beiden zuhause verbracht habe. Die ersten 9 Monate waren wir auch mal ein Wochenende bei ihr, mal eins bei mir.

Wir haben folgende Regelung beim JA getroffen:
Ich darf montags und donnerstags nach Feierabend ca. 17.30 bis 19 Uhr (seine Bettgehzeit) die beiden besuchen.
Jeden Samstag bringt die Mutter ihn 9.30h zu mir und holt ihn 12 Uhr wieder ab, nach dem Mittagsessen.

JA deswegen, weil wir uns zu zweit nicht einig über den Umgang wurden, das war der einzige Punkt nach der Trennung, bei dem wir wirklich sehr unterschiedliche Meinungen haben. Ich wollte eigentlich gerne schon mehr Zeit mit meinem Sohn verbringen, evtl auch mit Übernachtung (Kinderzimmer usw. ist auch bei mir vorhanden und wurde von ihm ja auch schon benutzt in den ersten 9 Monaten).

Wie sehen eure Umgangsregeln so aus? Ich habe nur wenige Bekannte und Freunde mit Erfahrungen, und alle, mit denen ich rede, wundern sich immer, wie wenig ich meinen Sohn sehen darf. Habe auch schon davon gehört, dass es sehr unterschiedlich beurteilt wird, je nachdem welchen JA-Beamten man vor sich sitzen hat?
Daher die Frage an euch, wie sieht es bei euch aus mit kleinen Kindern bis ca. 3 Jahre? Habt ihr euch auch beim JA beraten lassen und wie waren da die Empfehlungen?

Danke und viele Grüße!

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Hallo Daniel,

bei mir bzw. uns ist es so, dass ich unser Kind in der geraden Woche von Freitagvormittag bis Sonntagabend und in der ungeraden Woche von Mittwochmittag bis Freitagabend habe. Bei uns ging es aber leider über das Gericht und es ging um Wegzug der Mutter mit Kind ca. 1h Fahrtweg entfernt. Unser Kind war zu diesem Zeitpunkt 15 Monate.
Ich wollte Wechselmodell und die Mutter zu dieser Zeit nur den nötigsten Umgang. Gericht und Jugendamt haben dann aber gesagt, dass der Umzug nur mit großzügiger Umgangsregelung einhergeht. Somit haben wir uns darauf geeinigt. Zu erwähnen ist aber noch, dass ich für den besseren Umgang hinterher gezogen bin.

Viele Grüße

Bearbeitet von Gabor86
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Bei uns ist es klassisch: jedes zweite Wochenende (2 Nächte )+ 1 Mal unter der Woche, ebenfalls mit Übernachtung. Die Mutter wollte und will wahrscheinlich immernoch das Wechselmodell, mir ist es aber zu viel.
Mit dem Jugendamt habe ich eher schlechte Erfahrungen. Habe den Eindruck, dass sie einfach irgendeine Vereinbarung durchdrücken wollen, gegen die kein Elternteil gerichtlich vorgehen würde oder sonst Komplikationen verursacht. Das Kind eswohl, geschweige denn die Interessen der Eltern stehen eher hinten an.
Was deine Situation angeht, sehe ich null gründe warum euer Kind nicht bei dir das ganze Wochenende verbringen sollte. Es ist übrigens nett von deiner Ex dass sie es zu dir bringt und dass du nach der Trennung einen Eltermonat mit ihnen verbringen konntest.

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Bitte sei froh darüber, dass die Mutter ernsthaft daran interessiert ist, dass du und euer Kind viel Umgang miteinander habt. Du kannst es dir nicht vorstellen, wie leidvoll es ist, wenn das Gegenteil der Fall ist. Auch dir alles Gute!

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Warum lehnst du das Wechselmodell ab?
Du hast ein Kind in die Welt gesetzt, möchtest dich aber nicht in gleichem Maße wie die Mutter darum kümmern. Das kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.

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Habt ihr denn, als ihr noch in Beziehung wart, zusammen gewohnt und hattest du da tagtäglich Kontakt zu deinem Kind?

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Lieber Daniel,

verzeihe mir die Deutlichkeit von dem, was nun folgt. Ich war (und bin es leider immer noch) in derselben Situation wie du. Kurz nach der Geburt unseres Kindes haben die Mutter und ich uns getrennt. Seitdem herrscht Streit über den Umgang. Meine Forderungen sind lächerlich bzw. absolut normal. Das sieht auch jeder außer mir so (Mediationsstelle, Jugendamt, Verfahrensbeiständin, Richterin), eben bis auf die Kindsmutter. Mittlerweile habe ich etliche Stunden Beratung und Mediation hinter mir, ein Umgangs- sowie ein Sorgerechtsverfahren, verbunden mit vielen tausend Euro Kosten. Ich weiß wirklich wovon ich spreche.

Ich habe anfangs alles versucht. Ich habe verschiedene Mediationsstellen kontaktiert, Beratungen übers Jugendamt, Beratungsgespräche (zusammen mit der Kindsmutter), mit einem Anwalt für Familienrecht. Der Tenor war immer derselbe: „Natürlich ist der Umgang, den der Vater fordert, absolut legitim und entspricht dem Kindeswohl“. Was hat das alles gebracht? Nichts.

Solange die Kindsmutter als Hauptbetreuungsperson (wie es in deinem Fall ja auch gelagert ist) sich gegen mehr Umgang des Kindes mit dem Vater ausspricht, genauso lange bist du der Gelackmeierte. Du rennst von Beratung zu Beratung, von Mediation zu Mediation; mit eben keinem Ergebnis.

Aufgrund der von dir geschilderten Umgangszeiten („Ich darf montags und donnerstags nach Feierabend ca. 17.30 bis 19 Uhr (seine Bettgehzeit) die beiden besuchen.
Jeden Samstag bringt die Mutter ihn 9.30h zu mir und holt ihn 12 Uhr wieder ab, nach dem Mittagsessen.") erlaube ich mir herauszulesen, wie die Kindsmutter zum Umgang des Kindes mit dir steht. Es folgt dem Motto „So viel wie nötig, keinesfalls mehr und am besten so wenig wie möglich mit ihm allein.“ Bei mir war das ähnlich, nur dass es noch mit extrem weiten Strecken Pendeln verbunden war, bis ich den Umzug an den Wohnort der Kindsmutter vollziehen konnte.

Nun mein Rat:

1) Sei nicht naiv. Hör in dich rein: Denkst du, die Kindesmutter ist wirklich daran interessiert, dass du Umgang (bzw. ausreichend Umgang) mit eurem Kind pflegst? Denkst du, sie ist wirklich bereit dazu diesen Umgang sukzessive auszubauen? Nach dem, was du geschrieben hast, denke ich eher, dass dies nicht der Fall ist, im Gegenteil.

2) Der EINZIGE Weg, für dich und euer Kind einzustehen und dich gegen die Willkür der Kindsmutter zur Wehr zu setzen, ist der juristische. Vereinbare in deiner Umgebung ein Beratungsgespräch mit einem Fachanwalt/ einer Fachanwältin für Familienrecht und schildere deinen Fall. Schaue unbedingt darauf, dass die Kanzlei gute Bewertungen hat. Der Anwalt/ die Anwältin wird dir dann die nächsten Schritte erklären. Es kann sein, dass ihr dann ins Umgangsverfahren müsst (alles kein Drama). Es ist aber extrem wichtig, dass du von Anfang an dranbleibst. Nur so kannst du einen einigermaßen vernünftigen Umgang mit deinem Kind aufbauen und eine Grundlage für die Zukunft schaffen. Anders geht es nicht (es sei denn, die Kindsmutter gerät über Nacht zur Einsicht). Auch Argumente wie "das Kind wird noch gestillt" etc. zählen, aber eben nur bedingt. Sie führen keinesfalls dazu, dass du nicht Umgang mit eurem Kind allein haben darfst. Der Grund hierfür ist der, dass deine Expartnerin die Hauptbezugsperson eures Kindes ist. Somit hat sie die alleinige Entscheidungsgewalt, was den Umgang des Kindes mit dir betrifft. Es ist völlig egal, ob gemeinsames Sorgerecht besteht oder nicht.

PS: Es geht mir keineswegs darum, Mütter, die getrennt vom Kindsvater leben, im Allgemeinen anzugehen. Ich kenne persönlich viele Beispiele, wo es wunderbar klappt und die Eltern sich einig werden. Das sind Fälle, bei denen beide Eltern ausschließlich aufs Kind und dessen Wohl schauen. Für die Kategorie bindungsintolerant habe ich jedoch kein Mitleid. Es ist unfassbar, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Frauen versuchen, sich als die einzig wichtige Person im Leben ihrer Kinder zu inszenieren.

Ich hoffe, du wachst auf und das nicht zu spät.
Alles Gute!

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Lieber esgehtumskind,

was waren denn konkret deine Forderungen und wie hat dann das Familiengericht entschieden?
Hat sich danach bei der Kindsmutter etwas geändert?

Viele Grüße

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Meine Forderungen waren zweimal unter der Woche Umgang, stundenweise und eine Übernachtung an jedem zweiten Wochenende (Fr auf Sa) und einige Wochen später zwei Übernachtungen (Fr auf So) an jedem zweiten Wochenende. Zusätzlich forderte ich mehrtägige Umgänge während der Ferien.

Bis zu diesem Zeitpunkt (Juli 23) wurden mir von der KM lediglich wenige Stunden Umgang an jedem zweiten Wochenende gewährt (freitags, samstags, sonntags).

Das Gericht hat beim Umgangsverfahren so entschieden, dass mein Umgang mit unserem Kind (2,5 Jahre) wiefolgt aussieht:

Woche A: an zwei Tagen unter der Woche 4,5h Umgang
Woche B: an einem Tag unter der Woche 4,5h Umgang und von Fr (10:00 Uhr) auf Samstag (17:00 Uhr) eine Übernachtung.

A und B-Woche wechseln sich ab.

Das heißt: Man hat mir in etwa den Umgang zugesprochen, den ich forderte nur weniger Stunden an den jeweiligen Tagen. Gesonderte Ferienregelungen wurden noch nicht aufgenommen.

Ich war damit nicht vollständig zufrieden, da die Zeiten einfach zu kurz sind. Dennoch hatte ich erstmals eine ernstzunehmende Grundlage und war nicht mehr der Willkür der KM ausgesetzt. Der Umgang läuft jetzt so seit Juli 23. Bald wird es wieder vor Gericht gehen und der Umgang erweitert werden. Leider nur so möglich.

Grüße

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Wir haben einem damals dreijährigen und einer damals sechsjährigen das Wechselmodell zugemutet. Anfangs war ich einverstanden, ich wollte dem Vater die Kinder nicht nehmen und den Kindern nicht den Vater nehmen.

ABER was ich später erst begriffen habe, war, dass das Wechselmodell eigentlich überhaupt nicht dem Leben entsprach, dass wir vorher gelebt hatten. Die allerersten Wechsel fanden die Kinder noch spannend, aber nicht lang danach wurde es für den dreijährigen dramatisch. Er entwickelte immer stärkere Trennungsängste, klammerte sich immer mehr an mich, phasenweise konnte ich nicht mehr aus dem Zimmer gehen. (Vor der Trennung ließ sich das Kind problemlos von Nachbarn oder Großeltern betreuen und Kita lief auch). Die Trennungsängste ließen ein normales Aufwachsen nicht mehr zu und versauten den Schulstart. Verbunden mit weitere Schulproblemen landeten wir beinah für mehrere Monate in der Familientagesklinik. D.h. wir sollten über mehrere Monate lang täglich(!!) und ganztägig eine
Kinder- und Jugendpsychatrischen Klinik mit allen Familienmitglieder besuchen. Ich habe das letztlich abgelehnt, da nicht geklärt war, wie ich in dieser Zeit zu Einkommen hätte kommen soll.

Wir haben dann im fünften Anlauf eine Familienberatungsstelle gefunden, die über ca. 1x wöchentliche Sitzungen die Bedürfnisse des Kindes in den Fokus genommen hat. Dann wurde es besser. Alle anderen Anlaufstellen zuvor hatten sich immer nur gefreut, dass der Papa die Kinder betreuen will (wie modern!), alles andere (Kommunikationsprobleme, Stiefmutter, Wünsche des Kindes) aber ausgeblendet.

Ich habe inzwischen noch ein weiteres Kind (anderer Vater), dass ausschließlich bei mir lebt. Dieser Vater will keinen Kontakt. Ich würde diesem Kind mehr Umgang wünschen bzw. hätte ihm gern eine echte Familie gewünscht. Ich muss aber auch sagen, dieses in Ruhe an einem Ort lebende Kind ist deutlich ausgeglichener und offener für andere Personen (Großeltern, Kita, Freunde etc.) als sein Bruder, der im selben Alter damals mit den Folgen des Wechselns zu kämpfen hatte und mir deshalb nicht mehr von der Seite wich.

Bearbeitet von kkjj
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Kind 1 könnte auch ohne dich bei seinem Vater aufwachsen, das wäre wahrscheinlich auch nicht so gewollt?
Falls deiner Meinung nach das dem Kindwohl doch so zuträglich ist, dann weiß ich nicht, warum du dich mit deinem Ex streiten willst?

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????
Um mich geht es in diesem Diskussionsstrang gar nicht. Unsere "Baustellen" darzulegen würde hier den Rahmen sprengen.

Ansonsten aber lies meine Ausführungen noch einmal genau: das Wechselmodell entsprach in unserem Fall nicht dem Kindeswohl. Denn vor der Trennung war ich Hauptbezugsperson, trotz Job und auch an den Wochenenden. Trotzdem hatte ich anfangs dem Wechselmodell zugestimmt, klang ja theoretisch gut. Habe aber in der Umsetzung schnell begriffen, dass das den Kindern nicht zuträglich war. Und nein, weder die Geschwister dauerhaft aufzuteilen noch die Kinder vollständig zum Vater zu geben wäre hier kindswohltauglich gewesen.

Die Kinder wechseln übrigens immer noch, seit mehr als zehn Jahren. Und sind vom ewigen Hin- und her genervt. Habe ihnen tatsächlich später irgendwann angeboten ganz zum Vater zu gehen, um sie zu entlasten. Machen sie aber nicht, wollen sie nicht.

Kannst du dir als Erwachsener vorstellen, jede Woche (oder im anderen Rhythmus) mit Sack und Pack umzuziehen? Das ältere Kind ist mittlerweile in der Abiturstufe und schleppt für die Leistungskurse (Kunst!) und andere Kurse oft die (durchaus preisintensive) Ausstattung und Lehrbücher mit, damit sie Nachmittags lernen kann. Ebenso das Musikinstrument. Die Lieblingsklamotten. Das Buch, das sie gerade liest. Das Fahrrad. Laptop und Tablet mit den gespeicherten Sachen für die Schule. Manchmal den cool stuff für's Wochenende (Mini-Beamer, blue tooth box, Fotokamera und so Zeug, gab es zu Geburtstag und Weihnachten vom Onkel, aber eben nur einmal und nicht doppelt). Dazu noch Plüschtier, Tagebuch, Regensachen, Fahrrad...

Ich glaube, manchem Erwachsenen würde es gut tun, solche ein Hin- und Her selbst durchstehen zu müssen. Wobei... Kollegin von mir wechselt im Nestmodell. D.h. sie zieht wöchentlich um seit ca. einem Jahr. Und hat so die Nase voll vom Hin- und Herziehen.

Und letztlich: ich war gar nicht darauf aus, mit dem Ex zu streiten. Im Gegenteil, wenn schon wechseln, dann wollte ich eine angemessene Kooperationskultur. Rechtzeitige und verbindliche Absprachen zum Wechsel (insbesondere in den Ferien). Austausch zu Problemfeldern (z.B. bei abfallenden Schulleistungen), Fairness bei Veranstaltungen (natürlich dürfen Vater und Mutter zur Schultheateraufführung gehen und nicht nur der aktuelle Betreuungselternteil). Brauchte aber mehrere Sitzungen bei der Familienberatungsstelle um z.B überhaupt: "Wir vereinbaren gemeinsam und rechtzeitig eine verlässliche Ferienaufteilung" zu erreichen.

Disclaimer: Mein Ex-Partner war nicht bösartig, es gab auch keine Machtspiele, es ging ihm nicht darum, mir eins auszuwischen. Aber er war schlicht nicht fähig über seine eigenen Bedürfnisse hinaus zu denken bzw. die Bedürfnisse aller abzuwägen.

Bearbeitet von kkjj
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