Literatur Zwillinge

Ich hatte mir während der Schwangerschaft gebraucht ein paar Zwillingsratgeber gekauft, voller Enthusiasmus gelesen und mir dabei fest vorgenommen, alle Ratschläge brav zu befolgen.

Und dann kamen die Zwillinge zur Welt.

Ich sage es mal so, die Bücher waren in der Zeit danach super praktisch zum Heizen. Brennt klasse, so Papier. Der Inhalt der Bücher, den ich in der Schwangerschaft im Kopf abgespeichert hatte, zerfloss in den ersten Wochen meinem Gehirn zu Brei. Gemischt mit ausgespuckter Muttermilch. Und neongelb explodierten Windeln. Und verschütteten Sab Simplex Tropfen. Und literweise Babysabber.

Was ich damit sagen will: Die Ratgeber sind gut, aber sie ersetzen keine eigenen Erfahrungen. Und was beim Autor super klappte, kann bei deinen Kindern komplett in die Hose gehen. Die Ratgeber sind leider keine allgemeingültige Gebrauchsanweisung für Zwillinge, man muss sich da im Try & Error-Modus durchtesten.

Zumal 80% des Inhalts solcher Zwillingsratgeber normale Tipps für die Säuglingspflege sind: Hochnehmen, Füttern, Wickeln, Tragen, Wochenbett, Spielen, Familie werden, Betreuung, Sicherung der Wohnung ... Da ist es komplett wumpe, ob man nun ein oder zwei Kinder hat.

Der einzige wirklich gute Ratschlag war für mich das rasche Synchronisieren der Zwillinge, damit man ähnliche Schlaf- und Trinkzeiten hat, sowie die Tipps fürs Stillen.

Interessanter finde ich die Ratgeber von Marion von Gratkowski. Sie geht nicht nur auf die Babyzeit ein, sondern auf die vielen Jahre danach. Etwa, wie sich das Wesen und der Charakter von Zwillingen entwickelt, wie man die Kinder als zwei Individuen wahrnimmt und behandelt (und nicht immer als "die Zwillinge"), wie die Zwillinge miteinander interagieren und sich voneinander abtrennen können. Das sind für mich die wirklich wichtigen Ratschläge bei Zwillingen.