Flugreisen

macht Ihr Euch Gedanken über Flugreisen? Versucht ihr sie zu vermeiden? Ich bin immer wieder überrascht, wie selbstverständlich hier mit Kleinkindern in Urlaub geflogen wird.

Ich denke eigentlich, dass ich ein Kind in diese Welt gesetzt habe und daher versuchen sollte, alles dafür zu tun, dass dieses Kind hier auch in 30, 40 Jahren noch gut leben kann. Und wenn man im privaten schaut, sind Flugreisen da ja mit einer der größte Hebel. Ich schäme mich ehrlich gesagt dafür, wie unbesorgt wir früher in Urlaub geflogen sind, versuchen jetzt kreative Alternativen zu finden. Wenn es gar nicht anders geht, dann ... aber wir versuchen uns doch vor jedem Urlaub, die Frage zu stellen, ob es ohne Flug geht. Seit wir das tun, haben wir meist sogar Zug-Alternativen gefunden und das mit-dem-Zug-in-Urlaub-fahren lieben gelernt.

Wie haltet ihr das?

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Ich fliege tatsächlich seit einigen Jahren gar nicht mehr, obwohl ich jetzt nicht sagen möchte, dass ich niemals mehr wohin fliegen werde.
Grundsätzlich ist es natürlich klimaschädlich,
aber man kann sich meiner Meinung nach nicht auf das Reiseverhalten alleine beschränken.
Wer lebt denn klimafreundlicher?
Das kinderlose, vegane Paar, das nur Second-Hand kauft, kein Auto hat und zu zweit in einer 50m2-Wohnung mit gutem Energieausweis wohnt und einmal im Jahr einen Kurzflug nach Griechenland bucht, oder die Familie mit zwei Kindern im EFH mit Gasheizung, zwei Autos, die gerne Fleisch isst, neu kauft und aber keine Flugreisen macht?
Ist halt alles nicht so leicht und hilft auch nicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Wir alle sollten mehr fürs Klima tun und jeder einzelne von uns lebt über seine Verhältnisse.
Und auch wenn die Politik nicht alles regeln kann und wir unser Verhalten auch dringend ändern müssen, so wundert es mich nicht, dass viele fliegen.
Fliegen ist einfach billiger (keine Kerosinsteuer) und es geht meist schneller. Die Zugverbindungen sind unpünktlich, schlecht und teuer - echt ein Witz, was da investiert wird.

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Ich fliege gerne, weil ich Urlaub liebe.
Zu vielen Zielen komme ich nur per Flugzeug.

Auch ein Bekannter, der Klimaaktivist ist, war diesen Sommer mit 3 Kindern für 4 Wochen in Thailand inklusive Inlandsflug dort.

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Nein, wir versuchen sie nicht zu vermeiden. Einfach aus dem Grund, weil eine Änderung in unserem Reiseverhalten keine globale Auswirkung hat. Das heißt nicht, dass mir die globalen Umweltprobleme mit ihren Folgen egal sind. Nur sind meine persönlichen Möglichkeiten, da gravierend etwas zu ändern, sehr eingeschränkt. Gamechanger ist die Poltik und die Gesetzgebung.
D.h. nicht, dass ich im privaten nicht versuche ressourcenschonend zu leben. Unser Bad ist mittlerweile fast komplett plastikfrei, ich versuche auf Versandhandel so gut es geht, zu verzichten und - übrigens ein viel größeres Problem als Flugreisen - lehne jede Art von Fast fashion für mich und mein Familie ab. Aber nur weil ich auf ultrafast und fast fashion verzichte, ändert sich nichts (siehe den Erfolg von shein).
Außerdem bin ich kommunalpolitisch aktiv und nehme somit Einfluss auf Politik. Nehmen wir als Beispiel die Steingärten: Ich glaube ich muss hier nicht die Bedeutung von Biodiversität für Städte erklären, und dass da Steingärtern sehr kontraproduktiv sind. Meine Energie setze ich also lieber dafür ein, dass in der Stadt, in der wir leben, nach Vorbild von anderen Kommunen, Steingärten untersagt werden. Das hat dann direkten Einfluss auf das Stadtklima und auf die Biodiversität. Während es total piepegal ist, ob wir 1 x in den Sommerurlaub fliegen oder den Zug nehmen. (Der Flieger ist dennoch voll). Wichtiger bei Reisen ist mir das Verhalten vor Ort: Muss es denn die große Hotelanlage sein, mit Riesenrasenfläche und großer Poolanlage (Stichwort Wasserknappheit in den südlichen Ländern), oder kann es auch das Appartement am Meer sein?( Mit dem Wissen, dass nur weil ich das kleine Appartement bevorzuge, dennoch die großen Hotelanlagen mit All in gut gebucht werden). Auch hier wird es erst eine Änderung geben, wenn vom Staat regulierend eingegriffen wird, was den Wasserverbrauch von Hotels betrifft.

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Ja wir fliegen bewusster und damit viel weniger. Ganz verzichten, nein, aber wir machen oft in der Nähe Urlaub und auch beruflich fliege ich nicht mehr ständig hin- und her.

Wir haben zu Hause über die letzten Jahre viel modernisiert. Einmal mit Familie nach nur nach Mallorca und zurück entspricht bei uns schon mehr CO2 als wir im Jahr für die Heizung nutzen. Fliegen ist tatsächlich ein ziemlich großer und sehr einfacher Hebel, so dass ich da tatsächlich ein paar Abstriche machen, auch wenn ich sehr gerne fliege. Andere Einsparmöglichkeiten für das Klima sind sehr viel aufwendiger.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ich vermeide auch nicht. Im Alltag tue ich viel für die Umwelt, verzichte auf viel Müll und auf Fleisch und andere tierische Produkte sowieso. Ich bin dafür, dass man Inlandsflüge verbieten sollte, das geht in Frankreich ja auch. Aber einmal pro Jahr in den Urlaub fliegen, das mache ich trotzdem.

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Ich fliege auch manchmal wenn es sich nicht vermeiden lässt (Fam. in außereuropäischem Ausland) aber versuche die Urlaube anders zu planen.
Klar es dauert länger, manchmal mühsamer, aber es ist auch ein Abenteuer und so Versuche ich es zu verstehen. Wenn es geht, will ich auch bald Nachtzug fahren als Familie das habe ich als Kind geliebt.

Aber ja ich finde es auch erst erschreckend wieviel hier mit kleinen Kindern geflogen wird, (von Kreuzfahrten ganz zu schweigen) da glaube ich gibt es ja viele Möglichkeiten die auch per Zug erreichen könnte und absolut gleichwürdig sind.
Da wünsche ich mir schon, dass sich der wahre Preis im Flugpreis abbildet, so dass sich das einfach nicht mehr lohnt.
Ich habe eine App, die mir geholfen hat ein Gefühl dafür zu bekommen, wieviel C02 etwas verbraucht: "ein guter Tag hat hundert Punkte".

Die Argumentation dass es ja sowieso egal ist, finde ich ziemlich deprimierend. Ich glaube lieber dass jede Handlung einen Unterschied macht, auch wenn ich denke dass der Handabdruck (z.B. sich gegen Schottergärten einsetzen) genauso wichtig ist aber das es eben beides braucht, und zwar von beidem soviel wie möglich.

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Viele Dinge, die wir daheim tun, tun wir um unsere eigenes schlechtes Gewissen zu entlasten und um uns gut zu fühlen. "Hier schaut her, wir haben es geschnallt, wir fliegen nicht mehr sondern fahren mit dem Zug in das total angesagte Bio-Bio-Family Resort, weil wir ja so toll sind." WIR bilden uns ein, wir retten die Welt, indem wir mal ein bisschen auf öko tun und verschließen die Augen vor dem Raubtier- Kapitalismus. Wer es wirklich ernst meint mit seinem Tun, rettet nicht die Welt mit ein bisschen Öko Kapitalismus, sondern nur indem er komplett das System boykottiert.
Und da ich dazu zu egoistisch bin, bleibt mir nur die 2. Möglichkeit: Auf politischer Ebene dafür zu kämpfen, dass sich wirklich die Verhältnisse ändern.

Also: Nicht die Klimaschützer, die in Urlaub fliegen, sind die Heuchler, sondern diejenigen, die sich darüber echauffieren.

Und wer jetzt noch mal sagt, dass Flugreisen die Stellschraube sei: https://www.quarks.de/umwelt/kleidung-so-macht-sie-unsere-umwelt-kaputt/

(gibt noch mehr Quellen, die den enormen fossilen Fussabdruck durch Fast fashion belegen, dagegen ist die Flugreise ein Krümel).

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Mmh, aber muss nicht alles gleichzeitig passieren? Der persönliche Wandel (und die Argumentation dass Kleidung viel schlimmer ist, verstehe ich nicht, es muss ja an allem Stellschrauben gedreht werden, an denen es persönlich möglich ist) und das politische Engagement für den Wandel, also Handabdruck vergrößern und Fußabdruck verkleinern.
Und klar kann man kritisch sehen wenn das verkleinern des Fußabdrucks im Vordergrund steht, und ich denke auch dass es immer das Engagement für einen Wandel des Systems braucht. Trotzdem finde ich, dass jede:r soviel er kann beitragen muss angesichts des Ausmaß der Klimakrise, und dazu finde ich Einschränkungen von Urlaubsreisen mit dem Flugzeug für jeden möglich.
Umgekehrt erscheint es mir nämlich heuchlerisch, sich für eine Systemwandel zu engagieren und gleichzeitig alle Strukturen des bisherigen Systems zu nutzen (also Flugreisen genauso wie Fast Fashion)

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Tatsächlich mache ich mir darüber keine Gedanken und fliege dann, wenn ich möchte ganz ohne schlechtes Gewissen.

Allerdings haben wir das Glück ganz im Süden von Deutschland zu wohnen, was bedeutet, dass etliche lohnenswerte Urlaubsziele gut mit dem Auto zu erreichen sind und wir deshalb als Familie nur für besondere Urlaube fliegen und ansonsten das Auto nutzen. Das ist günstiger, praktischer und passt besser zu der Art Urlaub, die wir meistens bevorzugen.

Mein Mann und ich gönnen sich aber durchaus mal 10 Tage Winterflucht auf eine griechische Insel o.ä.
Und auch sonst fliegen wir halt dann, wenn eine Autofahrt nicht sinnvoll ist. Zugfahren ist hier eigentlich nie eine Alternative...

Und wenn wir fliegen, dann ohne die Spur eines schlechten Gewissens. Mir ist reisen sehr wichtig, Dabei lernt man so viel fürs Leben...

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Wir fliegen weiterhin. Nicht jedes Jahr, aber doch regelmäßig.

Ich zeig meinem Kind die Welt mal noch, so lange es geht und ich es zahlen kann.

Ja, ich schau privat schon was ich tun kann: ich habe kein Auto, wohne klein, verzichte auf tierische Produkte aus Massentierhaltung...ist aber eher fürs Gewissen, ich bin der Meinung, dass wir nichts aufhalten werden, egal was wir privat tun. Mal davon ab, dass ganze Regionen der Welt wirtschaftlich drauf bauen, dass man in den Urlaub geflogen kommt.

Die richtig großen Stellhebel bedienen nicht wir kleinen Leute. Mit meinem Konsum kann ich was beisteuern, aber es wird nicht ausreichen.

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Ich/wir können leider nicht ganz ohne Fliegen auskommen, da wir Familie auf 4 Kontinenten und nicht mehr als 30 Tage Urlaub haben.

In Festland-Europa reise ich aber konsequent mit dem Zug (gerade mit Baby aus dem Norden Deutschlands bis Österreich), ja, das dauert etwas länger als Fliegen ist aber sogar stressfreier für den Mini (obwohl die gebuchte Direktverbindung ausgefallen ist).

Wenn sich Fliegen nicht vermeiden lässt zahle ich den echten Preis in Form von staatlich garantierten Ausgleichen (deutlich teurer aber eben auch wirklich vorhanden), und ja, das ist meist das Dreifache des viel zu billigen Flugpreises. Mein Beitrag allein rettet nicht die Welt, aber wenn ich ihn nicht leiste bzw wenn alle denken, ihr "kleines Leben" verändert nix haben wir die Katastrophe schneller, als man gucken kann.

Ich hatte den Vorteil, dass ich in meinen 20ern ziemlich gedankenlos durch die Welt jetten konnte (Auslandsstudium mit Heimflügen, Praktika im Ausland, Work&Travel, Doktorat...), die Gedankenlosigkeit ist definitiv dahin. Für L hoffe ich, dass mein Einkommen so gut bleibt, dass ich, auch wenn (hoffentlich bald!!!) realistische Preise für Flugreisen aufgerufen werden müssen wir dennoch noch etwas von der Welt sehen und unsere Familie besuchen können.

Zum Abschluss noch ein Wort zum Thema "Reisen bildet": Ja, das tut es, aber nicht unbedingt eine Flugreise ins Massentourismusziel mit AI und heimatsprachlicher Animation... Mehr Bildung gäbe es da bei z.B. einer Bahnreise ins nahe Ausland, mit längerer Unterkunft bei privat oder im Appartement und viiieeel Kontakt zu den örtlichen Gegebenheiten. Geht alles auch klimaschonend🙂